Für mich haben beide Bücher etwas gemeinsam: Sie erzählen Mythen. Lukas nicht anders als Hiob. Denke nur an die Umstände von Marias Empfängnis und Jesu Geburt. Die Ankündigung durch Engel, die Jungfräulichkeit, die Abstammung aus königlichem Hause, die Hirten. Alles Elemente, die wir auch in vielen anderen Kulten finden.
Lukas journalistisches Vorgehen zu attestieren, halte ich für problematisch, weil wir heute mit Journalismus eine gewisse Art der Berichterstattung verbinden, die - meines Wissens nach - nicht in die antike Welt paßt. Damaligen Geschichtsschreibern ging es weniger um genaue Fakten, als um die Botschaft dahinter. In diesem Sinne wäre es egal, ob Jesus 50, 500 oder 5000 Menschen mit 5 Fischen und Broten versorgte. Es ging darum, daß er sehr viele Menschen mit sehr wenig sättigte.
Wie ich vor ein paar Tagen las, muß man in der Antike zwischen Mythos und Logos unterscheiden. Beide gehören in die antike Welt, dürfen jedoch nicht vermischt werden. Der Mythos war nicht rational, eher intuitiv - wie beispielsweise auch Musik, Malerei etc. Der Logos hingegen bedeutete das rationale,wissenschaftliche, pragmatische Denken.
In diesem Sinne würde ich Lukas eher zum Mythos rechnen - ohne seinen Bericht damit abzuwerten. Aber es ist halt keine Reportage oder Geschichtsschreibung im heutigen Sinne.
Also mit so manchem evangelikalen Prediger könnte ich es durchaus aufnehmen. Müßte evtl. noch meinen rechten Fauststoß trainieren (<< schlechter Scherz).Ich denke, wir unterscheiden uns da nicht. Es sei denn, du bist in der Lage immer eine Erklärung dafür zu finden warum Menschen leiden. Dann bist du ja fast so gut wie manch evangelikaler Prediger, wie Pat Robertson und Haiti. ;-)
Weshalb ich die Schlußfolgerungen in Hiob nicht teilen kann, ist nicht, daß ich eine durch und durch befriedigende Erklärung hätte. Sondern daßich nicht an einen personifizierten Gott glauben kann. An einen Gott der außerhalb ist. Mein Welt- und Gottesbild ist panentheistisch. Folglich stellt sich mir die Frage, warum Gott Leid zuläßt, nicht. Denn es gibt für mich keinen Gott in diesem Sinne.
Gruß
LD
PS: Schön Dich mal wieder bei den GnaKis zu lesen.
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