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  1. #1

    Standard Lieber Paulus, heute möchte ich dir einmal schreiben.

    Lieber Paulus, heute möchte ich dir einmal schreiben.

    Seid Jahren kenne wir uns nun schon indirekt. Oft habe ich deine Zeilen, und die welche dir untergeschoben werden, gelesen. Nicht leichter Stoff, welchen du zum Besten gibst, für unsere heutige Zeit, doch leicht verständlich, wenn ich mich in deine Zeit – gedanklich – begebe, was allerdings oftmals nicht so leicht ist. Viele Bücher wurden über dich schon geschrieben, ja du bist interessant, nicht nur für Christen. Du bist ein „Objekt“ – entschuldige diese Bezeichnung - der Wissenschaften geworden. Was wurde nicht alles an Guten und Bösen über dich geschrieben und ich denke mir, du ahntest es schon, weshalb du im Vorfeld immer auch gleich zu relativieren wusstest. Oder wie ist sonst dein Stückwerk zu deuten, deine mahnende Vorsicht zur Prüfung. Nein dogmatisch wolltest dich nicht verstanden wissen und doch hast du genau das indirekt heraufbeschworen, als du Engel deinen Worten unterordnen wolltest.

    Völkerapostel nannte man dich, gleich wohl du nur in deiner kleinen Welt unterwegs warst. Doch du warst eifrig im Reisen und eifrig bei der Flucht vor deinen Feinden. Es tat weh, diese Peitschenhiebe für deine Überzeugungen, und unverstanden fühltest du dich selbst von deinem besten Freund Barnabas, der dir einst die Wege ebnete. Viel hast du einstecken müssen und auch viel ausgeteilt. Das hat sich bis heute nicht geändert, vieles wird dir nachgesagt, Gutes und Schlechtes. Zum Guten, du warst ein Kämpfer für die Sache deines Himmlischen Christus, hast Heiden missioniert, hast durch eifriges Geldsammeln Juden unterstützt, hast gelitten für deinen Glauben, hast alle Register damaliger Rhetorik gezogen, um Menschen für deine Visionen zu gewinnen. Und dann das Böse. Sturkopf nennen dich so manche Theologen, Schriftverfälscher so manche Schriftgelehrten, Frauenhasser so manche Gläubigen und Gelehrte besonders aus der weiblichen Liga, Wendehals so manche Historiker, Schizophren so manche Tiefenpsychologen, einen Häretiker so manche aus deinem Volke, einen Platoniker und Stoiker so manche Philosophen, etc, etc.
    Du siehst Paulus, die Meinungen zu dir haben sich seid deiner Lebenszeit und vor allem kurz nach deiner Lebenszeit nicht wesentlich geändert. Hat man dich deshalb ursprünglich in Vergessenheit geraten lassen? Waren es diese negativen Erklärungen, dass dein Name bis weit nach 100 n.Chr. einen denkbar schlechten Ruf hatte? Und lag darin der Grund, dass ausgerechnet ein Häretiker dich wieder entdeckte und erneut öffentlich bekannt machte? Nun, dir wurde dann schnell unglaubliches Zugedacht, nach deiner Verdammung bekamst du einen besonderen Ehrenplatz neben Petrus und wurdest zum endgültigen Bestandteil des nun erwachenden Christentums der Heiden. Deine Mühe hat sich also gelohnt, auch wenn du fast 50 Jahre auf den Erfolg warten musstest. Und nun ebbt seid einigen Jahren erneut die Diskussion auf, wer war dieser Mann Paulus und schon wieder zieht man dir das heilige Mäntelchen aus, welches dir die Kirche so mühsam zusammen gestrickt hat. Diese Bösen Theologen, diese bösen Historiker, Religionswissenschaftler und Ungläubigen, was wollen sie denn alle nur? Eine berechtigte Frage Paulus, denn du hast uns mit vielen Fragen über dich und deine Aktionen zurück gelassen und auch christliche Geschichtsglättung – übrigens waren sie Meister in dieser Sache – hat nicht geholfen, Antworten auf dich und deine Mission zu geben. Und stell dir vor lieber Paulus, erneut waren es Leute aus deinem Volk, die dir kräftig nachspionierten und die dir ganz besonders innig auf deine Schreibfinger und auf die Schreiber über dich schauten. Und stell dir vor, noch etwas seltsames geschah, vor einigen Jahren fand man einige Schriftrollen in der Nähe von Qumran, den Ort kennst ganz sicher noch bestens, da wurde plötzlich so manches klar über dich und deine Aussagen, was niemand vorher so klar erahnt hatte. Denn deine Nachfolger haben die sog. Essener immer tunlichst überall verschwiegen, ja man ging sogar soweit deren Lehren den Pharisäern unterzuschieben. Ab dieser Entdeckung wusste man plötzlich auch warum. Kann es sein lieber Paulus, dass du ein wenig zu viel von ihren Lehren proklamiert hast? Die Ähnlichkeiten sind doch sicher kaum Zufälle oder doch? Und kann es sein, dass gerade dieser irdische Jesus ein erbitterter Gegner dieser Essener war – die in den Evangelien wundersamer Weise zu Pharisäern wurden, weil ihr Glaube nicht selten den Rahmen des jüdischen Glaubensverständnisses sprengte? Und du bedienst dich dieser Lehren? Das lässt Fragen aufkommen lieber Paulus, die ein ganz neues Licht auf dich werfen, gleich wohl schon früh jüdische und christliche Religionswissenschaftler einen gewissen Verdacht hegten. Was hast du denn die vielen Jahre in der Wüste Arabia = Qumran gemacht? Du weißt sicher doch selbst, dass du nie in Arabien, damals sehr weit weg, warst. Nun, wir wissen ja mittlerweile sehr genau, was mit Wüste Arabia gemeint war und lieber Paulus du hast selbst nie ein Geheimnis daraus gemacht, wenn man deine Worte damals hörte oder las.

    Oft habe ich über dich und deine Beweggründe nachgedacht und oft fragte ich mich oh Paulus wie konntest du vom Saulus zum Paulus werden. War dir dein römischer Name so wertvoll geworden oder ist es so, dass du mit deiner eigentlichen früheren Identität brechen wolltest? Und was war das für eine Identität. Woher kennst du so gut die Stoiker und Platonisten? Das lässt auf eine überaus tiefe philosophische Bildung schließen, die man nicht so am Straßenrand erwarb. Noch mehr frage ich mich jedoch, woher kanntest du die Schule des Philo so gut. Ja sicher, er war hellenistischer Jude wie du, betrieb Mission genau nach dem gleichen Strickmuster wie du, doch er tat es vor deiner Zeit. Sicher, ich weiß Philo und die Essener sind miteinander sehr eng verwoben und eventuell liegt da der Schlüssel zu meiner Frage, doch es waren genau diese, welche sich dir später insbesondere unter den Heiden anschlossen. Oder liegt das Geheimnis in den verschwunden Briefen, welche von dir bekannt sind und Alexandrien, dem geistigen Zentrum der Antike damaliger Zeit und Hauptsitz der Philogemeinschaft, gewidmet waren. Sie sollen überaus zahlreich gewesen sein und du selbst sollt dort gewesen sein wie man aus anderen Quellen hört. Dein großer Gönner Marcion kannte diese Kontakte noch und er selbst gehörte zu den Gnostikern, die dich hoch und heilig verehrten. Du siehst, es umranken dich so manche Geheimnisse und viele offene Fragen.

    Wenn du lieber Paulus wüstest, was mit deinem Schriftgut und so manchem, was dir irrtümlich untergeschoben wird geschah, auch du wirst es sicher aus den Himmeln vernommen haben. Heilige Schriften nennt man diese jetzt. Hättest du das geahnt, ich glaube dir aufs Wort, du hättest sicher anders geschrieben. Was ich sehr merkwürdig finde ist allerdings, dass du, der nie die Schriften wörtlich nahmst, sondern nach deinem Gutdünken frei interpretiertest und rezitiertest nun wörtlich genommen wirst. Selbst die unglaublich vielen Textstellen, welche man heute als Apokryphen oder Pseudepigraphen bezeichnet und deshalb als unheilig gelten, die du aber zitierst, werden heilig genannt. Ist das nicht wirklich merkwürdig? Ja und deine stoischen und platonischen Aussagen wurden auch zur Heiligkeit erhoben. So funktioniert Religionsgeschichte lieber Paulus und du hast etlichen Beitrag durch dein seltsames Reden dazu beigetragen. Du ahnst ja nicht welchen Zwiespalt dein Zwiespalt zur Tora und dessen Geboten, die du merkwürdiger Weise ganz unjüdisch als reine juristische Gesetze bezeichnest, hervorgerufen haben. Paulus einmal ganz ehrlich, du wusstest doch auch, dass kein Jude glaubte durch eine Torabefolgung ins Königtum der Himmel zu gelangen. Nicht einmal deine Erzfeinde die Sadduzäer, welchen du einstmals dientest – auch so eine Besonderheit in deinem Lebenslauf – glaubten das. Kann es sein, dass du oder waren es spätere Redakteure hier etwas mit hellenistischen Ansichten verweckselten: Kultfrömmigkeit führt zum Olymp? Wie dem auch sei, dein Umgang mit der Tora war ziemlich salopp laut deinen Aussagen und so manches Gemüt hast damit sicher verschreckt und es wundert mich nicht, dass der Oberboss Jakobus dem Einhalt gebot.

    Teil 1 ende

  2. #2

    Standard Teil 2

    Teil 2

    Apropos Sadduzäer. Lieber Paulus, wie konntest du dich dazu hinreißen lassen, ihnen zu dienen? Ich dachte du warst Pharisäer? Und du wusstest auch, dass die Pharisäer mit der Urgemeinde sympathisierten, sich Viele ihnen sogar anschlossen. Ärgerte dich das etwa, was dich dann zu den anderen römischen Juden trieb, welche Sadduzäer waren? Oder lehnte man dich deshalb bei den Pharisäern ab, weil du einen Eid auf den Kaiser gesprochen hattest? Klar, die Sadduzäer hatten damit kein Problem, sie waren ja auch römische Beamte – also in dessen Diensten und standen bei Römern auf der Gehaltsliste. Und noch mehr frage ich mich, wie du dich auf den Hohepriester und die Priesterschaft bei Felix berufen konntest, wenn du dich dann doch wieder von ihnen abgewendet hast. Paulus, Paulus, du hast manchmal schon sehr komische Sachen gemacht.

    Auch ein Wort möchte ich an dich richten und dich fragen, woher du die Sache mit den Frauen hast, ja eigentlich weiß ich es schon, doch es wirft noch immer soviel Wirbel auf. Ja richtig die Stoiker, in dessen Augen die Frau nur ein Abglanz des Mannes ist und Frauen sich dem Manne unterordnen müssen, ja am besten Mann die Frauen nicht berühren und erst gar nicht heiraten solle. Sei doch so nett und sage durch Visionen zu Christenmenschen aus welchem Lehrgut du diese Weisheiten hast und das dies das Judentum und die Urgemeinde nie so lehrte. Natürlich weiß ich auch, dass es Apostolinen gab, aber es muß man nicht weitersagen, die Geschichtsglätter haben so schön die Namen geändert, also bitte.

    Noch ein Wort gilt deinem Obrigkeitsgehorsam, welchen du anführst. Du weißt selbst, dass dies die Essener lehrten und im Judentum nie anerkannt war, schon gar nicht von dem Jeshua, der ständig gegen die Obrigkeit der Römer rebellierte. Genau diese Aussage führte viele Wortgläubige in einen Obrigkeitsgehorsamstod und in tiefe Mitschuld an unsäglichen Verbrechen. Paulus, bei allem Respekt, aber hier hast du eindeutig zuviel des römischen Selbstverständnisses durchblicken lassen und das du dann auch noch den römischen Staatseid zum Lehrmaßstab deiner Theologie benutzt lässt tief blicken.

    Zu guter letzt noch das Positive, was ich an dir schätze. Du hast im letzten Teil deines Lebens nie mehr dein Judesein verleugnet und im Römerbrief viel zu relativieren versucht. Doch leider wurden auch diese Worte umgedeutet auf das angeblich neue Israel. Doch Römer 9/4-5 spricht für dich und ich glaube, da hat wirklich dein Herz gesprochen und nicht dein stoischer Verstand.

    So lieber Paulus, nun gut damit. Es gibt so viele Fragen an dich, es will kein Ende nehmen. Ein schweres Erbe hast du Vielen hinterlassen, deinen Landsleuten, Wissenschaftlern, Frauen und Gläubigen. Ich werde mich weiter mit dir beschäftigen müssen und ich glaube mehr denn je, dir und deinem Ansinnen immer näher zu kommen. Ich glaube dir, du hast aus deinem Glauben, deinem Wissen und aus deiner Überzeugung gehandelt, doch ich nehme dich ebenso beim Wort und sehe dein Wirken als Stückwerk, welches dringend geprüft werden sollte und muß. Was ich über dich als Menschen erfahren habe ist viel, denn wir alle sind manchmal all das Negative in uns selbst, was dir zugeschrieben wird. Damit wirst du menschlich in all deinen Schwächen, Irrungen und Wirrungen.

    Sei gegrüßt lieber Saulus, dein Freund

  3. #3
    Registriert seit
    20.12.2006
    Beiträge
    281

    Standard

    Lieber Absalom

    Danke für diesen tollen Beitrag! Dies gibt ein richtig gutes Bild von diesem Saulus-Paulus wieder. Aber ich weiss nicht so recht, ob ich mich auch als sein Freund bezeichnen könnte! *lacht* Zu tief hat sich in mir eine Abneigung vor allem gegen gewisse seiner Verhaltensweisen entwickelt. Du hast mir aber auch ganz neu die Augen geöffnet, wie wichtig das geschichtliche Umfeld beim Lesen dieser Schriften ist. Und vielleicht war sein Ende ja wirklich anders als sein Leben im Allgemeinen.

    liebe Grüsse

  4. #4

    Standard Antwortschreiben aus dem Himmelreich

    Lieber absalom,

    es war nicht leicht, dass ich hier im Himmelreich überhaupt deine zwei Schreiben zu Gesicht bekam und ebenso kompliziert war es hier einen Internetanschluss zu bekommen, so dass ich dir nun Antworten kann. Des Weiteren bin ich sehr froh, dass auch das Pfingstwunder auch an mir etwas passiert ließ und zwar, dass ich nicht nur fremde Sprachen sprechen kann, sondern auch deinen deutsch geschriebenen text lesen konnte.

    Wie auch immer, deine zwei Schreiben haben mich sehr erfreut. Danke.

    Du schreibst, dass wir uns seit Jahren kennen würden. Hmmm, ich kenne dich selbst heute noch nicht. Aber das ändert sich ja nun ein wenig mit deinen zwei Schreiben. Mit dem einander kennen meinst du sicher dein lesen meiner und fremder Zeilen, welche mir untergeschoben wurden. Aber mal unter uns zwei Männern, selbst wenn du alle Romane und schriftlichen Lebenswerke eines Autors gelesen hättest, dann kannst doch, als gebildeter Mensch dir nicht einbilden den Autor kennen zu können.
    Mach dir nichts daraus, du kannst mich ohne umschweife Objekt oder als sonst etwas benennen, denn ich bin tatsächlich kein Mensch mehr, mein Körper ist verstorben und jeder lebende Mensch, kann mich, bzw. meinen hinterlassenen Text und die mir untergeschobenen texte zum Objekt seines eigenen Geistes machen. So auch kannst du mich zum Objekt deiner zwei Schreiben machen.

    Ich bin ein wenig erstaunt, dass du wissen könntest ob ich nun dogmatisch sein wollte oder nicht und bin verwundert wie du mich liest und verstehst. Aber wenn ich es recht überdenke, es kann ja nicht anders sein, als dass jeder meine und mir untergeschobenen Texte für sich selbst versteht. Der gebildete Mensch weiß zum Vorteil weniger gebildeter Menschen darum, dass man nicht mich verstehen kann, wenn man meine und die mir untergeschobenen Texte liest.

    So so, Völkerapostel nennt man mich. Mir reicht es schon, dass man mich überhaupt als Apostel anerkennt, denn hier im Himmel ist das total anders. Wolke drüber. Du beschreibst nun was ich tat und wo ich hin reiste, fast so als ob du dir dies so vorstellen könntest wie es war. Das Vorstellen, wie es wirklich war, unter euch lebenden Menschen und egal wie gebildet und phantasievoll ihr seit, kann aus meiner Erinnerung und dem was ihr so schreibt und vorgebt verstanden zu haben, mir ruhigem gewissen verneinen, denn es war völlig anders, auch anders wie du es schreibst.

    Du fragst: „Hat man dich deshalb ursprünglich in Vergessenheit geraten lassen? Waren es diese negativen Erklärungen, dass dein Name bis weit nach 100 n.Chr. einen denkbar schlechten Ruf hatte? Und lag darin der Grund, dass ausgerechnet ein Häretiker dich wieder entdeckte und erneut öffentlich bekannt machte?“

    Nun zwischen mir und dir lebten Generationen. Ich kann nur bis zu meiner Eigenen sehen und du kannst auf Texte schauen und diesen vertrauen, oder misstrauen, aber wie es tatsächlich in der Zeit zwischen dir und mir zuging können wir beide nie richtig in Erfahrung bringen.

    Dass mir sehr schnell unglaubliches zugedacht wurde liegt im Sein und Vergehen der Dinge. Verstorbenen gedenkt man immer dies und jenes zu und weg. Das beginnt schon bei den Totenreden derer, die dich sogar persönlich kannten. Mir liegt so etwas nicht schwer im Gemüt. Mach dir ebenfalls nichts daraus.

    Verdammt wurde ich also und einen Ehrenplatz neben Petrus habe ich erhalten. Unter uns zwei Schreibern, wir wussten schon damals nicht genau ob dieser Petrus der selbige war, von dem man sagt, dass er Jesus persönlich kannte. In Rom galt es zu überleben und am besten konnte man das bei den Betuchten und Gelehrten. Die Kultur und Macht der Römer zerbröselte und man hielt auch Ausschau nach neuen Religionen. Irgendwo in diese Lücken versuchten wir uns einzurichten. Für uns kamen hier in Rom alle hohen Religionen zusammen und vom Besten versuchten wir das Beste unserem eigenen Glauben einzuverleiben. Das nun daraus sich tatsächlich das Christentum heraus erstarkte ist weniger mir zu verdanken, als den späteren christenfreundlichen Machtverhältnissen in Rom. Aber so genau haqbe ich das nicht mehr mitbekommen.

    Ein heiliges Mäntelchen wird mir an und ausgezogen und das von der Kirche. Na nehmen sie dazu gar meine sterblichen Reste? Zum Glück macht mir dies hier oben nicht viel aus. Die Himmelsgardarobe ist gleich Null und ungemein vollkommen.

    Was diese bösen Theologen und diese bösen Historiker, Religionswissenschaftler und Ungläubigen wollen fragst du? Sie wollen in den Himmel oder ewig auf Erden leben. Was sonst? Und so müssen sie halt über mich nachdenken, weil ich ja schon hier bin. Sie glauben halt wenn sie mich verstünden, den passenden Schlüssel garantiert zu besitzen. Tja, der Glauben war noch nie der richtige Schlüssel zum Himmelreich. Das habe auch ich hier oben erst begriffen.

    Mir hätten Juden auf meine Schreibfinger geschaut? Nun weißt du zu welchem Volk ich gehörte? Bist du dir sicher, dass ich Jude war, oder glaubst du einfach nur meinen Texten?

    Ähm, die Essener und Qumran … da hat man also doch eine ihrer Schriftrollen noch gefunden. Darf ich hier schweigen wie im Gericht. Du weißt schon … alles was gegen mich verwendet werden kann muss ich nicht nennen und hier niederschreiben.

    Ganz so einfach ist das nicht mit den Pharisäern und den Essenern, wie du es vermutest. Aber wie gesagt, ich schweige hier lieber, zum Schutze meiner Ehre auf Erden.

    Weist du, du wirst mir zu aufdringlich mit deinen Fragen. Was ich in Arabiawüste tat und wo diese geographisch lag. Das geht niemandem etwas an, denn geschrieben, was man wissen muss, habe ich und den Rest habe ich absichtlich weg gelassen. Glaube mir, ich hatte da meine Gründe dafür.

    Wie schon gesagt, was willst du über meine jüdische Identität wissen und was weißt du über meine römische Bürgerschaft. Ich bin froh, dass mich Geheimnisse, gerade im Punkt meiner ethnischen Identität undurchbrechbar umgeben. Bedenk, wer aufdecken könnte der kann die gesamte Kirche zum wanken, ja vielleicht zum Einsturz bringen. Also strecke deine Hand nicht danach aus, denn mehr als Bruchstücke kannst du nicht zusammenfügen.

    Ehrlich gesagt, hier im Himmelreich macht man sich über keine Schriften mehr sorgen, ob diese nun bei euch als heilig gelten oder nicht. Aus heutiger Zeitloser Sicht hätte ich kein müh anders geschrieben, sondern völlig anders gelebt, glaube mir. Nun ja, Worte sind im Leben auf Erden Wegweiser, hier im Himmelreich gelten sie als Rauch, Schall und als Vergänglich. Nein, es ist nicht merkwürdig, dass man als Mensch auf Erden dies und jenes heiligt, denn das Heilige scheint so fern. Aber es ist viel näher als du glaubst. Aber Texte berühren dies wenig.

    Man könnte tatsächlich meinen, dass ich Zwiespalt unter die Menschen predigte und schrieb. Aus deiner Sicht ist das vielleicht sogar richtig eingeschätzt. Aber ich sage dir, hier vom blauen Himmel herunter, „Jeder, aber auch jeder Mensch zwiespaltet die Menschen und sich selbst. Da bin ich nicht der Erste gewesen und dass ich so populär unter euch geworden bin liegt nun nicht nur an mir.

    Allerdings gestehe ich, dass ich mich tatsächlich nicht wirklich gut im jüdischen Glauben auskannte. Aber mehr verrate ich nun doch nicht.

    Nun höre doch endlich auf! Sadduzäer, Pharisäer ich nehme keine Stellung mehr dazu. Ich bin dir das was du willst. Geht das in Ordnung für dich?

    Urgemeinde? Was ist das? Die Gemeinde der Neandertaler? Selbst die kenne ich nicht. Diese damaligen innerjüdischen Konflikte haben mich fast völlig verraten und ich erinnere mich selbst hier im Himmel nicht gerne daran. Also bohre nicht weiter, denn ich verrate dir eh nichts. Es war schon das Beste was ich tat und zwar Jesus aus den Juden heraus zu trennen. Dir sollte es reichen, dass Jesus dein Erlöser ist und die Juden … ach, da habe ich mich schon damals mit herumgequält und konnte kein Hüh und kein Hott zusammenfügen, mit denen. Was soll’s, sei ein Kind Jesu, mehr bedarf es nicht.

    Zu den Stoikern und deren kulturellen Ansichten zu Frauen sage ich nun erst recht nichts, denn ich schreibe mir ja nicht nachträglich auf die Stirn was ich so gut zu Lebzeiten verbergen konnte.

    Obrigkeitsgehorsam ist doch gut und vor allen wichtig, wenn man aus einigen alten überkommenen Religionen eine neue lebendige formt. Auch ich gehöre zur Obrigkeit der neuen Kirche. Das war notwendig um die Kirche überleben zu lassen. Ist doch egal woher, von den Römern, oder Gierchen kopiert und adoptiert, hauptsche die Kirche und so auch das Erinnern am mich hat überlebt.

    Am Ende meines leben hätte ich gerne Jude sein wollen, denn ich erkannte, dass man Jesus nicht von den Juden trennen konnte. Die Tora nicht von der neuen Botschaft des Auferstandenen. Es gibt kein neues Volk G“ttes und auch kein neues Israel. Wenn du wüstest wo ich hier im Himmel sitze würdest du verstehen wovon ich schreibe.

    Nun das was ich hinterließ ist vergänglich und kann als Wegzeichen verwendet werden. Aber lieber Mensch auf Erden, an den Wegzeichen habe ich selbst gedreht, zwar nach Gutdünken und gut Glauben und andere haben daran rumgedreht. Darum verlasst euch nicht auf die weisende Richtung und das was man darauf zu lesen sieht, sondern prüft sehr genau. Wohl dem der ohne Kompass und Wegschild zum Himmelreich findet. Komme nicht meinem Ansinnen nahe, denn dein Leben ist zu kurz lieber absalom und bemühe dich besser direkt um die Nähe zum ewigen und einzigen G“tt.

    Salute, salve und Η μητρική μου γλώσσα, για τη Ρεϋνιόν Στο Θεϊκό παράδεισο

    dein Paulus und nicht dein Schoul

  5. #5

    Standard

    Nun dann "Mister Paulus", der jüdische Schreibstile in sich trägt (G"tt) und dessen Muttersprache ein "paradisisches griechisch" zu sein scheint (Wer wohnt da auf dem Olymp? Doch nicht etwa Paulus?).
    Ich musste wirklich herzhaft schmunzeln über diesen Text. Die Antwort ist gelungen und nicht ohne Hintergrundwissen, gleich wohl ich so manchen Erinnerungslücken von dir lieber Paulus schwerlich folgen kann. Aber sicher, es ist lange her und du hast sicher besseres zutun, als unsere nur allzu menschlichen Fragen zu beantworten. In diesem Sinne, dir eine gute Zeit, wo auch immer du diese gerade verbringst in den Himmeln der Glückseligkeiten. Ja richtig, noch immer Schoul, oh welche Eindeutschung dieser Saul. Du bist eben ein Weltenbürger geworden. Bleiben wir dann doch richtiger Weise bei Paulus.

    Ach noch etwas:

    denn dein Leben ist zu kurz lieber absalom und bemühe dich besser direkt um die Nähe zum ewigen und einzigen G“tt.
    Das verliere ich nicht aus den Augen, ich kann das sehr gut trennen, denn ich lebe nicht für verstorbene!

    Ach und grüße mir den User I... herzlichst, ach nein, der ist ja hier!

    Absalom

  6. #6

    Standard


    Ach und grüße mir den User I... herzlichst, ach nein, der ist ja hier!

    Absalom

    Schönheit ist eines der seltenen Wunder, die unsere Zweifel an Gott verstummen lassen.

    (Jean Marie Anouilh)


  7. #7
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    7

    Standard

    Außerordentlich gut verpackt lieber absalom.

    Es so zu lesen war einfach und flüssig und spannend zugleich. So wünschte ich mir manches nahegebracht zu bekommen. Gedanke dazu, werde ich mir noch viele machen - diese Schreiben überliest man nicht nur einfach, sondern so etwas bleibt lange im Kopf und wird noch lange darin arbeiten.

    Grüßle
    Fisch

  8. #8
    Isaak Gast

    Blinzeln Das I... Tüpfelchen auf Erden und Paulus im Himmelreich

    Dieser Thread hat mir herzlich Freude bereitet. Welche Kreativität im Glauben doch möglich ist! Miriam, oder auch bekannter unter Maria, bekommt ja Unmengen irdischer Post und Gebete gesandt, so dass Engelscharen damit beschäftigt sein müssen diese zu Beantworten. Aber so sind Mütter nun einmal, die Söhne können zig Jahre bereits erwachsen sein, oder gen Himmel gefahren sein, sie die Mutter übernehmen all zu gern Aufgaben, welche der Sohn gut auch selbst erledigen könnte. An dieser Stelle ein ausdrückliches Lob den Müttern. Oder ist manches überzogen? Egal, welcher Weg auch immer richtig sei. Der arme Paulus hingegen bekommt so gut wie keine irdische Post und Gebete, selbst wenn man ihn, bzw. was man ihm alles zurechnet, hier auf Erden auf einer Seite hoch heiligt und auf der anderen Seite zerpflückt, oder auch beides in einer Person vollbringt. Mir gefiel die Aussage von ábsalom, dass er Spuren eines sehr menschlichen Paulus in dessen Texten entdeckt und zwar mit allen Ecken und Kanten und irgendwie ist sicher auch eine Art Bewundern, dessen was er Geleistet hat, mit zwischen den Zeilen zu lesen. Ja dieser Paulus hatte sicher ein bewegendes Leben und sicher sind auch seine Werke und Taten zu bewundern. Bis zur Heiligkeit, für Paulus, reicht es mir nicht, aber dass er bis heute Unvergesslich in unserer Erinnerung, wenn gleich wir uns auch zu genüge an Dinge erinnern, die er gar nicht kennt, ist beachtenswert.

    Aber nun wischen wir den Propheten, ähm ich meinte Apostel, von der Kippa und kommen auf den Teppich, den Boden der Erde und Tatsachen zurück. Der gute alte Paulus hat den I… gegrüßt und die Beiden hatten ein beneidenswertes Gespräch, dank absalom.

    Und mir war dieser Thread ein Vergnügen.

    Shalom

    I…

    P.S. Im Übrigen, mit dem I… Tüpfelchen meine ich hier natürlich nicht meine eigene Wenigkeit, sondern den User absalom und ich schließe mich weitgehend der Aussage (#7) von der Userin Fisch an. Einfach schön, gut und mit qualitativem Hintergrundwissen verpackt.
    Geändert von Isaak (17.03.2009 um 09:33 Uhr)

  9. #9
    simple-one Gast

    Standard

    Ach wie gut, daß hier wenigstens einer drauf achtet, wann ein thread zu enden hat und wie die Forenordnung wiederhergestellt gehört.

    Also auch ich hab die Geschichte gelesen und werde sie wohl noch ein 2. und 3. mal lesen müssen, um sie wirklich zu kapieren (bin da manchmal dank eurem schreibstil etwas schwerfällig lol) Aber auch wenn mir das Eine oder andere net dran gefällt, fand ichs mal net schlecht mal zu lesen, auf weelche Ideen und Gedanken manche kommen.

  10. #10
    Isaak Gast

    Standard

    Ach wie schade, dass wir nicht offen, direkt benennen können und nicht mit entsprechenden Mitmenschen direkt in Kontakt treten können, wenn uns etwas nicht gefällt. Nörgeln ist immer erlaubt, aber selten fruchtbar. Ich habe dir ja anbietenderweise, lieber simple-one eine private Nachricht geschickt und damit ein Angebot geöffnet mit mir zu sprechen. Du hast natürlich die Möglichkeit des nicht Antwortens genutzt. Ich frage mich nur, wozu dann noch immer öffentlich nörgeln?

    Aber okay, der eine so und der andere anders.

    Schön, dass du am Ende deines Post beim Thema geblieben bist und das möchte ich nun wieder ebenfalls finden.

    Shalom

    Isaak


 

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