Zitat Zitat von Kasper Beitrag anzeigen
Auf der anderen Seite muss man sich natürlich klar machen, dass Aussteiger schon mehr oder weniger per Definition keine neutralen Berichterstatter sind, sondern fast ausschließlich aus einer ablehnenden Position heraus schreiben – denn ansonsten wären sie kaum „ausgestiegen“. Da zudem eine solche Arbeit eine gewisse Motivation nötig macht und dementsprechend meist auf eine gewisse Energie bzw. emotionale Beteiligung hinweist, muss man natürlich sehr vorsichtig sein mit dem Wahrheitsgehalt der entsprechenden Erzählung. Tatsächlich gibt es auch immer wieder falsche Anschuldigungen, die sich bei einer genaueren Untersuchung derselben nicht halten lassen.
Ich denke, du hast nicht ganz unrecht, aber auch nicht recht, zumindest sehe ich das so.
Aussteiger berichten, siehe z.B. die Bücher von Raimond Franz, der früher in der Leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas war, meist darüber, wie SIE ES ERLEBTEN (subjektive Wahrnehmung), während die, die IN der Sekte sind, es ANDERS erleben (selektive Wahrnehmung).

Ein Beispiel:

Nehmen wir einmal an, du wärst ein ehemaliger Sektenangehöriger, und wärst von deinen Eltern dauernd geprügelt worden, weil du nicht still sein konntest. Nun schreibst du darüber in einem Buch oder Artikel, und führst dabei an, dass deine ehemalige Sekte die Prügelstrafe erlaubte.
Deine Eltern und Sektenmitglieder deiner ehemaligen Gemeinde/Versammlung werden gebeten, dazu Stellung zu nehmen.
Was werden sie tun?
Werden sie sagen: "Ja, Kaspar wurde von seinen Eltern geschlagen, womit sie den Auftrag der Bibel ausführten, seine Kinder zu züchtigen", oder werden sie nicht eher leugnen, vor allem, da Gewalt gegen Kinder strafbar ist, und die Wahrheit nicht nur Schande über die Eltern, sondern auch über die Sekte, und somit über Gott selbst bringen würde?

Was meinst du, warum Täter aus Kirchen oder Sekten, sowie deren Angehörige und Vorgesetzte,den sexuellen Missbrauch leugnen, und den Opfern oder anderen Schuld geben, nur nicht dem Täter? Der selbe Mechanismus!