Ergebnis 1 bis 10 von 26

Hybrid-Darstellung

  1. #1

    Standard

    super gibt ja wieder eine menge zu lesen danke

  2. #2
    maiby Gast

    Standard

    10 – Der Himmel brennt

    Mit vollem Magen rollten wir zum Auto. Bewegungslos schauten wir aus dem Fenster, bis wir das giganti-sche Symbol des Stadions in Charlotte sahen. Ein Basketball und ein Schläger bildeten den Abschluss einer hohen Säule. Das Gelände begann mit einem großen Parkplatzkomplex. Mehrere Lotsen in ihren leuchten-den Warnwesten wiesen uns den Weg. Unser Fahrer stoppte erst, als er den Eingang sah. Er parkte den Truck in eine kleine Lücke auf der Rasenfläche. Das sieht man dort nicht so verbissen. In Deutschland wäre ich sicher, dass ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer kleben würde. Ich war froh, dass ich wenigstens noch ein paar Meter laufen konnte. Barry hatte Eintrittskarten über das Internet gebucht und die Bestätigung ausgedruckt. Die Einlasser lasen den Strichkode und wir durften hinein.

    Es war ordentlich was los. Wir waren wirklich nicht die Einzigen. Es wimmelte wie im Bienenstock. Unendlich viele Menschen rannten hin und her. Es waren viele kleine Stände aufgebaut. Es gab Basecaps, Flaggen, Schmuck und vieles mehr. Geradeaus konnte man das ganze Stadion überblicken. Nun konnten wir die Band sehen, deren laute Bässe wir schon von weitem gehört hatten. Ihre Musik konnte man sich gut anhö-ren, was auch viele taten. Die Ränge des Stadions waren gut besetzt. Aber wir hatten ja Sitzplätze. Die A-merikaner orientierten sich kurz und steuerten dann nach links. Überall war viel zu beobachten, und uns trieb nichts. Langsam und ohne Interesse schlenderten wir an einigen Burger-Restaurants vorbei. Aus jeder Klap-pe roch es anders, aber: Wenn die Maus satt ist, schmeckt das Mehl bitter. Als wir unseren Block mit unse-ren Platznummern gefunden hatten, schauten wir Erwachsenen uns an. Einstimmig abgelehnt. Keiner von uns hatte Lust sich dort brav in die Reihe zu setzten. So genossen wir es hier an der frischen Luft, auf dem Balkon entlang zu spazieren. Am Ende des Weges hatten wir einen genialen Überblick über alles und, wir beobachteten das Treiben.

    Chases Begeisterung hielt sich in Grenzen. Er hat ein wahres Talent, seine Ge-sichtausdrücke völlig entgleisen zu lassen. Mit seiner leidenden Miene erreichte er oft, was er wollte. Er ent-deckte, dass die viele Kinder auf den Rasenanlagen spielten. Sie hatten alle leuchtende orangefarbene Fris-beescheiben, die es irgendwo als Werbegeschenk gab. Seine Augen funkelten, als wir uns in diese Richtung bewegten. Unter den Sitzbänken türmte sich ein ganzer Stapel dieser Frisbeescheiben unbewacht. Carrie schlich sich von hinten heran und nahm sich einen davon für ihren Sohn.
    Zwischen den vielen Decken war auch noch ein freies Plätzchen für uns.

    Barry erfüllte sofort seine Vateraufgaben und opferte sich als Spielgefährte, bis er von einem der anderen Kinder abgewählt wurde. Wir beiden Frauen ließen uns genüsslich ins Gras fallen. Ich weiß nicht, wer von uns zuerst die Schuhe auszog. Wir lagen auf dem Rücken und streckten alle Viere von uns. Am blauen Himmel begann der erste Stern zu leuchten. Der gleiche, der auch über Deutschland strahlt; der gleiche, unter dem meine Beiden zu Hause zu dieser Zeit schliefen.

    Diese Veranstaltung hatte ein Radiosender anlässlich des 200. Jahrestags der Unabhängigkeitserklärung der USA organisiert. So war es auch für mich ein kleiner Unabhängigkeitstag. Ich hatte es wirklich geschafft, ganz alleine dort zu sein. Das war schon toll.

    Die Jungs der Gruppe „Third Day“ sorgten für Gänsehaut am ganzen Körper. Die Massen klatschten und sprangen und wankten nach der Melodie. Allerdings war hier keiner angetrunken, es gab keinen Alkohol. Die Schirmherrschaft hatte die Kirche.

    Es wurde langsam dunkler, und ein dicker Knaller kündigte den Beginn des Feuerwerks an. Die ersten Ra-keten starteten. Es ist zu schön: Du hörst dieses leise Zischen, während ein kleiner, winziger leuchtender Punkt, langsam am Himmel hinauf steigt; wie die Aufnahme einer Sternschnuppe, die zurückgespult wird. Die Spannung steigt. Welche Farbe wird es sein, welche Form und welche Größe. Die Rakete leuchtet auf und jedes Mal hast du dieses „Ahhh“ auf der Zunge. Wenn du es nicht heraus lässt, tut es dein Nachbar. Ich genieße diesen Moment.

    Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich an meine Erlebnisse beim Raketenstart denke. In der Silvester-nacht ließ ich schon oft voller Stolz die Zündschnur brennen. Die eigene, teure Rakete schoss aus der lee-ren Sektflasche heraus. Auch mit dem Zischen klappte es noch ganz gut. Dann allerdings war der Spaß schon fast vorbei, denn mit den Lichtern klappte es oft nicht. Es reichte gerade Mal für ein „Ohhh“.

    Das Basketballstadion war hell erleuchtet, der Himmel stand in Flammen. Eine Rakete folgte der nächsten; Jede war heller als die davor; Jede war größer als die zuvor. Das kann man nicht beschreiben, ich konnte es nur genießen. Es war so, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte.
    Morgens tapste ich als erster durch die Stube. Ich setzte in der Küche zwei Tassen Kaffee auf. Ich schnapp-te meinen Laptop und verschwand nach draußen. Es dauerte nicht lange, da fanden sich dort alle ein, um ihren Kaffee zu schlürfen.

    Es war Sonntag. Es wurden die Glocken geläutet. Wir machten uns fertig, damit wir gemeinsam zur Kirche gehen konnten. Ich freute mich schon darauf, und so verschwand ich in meinem Zimmer. Carrie hatte doch etwas länger mit ihren Haaren zu tun. Da rannte die Zeit schneller als geplant. Wir stiegen ins Auto, und sie raste wie im Film. Die Reifen quietschten in der Kurve. Ich als Beifahrer hielt mich ängstlich fest und schaute skeptisch zu Carrie herüber. Sie lachte schelmisch und kaute wild auf ihrem Kaugummi.

    An der Kirche verschwand Andrew gleich in einen anderen Eingang. Die Kindergruppe in der Chase erwartet wurde, war eine Treppe höher. Die Mutter öffnete die Tür und schob ihn freundlich herein. Wir beide gingen den langen Gang entlang. Ein Ehepaar mit einem kleinen Mädchen auf dem Arm stand auf dem Flur, Carrie begrüßte sie und nahm ihnen das Kind ab. Als die Zimmertür sich schloss, begann dieses kleine Wesen ordentlich Krach zu machen. Alle Versuche sie zu trösten, waren vergebens, es nützte nichts. Die dicke Träne kullerte an ihrer Wange herunter. Als eine weitere Stimme ins Zimmer kam, wurde wieder ein Lächeln in ihr Gesicht gezaubert. Carrie begann an der Schrankwand bunte Plakate zu befestigen. Farben lernen stand auf dem Programm. Mit großen Buchstaben waren die Namen der Farben aufgeschrieben und auf jedem war eine passende Gurke drauf.

    Im Anschluss gingen wir zum Gottesdienst in den großen Saal der Kirche. Es war erstaunlich. Inzwischen kannte ich schon eine ganze Reihe von Leuten. Auch Jake begrüßte mich freundlich. Wir nahmen wieder an der gleichen Stelle Platz, wie vor einem halben Jahr. Chase und Andrew warteten auf uns. Das Programm begann mit dem Chor. Nach den Texten auf dem Bildschirm sangen wir kräftig mit.

    Hinter einer großen Scheibe konnte man eine große Taufwanne sehen. Dort wurden an diesem Tag mehre-re neue Mitglieder in diese Baptistengemeinde aufgenommen. Es waren einige Kinder, aber auch ein paar Erwachsene. Ich fragte Carrie, ob es so auch bei Jana war. Sie bestätigte es mir leise. Zufrieden stand ich neben Carrie. So dicht, dass ich sie ab und zu berührte.
    Als alle nach unten schauten, um zu beten, fühlte ich mich alleine. Ich schaute zu meiner Freundin und ver-spürte den Wunsch meine Hand auf ihre zu legen. Ich tat es nicht, denn es war ihre Zeit. Es war, als wenn ich ihre Gedanken lesen konnte; ihre Sorgen um ihre Familie und ihre Wünsche. Wenige Minuten später schenkte sie mir wieder ein Lächeln.

    Der nächste Pastor stand sprachlos hinter dem Rednerpult. Langsam suchte er nach Worten, doch es ge-lang ihm kaum zu sprechen. Er holte sein Taschentuch aus der Hosentasche, um seine Tränen zu trocknen. Freude und Leid liegen nah beieinander auch in dieser Kirche. Sie lebt durch die Menschen; mit den Men-schen und für die Menschen. Um einen von ihnen ging es, es war der junge Pfarrer Jim. Hilfreich tauchte ein weiter Mann am Mikrofon auf. Er begann den Abschied zu erklären. Seit fast dreizehn Jahren war in dieser Kirche der Pastor Jim mit ganzer Freude des Herzens tätig. Nun folgte er dem Willen Gottes, um an einem anderen Ort zu helfen.

    Die Stimmung im Raum war beeindruckend. Ich hatte diesen netten jungen Mann erlebt, ich hörte seine Predigt, ich verstand ihn gut. Auch ich hatte ihm die Hand geschüttelt. Wie erst mussten sich all diese Bap-tisten und auch Carrie fühlen? Sicher verband sie mit ihm unendlich viele Erinnerungen, sicher hatte er viele ihrer schönen und schlechten Erlebnisse des Lebens mit ihnen geteilt. Diese Traurigkeit verteilte sich in die-sem großen Raum und jeder der Menschen saugte einen Teil davon auf, bis sie verschwand. Gemeinsam beteten sie für ihn und wünschten ihm viel Glück für seinen neuen Weg.
    Auch ich klatschte laut, als Jim mit Schwung auf die Bühne sprang. Als er das Mikrofon in der Hand hielt, war es ruhig: Ich hätte eine Stecknadel auf den Boden fallen gehört. Er bedankte sich für das Privileg, in dieser Kirche als Pfarrer arbeiten zu dürfen und für die freundliche und selbstlose Art der Leute. Auch er kämpfte mit den Tränen und er bat: „ Bitte hören Sie nicht auf für uns zu beten.“

  3. #3

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    oh es geht weiter danke freu mich aufs lesen mach das nachher in ruhe

  4. #4
    maiby Gast

    Standard

    Hallo, Liebe Grüße an alle!

    11 – Pissaminkenalarm

    Da war sie wieder, die Gelegenheit etwas Fastfood zu genießen. Es ist auch wirklich kein Wunder, wenn das Herz einer Mutter schwach wird. Zwei hungrige Kinder flehten Carrie im Auto an, bei Kentucky Fried Chi-cken, welches auf dem Heimweg lag, etwas zu kaufen. Die großen bunten Werbeschilder ließen uns das Wasser im Mund zusammen laufen. Den Rest tat dann der Duft des Chicken Eimers. Wie die wilden Kanni-balen fielen wir zu Hause gemeinsam über diese Flügel und Beine her.

    Am Nachmittag begannen wir die Suche nach den Bilderrahmen. Der erste Weg führte uns zu Wal-Mart. Ich freute mich, denn hier stimmte der Spruch: Die Preise sind unten. Es war immer noch eine schwierige Ent-scheidung. Barry hatte alles, was wir brauchen auf den Zettel geschrieben. Ein Rahmen nach dem anderen landete im Einkaufskorb. Allerdings tauschten wir sie immer wieder um, weil wir in den Regalen ständig neue Angebote entdeckten. Irgendwann schoben wir schnell zur Kasse, ohne nach links und rechts zu schauen. Inzwischen stand mir der Schweiß auf der Stirn. Viel zu schnell hatte die Verkäuferin alles eingetippt. Ich las den Preis 210 § auf dem Display. Ich überlegte: Es hätte ewig gedauert, die vielen kleinen Dollars in Scheine aus meinen zwei Geldtaschen heraus zu suchen. Dazu kam die

    Tatsache, dass ich dann nicht mehr viel Bargeld behalten hätte. Das hätte zur Folge, dass ich Geld aus dem Automaten holen müsste. So ent-schloss ich mich, mit Peters Kreditkarte zu bezahlen. Der Kunde vor mir hatte es ohne Probleme geschafft. Allerdings war es für ihn die Muttersprache. Ich versuchte es auch und reichte der Frau meine Karte. Barry schaute mich mit großen Augen an. Er merkte nicht einmal, dass ich unsicher war. Doch es kamen keine Fragen, die ich nicht verstand. Carrie lachte verständnisvoll. Ich bin gespannt, wie sie es schaffen werden, bei ihrem Besuch in Deutschland.

    Draußen auf dem Tisch rahmte ich meine Pastell- und Aquarellbilder ein. Aus farbigem Papier schnitt ich Passepartouts. Alles musste super ordentlich aussehen. Es war eine ganz schön anstrengende Aufgabe, der Spaß dabei hielt sich in Grenzen. Zum Glück hatte ich es nicht eilig und so konnte ich mir diese Arbeit auf mehrere Tage aufteilen. Zur Belohnung gönnte ich mir die Zeit, um einen Pinsel in die Hand zu nehmen. Mit viel Freude malte ich ein paar Landschaftsbilder nach einem Foto.
    Ich wunderte mich, denn Carrie verschwand mit einer großen Plastikbox auf dem Motorrad. Kurze Zeit spä-ter knatterte die Maschine wieder auf dem Areal.

    In der Kirche war ein Abschiedsessen organisiert. Wir fuhren alle hin. Vor vielen Leuten hielt der Pastor noch eine kleine Rede. Im Raum war ein großes Büfett aufgebaut. Jede Seele hatte ein kleines bisschen dazu beigetragen, damit sie hier gemeinsam speisen konnten.
    Auf dem Tisch standen viele verschiedenen Schalen, Boxen und Teller. Der größte Anteil dieses Essens waren die berühmten Sandwichs. Zwischen dem weichen Weizenbrot waren die verschieden farbigen Auf-striche. Die roten erinnerten mich an unseren Seelachssalat mit Mayonnaise. Ich probierte einige davon. Es schmeckte gut, aber einen speziellen Geschmack hatte es nicht.

    Das Sortiment an Keksen und Chips war ebenfalls beachtlich. Eine einzige kleine Schale stand dort mit ge-sundem Salat. Es war auch völlig ausreichend. Auch viel später konnte ich mir noch Nachschlag holen.
    Als ich am Montagmorgen aufstand, war Carrie zur Arbeit. Barry war draußen am Arbeiten. Er schleppte Holz hin und her, sägte und schien irgendwelche Schuppen zu bauen. Nur Chase war im Haus, er saß al-leine vor dem Fernseher. Da war Kinderanimation gefragt. Diese Aufgabe passte prima in meinen Tages-plan. Der Teich rief mich, ich hörte es ganz laut. Ich freute mich auf das Wasser und vielleicht waren am Morgen auch Fische da.

    Ich suchte in der Küche nach Mehl. An allen Gläsern, die weißes Pulver enthielten, schnupperte ich. Da fehlte doch die Vokabel, um die Schrift zu lesen. Dann rührte ich mir einen schönen Keksteig zum Angeln an. Das Backpulver hatte ich extra für diese Zwecke aus Deutschland mitgebracht. Chase freute sich über meinen Vorschlag. Er schaltete sofort den Fernseher aus und folgte mir. Doch auch an diesem Tag interes-sierten sich diese amerikanischen Fische nicht für uns. So entschied ich mich für Plan B; ich zog meinen Badeanzug an und sprang ins Wasser. Um diese Tageszeit war es wirklich sehr angenehm. Mit meinem Morgenbad verscheuchte ich auch noch die letzten Fische. Wir gaben auf.

    Ich trug alle Sachen und ging voran. Chase stolzierte wie ein Storch durch das hohe Gras der Wiese. Aufge-regt schaute er auf den Weg, damit er jedem Halm auszuweichen konnte und ihn nichts in den Fuß piekte. Meine nackten Füße in den Latschen sahen schon ordentlich zerkratzt aus. Pech, niemand sah es und mich störte es auch nicht.

    Damit unser Spaziergang nicht ganz nutzlos endete, begannen wir Brombeeren in meinen Zinkeimer zu sammeln. Na ja, zugegeben, mein Anteil an dieser Arbeit war etwas größer. Die Ernte von Chase landete fast ausschließlich in seinem Mund. An einer großen Hecke wurden die leckeren Früchte immer größer und es schaffte richtig gut. Plötzlich schrie der Kleine auf der anderen Seite der Büsche. Ich verstand ihn, an seinen Beinen krabbelten Ameisen. „Pissaminken“, wie mein Vater immer sagte. Oft war ich als Kind mit meinem Vater im Wald. Es gab viele Ameisen. Immer holte er sein Stofftaschentuch heraus und legte es sorgfältig ausgebreitet auf die Spitze dieses Ameisenhügels. Millionen dieser kleinen Tierchen rannten beun-ruhigt darüber und „pissten“ drauf. Vorsichtig schüttelte er die Armeisen wieder herunter und einer nach dem anderen von uns inhalierte diesen seltsamen Geruch. Mit dem festen Glauben daran, dass wir dann nicht krank werden.

    Aber an diese Erlebnisse konnte ich nicht lange denken. Das Schreikonzert wurde immer lauter. Lebensbe-drohlich war diese Situation wirklich nicht. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen, aber Chase sah mich nicht. Fleißig pflückte ich weiter und versuchte mich mit ihm zu unterhalten. Ich gab ihm ein paar kluge Ratschläge. Doch er steigerte sich nur. Ich fragte ihn scherzhaft: „Kannst du noch laufen?“ Er brüllte „Nein!“ und er hüpfte von einem Bein auf das andere. Langsam war seine Geduld am Ende. Er begann zu weinen.

    Das zerriss doch mein Herz. Ich ging zu ihm, um zu helfen. Die Ameisen hatten seine Latschen. Er stand barfuss fünf Meter daneben und hatte so viel Angst. Inzwischen krabbelte es auch an meinen Beinen, ich stampfte einmal kräftig auf und schon waren sie wieder verschwunden. Ich brachte den Jungen mit engli-schen Anweisungen dazu, dass er seine Schuhe ausklopfte, er zog sie wieder an und wir erreichten das Haus.

    In der Küche schüttete ich meine Ernte in eine Schüssel. Chase war immer an meiner Seite. Wir kochten eine leckere Fruchtsoße. Um es als ein Dessert anzubieten, fehlte ein Pudding oder so etwas in dieser Art. Reis war wirklich das einzige dieser Art, was ich finden konnte. So versuchte ich es mit Milchreis. Aber leider wurde er nicht so schön dick und klebrig wie zu Hause. Die Gläser gestalteten wir einem Zuckerrand mit Zitronensaft. Dann füllten wir unsere Produkte ein. Es sah richtig schick aus. Es schmeckte allen am Abend.

  5. #5

    Standard

    ich wär bereit für den nächsten teil der geschichte

  6. #6
    maiby Gast

    Standard

    Ach ein treuer Leser! Das muss belohnt werden!

    12 – Stopp

    Vom Spaziergang brachte ich noch eine wenig Islandmoos mit. Sehr groß war meine Ausbeute immer noch nicht. So viel Moos wie in unseren Wäldern, war hier nicht zu finden. Doch ich wollte meine Mäuse-Produktion starten. Diese kleinen Tiere konnte ich mir gut vorstellen als Dekoration in der Ausstellung. Ich dachte, es wäre witzig über meinen Katzenbildern. Holzkugeln, Nähgarn und Wackelaugen suchte ich in meinem Gepäck, weil ich es in weiser Vorrausicht eingepackt hatte. Es klappte prima, allerdings waren die amerikanischen Moosmäuse eine Nummer kleiner.

    Irgendwann gegen Mittag erwachte auch der Teenager Andrew. Gelangweilt saß er neben mir und schaute mir auf die Finger. Eigene Ideen für eine Beschäftigung hatte er nicht. Es war eine irre Hitze draußen. Die Luft war schwül und drückend. Im Haus arbeitete die Klimaanlage, aber es widerstrebte mir im dunklen Räumen zu sitzen. Bei Lampenlicht zu malen geht schon gar nicht. Über dem Gartentisch drehte sich ein riesiger Ventilator völlig lautlos. Es war ein ganz leichter Wind, doch für große Erfrischung sorgte er nicht.

    Chase planschte im kleinsten der Fischteiche. Das dreckige Wasser reichte ihm bis zu den Knien. Sein T-Shirt und seine kurze Hose waren schon nass. Mich störte es nicht, doch ich fragte ihn, ob er nicht lieber im Teich baden möchte. Er war begeistert von meiner Idee. Auch Andrew war dankbar über diese Abwechs-lung. Er verschwand sofort in seinem Zimmer, um seine Badehose anzuziehen.

    Die beiden Jungs zeigten mir ihre Badestelle. „Toll“, dachte ich, denn sie sah auch von dichtem nicht besser aus. Der Boden war genauso weich und orange, wie auf der Seite am Steg. Meine Mundwinkel zeigten nach unten, dass will was heißen! Es kostete mich richtige Überwindung den ersten Schritt zu machen. Das Was-ser hatte nun in der Mittagssonne exakt Badewannentemperatur. Um so ein gesundes Moorbad zu genie-ßen, bezahlen andere viel Geld, ich hatte es gratis. Langsam wartete ich durch den Schlamm. Erst im tiefen Wasser war es angenehm.

    Chase blieb im sehr flachen Wasser und spielte dort. Seine Arme und Beine steckten im Schlamm und er hatte seinen ganzen Körper war eingerieben. Er sah wie ein kleines Elefantenbaby aus.

    Andrew und ich riefen ihn und versuchten ihn ins Tiefe zu locken. Gerne hätten wir ihm das Schwimmen gezeigt, doch er hatte Angst und traute sich nicht. Sicher war er ärgerlich über sich selbst. Vor lauter Wut begann er mit Schlamm zu schmeißen. Zuerst bat ich ihn freundlich, nicht auf uns zu zielen. Aber es nütze nichts. „Flaschhhh“. Da landete die erste Portion mitten auf meiner Nase. Ich atmete tief und spülte den Dreck von meinem Gesicht. Doch der Kleine hatte bereits die nächste Handvoll Schlamm in der Hand.

    Ich schrie „stopp!“ und bat ihn, aufzuhören. Auch Andrew brüllte so laut er konnte. Doch er reagierte nicht auf unser Flehen. Ich tauchte unter, um dem Dreckregen zu entkommen. Unter Wasser schwamm ich auf Chase zu. Ich tauchte kurz vor ihm auf, sprang zu ihm und packte ihn. Schnell wie der Blitz zog ich ihn in das tiefe Wasser. Er schrie immer wieder: „Stopp“. Wie war es erst wenige Minuten zuvor. Meine Worte wurden auch nicht erhört. Ich schüttelte meinen Kopf „No stopp“. Wer nicht hören will muss fühlen! Das war meine Rache. Weil der Schreihals nicht aufhörte zu schreien, ließ ich ihn einfach schwimmen. Wie ein kleiner Hund paddelte er an Land.

    Er schimpfte laut. Schnell rannte er nach Hause, um sich beim Vater zu beschweren. Als wir dort ankamen schaute Barry uns fragend an. Andrew erzählte unserer kleine Geschichte. Der Vater schickte den Sohn zur Strafe auf sein Zimmer. Er sollte über sein Verhalten nachdenken.

    Später kam er zu mir. Er hatte ein Geschenk für mich. Einen kleinen Brief mit einem Perlenmuster, einem Foto der Familie und mit großen Buchstaben hatte er „SORRY“ darauf geschrieben. Es war kein Problem, ihm zu verzeihen. Denn er hatte auch etwas gelernt, so schwer war es gar nicht zu schwimmen. Noch am selben Tag war er das erste Mal alleine im Pool. Das hatte er sich zuvor noch nie getraut.

    Wir holten die alten Steinfrösche, die an den Fischbecken standen. Gemeinsam malten wir sie mit schönen bunten Farben an.
    Carrie kam von der Arbeit und blieb bei uns draußen. Sie freute sich über ihre lustigen bunten Frösche. Sie stellte sie gleich auf der Treppe auf.
    Ich hatte Chase versprochen, dass wir abends noch mal nach den Fischen sehen. Er hatte neue Würmer gesucht. Carrie nahm ihr Weinglas und begleitete uns. Am Haus unter den Bäumen war es fast dunkel, aber am Teich schien die Sonne. Während wir erzählten, sank sie langsam tiefer und tiefer. Wir schauten zu, wie sie langsam am Horizont hinter dem Wald verschwand. Zum Thema „Fischen“ brauche ich nichts zu schrei-ben. Während ich wieder alleine schwimmen ging, hielt Carrie meine Angel.

    Es war frech und fast nicht zu glauben. An ihrer Angel zappelte ein Fisch. Mit großem Geschrei segelte er über dem Wasser hin und her. Ich schwamm hin, um ihn zu befreien. Er hatte allerdings sehr großen Hun-ger, der Haken saß tief im Maul. Gerne hätte ich ihn wieder schwimmen lassen, das hatte aber keinen Sinn. Dem kleinen Chase fielen fast die Augen heraus: Mit einem gezielten Griff brach ich dem Fisch das Genick, damit er nicht leiden muss. Dieses Schauspiel wiederholte sich gleich noch zwei Mal in meiner Badezeit. So hatten wir wirklich drei Fische zum Braten. Sie sahen etwas anders aus als unsere Barsche, aber so etwas Ähnliches war es.

    Andrew hatte einen Ferienjob gefunden. Am Abend sollte er ein paar Stunden in einem Fastfood Restaurant arbeiten. Bis zur Stadt sind es doch ein paar Kilometer und so spielte Barry Taxifahrer. Auf der Heimfahrt haben die beiden sich in die Haare bekommen. So sah es jedenfalls aus, als Andrew hereinkam und wütend mit den Türen knallte. Diese beiden starken Typen stritten sich immer wieder, wer Schuld ist, kann nicht immer geklärt werden.

    Doch an diesem Tag war es schlimmer. Barry blieb draußen und wollte eine Entscheidung. Carrie sollte wählen zwischen ihm und Andrew. Mutter und Sohn lagen sich in den Armen, sie sagten nichts. Dann packte Andrew eilig ein paar Sachen zusammen, um bei einem Freund zu übernachten. Carrie ging zu Barry nach draußen um zu redeten. Ich verschwand besser in meinem Zimmer.

  7. #7
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    Standard

    Ach ein treuer Leser! Das muss belohnt werden!
    Es sind mit Sicherheit wesentlich mehr als ein Leser. Schön, wieder von dir zu lesen.


 

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