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  1. #1
    Victor Gast

    Standard Schabbat-Lesung


    Schabbat-Lesung und Kommentar


    „LECH-LECHA – Ziehe hin“ 1. Mose 12,1 bis 17,27; Jesaja 40,27 – 41,16

    Kommentar:
    In dieser Schabbatlesung begegnen wir dem ersten der drei Erzväter, Abraham. Abram wagte hier einen drastischen Glaubensschritt, den viele von uns nicht wagen: Er riskierte alles, nur um Gott zu gehorchen.
    „Geh hin ... in das Land, das ich dir zeigen werde!“ (siehe auch Apg. 7,2-3) Ohne zu wissen wohin (Hebräerbrief 11,8, war Abram gehorsam. Wir hingegen sind oft noch nicht einmal bei einem genau vorgelegten Plan bereit zu handeln! Es bleibt immer ein Akt des Glaubens.

    Den Dreischritt „aus deinem Land, aus deiner Heimat und aus deinem Vatershaus...“ finden wir später im Kapitel 22 wieder, als Gott ihm befiehlt: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebhast.“ Ja, Gott will dein Ganzes, dein Geliebtes, an dem du hängst – denn nur dann kann Er wirken.
    Der Segen folgte unmittelbar: „Und ich will dich zu einer großen Nation machen, und ich will dich segnen, und ich will deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein!“ Was für ein gewaltiger Segen! Warum sind wir dann so kleingläubig, wenn der HERR uns ruft?
    Dann folgt ein weiterer wichtiger Segen, der später speziell auf die Nachkommen Jakob d.h. Israel zutrifft (4. Mose 24,9): „Ich (der HERR) werde die segnen, die dich segnen; und wer dir flucht, den werde ich verfluchen...“ (12,3) Behaltet dies in Erinnerung!

    Abram zog aus Ur (im heutigen Irak), der Stadt, die Nimrod, ein Widersacher Gottes erbaut hatte. Er war bereits 75 Jahre alt, als Gott ihn herausrief. Man ist nie zu alt, um seine Berufung zu empfangen. Hier schließt auch der Prophetenabschnitt aus Jesaja 40 an, wo das Alter keine Rolle spielt für die, die ‘auf den HERRN hoffen’ (29-31).

    Abram und seine Frau Sarai erlebten zahlreiche Glaubensprüfungen. Dann kam es zur Trennung zwischen Lot und Abram, wieder eine Trennung von der Familie. Abram war demütig und sagte: „Willst du nach links, dann gehe ich nach rechts, und willst du nach rechts, dann gehe ich nach links“ (13,9). Rechts war die westliche Hemisphäre, hebr. jamin, in Richtung des Meeres (jam). Lot wählte nach dem äußeren Anschein das wasserreiche Gebiet im Osten von Sodom und Gomorra. Es führte zum Bösen. Abram hat auch diesen Glaubenstest bestanden! (Heute liegt Sodom auf israelischem Gebiet und Gomorrah auf jordanischem.)
    Lot fand trotzdem nicht die Gelegenheit zur Buße, da er diese verpaßte, als er sich nicht seinem gottesfürchtigen Onkel anschloß und nicht so handelte wie später Ruth, die Moabiterin, die sich zu Naomi hielt. Auch nachdem Abram seinen Verwandten aus der Gefangenschaft, nachdem fünf Könige Sodom geplündert hatten, rettete, ließ dieser eine zweite Chance zur Buße verstreichen.

    Dann lesen wir von dem gerechten König Malki-Zedek (Melchisedek), dem Abram in Salem (Jerusalem) begegnete. Weiter heißt es, er sei der Priester des Hohen Gottes (El Eljion), dessen Ursprung unbekannt ist. Messianische Juden sehen hier die Gegenwart Jesu in Malki-Zedek. Zum ersten Mal lesen wir in der Begrüßungszeremonie von den Elementen Brot und Wein, was bis heute bei Staatsempfängen in Israel üblich ist.

    Abram Lebensalter schritt fort und fort, und noch immer war er ohne eigenen Sohn. Dennoch sprach Gott zu ihm: „Blicke doch auf zum Himmel, und zähle die Sterne... So zahlreich wird dein Nachkommenschaft sein! (15,5)“ Doch wo blieb der versprochene Sohn? An Verheißungen mangelte es nicht, aber Nachwuchs wollte sich einfach nicht einstellen! Ist es bei uns nicht ähnlich, wenn uns etwas von Gott gezeigt wurde, und wir werden ungeduldig und verlieren fast den Glauben? Sarai veranlasst ihren vielleicht frustrierten Mann, zu ihrer ägyptischen Magd Hagar einzugehen. Kapitel 16 berichtet nun von der Geburt Ismaels, Abram ist 86 Jahre alt.

    Als Abram 99 Jahre alt ist (Kapitel 17), 13 Jahre nach der Geburt Ismaels, nach menschlichen Gesichtspunkten ohne Aussicht auf Nachwuchs, und die einzige Hoffnung wäre ein übernatürliches Eingreifen Gottes, gab es eine weitere Verheißung und einen neuen Namen: Abraham. Der HERR offenbart sich zum ersten Mal als ‘El-Schaddai’: „... und ich will dich sehr, sehr mehren... und zum Vater einer Menge von Nationen werden.“ (17,2-5). Der ewige Bund erhält als Zeichen die Beschneidung (brit mila) am Fleisch eines jeden acht Tage alten Jungen. So tritt er in den ‘Bund Abrahams’ ein. Übrigens beschneiden die Araber gemäß Ismael ihre Jungen im Alter von 13 Jahren, darum sind sie auch die Nachkommen Abrahams – was wiederum die erwähnten künftige Grenzen ‘vom Nil bis zum Euphrat’ erklären könnte!

    Abram wurde zu Abraham, Sarai wurde zu Sarah, beide erhielten den Buchstaben ‘He’, der wie das ’jod’ eine Kurzform des Gottesnamens JHWH ist.
    Namensänderung durch Gott hat immer etwas mit neuer Berufung zu tun – wie einst Jakob und Josua.

    Abraham konnte die Verheißungen für Sarah nicht mehr glauben. Er war es, der zuerst darüber lachte (17,17), später erst Sarah.
    Wir werden noch sehen, dass es nicht die letzte Glaubensprüfung Abrahams ist. Die größte steht ihm noch bevor!


    - Michael Schneider -

    Quelle: NAI - Wochendend Spezial

    Schabbat Schalom
    Victor

  2. #2
    Victor Gast

    Standard


    Schabbat-Lesung und Kommentar

    „VA’JERA – Und Er erschien“ 1. Mose 18,1 bis 22,24; 2. Könige 4,1-37

    Voraus:
    Unglaublich wie Gott es führt, dass spezielle Lesungen auf eine aktuelle Lage fallen. So wie wir es mit der Schabbatlesung zum Kriegsbeginn im Norden Ende Juli hatten, so wird nun an diesem Schabbat, wo heute (Freitag) die Parade des Greuels, die Homo-Parade, auf den Straßen Jerusalems stattfinden sollte, unter anderem das Kapitel 19 im 1. Mose über Sodom und Gomorrah im Wochenabschnitt gelesen. Zufall?? 1 aus 54 Wochenabschnitten!!??

    Kommentar:
    Unsere Wochenlesung beginnt mit der Gastfreundschaft Abrahams und Sarahs. Sie „eilten“ in Vorbereitung des Mahls für die drei Gottesmänner in der Hitze des Tages bei Alon Mamre. Das Beste war gerade gut genug. (Auffallend ist, dass Rindfleisch zusammen mit Milch verzehrt wurde, ganz unkoscher im Sinne des heutigen religiösen Judentums - doch es geschah ja bevor die Thora gegeben wurde!)
    Solche „klassische“ Gastfreundschaft ist heute noch unter den Arabern, Beduinen und besonders bei den sephardischen Juden zu finden. Auch das Neue Testament hebt die Wichtigkeit der Gastfreundschaft hervor, „denn wer weiß, wen er gerade zu Gast hat, vielleicht wie bei Abraham einen Gesandten Gottes?“ Weise keinen Gast ab, wenn er auch unerwünscht sei – vielleicht hat er ein Wort von Gott für Dich.

    Es folgt eine weitere Glaubensprüfung, und Sarah lacht (18,12-15). Sie, die 90 Jährige, blickt auf ihre menschlich-biologische Befindlichkeit. Gerade da geschieht das Übernatürliche, Gottes Eingreifen. Das sind oft die Punkte, an die uns Gott führen muss, denn dann kommt uns der Zuruf: „Ist etwa für den HERRN etwas unmöglich?“ (18,14) Ja, erst muss in uns das Fleisch und der Eigenwille tot sein, dann kann der HERR wirken.

    Nachdem die Männer Abraham die hoffnungsvolle Lebensbotschaft kundgaben, blickten sie in Richtung der geliebten Stadt Lots, Sodom und Gomorrah, und richteten an sie eine Todesbotschaft!
    Abraham, als der erste Fürbitter überhaupt, handelte mit allen Mitteln. 50, 45, 30, 20, ja bis herab auf zehn Gerechte, um derer willen diese Sündenstadt verschont werden sollte. Wäre die Mindestzahl vorhanden gewesen - Gott hätte es verhindert. Weiter herab als bis auf zehn ging Abrahams Flehen nicht. Im Neuen Testament werden die Zeiten Lots mit der künftigen Endzeit verglichen. So sollten wir bei Abrahams Gerechtensuche aufmerken. Abrahams Handeln mit Gott war demütig und zurückhaltend: „Ich bin ja nur Staub und Asche (18,27) “. Nicht mit Hochmut! Die Zahl von mindestens zehn Betern während eines Gottesdienstes in einer Synagoge, genannt Minjan, hat hier ihren Ursprung. Kapitel 19 spricht von der Zerstörung Sodoms und Gomorrahs, doch zuvor rettet Gott, durch seine Gesandten, Lots Familie – denn er war ein Gerechter (zaddik), siehe 2. Philliper 2,7. Gott ruft uns aus der Welt heraus, doch warnt er uns: „Gedenke an Lots Weib!“ (Lukas 17,32), denn ihr Herz hing an der Welt. „Viele sind die Gerufenen, aber wenige die Erwählten!“ (Matthäus 22,14)
    Wir sehen im Absatz von den Töchtern Lots, wie der Geist Sodoms, ein Geist der Unzucht, noch in ihnen war (ab Vers 31). Oder war es ein Racheakt an ihrem Vater, der die Jungfrauen dem zügellosen Mob hingeben wollte? Beide Völker, Moab und Ammon, wurden verflucht und befinden sich heute wie damals auf der östlichen Seite des Jordans, genannt Jordanien. Amman, die Hauptstadt Jordaniens, trägt den Namen bis heute.
    Im Kapitel 21 wird die Geburt Isaaks berichtet, sein hebräischer Name „Jitzchak“ bedeutet: „Er hat gelacht“. Am achten Tag wurde er beschnitten. Jitzchak ist die - langversprochene – Erfüllung der Verheißung Gottes! Sein Lachen ist auch so zu verstehen: Das Unmögliche, das Gott möglich macht, ist (nur) scheinbar lächerlich. (Vers 6)

    In Kapitel 22 lesen wir von der größten Glaubensprüfung in Abrahams Leben. Er soll seinen geliebten Sohn, auf den er so lange gewartet hat, auf dem Berg Morija opfern. Abraham zögert nicht. Frühmorgens macht er sich auf den Weg, ganz gehorsam im Glauben war er bereit, es zu vollziehen – ja, das Schlachtmesser war schon erhoben. Da kam die Stimme Gottes: „Abraham, Abraham! ... Denn nun habe ich erkannt, dass du Gott fürchtest.“ (22,12) Danach überschüttete der HERR ihn mit Segen. Es hat sich gelohnt, Gott zu gehorchen! Die vergleichbare Szene von der Opferung eines geliebten und einzigen Sohnes wird viele Jahre später am Berg Golgatha geschehen. Das soll Abraham – laut messianischem Glauben – schon damals in einer Vision gesehen haben, denn er nannte die Stätte: Der HERR sieht. (Vers 14)


    - Michael Schneider -

    Quelle: NAI


    Unseren jüdischen Lesern ein herzliches Schabbat Schalom.

    Victor

  3. #3
    Victor Gast

    Standard


    Schabbat-Lesung und Kommentar

    „CHAJE SARAH – Saras Lebensalter“ 1. Mose 23,1 bis 25,18; 1. Könige 1,1 31

    Berichtigung: Im Kommentar der vorigen Woche wird Bezug genommen auf „Lot, den Gerechten“. Dies findet sich nicht im Philipperbrief, sondern in 2. Petrus 2,7.

    Kommentar:
    Unsere Schabbat-Lesung beginnt mit Sarahs Tod und endet mit Abrahams Tod.
    Abraham fand seine Jugendliebe, Sarah, tot, als er mit Isaak gesegnet vom Berg Moriah zurückkehrte.
    Sarah konnte es wohl nicht verkraften, als sie die bittere Botschaft von der Opferung Isaaks hörte. Sarah stirbt im Alter von 127 Jahren.
    Abraham führt nun mit Efron dem Hetiter um das Grundstück, in dem er „seine Tote“ bestatten will, eine Verhandlung, die alle Züge echten orientalischen Feilschens trägt. Rhetorische Floskeln und Höflichkeitsformeln werden in großer Fülle ausgetauscht. Nicht jedes „Ja!“ und nicht jedes „Nein!“ sind ganz wörtlich gemeint, und geschmückt mit Lobsprüchen wie: „Abraham, du bist ein Fürst Gottes unter uns...“ kommt man endlich zur Sache.
    Als Efron jedoch das Geld Abrahams sah (Vers 13), schlug er diesem den vollen Preis auf! 400 Silbershekel.

    Heute, im Angesicht der politischen Lage, wissen wir Gott Dank zu sagen, dass wir die Beurkundung dieses Immobiliengeschäfts schriftlich überliefert bekommen haben. Es ist juristisch unangreifbar, dass das Eigentum einwandfrei auf Abraham übergegangen ist. Neben dieser heiligen Stätte in Hebron trifft dies auch für den Tempelberg in Jerusalem zu (2. Samuel 24,24) und auch für die Grabstätte Josefs in Sichem, dem heutigen Nablus (Josua 24,32).
    Kapitel 24 berichtet von dem Auftrag, den der alte Abraham seinem treuen Diener Elieser, dem „Herrscher über sein Haus“, erteilt. Früher, in seiner scheinbar endgültigen Kinderlosigkeit, war er sogar einmal bereit, ihm alles zu vererben (siehe Kapitel 15,2). Jetzt soll er seinem geliebten Sohn Isaak (Jitzchak) eine Frau aus Abrahams Vaterhaus nehmen. Bevor Abraham, der Vielgeprüfte und an Erfahrung Reiche, stirbt, will er sicher sein, dass die Linie des verheißenen Segens weitergeführt wird. Da kam eine kanaanitische Frau nicht in Frage (vergleiche 1. Mose 9,25). Abraham weigerte jede Vermischung mit einem Fremdvolk bzw. dem Weltlichem, sondern war seiner Erwählung und Segen treu. Volle Unabhängigkeit und Absonderung, denn er sah die Gefahr von Assimilation!

    Der Knecht erfleht ein klares Zeichen, und es trifft ein: Rebekka (Rivka), die Enkelin von Abrahams Bruder Nahor, aus Aram (24,15), spendet nicht nur ihm selbst, sondern darüber hinaus allen seinen Kamelen Wasser. Elieser schaut zu und fragt sich prüfend, ob sie die von Gott Bestimmte sei oder nicht (24,21). Wenn vor unseren Augen sich die Verheißung erfüllt, sollten wir über das skeptische Prüfen hinausgelangen!
    Dann begegnen wir zum ersten Mal Rebbekas Bruder Laban. Er sieht auf die vielen Geschenke. Streben nach Gewinn und Reichtum prägen seinen Charakter.
    Später wird Rebekkas Sohn Jakob über 20 Jahre für ihn arbeiten.

    In Kapitel 25 lesen wir, dass Abraham in seinem Alter nochmals heiratet und sechs weitere Söhne von Ketura bekommt.
    Dann stirbt Abraham im „guten Alter“ von 175 Jahren!
    Seine Söhne Isaak und Ismael begraben den Vater in der Machpela in Hebron (25,9). So sind dort die drei Erzväter und ihre Frauen beigesetzt: Abraham und Sarah, Isaak und Rebekka, Jakob und Lea. Nur Rahel nicht, Jakobs geliebte Frau. Ihr Grab befindet sich am Wege gen Bethlehem.

    Der Prophetenabschnitt, die Haftara, aus 1. Könige 1 spricht von den letzten Tagen König Davids und dessen Nachfolgeregelung- und -vorsorge, die leicht hätte scheitern können. Wie schon bei Abraham sorgte die Mutter dafür, dass der richtige Sohn seinen Platz einnahm.


    - Michael Schneider -

    Unseren jüdischen Lesern und Freunden ein herzliches Schabbat Schalom.



    Quelle: NAI- Wochendend Spezial

  4. #4
    Victor Gast

    Standard


    Schabbat-Lesung und Kommentar

    „ TOLDOTH – Geschlechtsregister“ 1. Mose 25,19 bis 28,9; Maleachi 1,1 bis 2,7


    Kommentar:

    In unserer Schabbat-Lesung Toldoth begegnen wir abermals einem kinderlosen Ehepaar: Isaak (hebr. Jitzchak) und Rebekka (Rivka) (25,21).
    Auffallend viele Gottesmänner teilen dieses Los, wie gerade zuvor Abraham und später die Eltern Josefs, Samuels oder Simsons.
    Endlich, nach zwanzig Jahren innigen Betens, gibt der HERR Rebekka die Gnade einer Schwangerschaft, als Isaak 60 (!). Im Vers 22 lesen wir, dass zwei Kinder sich in Rivkas Leib „stoßen“, genauer übersetzt meint das hebräische Wort mitrozez: „drängeln“. Gott gab ihr die Deutung im folgenden Vers: „Zwei Völker sind in deinem Leibe ... und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.“ Das Prinzip „der Ältere diene dem Jüngeren“ kommt in der Bibel öfter vor. Betrachten wir nur die Söhne der Erzväter oder König David. Rebekka bewahrt die Verheißung und trägt später selbst dazu bei, sie zu erfüllen.

    Der Jüngere erhielt den Bundessegen der Verheißung! So geschah es auch später bei der Segnung Jakobs über Ephraim, dem Jüngeren. Josef wie schon Isaak bevorzugten dennoch den Älteren, menschlich gesehen nur allzu verständlich. Hier müssen wir Väter vorsichtig sein, denn Gott sieht nicht mit menschlichen Augen! (1. Samuel 16,7)

    Auf die Frage „Warum Jakob und nicht Esau?“ finden wir zu Beginn unseres Prophetenabschnitts aus Maleachi 1 eine Antwort. Hier knüpft der Apostel Paulus an und erklärt in Römer 9, dass es im Mutterleib entschieden werden musste, so dass eben kein eigenes Tun oder irgendein Werk die Wahl bestimme. „Ehe die Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten ... damit der Ratschluss Gottes bestehen bliebe und seine freie Wahl, nicht aus Verdienst der Werke, sondern durch die Gnade ... wie geschrieben steht: `Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.“ (Römer 9,11 ff).

    Warum hasste Gott Esau? Er brachte dem Segen Gottes keine Wertschätzung entgegen und war sogar bereit, für einen Teller Linsensuppe darauf zu verzichten. Kapitel 25, Vers 34: „Esau verachtete das Erstgeburtsrecht“. Der Hebräerbrief nennt Esau einen Hurer und Gottlosen (12,16). Ein Hurer gibt auch seinen Körper preis, der doch ein Tempel Gottes ist. Für eine momentane Befriedigung des Fleisches war er bereit, auf die Ewigkeit des Segens zu verzichten! Das hasste Gott.

    Der Name Jakob, hebr. Ja’akov, wird üblicherweise vom Wort Akev, „an der Ferse“ (25,26), hergeleitet. Doch gibt es eine tiefere Bedeutung des Namens. „Akov“ heißt zu deutsch „trügerisch“, vergleiche das in Jeremia 17,9 über das menschliche Herz gesagte. Ja, Jakob war – auch wenn es um den Segen Gottes ging – ein Betrüger, heute würde man es Manipulator nennen. Dieser Charakterzug, es aus eigener Kraft zu schaffen, zog sich durch Jakobs Leben und gipfelte in Peniel, wo er von „Angesicht zu Angesicht“ mit dem Engel Gottes kämpfte. Von da an aber wurde er genannt: „Isra-El – Gott streitet (für dich)“.

    Esau (hebr. eisav) war, modern ausgedrückt, ein Macho, ein echter Mann – welcher Vater würde das nicht gern sehen! Wieder einmal treten menschlich gesehen interessante Eigenschaften hervor: ein Mann des Feldes, ein Jäger! Jakob hingegen ist ein „Muttersöhnchen“, so hätten wir ihn heute genannt.
    Die Bibel jedoch nennt ihn einen gesitteten Mann, der bei den Zelten blieb.

    Parallelen zu Abrahams Lebensgeschichte, zum Beispiel Zeiten des Hungers oder Isaak und Rebekka vor Abimelech, dem Philisterkönig (26,7) zeigen:
    Die Lektion war nicht gelernt worden.

    Esau bereitete den Eltern „Herzeleid“, indem er sich zwei Hetiterinnen als Frauen nahm, nicht aus dem von Gott erwählten Vaterhaus Abrahams.
    Nicht so Jakob, er gehorchte dem Willen seines Vaters (28,6-7).

    Jakob gewann schließlich durch Betrug, Lüge und die Hilfe der Mutter den Segen Isaaks. Doch es hatte einen hohen Preis. Der Junge des Zeltes musste sich von seiner Mutter trennen und vor seinem zornigen Bruder fliehen. Seine Flucht gab ihn in die Hände eines noch größeren Betrügers, Laban.
    Auch so handelt Gott. Manchmal muss Er das stolze Herz eines Menschen brechen.


    - Michael Schneider -


    Unseren jüdischen Lesern und Freunden ein herzliches Schabbat Schalom.

    Victor



    Quelle: NAI- Wochendend Spezial

  5. #5
    Victor Gast

    Standard


    Schabbat-Lesung und Kommentar

    „WA’JEZE – Und er zog aus/hinweg“ 1. Mose 28,10 bis 32,3; Hosea 12,13 bis 14,10

    Kommentar:
    Jakob beginnt seine Wanderschaft, die am Anfang nicht leicht war. Darum wird das „Er zog aus...“ (wa-jeze) betont. In die Fremde, nach Haran, weit weg vom Vaterhaus. Um so wichtiger war es, dass ihn der von Gott zugesprochene Segen der Verheißung auf dem Weg begleitete: „Und siehe, ich bin mit dir, und ich will dich behüten überall, wohin du gehst.“ (28,15) Dem fliehenden Jakob wurde durch einen Traum offenbart: Eine Leiter, die Erde und Himmel verbindet und die Engel Gottes steigen auf und ab. Es war Jakobs erste persönliche Begegnung mit dem Gott seiner Väter. So neu war dies für ihn, dass er sprach: „Fürwahr, der HERR ist an dieser Stätte!“ Und so spricht einer, der bereits reich gesegnet wurde! Aber, so geht es doch vielen Gläubigen ...
    Er nannte den Ort das Haus Gottes, hebräisch Beth-El, hier öffnen sich die „Pforte des Himmels“. An diesem Ort tat Jakob sein Gelübde: „Wenn Gott mit mir ist ...“ will er unter anderem den Zehnten all seiner Güter Ihm geben. (Interessant: die hebräischen Wörter für Zehnter und für Reichtum haben die selben drei Buchstaben!) Zum ersten Mal erscheint der Begriff „der Zehnte – ma’asser“. Hier liegt das Geheimnis des Erfolgs des Jakob!

    In Kapitel 29 sehen wir abermals eine Begegnung eines Mannes mit seiner künftigen Ehefrau, die an einem Brunnen stattfindet. (Den unverheirateten Männern sei gesagt: Hört nicht auf, nach Brunnen Ausschau zu halten, vielleicht findet Ihr dort eure Frau!) Er verliebt sich auf der Stelle in seine Cousine Rahel, die Tochter seines Onkel Laban – eine Hirtin wie er! (29,10) Jetzt ist es an ihm, einem aus dem Hause Abrahams, die Tiere Labans zu tränken, nicht wie damals bei Rebekka und dem Knecht Abrahams.
    Es heißt: „Laban rannte auf Jakob zu“ (29,13) – erwartete er wieder Geschenke wie bei Elieser?

    Die Wege des HERRN sind unbeschreiblich. Er zahlt Jakob mit gleicher Münze heim. Worin besteht der Betrug Labans? Die Braut ist Lea, die Ältere. Die Geliebte Rahel wird zunächst vorenthalten. Ob Jakob wohl an sein eigenes Leben denken muss? Wie er vor sieben Jahren seinen halbblinden Vater Isaak täuschte? Nun empfängt er Lea, deren „Augen matt waren“ (29,17). So arbeitet Jakob weitere 7 Jahre für Rahel. Er liebt sie so sehr, dass die lange Zeit ihm vorkommt wie wenige Tage. (29,20)
    Als Jakob Laban zur Rede stellt („Warum hast du mich betrogen?“), erhält er die lapidare Antwort: „Das tut man an unserm Ort nicht, die Jüngere vor der Erstgeborenen zu geben.“ (29,25-26) Plötzlich findet sich Jakob auf der anderen Seite wieder, diesmal ist er selbst der Betrogene, wahrhaftig eine Überführung! So arbeitet Gott.

    Jakob hat nun zwei Frauen. Unausweichlich führt dies dazu, dass er die eine liebt und die andere ablehnt. Gott erbarmt sich der Verachteten und segnet sie mit Nachkommenschaft, während der Mutterleib der Geliebten verschlossen bleibt. Ähnlich geht es den beiden Frauen von Elkana, vergleiche 1. Samuel 1. Der HERR ist gerecht und gnädig!

    Mit den ersten drei Söhnen wollte Lea das Herz Jakobs gewinnen (29,32). Die leidende Rahel reagiert wie Sarah mit Hagar (30,3).
    Ein wunderbarer Trost für alle, die lange um etwas beten, steht dann in Vers 22: „Und Gott dachte an Rahel, und Gott hörte auf sie und öffnete ihren Mutterleib.“

    Ja, Gott hört und erhört.

    Nach der Geburt des Josef will Jakob wieder fort, und Laban erkennt, „dass der HERR ihn um Jakobs willen gesegnet hat“ (30,27).


    - Michael Schneider -

    Quelle: NAI- Wochendend Spezial


    Unseren jüdischen Lesern und Freunden ein herzliches Schabbat Schalom.

    Victor

  6. #6
    Victor Gast

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    Schabbat-Lesung und Kommentar


    „WA’JISCHLACH – Und er sandte“ 1. Mose 32,4 bis 36,43; Obadja 1,1-21

    Kommentar:
    Der Wochenabschnitt beginnt mit der Begegnung Jakobs mit seinem Bruder Esau, der ihm über 20 Jahre nach dem Leben getrachtet hatte. Jakob verlässt im Einklang mit der Verheißung das Haus seines Schwiegervaters Laban und kehrt zurück zu seinen Eltern Isaak und Rebekka. Der Talmud sagt, dass Esau während dieser ganzen Zeit nicht aufgehört hat, seine Eltern zu ehren, woran Jakob gehindert war. Wegen der Erfüllung des Gebots segnete der HERR Esau auch.
    Jakob hat zwar Reichtum erworben, doch eines fehlt ihm, nämlich die Aussöhnung mit dem Bruder. Doch wieder versucht er auf seine trickreiche und manipulative Art, der Gefahr Esau auszuweichen. Er hört von den 400 Mann, die Esau eskortierten und „er bangt sehr“ (32,8). Er teilt sein Lager in zwei Hälften, eine geradezu militärische Strategie, damit wenigstens ein Lager überlebt. Solchem Taktieren geben sich auch heute noch die Söhne Jakobs, Israel, hin. Solange die Angst regiert, ist das Vertrauen auf den HERRN nicht vollständig.

    Jakob erinnert Gott an seine Verheißung (32,10-11+13) und fleht: „Errette mich von der Hand meines Bruders. “ Angesichts der Gefahr die alte Zusage: „Du hast gesagt: Ich will dir wohltun und deine Nachkommen machen wie den Sand am Meer.“ Solche Gedanken mögen auch heute den Gläubigen zuweilen beschleichen.
    Jakob unternimmt nun schmeichelerische Versuche. Vieh und andere Schätze sollen Esau milde stimmen. Jakob weiß einfach noch nicht, dass der HERR seinen Bruder auch schon reichlich gesegnet hat und längst an seinem Herzen arbeitet. Frauen, Mägde und die elf Kinder bringt er sicher unter, um sich dann, mutig wie er ist, allein zu stellen. Alles scheint bestens geregelt, da erscheint nachts der Mann Gottes: das Ringen Jakobs mit dem Allmächtigen! „Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte heraufkam... Er aber sagte: Ich lasse dich nicht los, es sei denn, du hast mich [vorher] gesegnet. “ (32,27)

    Dies muss jeder Gläubige persönlich erleben, sonst wird er sein Leben lang ringen und streiten. Alles los lassen, und dem HERRN die Lebensherrschaft über lassen. Zu dieser Erkenntnis gekommen, nennt Gott ihn fortan „Isra-El“, Gott streitet (nun für Dich). „Nicht mehr Jakob soll dein Name heißen, sondern Israel“ (32,29). Jakob gibt das Letzte, um seinen inneren Konflikt bis zur völligen Erschöpfung auszutragen und zu stillen. Der Betrüger und Manipulierer Jakob wird zu einem Gottesfürchtigen, jedoch hinkend. Jetzt fürchtet er sich nicht mehr vor Menschen, auch nicht vor seinem Bruder Esau!

    Kapitel 34 berichtet von Dina, der Tochter Jakobs, die durch den Fürsten Sichem entehrt wurde. Sichem will dann die (Misch-)Ehe mit ihr eingehen (34,9+21), aber zwei Brüder Dinas nehmen Rache. Sie töten die Söhne Hamors zur Zeit ihrer Schmerzen wegen der Beschneidung, „alles Männliche“ verfällt ihnen. Hamor bedeutet übrigens Esel.

    Kapitel 35 spricht von der Reinigung von Götzen und Schmuck der Fremdvölker, und von dem zweiten Sohn Rachels, Benjamin, dessen Geburt sie nicht überlebt. Kurz danach stirbt auch sein Vater Isaak im Alter von 180 Jahren, und wieder sind es die Söhne, hier Esau und Jakob, die ihn in Kirjat Arba (Hebron) beerdigen.
    Wie einst Abraham und Lot, müssen sich nun auch Esau und Jakob wegen der Größe der Herden trennen. Aus Esaus Nachkommen, auch Edom genannt und dessen Gericht in unserem Prophetenabschnitt in Obadja 1 beschrieben wird, kam das Volk der Amalekiter, das später zum Erzfeind Israels wird. (36,12)


    - Michael Schneider -



    Unseren jüdischen Lesern und Freunden ein herzliches Schabbat Schalom.

    Victor


    Quelle: NAI- Wochendend Spezial

  7. #7
    Victor Gast

    Standard


    Schabbat-Lesung und Kommentar


    „WA’JESCHEW – Und er wohnte“ 1. Mose 37,1 bis 40,23; Sacharja 2,14 4,7

    * Ein Jahrgang unserer Kommentarreihe zur Schabbatlesung ist vollendet.
    Das jüdische Volk erinnert sich in diesen Tagen an das Chanukka-Wunder, beginnend heute abend mit dem ersten Licht.

    Kommentar:
    Im letzten Kommentar über diesen Wochenabschnitt „WaJeschew“ haben wir Josef betrachet, den Prototyp des Messias, des „Messias Ben-Josef“ (ben heisst Sohn). Seine Brüder lehnen ihn ab, und in Ägyptern steigt Josef auf zur Gottheit an der Seite des Pharao. Den Brüdern wird er so fremd, so dass sie ihn nicht erkennen, sondern in ihm einen Ägypter sehen. So ist auch Jeschua seinen Brüdern, den Juden, so fremd, nämlich „heidnisch-christlich“, dass sie als ganzes Volk ihn bis heute nicht erkennen können.

    Die Geschichte Josefs hat Parallelen zur Davidsgeschichte. Beide sind Hirten und werden von ihren Brüdern abgelehnt. Josef beginnt mit 17 Jahren zu wirken (1. Mose 37,2), David wird im selben Alter zum König gesalbt, doch vergehen noch dreizehn schwere Jahre, bis er als König den Thron einnimmt. So auch Josef: Mit 30 Jahren sitzt er ‘zur Rechten’ des Pharao. Josef wie David kommen von einer besonderen Mutter – manche jüdischen Ausleger erklären damit die Diskriminierung Davids und seine ‘Rötlichkeit’. „Und Israel (Jakob) liebte Josef mehr als all seine Söhne“. Wieder einmal diese Ur-Wurzel: Neid!

    Kapitel 38 unterbricht den Fluss der Geschichte und spricht von der Affäre zwischen Jehuda (Juda) und seiner betrogenen Schwiegertochter Tamar. Jehuda war im vorhergehenden Kapitel derjenige, der verhinderte, dass Josef nicht getötet wurde, sondern nur verkauft (Kapitel 37,26 27). Manche sehen darin den Grund dafür, dass er später beim Jakobsegen (Kapitel 49) belohnt wird und seine Nachkommen das Königtum erhalten. Derselbe Jehuda (von diesem Wort leitet sich der Begriff Jude (jehudi) ab, will in guter Absicht für Nachwuchs und die Fortsetzung der Segenslinie an seine Söhne sorgen. Als der erste Sohn Er stirbt, gibt er die Frau des Verstorbenen dem zweiten Sohn Onan (diese Schwagerehe nennt man Jibum): „Gehe zu deines Bruders Weib und nimm sie zur Ehe, dass du deinem Bruder Samen erweckest.“ (Kapitel 38,8 ). Als auch Onan stirbt, schickt Jehuda Tamar in ihr Vaterhaus zurück, bis der dritte Sohn, Schela, heiratsfähig würde. Doch die Jahre gehen ins Land und die Zusage gerät in Vergessenheit. Tamar will sich nun selbst ihr Recht verschaffen. Sie legt die Kleider, die sie als Witwe erkennbar machen, ab (38,14). All die Jahre war sie treu gewesen, und jene Kleider hatten sie mit einem Schutz umgeben und vor Bösem bewahrt. Dies kehrt sie nun ins Gegenteil: Sie setzt die Maskerade der Sünde auf. Aus Zorn und mit Rachegedanken verkleidet sie sich als Hure, und Jehuda geht ihr ins Garn (Sprüche 7). Als Ihr Spiel offenbar wird, sagt Jehuda: „Sie hat recht, ich bin schuldig... “. Tamar wird die Mutter von Peretz und Serach (38,25 und 26). Zwillinge wie Esau und Jakob, Jehudas Vater, und auch hier drängt sich der Jüngere (Peretz) nach vorn!

    Als Tamar dem Jehuda die drei Pfandsachen vorhält und sagt: „Erkennst Du, bitte...“ (haker na; 38,25), so erinnert uns dieser Spruch an die Worte Jehudas, als er seinem Vater gegenübertrat und ihm mit denselben Worten das Kleid Josefs zeigte und sagte: „Erkennst Du, bitte...“ (1. Mose 37,32). Wie du mir, so ich dir!

    Es stellt sich die Frage, warum zwei ‘legitime’ Ehen ohne Nachwuchs bleiben und durch die Unzucht des Vaters die Linie weitergeht, die dann zur Dynastie des Königs David und letztlich des Messias führt? Gott hat es zugelassen. Tamar ist sogar einst der vier ‘nicht-jüdischen’ Mütter (Rahab, Tamar, Ruth und Batsheba), die im ersten Kapitel im Matthäus-Evangelium erwähnt wurden ist!

    Der Prophetenabschnitt in Sacharja 2 bekräftigt es: „Juble und freue dich, Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, spricht der HERR....
    Und der HERR wird Juda als sein Erbteil besitzen im heiligen Land und wird Jerusalem aufs neue erwählen.“ (14-16)


    - Michael Schneider –

    Unseren jüdischen Lesern und Freunden ein herzliches Schabbat Schalom.

    Quelle: NAI- Wochendend Spezial

  8. #8
    Victor Gast

    Standard


    Schabbat-Lesung und Kommentar


    „ WA’JECHI – Und er lebt“ 1. Mose 47,28 bis 50,26; 1. Könige 2, 1 12

    * Bei der Schabbat-Lesung handelt es sich um den Wochenabschnitt, der am jeweiligen Schabbatmorgen in der Synagoge aus der Thorarolle gelesen wird.
    Mit Gottes Hilfe will ich versuchen, Ihnen diesen ‘trockenen’ Text zu erschließen. Dabei ist mir wichtig, die Verbindung zum neuen Bund im Neuen Testament zu finden.

    Kommentar:

    Unsere Lesung führt zur letzten Parascha, in der ein Familiendrama im Segen endet.

    Noch 17 Jahre lebt Jakob, das Oberhaupt der Sippe, in Ägypten bei seinem geliebten Sohn Josef. Im Alter von 147 Jahren ruft er seine Söhne an sein Sterbebett, um ihnen seinen Segen zu geben. Er macht jedoch den Anfang mit den Enkeln, Ephraim und Manasse, den Söhnen Josefs.

    Er nimmt Josef einen Eid ab (dessen Wort allein reicht ihm nicht), dass man ihn bei ‘seinen Vätern’ in Eretz Israel (nämlich in der Höhle Machpela zu Hebron) bestatten werde. Dasselbe wird später Josef auch für sich selbst erbitten. Ägypten ist und bleibt das fremde Land. Dort für immer bleiben? Nein - im verheißenen Land soll die Beisetzung sein! Das Grab Josef befindet sich in Samaria im biblischen Sichem. „Im Glauben (be-Emunah) gedachte Joseph sterbend des Auszugs der Söhne Israels und traf Anordnung wegen seiner Gebeine“ (Hebräer 11,21 22).

    Beide wurden dann auf ägyptischer Weise vollzogen: Auf 40 Tage des Einbalsamierens folgte eine 70 tägige Trauer.

    Nun segnet Jakob - wie schon sein Vater Isaak - den Jüngeren (Ephraim), zu seiner Rechten, als ersten, und danach den Älteren (Manasse). Doch diesmal hat es nichts mit Betrug zu tun! Auch die Augen Jakobs – wie die seines Vaters Isaak, den er überlistet hatte – sind fast blind, als er den Segen spendet. (48,10)
    Die Antwort an den empörten Josef, als Jakob scheinbar das Erstgeburtsrecht verwechselt, hat Vers 19: „... ich weiß es, mein Sohn, ich weiß es ... Jedoch wird der jüngere Bruder größer sein als er, und seine Nachkommenschaft wird eine Fülle von Nationen (melo ha-gojim) werden.“ Genau diesen Begriff ‘Melo-HaGojim’ benutzt der Apostel Paulus (hebr. Schaliach Scha’ul) im Römerbrief (11,25), wenn er alle Heiden/Nationen meint, deren Vollzahl ‘eingehen soll’. Im Bibelhebräisch bedeutet ‘Goij’ sowohl Nation als auch Heiden. Ob damit gemeint ist, dass Ephraim für die Gläubigen in der Welt steht? Danach geht der Segen an die Söhne Jakobs, Israel, bis hin zu Josef, den er hier (49,22) ‘Ben-Porat’ nennt.

    „Und Jakob rief seine Söhne und sprach: Versammelt euch, und ich will euch verkünden, was euch begegnen wird in künftigen Tagen.“ (49,1) Doch genauer lautet die Stelle: „... wozu ihr in Acharit HaJamim (Begriff für Endzeit, Tage des Messias) berufen seid“! Mit anderen Worten: Die Stämme Israels haben endzeitliche Bedeutung.

    Die Midraschs sagen, Jakob wollte seinen Söhnen ihr Schicksal enthüllen, doch die Gegenwart Gottes, die Schechina, verließ ihn in diesem Moment (so Raschi), so dass er sie nur segnen konnte. Manche Gelehrten streiten sich, ob es sich hier wirklich um eine Segnung oder eher um Prophetie handelt.

    Jehuda (Juda), sei es wegen seiner Umkehr (vergleiche Kapitel 44, vorangegangene Lesung) oder auch wegen seines Verhindern des Mords an Josefs indem er ihn verkaufen ließ, erhält nun die königliche Verheißung. Er, der mutige ‘junge Löwe Judas’, wird zum Stammvater des Königshauses Davids und später des Messias. Judas Zukunft beschreiben die Verse 8 bis 11: „Nicht weicht das Zepter von Juda, noch der Herrscherstab (Gesetzgeber) zwischen seinen Füßen weg, bis dass der Schilo (gemeint der Messias; und es bedeutet: Sein Friede) kommt, dem gehört der Gehorsam der Völker.“ Diese Verheißung wirkt bis in endzeitliche, messianische Tage hinein!

    In Josefs Worten, die er am Ende seiner Tage spricht, klingt an, wie Jeschua bei seiner Wiederkunft mit uns reden wird: „Fürchtet euch nicht!
    Bin ich etwa an Gottes Stelle? – Ihr dachtet Böses über mich, Gott aber dachte es zum Guten!“ (so eine genauere Übersetzung von 50,19 20)


    - Michael Schneider -

    NAI


    Unseren jüdischen Lesern und Freunden ein herzliches Schabbat Schalom.

    Victor

  9. #9
    Victor Gast

    Standard


    Schabbat-Lesung und Kommentar


    „SCHeMOT – Namen“ 2. Mose 1,1 bis 6,1; Jesaja 27,6 – 28,13; 29,22-23

    Kommentar:

    Unsere Lesung startet ein neues, das zweite Thora-Buch mit Namen „Schemot“ und spricht von dem Auszug der Kinder Israel aus Ägypten (darum auch Exodus genannt) hunderte von Jahren nach dem Tod Josefs (ca. 1430 vor Chr.). Dem Ägyptologen David Rohl soll der Exodus im Jahr 1207 vor Chr. staatgefunden haben (inkl. der 40 Jahre Vorbereitung des ersten Erlösers Mose).

    Aus 70 Seelen, die dem Hause Jakobs angehörten, entwickelte sich eine Nation von 600.000 Mann. Wir erreichen eine Epoche, in der die Nachkommen „Josef nicht kannten“.
    Interessanterweise wird das Wort für „kannte“ – „jada“ in Vers 8 in der Bibel auch als „liebte“ benutzt.

    Das Volk vermehrte sich, so auch ihre Bedrängnisse. Wir begegnen in unserer Lesung der ersten Volksentdrückung, die aber mit Befreiung und Erlösung endet. Wieder begann es mit Steuerauflagen und führte bis hin zu dem „Kindermord im Nil“ (Vers 22). Ähnlich sind auch die Judenverfolgungen der ganzen Geschichte hindurch bis zu der schlimmsten vor weniger als 70 Jahren. Das Seufzen und Ächzen der Hebräersklaven stieg auf zu Gott, Er hörte und gedachte des Bundes mit Abraham, Issak und Jakob. Das Erhören jedoch kam erst später. Davor musste Gott noch einen passenden ausgebildeten Erlöser demütigen – ja, eine volle Generation noch, die leiden musste.

    Kapitel 2 spricht von der Geburt des Levitenbabys Mose und wie er in einen mit Pech abgedichteten Korb gelegt wurde, um zu überleben, dazu sein Aufwachsen im Pharao-Tochtershaus, bis er zum „Prinz von Ägypten“ wurde.

    Kapitel 3 spricht von dem ‘großen Angesicht’ des Dornbusches (hebr. sneh) an dem Mose zum ersten Mal von der Verheißung erfuhr, das ‘Land wo Milch und Honig fließt’ einzunehmen – das geschah noch vor dem Auszug selbst. Hier beruft der HERR Mose, das Volk Israel aus Ägypten aus den Händen Pharaos zu befreien.

    Kapitel 4 zeigt die menschlichen Zweifeln und Schwächen: „Aber was soll ich sagen, tun... so dass sie mir glauben?“. Sind wir nich oft auch so kleingläubig? Nur mit einem Wunderstab und viel Glauben soll Mose das hartnäckige Volk von einem hartherzigen Pharao befreien. Die Worte wird Gott ihm schon in den Mund legen (4,12). Oder wie es Lukas im zwölften Kapitel schreibt: „…(wenn vor) Obrigkeiten und die Machthaber, so sorgt nicht, wie… oder was ihr sagen sollt; denn der Heilige Geist wird euch in jener Stunde lehren, was ihr sagen sollt. (12,11-12) Das ruft uns der HERR auch heute noch zu!

    Dann der interessante Vers 16: „...er wird für dich zum Mund sein, und du wirst für ihn zum Gott sein!“ Mose ‘Gott sein’? Was ist hier gemeint? Mose wurde zum Mittler und Repräsentant Gottes, zwischen Menschen und Gott, wie später der letzte Erlöser es für die ganze Menschheit wurde, Jeschua der Messias (1. Tim 2,5).

    Gott verriet Mose, dass er es nicht leicht haben würde, weil Gott das ‘Herz des Pharaos verhärten’ würde. Es wurde ein Machtkampf zwischen dem Allmächtigen Gott und dem Menschgott.

    In Kapitel 5 lesen wir von Moses erster Feuertaufe, aber auch von seinen Brüdern.

    Die Lesung endet mit den Prophetenworten aus Jesaja 29: „Denn wenn er, [wenn] seine Kinder das Werk Meiner Hände in seiner Mitte sehen, werden sie Meinen Namen heiligen; und sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten.“ (Vers 23)


    – Michael Schneider – NAI

    Unseren jüdischen Lesern und Freunden ein herzliches Schabbat Schalom.

    Victor

  10. #10
    Victor Gast

    Standard


    Schabbat-Lesung und Kommentar


    „WA’ERA – Und Ich erschien“ 2. Mose 6,2 bis 9,35; Hesekiel 28,25 29,21

    Kommentar:


    Die Parascha (Wochenabschnitt) für diese Woche aus 2. Mose 6 bis 9 spricht von den Beginn des Weges in die Freiheit. Das umwälzend Neue: Der Gott JHWH offenbart sich mit Namen! Er sagt zu (Verse 6 und 7), das Volk herauszuführen, zu erretten, zu erlösen und es als SEIN Volk anzunehmen. So lautet die Reihenfolge der Befreiung, die im übertragenen Sinn auch für den Einzelnen gilt, nämlich bei der Befreiung aus der Sklaverei und Gefangenschaft der Sünde. Aharon, der Bruder, wird Moses Mund, Gott lässt keine Ausrede gelten.

    Dem Menschengott (Pharao) tritt Mose entgegen, von dem gesagt wird: „Siehe, ich habe dich dem Pharao zum Gott gesetzt (7,1).“ GANZ Ägypten, spricht: ALLE Welt sieht die großen Gerichte (7,4). So handelt Er auch heute vor den Augen der Völker mit der Rückkehr der Juden aus der Diaspora, die laut Jeremia 23,7 den Auszug aus Ägypten bei weitem übertrifft. Erst vor kurzem hörte ich, dass in Alaska ein Vortrag zum Thema „Rückkehr der Juden in ihr Land“ in einer Gemeinde mehr als 5000 Zuhörer fand. Allein 500 Eskimos hatten eine weite Anreise auf sich genommen. Es war und ist von großer Interesse!

    Der Gott der Heerscharen will sich den Völkern auch durch das Geschehen mit Seinem Volk Israel zu erkennen geben. Die Neugeburt des Staates Israel wurde für jeden, der es fassen wollte, zum Wunder des Jahrhunderts. „Wenn Ich das Haus Israel aus den Völkern sammle, unter die sie zerstreut worden sind, und ich mich an ihnen vor den Augen der Nationen als heilig erweise ... und sie werden in Sicherheit wohnen, wenn ich Strafgerichte geübt habe an allen, die sie verachteten aus ihrer Umgebung. Und sie werden erkennen, dass ich der HERR bin, ihr Gott.“ So schreibt Hesekiel im Prophetenabschnitt, Kapitel 28,25f.

    Als die Plagen über Ägypten hereinbrechen, sieben von zehn in unserer Lesung, nehmen sie von Mal zu Mal an Härte und Strenge zu. In der Natur fängt es an, dann sind die Tiere und zuletzt der Mensch betroffen. Im Kapitel 8 Vers 18 lesen von einer „besonderen Behandlung“, die Gott seinen Kindern zukommen läßt: Die Kinder Israel konnten weiter gutes Wasser in Goschen trinken, als in ganz Ägypten Blut in den Flüssen floß, auch schien dort weiterhin das Licht, als die Finsternisplage zuschlug. So wurden sie vor dem Übel bewahrt, wie heute auch Gottes Kinder in einer von Finsternis geprägten Welt bewahrt werden.

    Vor einer jeden Plage hörte der am Herzen verhärtete Pharao den herausfordernden Befehl: „Sende mein Volk, so dass sie mir dienen!“ (hebr. schelach et ami, she-ja’awduni!) Sind wir nun Freie, oder sind wir wiederum Diener? Von der Knechtschaft der Sünde zur Knechtschaft des HERRN! Pharao trug zu Recht Sorge, er würde seine Untertanen verlieren. Wir bleiben Knechte (ewed), die Frage ist nur: wessen? Das Neue Testament lehrt, dass wir nicht zwei Herren dienen können. „Lass mein Volk ziehen!“ lässt sich leicht fordern. Dazu gehört aber auch das andere: „Damit sie mir dienen.“ Es liegt also bei uns, unseren Teil zu tun, ihm zu dienen, nachdem wir errettet wurden.

    Unsere Lesung schließt 9,27 mit einer Plage, die endlich, wenn auch nur vorübergehend, das verhärtete Herz Pharaos weich macht: „Diesmal habe ich gesündigt. Der HERR ist der Gerechte, ich aber und mein Volk sind die Schuldigen.“ Doch das Wort „diesmal“ (hebr. ha paam) gefiel dem HERRN noch nicht. Es musste bis zum völligen Zerburch weitergehen.


    – Michael Schneider – NAI

    Unseren jüdischen Lesern und Freunden ein herzliches Shabbat Shalom .

    Victor


 

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