Zitat Zitat von tanuki
Hi, lieber Samu, :2
ich habe schon lange eine Frage: diese für mich höchst problematischen Missions"Aufrufe" wie z. B. in Matthäus 28, bis Schluss Matth....wie sind die in die "christliche Bibel"/NT gekommen...m. E. sind sie schier unmögliches Gedankengut für einen Juden, will sagen für den Juden Jesus.
???
Danke schon im voraus für die Beantwortung dieser Frage.
Shalom,
tanuki :12
Nun, liebe Tanuki, Jesus selbst sah sich zu seinen irdischen Zeiten nur zum Hause Israel gesendet. Das ist doch ein historisches Kernfaktum, gleich wohl, er mit Sicherheit auch mit Heiden bedingt in Kontakt kam (Römern), die er selbst als Schweine und Hunde bezeichnete, was der damals gängigen Begriffswelt für Besatzer (Römer oder Heiden) entsprach, wie wir aus vielerlei Quellen wissen.

Mit den Völkern der Erde scheint er zumindest zu seinen irdischen Lebzeiten nichts anzufangen gewusst zu haben. Das Beispiel von der Kanaaniterin spricht da doch deutliche Worte, die seine radikale Ablehnung deutlich hervortreten lässt und ihm kräftige Kritik auch von seinen Anhängern einbringt.

Allein schon aus diesem Blickwinkel erscheint ein Missionsbefehl etwas merkwürdig. Doch bedenkt man die Verstreuung der Juden in der damaligen alten Welt, so könnte es jedoch durchaus so etwas wie Mission gegeben haben, nämlich zur jüdischen Diaspora und schaut man in die Apg. so tun genau dies seine Jünger, sie gehen anfänglich in die Diaspora und verkünden die Frohe Botschaft unter den dort lebenden Juden.

Erst mit Paulus beginnt eine Heidenmission und Paulus gehörte zu der Gruppe im Judentum, die der Meinung war, man müsse auch den Heiden die Lehre Israels nahe bringen und vor allem den Gott Israels. Diese Gruppe entstammt im Wesentlichen dem Diasporajudentum und ist bekannt unter dem Namen die Prosyletenmacher. Einer ihrer größten Vertreter war der Philosoph Philo v. Alexandrien. (Da war doch was mit dem Johannesevangelium???) Ja, hier schließt sich der Kreis und man wird nicht erstaunt sein, dass z.B. der Jünger Apollos von Alexandrien, der einst Paulus das Leben schwer machte genau aus dieser Schule des Philo kommt, womit wir zum eigentlichen Punkt kommen, dem damaligen größten Konkurrenten der Missionsgruppe um Paulus, die Schule des Philo, die in ihrem weiteren Verlauf im Christentum aufgegangen ist und hier findet sich auch die Antwort, wie dessen Theophilosophie ins Christentum kam, durch Integration.

Das der Missionsbefehl des Matthäusevangeliums eine Reinerfindung der Kirche ist, ist hinlänglich bekannt, was die Kirche selbst so auch bestätigt.

Samu