Zitat von Absalom:
Die Grundfrage, woher kommt das Böse, wird in der hebräischen Tanach nicht beantwortet. Es wird als menschlicher Zustand vorausgesetzt.
Die einzige Antwort, die wir finden, stellt sich mir so bildhaft dar, dass wir in dieses Bild hinein interpretieren können, was wir wollen:

Gen 2:9-18 Und Jahwe Gott ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, lieblich anzusehen und gut zur Speise; und den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens, und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. (....) 15 Und Jahwe Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren. 16 Und Jahwe Gott gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baume des Gartens darfst du nach Belieben essen; 17 aber von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du gewißlich sterben. 18 Und Jahwe Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, seines Gleichen. (....)
Gen 3:1-6 Und die Schlange war listiger als alles Getier des Feldes, das Jahwe Gott gemacht hatte; und sie sprach zu dem Weibe: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr sollt nicht essen von jedem Baume des Gartens? 2 Und das Weib sprach zu der Schlange: Von der Frucht der Bäume des Gartens essen wir; 3 aber von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens ist, hat Gott gesagt, davon sollt ihr nicht essen und sie nicht anrühren, auf daß ihr nicht sterbet. 4 Und die Schlange sprach zu dem Weibe: Mit nichten werdet ihr sterben! 5 Sondern Gott weiß, daß, welches Tages ihr davon esset, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses. 6 Und das Weib sah, daß der Baum gut zur Speise und daß er eine Lust für die Augen und daß der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab auch ihrem Manne mit ihr, und er aß.


Es gibt in der christlichen Kultur das Bewusstsein, dass Adam einen Apfel gegessen hätte. Also, dann dürfte niemand mehr einen Apfel essen, weil er sonst Angst haben müsste zu sterben. Bekanntlich ist aber das Gegenteil der Fall (An apple a day keeps the doctor away). :-)

Einerseits fällt mir auf, dass die Schlange (Nachash) nichts mit dem Widerwirker (Satan) zu tun hat - es sind zwei verschiedene Begrifflichkeiten. Ferner wird von "Jahwe Gott" gesagt, dass ER (allein) Gutes und Böses erkennt. D. h. dass Nachash/die Schlange selbst keine Ahnung von Gut und Böse hat. Nachash hat nämlich nicht gesagt: "Du wirst sein wie ich und wissen was böse ist." Dies aber wird weit verbreitet angenommen, aber es steht dort nun einmal nicht. Gutes und Böses stehen immer in direktem Zusammenhang; denn die Frucht des Baumes der Erkenntnis war nicht das Böse oder das Gute sondern "gut und böse". Wenn ich mir diese Erkenntnis vorstelle, kommt mir immer das Zeichen von Yin und Yang in den Sinn. Warum beschäftigt sich Homo Sapiens einseitig mit dem Bösen oder mit dem Guten - nach dem Motto: "Am Schluss siegt immer das Gute"? Wissen wir nicht, dass die Erkenntnis von Gut und Böse den Tod gebiert? Wenn ich eine religiöse Gruppierung sehe, dann sehe ich auch, wie die anderen immer die Bösen sind und diese Gruppierung selbst die Guten. Die Freikirchler sind also die Guten in ihren Augen und die Satanisten sind die Bösen. Bei den Satanisten ist es genau umgekehrt: Sie selbst sind die Guten in ihren Augen und die Freikirchler sind die Bösen. Dasselbe gilt für Freikirchler und Zeugen Jehovas usw. So gilt auch für den ALLWEISEN, für HaShem: Jedem Menschen recht getan ist eine Kunst, die niemand kann - noch nicht einmal der "ALLMÄCHTIGE": :-D

Wem aber wäre es in den Sinn gekommen, nach dem Baum des Lebens zu suchen? Sollte nicht primär die Frage lauten: "Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen Leben und Tod?"

Deu 30:19 Ich nehme heute den Himmel und die Erde zu Zeugen gegen euch: Das Leben und den Tod habe ich euch vorgelegt, den Segen und den Fluch! So wähle das Leben, auf daß du lebest, du und dein Same

Ich meine, dass wir hier in eine Dimension gelangen, in der die Debatte um das Gute oder Böse verblasst. Hier geht es um die Gemeinschaft mit YHVH. Und wer weiss, vielleicht löst sich in dieser Gemeinschaft ja auch das Rätsel um gut und böse, um Leiden oder Wohlergehen und um all die anderen Fragen.

Shomer