Lieber Tomkat, da das Johannesevangelium wohl zu der wichtigsten theologischen Schrift des Christentums geworden ist, stellt sich die Frage gar nicht, ob es hier um historische Faktizität geht oder nicht. Diese Frage hat sich selbst dieses Evangelium auch nie gestellt, denn die Autoren legen selbst den Grund für diese Schrift fest: Damit ihr glaubt an Jesus, den Sohn Gottes. Das ist eine ganz klar definierte Apologie, die ein Infragestellen in sich ausschließt.
Hier ist auch der Grund für die komplexe Theologie der Reden "Jesu" zu finden, die keines der anderen drei Evangelien kennt.
Wie geht man damit um? Das ist schwierig und muss man wohl für sich selbst beantworten. Es gibt, so glaube, ich allerdings nur zwei Sichtweisen dazu. Entweder man sieht diese Schrift als das an was sie eigentlich laut Autoren ist: Zeugnis für den Glauben, also als Apologie, oder als wirkliches Geschehen, dass allerdings dann den historischen Jesus der Synoptiker ausschließt.
Für mich persönlich gilt Ersteres. Es ist ein rhetorisch gutes apologetisches Werk, dass sich sehr gut in die philosophischen Glaubensschriften dieser Zeit einordnen lässt, wie man nur unschwer bei Sichtung der apologetischen Werke aus dieser Zeit feststellen kann, allerdings mit meinen Glauben nicht das Geringste zu tun hat. Sprich, es hat keine tief greifende Relevanz, für meine Wertung zu Jesus, weil es kaum Historizität in sich birgt und zum anderen, gerade zu die synoptischen Berichte über Jesus vielfach ausschließt (Orte von Handlungen, zeitliche Einordnungen, Lehren, etc..).
Über letzt gesagtes sollte man sich schon im Klaren sein, wenn man mal ganz nüchtern und sachlich eine Gegenüberstellung der Synoptiker mit Johannes durchführt.
Samu
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