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Baum-Darstellung

  1. #17
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    Lieber Pilatus_Renner

    Vielen Dank für Deine Erwiderung. Ich habe mir heute Morgen Gedanken gemacht, wie ich vielleicht doch noch einmal einen Versuch unternehmen kann, meine Bedenken richtig zu formulieren, ohne das wir uns dabei im Kreis drehen. Und auch wenn ich damit mein eigentliches Arbeitsthema etwas aus den Augen verloren habe, hat es mich doch inspiriert, insofern möchte ich mich insgesamt für deine Anregungen bedanken. *ggg*

    Ich denke so langsam, das ein wesentliches Problem darin besteht, dass es einfach nicht eindeutig klar ist, was wir meinen wenn wir von Wundern sprechen. Meint Wunder nun etwas außerhalb der Naturgesetze stehendes? Meint Wunder etwas unerklärbares? Oder vielleicht nur eine Gefühlsreaktion? Oder explizit ein Eingreifen von Gott?
    Du sagst ölende Bilder sind keine Wunder, fangen wir doch mal von der anderen Seite an.... Warum sind sie es nicht?

    Eine Antwort wäre, weil ich erklären kann wie die Situation zustande kommt. Aber ist es deswegen undenkbar etwas als Wunder zu empfinden, weil ich die physikalischen Aspekte und die kausale Struktur durchschaue? Gut, es wäre sicher kein Wunder mehr, sofern wir annehmen (und erst einmal nur dann) das Wunder etwas außerhalb der Naturgesetze stehendes meint. Aber was ist mit dem anderen möglichen Verständnis von Wunder.

    Was wenn für mich ein Wunder etwas unerklärbares ist? Gut, im ersten Moment ist die genannte Situation an sich auch dann kein Wunder mehr, denn ich kann es ja erklären. Aber ich könnte dennoch das Zustandekommen bzw. die Summierung sämtlicher Zufälle als ein Wunder ansehen, das hast du selbst so auch eingeräumt und auf die Ähnlichkeiten in der Definition von Zufall und Wunder habe ich schon hingewiesen. Wenn Wunder also etwas unerklärbares meint, dann mag dies zwar nicht auf das eigentliche Ergebnis zutreffen, aber die Erklärbarkeit der Hintergründe ist kein zwingendes Kriterium um Wunder kategorisch ausschließen zu können. Und wenn – wie von dir eingeräumt – du in unserer Existenz ein Wunder in der Verkettung von Zufällen sehen kannst (bzw. tust), warum überrascht es dich, wenn es anderen Menschen in anderen Situationen aufgrund solcher Verkettungen ebenso ergeht?

    Wie sieht es mit Gefühlsreaktionen aus? Ich meine man kann es nicht nur als Wunder ansehen, man kann es auch so empfinden. Na klar, Gefühle sind .... nun ja, Gefühle eben. Aber als emotionale Wesen ist sie nun mal ein nicht unwesentlicher Aspekt unserer Natur. Bedeutet ein „etwas auf die Gefühle geben“ deswegen etwas schlechtes? Diese Ansicht gibt es, aber ich persönlich halte sie für Selbstbetrug, denn da nun einmal Mensch nie seine Gefühle komplett ignorieren kann, ist der Anspruch selbiges zu tun von vorne herein zum Scheitern verurteilt und jede rein rational gewonnene Erkenntnis die jede emotionale Beeinflussung abstreitet damit meiner Meinung nach in derselben Kategorie angesiedelt wie der Weihnachtsmann – nämlich eine Märchen.

    Natürlich ziehe ich eine Untersuchung von solchen Sachverhalten auch vor, das habe ich ja schon gesagt. Aber wenn ich mir in einem kleinen Gedankenspiel vorstelle, dass ich meinem Ururururgroßvater heute eine Digitalkamera zeige, dann vermute ich, dass dieses Gerät für ihn Zauberei oder ein Wunder wäre. Und selbst wenn ich es ihm erkläre und er seine Funktion verstünde, würde das auch automatisch dazu führen, dass er „vernüchtert“ reagiert? Oder könnte er diese Technik nicht dennoch als ein kleines Wunder empfinden? Unter diesem Verständnis kann ich Wunder ebenso nicht kategorisch ausschließen.

    Ich denke der Knackpunkt aber bei der Frage ist tatsächlich, "glaube ich an Gott oder nicht." Ich werde das gleich näher erläutern, nur am Rande möchte ich darauf hinweisen, dass ich die Existenz Gottes glauben kann oder auch nicht, und ebenso kann ich an die Möglichkeit eines direkten Eingreifens glauben oder auch nicht (oder auch an ein subtiles Eingreifen nicht gegen sondern entsprechend der Naturgesetze).... aber ich kann definitiv nicht mit absoluter Gewissheit und auf der rationalen Ebene die Möglichkeit eines göttlichen Eingreifens ausschließen – zumindest wäre mir eine rational zwingende Erklärung dafür nicht bekannt. Sollte aber der Brustton deiner Überzeugung und deines Eifers ein Hinweis darauf sein, dass du eine solche besitzt, wäre es mir eine Freude wenn du mir hier nachhellfen kannst.

    Wie dem auch sei, warum halte ich die Frage „glaube ich an eine höhere Wesenheit oder nicht“ für nicht uninteressant. Mir scheint bei der Aufdeckung bisher verborgener Zusammenhänge ist der persönliche Bezug zur „Quelle“ nicht unwesentlich für die Beurteilung dieser Erkenntnis. Wenn ich bei einem Illusionisten mir den Trick erklären lasse, dann verschwindet ein gewisser Zauber, die Aura des Wunderlichen. Und es gibt nun Menschen, die sich eher enttäuscht geben, „wie billig der Trick doch ist“ und es gibt Menschen, die ihre Faszination deshalb nicht weniger stark empfinden, wenn sie sich auch von der Illusion weg hin auf die Funktion der Illusion verlagert (z.B. optische Täuschung). Ich habe nun aber den Eindruck (und ich möchte auf den Schnellschusscharakter dieser Überlegung hinweisen) dass viele (nicht zwingend alle) Menschen die „Billiger-Trick“-Reaktion an den Tag legen, weil sie damit zugleich den Verursacher herabwürdigen und damit die „Blamage“ der eigenen Unwissenheit relativieren. Oder auf das konkrete Beispiel bezogen denke ich, dass in einer Kultur, die sich immer wieder einredet die Natur zu kontrollieren, eine einmal gewonnene Erkenntnis immer wieder gerne bagatellisiert wird, um die eigene Erkenntnisfähigkeit im selben Mase aufzuwerten, weil „die Zusammenhänge ja klar sind und nichts besonderes“. Ein gläubiger Mensch hingegen wird vielleicht die Komplexität eher als etwas Erstaunliches würdigen. Insofern könnte ich mir durchaus vorstellen, das die Akzeptanz eines göttlichen Wesens nicht unwesentlich ist, ob ich bei einer Situation die „nicht erklärbaren Aspekte“ als Wunder empfinde, oder sie mir als Zufall von geringer Wahrscheinlichkeit „erkläre“ bzw. mich damit zumindest über mein Gefühl der unzulänglichen Erkenntnisfähigkeit hinwegtäusche (so empfinde ich es oft, reflektierend gerade auch bei mir selbst).

    Kurz zusammengefasst gibt es für mich durchaus nachvollziehbare Gründe „sich zu wundern“ aber kein klares zwingendes Argument, mit der ich die Wahrnehmung eines Wunders als Dummheit oder Aberglauben abtun kann. Dumm wäre es in meinen Augen eher meine eigene Ansicht zum alleinigen Kriterium zu machen und darauf beruhend andere Ansichten zu diskreditieren. Was natürlich aus diesen „Wundern“ gemacht wird, das steht auf einem anderen Blatt und die kommerzielle Ausschlachtung finde ich ebenso fragwürdig wie du. Doch sie entstammt denke ich einer dritte Kategorie, die es bei dem Zauberkünstler wie im echten Leben gibt. Nämlich diejenigen die bei Zauberkünstlern lieber glauben wollen, Herren wie Raven oder Uri Geller und co. hätten tatsächlich überirdische Fähigkeiten .... oder auf unser Beispiel bezogen die nichts von wissenschaftlichen Theorien hören wollen...... das halte ich ebenso fatal wie wahrscheinlich du, denn hier wird einem kindlichen Verständnis Vorzug gegeben und eine Illusion mehr bewundert, als die Suche nach der Wahrheit. Und dass muss auch ich entschieden kritisieren, wenngleich ich verstehe, dass manch einfaches Gemüt sich mit einem solchen Glauben wohler fühlt. Und ich gebe zu, dass ich aus diesen Gründen persönlich die Sicht der Kreationisten nicht ganz nachvollziehen kann, denn gerade sie bezeichnen Satan als Vater aller Lügen und aller Täuschung, wohingegen ich in einem anderen Forum auf den wie ich finde sehr passenden Ausspruch von Edith Stein gestoßen wurde: „Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht.“ .... aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung. ......

    Ergebenst
    Kasper
    Geändert von Lior (14.08.2009 um 17:24 Uhr)


 

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