Erst dann, wenn wir uns über etwas ärgern, die Sache also verurteilen, dann wird er erst erforderlich, zu vergeben.
Schwierig darzustellen, daher nehme ich mal ein Beispiel:

Herr Klein und Herr Groß haben beide in ihrem Garten am Rand zur Straße einen Kirschbaum stehen.
Die Leute pflücken sich im Vorbeigehen Kirschen.
Herrn Klein ärgert das.
Herrn Groß dagegen stört das nicht.

Beide sind nun gleichermaßen geschädigt, aber da Herrn Groß das nicht stört, sieht er das als keine Schädigung an.
Herr Klein muss nun vergeben, um seinen Ärger loszuwerden.
Herr Groß aber muss sich erst gar nicht in Vergebung üben, da er die Passanten nicht verurteilt, sondern Nachsicht hat mit ihrer Genäschigkeit.

In diesem Beispiel ist es nur eine Kleinigkeit, aber das Beispiel könnte auch auf weit schwerere Fälle erstreckt werden.

Nun gehe ich davon aus, dass Gott das verkörpert, was einzelne Menschen bereits verwirklich haben: eine totale Nachsicht.
Sicherlich muss einer Seele vor Augen geführt werden, wenn diese grob gegen die Menschlichkeit verstoß. Aber eine Zurechtweisung kann doch auch ohne Wut geschehen. Sie dient dazu, diese Seele wieder auf den rechten Weg zu führen.

Wenn aber Gott auch die Einstellung hat, die ja schon manche Menschen verwirklich haben: "diese Seele ist nun mal so, aber sie wird ja noch wachsen in ihren Seelenqualitäten" dann ist da keine Verurteilung und somit muss auch gar nichts vergeben werden.

Ich glaube daher: Gott muss gar nichts vergeben, da Gott zuvor nicht verurteilte.