Hier nun ein offengartes Geheimnis, die letzte Minute vor meiener Geburt.
,,Hier sind die drei für dich wichtigsten Engel Gottes,
die dir immer wieder auf deinem Lebenswege zur Seite stehen.
Entweder selbst, vereint oder vertreten durch andere Engel Gottes.
Immer nach dem jeweiligen Erfordernis.
Stets aber ist es der Geist Gottes der durch sie zu dir spricht.
Bis du selber auch diesen Geist in dir trägst." Erklärt Horeb mir.
Ich betrachte die drei, welche mir entgegenkommen
und nun vor mir stehen bleiben.
Das helle Leuchten schwebt näher zu mir heran
und in meinem Kopf ist plötzlich ein Gedanke der spricht:
,,Ich bin der Beatus des Herren JESUS CHRISTUS.
Dein mächtiger Schutzengel."
Ich sehe nur das helle Leuchten vor mir in der klaren Luft.
Es schwebt langsam zurück.
Nun tritt der in braun gekleidete heran,
mit seiner hohen, blitzenden Feder am Hut.
,,Ich bin der Geist der Dichter und Denker
und habe unter ungezählt vielen
auch Göthe und Schiller inspiriert.
Ihre Gedichte sollen in ihrer Harmonie und ihrem Versmaß,
ihrem Rhythmus,
zu deiner Ausbildung beitragen.
Für dich habe ich jetzt und hier diese Gestaltung angenommen.
Später wirst du mich in deinen Gedichten wiedererkennen."
Auch er tritt zurück.
Dafür kommt der in schwarz gekleidete zu mir heran,
ergreift meine Hände und spricht:
,,Ich war Schriftsteller auf Erden und auch du wirst schreiben,
wobei ich dir mit meinen Gedanken helfen werde.
Du schreibst viel und wichtiges.
Dabei dienen dir meine Werke im Anfang als Richtungsweisender Leitfaden.
Meine Werke werden viel von dir gelesen,
weil andere dir nicht das geben können was du suchst."
Ich sehe ihm fest in die Augen.
Ohne Wimperschlag hält er dem Blick stand.
Sein Gesicht, also sein Wesen,
präge ich mir genau ein,
damit eine Verwechslung später unmöglich sein soll.
Er läßt meine Hände los und geht zurück.
Dafür wendet sich Horeb mir zu:
,,Ich soll dir von ihnen noch etwas geben.
Es ist eine Kraft, die dich in den Zeiten der Belastung schützt und stützt.
Etwas, welches andere nicht haben.
Aber die Wirkung dieser Kraft wird umso größer,
je stärker dein absolutes GOTTVERTRAUEN von dir entwickelt worden ist."
Er reicht mir etwas zu.
Es ist ein sehr feingliedriges Goldkettchen,
das er mir um den Hals hängt.
Etwas an diesem Kettchen glitzert und blinkert in allen sieben Regenbogenfarben.
Ich betrachte die Stelle genau.
Es ist ein kleiner, zwölfstrahliger Diadem.
,,Nun steht deinem Erdenleben nichts mehr im Wege.
Wir hoffen, das es dein letztes sein wird."
Sagt Horeb und deutet jetzt zu der kleinen, gläsernen Pyramide.
Ihre Flächen sind wie von Glas
in denen sich diese untermarsliche Welt spiegelt
und doch ist sie innerlich dunkel wie Fensterscheiben,
wenn man von draußen nach innen hineinblicken will.
Ein seltsamer, dunkelbläulicher Schimmer geht von dieser Pyramide aus.
Ich gehe hin zu ihr, bleibe aber davor stehen.
,,Lege deine Hände an eine der Flächen." Ermuntert mich Horeb.
Ich ahne was das für Folgen haben wird und tuhe es dennoch.
Welcher Weg wäre mir sonst geblieben?
Kaum berühren meine Hände die Fläche und damit ihr eigenes Spiegelbild,
da rutsche ich auch schon hinein in die Pyramide und falle in einen dunklen, fast schwarzen Raum,
in dem verschiedene Lichtpunkansammlungen zu sehen sind.
Das sind die Galaxien des Weltalls.
Vor mir aber sehe ich eine einzelne, helle Sonne glühen.
Es ist das irdische Tagesgestirn.
Dorthin falle ich mit einem - Gewicht.
Ja, ich spüre es jetzt ganz deutlich, daß ich diesesmal enorm an Masse zugenommen habe.
Unkontrolliert trudele ich durch den Raum.
Ich bin mit meinem Willen nicht fähig, einen wesentlichen Einfluß auf meine Flugbahn zu nehmen.
Da nähert sich mir plötzlich etwas aus diesem dunklen Weltenraum,
das ist genauso dunkel wie der Weltraum selbst und ebenso durchsichtig,
kaum wahrnehmbar und von unheimlich starker Kraft.
Dieses Etwas umfängt mich.
Mein Trudeln hört auf, meine Geschwindigkeit wird unerhört gesteigert und die Flugbahn nun zielgerichtet auf den dritten Planeten dieses Sonnensystems gelenkt.
Der Mars verschwindet hinter uns und erscheint nur noch als schwach schimmernder Punkt.
Der Planet vor mir wird rasch deutlicher und erscheint in azurnem Leuchten.
Es ist die Erde.
Ein weißlich-gelber Trabant umkreist sie, das ist der Mond.
Es bleibt mir kaum Zeit diese Dinge wahrzunehmen,
da tauchen wir schon in die Atmosphäre ein und schweben über einem ockerig-gelben Kontinent dahin.
Später erfahre ich das es die Wüste Sahara in Afrika ist.
Es folgt das Mittelmeer, auf welchem ich sogar Schiffe erkennen kann.
Nun wird es dunkel. Wir sind in den Nachtschatten des Planeten eingetaucht.
Weiter hinab leitet unsere Luftreise, über die Alpen hinweg und bis zum Norden Deutschlands hinüber.
Unser Flug wird langsamer, wir kreisen in etwa viertausend Metern Höhe über der Erde.
Am Boden sehe ich vielerorts Lichtpunkte, von denen sich helle, feine, silbrige Leuchtfäden erheben die, leicht wellig bewegt, bis zu uns hinaufreichen.
Ihre Enden leuchten in verschiedenen Farben.
Zunächst erscheinen sie mir alle gleich.
Doch wie auch wir Menschen uns alle ähneln, desgleichen hier.
Überall entdecke ich mehr oder minder geringe Unterschiede.
Bisweilen sind auch ganz andere darunter.
Die meisten haben alle sieben Regenbogenfarben von denen immer irgendeine vorherrschend ist.
Mitunter fehlt aber eine Farbe ganz, während dann eine andere doppelt vorkommt.
Sehr selten sind Bänder die ganz weiß sind.
Nun sehe ich kleine Lichtpunkte von oben heranschweben die ebenso bunt sind
und kreisend bald den einen, bald den anderen Lichtfaden untersuchen,
ob er mit ihrer Farbenkombination übereinstimmt.
Ist dieses der Fall, so verbinden sie sich mit ihm, denselben verkürzend folgend,
bis sie unten mit dem leuchtenden Lichtpunkt am Boden verschmelzen.
Auch wir erreichen jetzt ein solches Fadenende.
Ich will zugreifen, doch die Kraft zieht mich fort zu einem anderen,
ganz weiß strahlenden Lichtfaden
und diesen läßt sie mich ergreifen.
In demselben Augenblick weicht die Kraft von mir und entschwindet.
Ich aber ziehe den Lichtstreifen durch meine Hände in mich hinein und gleite langsam daran hinab.
Wie lange dieser Vorgang währt kann ich nicht sagen, aber schließlich erreiche ich ein kleines Haus,
eher eine Hütte oder ist es ein Stall?
Und schwebe, dem Licht folgend, durch ein geöffnetes Fenster in ein Zimmer.
Dort wird gerade ein Baby geboren und an ihm endet der Lichtfaden.
Als meine Hände das Baby berühren, rutschen sie hinein und ich falle auch hinein in diesen kleinen Körper.
Doch bevor mein Bewußtsein für kurze Zeit noch einmal erlischt,
bemerke ich eine abermalige Gewichtszunahme von noch nicht erfahrenem Ausmaß.
Lichtblitze zucken durch mein Gehirn.
Ich sehe noch einmal die kristallene Figur aus der Erzählung des Alten,
wie sie mir in die Hand gegeben wird,
vor der leuchtenden Perle und ich sehe den Wanderer,
von der Krankheit entkräftet und niedergeworfen vor der Tür des Pflegers im Regen auf der nassen Erde liegen.
Aber ich sehe auch noch den silbrigen, rosa Streifen am östlichen Horizont.
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