Nächstenliebe und Toleranz sind für mich eigentlich ganz klare Gegensätze, zumindest im ersten Moment.

Wenn mein Nächster einen Fehler macht, dann ist es meine Aufgabe, ihn darauf aufmerksam zu machen, sofern mir etwas an meinem Nächsten liegt. Seinen Fehler einfach so zu tolerieren, wäre alles andere alsein Freundschaftsdienst. Denn so macht er diesen Fehler immer wieder, wenn ihn keiner drauf aufmerksam macht und es selber nicht merkt. Es kommt nur auf das "wie" an!

In unserer heutigen Gesellschaft ist immer wieder die Rede davon, dass wir tolerant sein müssen, dass wir alles akzeptieren müssen, wenn wir gut sein wollen. Dabei ist Toleranz keine Stärke, sondern eine Schwäche. Toleranz ist Feigheit. Wenn mein Bruder einen Fehler macht, ist es wesentlich einfacher, den Fehler zu ignorieren und zu schweigen, als den Bruder mit der eigenen Meinung zu konfrontieren. Schliessliche könnte der Bruder auf mich sauer sein, oder aber mal ein genaueres Auge auf meine Fehler werfen. Diese toleriert er ja schliesslich auch.
Das macht unser Zusammenleben ja so schön einfach:
Keiner kritisiert den anderen und jeder darf "nach seiner Facon" glücklich werden. Aber führt dies wirklich letztlich zum Glück? Ist diese absolute Toleranz wirklich Nächstenliebe? Oder ist es Gleichgültigkeit?

Nächstenliebe bedeutet, dem Nächsten mit Liebe zu begegnen. Dies bedeutet:
Ihm mit Respekt zu begegnen,
nur das Beste für ihn zu wollen,
ihm zu helfen, wenn er Hilfe braucht,
ihn zu korrigieren, wenn er Fehler macht,
ihn nicht zu verurteilen, wenn er Fehler macht,
seine Meinungen zu respektieren, wenn er anderer Meinung ist
die Bereitschaft, sich vom Bruder korrigieren zu lassen, wenn man selber Fehler macht
sich von Bruder helfen zu lassen, wenn man Hilfe braucht
ihm in jederlei Hinsicht mit Liebe zu begegnen.