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  1. #1
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    Standard Der Feldprediger

    Johann war eine Randfigur, ein Außenseiter, noch ledig. Mit Gelegenheitsarbeiten schlug er sich so schlecht und recht durch, er sammelte Möbel und und anderes vom Müll, die er dann aufpolierte und wieder verkaufte. Für eine reguläre Arbeit war er nicht zu gebrauchen.
    Er las jedoch viele religiöse Bücher und die Bibel, und war so etwas wie ein Laienprediger. Er verfügte über ein großes Wissen von Theologie.

    Wiedereinmal hatte er zu wenig Geld, um etwas zum Essen zu kaufen. Gestohlen hatte er noch nie etwas. Nun hatte er eine Idee, es waren eine ganze Menge Soldaten ganz in der Nähe von seinem Haus angerückt. Die hätten doch sicher immer etwas zu Essen übrig.

    Er zog sich die Uniform von seinem Onkel an. Eine Gammele hatte er auch schon. Sein Nachbar arbeitete im Zeughaus und besorgte ihm Abzeichen, die man auf der Achsel trägt, damit man ein Soldat erkennt, in welcher Kompanie er seinen Dienst absolviert.

    Als die Soldaten dann das Essen bekamen, stellte er sich zuhinterst in die Reihe ein und fasste auch eine Gammele mit Wehrmachtsuppe und Brot, er und bekam dann nochmals eine Gammele mit der Suppe, die er dann nach Hause mit nehmen konnte.

    Am nächsten Tag, als die Soldaten wieder zum Essen kamen, stellte er sich wiederum in die Reihe und bekam vom übriggebliebenem Essen. Die Kompanie führte da draußen auf dem Feld irgend eine Manöver-Übung durch, das heißt viele mussten da stunden lang herumhocken und wussten nicht so recht, was sie da tun sollten, wie das im Militär so üblich ist. Das nutzte Johann aus und fing an, seinen „Kameraden“ von der Bibel zu erzählen und zu predigen. Damit konnten die Wehrmänner die Zeit besser vertreiben. Sie nannten ihn, der Feldprediger, weil er auf dem Feld predigte.

    Am nächsten Tag kam er erneut, er wurde auch wieder verpflegt, dann predigte er wieder. Er las ihnen aus der Bergpredigt vor. Sein Lieblingsvers war: *Sehet die Vögel unter de Himmel an, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und unser himmlischer Vater ernährt sie doch.*
    Johann lebte selber so nach diesen Prinzip. Auf dem Weg nach Hause durfte er sich nicht in Uniform zeigen, damit er ihn ja mit keinem Offizier in Kontakt käme. Deswegen hatte er einen Rucksack bei sich, wo ein Jacke drin war, ein Strohhut, eine Brille und einen Schnauz zum ankleben. Wenn er bei der Truppe war, versteckte er den Rucksack in einer Scheune. Wenn er dann nach Hause ging, zog er sich um und trug auf der Achsel auch noch eine Mistgabel, so hielt man ihn für einen Bauer.

    Doch eines Abends hat er seinen Rucksack in der Scheune vergessen. Jemand hatte ihn dann gefunden und einem Offizier gebracht. Als der den Rucksack öffnete, dachte er, ein dubioser Wilderer wäre in der Gegend, und er meldete das dem Wildhüter. Ebenso war der Name von Johann auch im Rucksack, seine Uniform, ein Schnauz zum ankleben eine Brille und auch leere Patronenhülsen, und eine davon war noch nicht verbraucht worden. So etwas war gefährlich. Johann sammelte solche Hülsen. Doch dann ging ihm ein anderes Licht auf. Der Offizier ließ sich dann von Johannes den Leumundsbericht faxen: *Jetzt haben wir einen arbeitsscheuen Taugenichts, der im Gefängnis war, wegen Dienstverweigerung. Der schleicht sich zur Truppe und will in der Kaserne etwas ausspionieren und einen Anschlag verüben. Jetzt müssen wir noch wissen, wo er sein Gewehr versteckt hat. Also Leute Alarmstufe 1.* Alle Soldaten wurden nun aufgeboten, in allen Scheunen, Gebäuden und
    Alphuetten in der Umgebung nach einem Gewehr oder Waffen zu suchen, auch der Wald wurde durchforscht, sie konnten aber kein Gewehr finden, weil Johann keines hatte. In mehreren Kasernen wurden Inspektionen angeordnet und kontrolliert, ob etwa einem Soldat sein Gewehr fehlen würde, aber es fehlte nichts.

    Der Kommandant der Heerespolizei ließ dann Johann verhaften und in die Kaserne einsperren. Sein Haus wurde durchsucht, sie fanden aber keine Waffen, nur ein paar Militär-Biskuit und eine Gammele. Der echte Feldprediger, der Pfarrer besuchte dann den Angeklagten in der Zelle. Er unterhielt sich lange mit ihm, und stellte dann fest, dass dieser Bursche niemals einen Anschlag plante und er war auch von seinem theologischem Wissen begeistert.

    Dann wurde jeder Soldat ausgefragt, was denn dieser falsche Prediger gesagt hätte, und ob er etwa zu Dienstverweigerung aufgerufen habe. Doch sie sagten, das sei nicht der Fall gewesen, er habe aus der Bergpredigt gelesen: Selig sind die Sanftmütigen..und Sehet die Vogel unter dem Himmel an* etc, mehr konnten die Männer nicht aussagen.

    Der zuständige Verteidiger war auch der Meinung, dass der Angeklagte kein Krimineller sei, es gehe da lediglich um Erschleichen von Wehrmachtsuppe. Aber er rügte die Militärrichter, dass sie eine Zivilperson verhaftet haben. Sie dürfen doch nicht einen Dienstverweigerer, der seine Strafe abgesessen hat, in einer Kaserne einsperren.* Sie hätten den Mann der Polizei übergeben sollen, und die hätten in dann vor den zivilen Richter gebracht. Sie hätten da einen schwerwiegenden Fehler gemacht. Darauf hin ließen sie ihn wieder laufen.

    Am Sonntag war auf dem Tagesbefehl eine Gottesdienst im großen Löwensaal angesagt, aber der Pfarrer war im letzten Moment verhindert zu kommen, es war kein Ersatz zu finden. Da sagte der Pfarrer, sie sollen ruhig der Johann holen, der könne noch besser predigen als er. Die Heerespolizei hat ihn dann wieder geholt, er las wieder aus der Bergpredigt, und gab seine hervorragenden Kommentare dazu, dass fast alle, auch die Offiziere, begeistert waren. Der Oberst lobte ihn für seine Worte und bedankte sich auch. *Ich werde abklären, ob man Sie das nächste Mal auch wieder einsetzen kann. Der Küchenchef wird Ihnen jetzt noch eine Gammele mit Wehrmachtsuppe mitgeben.*
    Geändert von albi2000 (08.08.2018 um 15:39 Uhr) Grund: fehler
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  2. #2
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