Ich habe schon in paar Beiträge gelesen, wo es um den viel erwähnten Engelfall geht. Immer wird so argumentiert, so wie Du es tust: In meiner Bibel steht es nicht...und wenn man dann mit den Worten Ezechils "Dein Sinn war hochfahrend….

Lieber Origenes, ich will dir gerne deinen Glauben an gefallene Engel lassen. Ich habe damit kein Problem und es tangiert mich ehrlicher Weise auch nicht. Ich kann nur sagen, dass dem Frühjudentum und dem Israel der Königszeiten solches Gedankengut fremd war und dass in der Tat gezielt Personen gemeint wurden. Das die Tanach sehr oft Menschen auch göttliche Attribute verleiht, sie zu Gott, zu Engeln und Satan, etc macht ist ein Sachverhalt, welcher in unserer Welt seltsam erscheint, dem damaligen Denken jedoch nicht.
Ich denke schon, dass ich einiges von der Bildersprache des alten Israel kenne und verstehe, die jedoch weit aus weniger „Bilderbuchhaft“ war, als man manchmal meinen mag, sie war eher sehr realistisch und das haben die Autoren ziemlich oft unterstrichen, gerade im Bezug auf Botschaften Gottes, welche über den natürlichen Sprachkontext hinausreichten. So sprach nie ein Prophet davon, dass Gott dies oder jenes gesagt habe, solche Anmaßungen kennt die hebräische Tanach eigentlich nicht. Hier einmal in den hebräischen Kontext und die Wortgewalt hineinzuhören und vor allem zu Sinnen ist überaus aufschlussreich über das Selbstverständnis solcher Botschaften.

Natürlich kenne ich auch den Ansatz des spirituellen Lesens des Tanach – bis hin zur Kabbalistik. Und ich selbst kann diesem Ansatz so manches abgewinnen, doch für mich persönlich sind gefallene Engelwesen, ein Oberböser = Satan, etc unvereinbar mit Gottes Absolutheitsanspruch. Und ich gebe ehrlich zu, ich habe in Gottes Himmeln auch nichts davon vernommen, dass Gott sog. Schattenreiche als Gegenmacht dulden würde. Was Gott dem Menschen nicht zugesteht, sollte Gott gefallenen Himmelswesen zugestehen?

Das Schicksal eines jeden Menschen ist vorherbestimmt...ob von GOTT oder von einem selber…
Es waren die Essener, die erstmals diesen Gedanken so klar in Israel publizierten und es war ein Paulus, der diesen Gedanken weiter trug. Das ist historisch gut belegbar. Ich lehne diesen Ansatz im Wesentlichen ab. Wohl werden wir – unsere Seele - durch unsere Geburt in eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Raum gestellt über den wir – nach meiner Erkenntnis – keine Wahlfreiheit haben, aber es wird niemand als Heiliger oder Verbrecher geboren.

Das der Mensch nicht in seiner eigentlichen Vorhersehung lebt ist mir wohl bewusst und mit offenen Augen kann man das täglich erfahren. Denn wir sind eigentlich die übelsten Parasiten auf diesem Planeten die man sich nur vorstellen kann. Kein Lebewesen zeigt so viel Zerstörungsenergie wie wir. Ich glaube nicht, dass Gott sich solche Monster wünscht. Doch wir können, ja dürfen so sein. Gott ist das letztlich ziemlich egal, denn seine Zeiten sind nicht unsere Zeiten. Unser Dasein wird enden, Sein Dasein wird es nicht.
Natürlich frage ich mich immer wieder nach Sinn und Unsinn meines Daseins und ich kann darin oft nur wenig Sinn sehen. Ich lebe und ich lebe in erster Linie für mich, für mein Dasein, meine Wünsche, meine Hoffnungen, meine Überzeugungen, mein Wohlbefinden, etc. Das ist nun einmal so und es ist bei jedem Menschen so. Gott stellte mich in dieses Dasein und ich bin diesem Dasein ausgesetzt, in all seinen Facetten. Es obliegt nun mir selbst zu wählen, was ich mit diesem Dasein tun will. Es obliegt mir, mein Dasein mit Erkenntnissen zu befruchten, Einsichten und Ansichten zu erlangen und letztlich auch Gott in dieses Dasein mit hinein zu nehmen. Und da geht es letztlich jedem so wie auch einem Jesus, man muß seinen inneren Schweinehund besiegen und das eigene Ich dem GottesIch an- und zuordnen können oder eben lassen. Der wohl schwerste Weg für einen Menschen, Gott als persönliches DU wahrzunehmen und Gott zu erlauben das eigene Ich dem DU anzugleichen, also mit dieser Universellen Kraft eins zu werden. Und das kostet nun einmal seinen Preis und ist zumindest für mich nicht selten mit persönlichem Leid verbunden, denn man kann dann eben nicht mehr so einfach seine Wünsche, Hoffnungen, Überzeugungen, Wohlbefinden, etc in den Vordergrund stellen, sondern es tritt hinter das DU zurück.

Zu all dem brauche ich jedoch keinen Oberbösen aus himmlischen Gefilden oder böse Engel, denn ich glaube die Oberbösen und die Gefallen sind wir selbst durch die Werke unserer Hände, welche tagtäglich voller Blut sind (die Erde und all das was auf ihr ist stöhnt unter unserer Last, welche wir dieser aufbürden). Gott stellte uns in dieses Dasein und offenbarte mit diesem Dasein weise und Gottesorientiert umzugehen, was wir daraus machen ist eben ein anderer Punkt. Und sicher, es gab da diesen einen Punkt in fernen Zeiten, wo der Mensch an seiner Bestimmung versagte und ich glaube zu erahnen was genau dieser Punkt war. Das hat allerdings für mich nichts mit einem Satan zutun.

Ein äußerst komplexes Thema.

Absalom