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Thema: Dreieinigkeit

  1. #41

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    Gut Chrischi, dann stelle ich hier einen Text ein, den ich schon vor längerer Zeit geschrieben habe. Er nimmt auf die Kirchengeschichte und das Thema bezug. Es ist allerdings viel Text, denn 400 Jahre lassen sich schwerlich in drei Zeilen aufzeigen.

    Absalom

  2. #42

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    Standard Die Dreieinigkeit in der Kirchengeschichte
    Die Dreieinigkeit in der Kirchengeschichte
    -Kennzeichen der Kirchengeschichte der ersten 4 Jahrhunderte-

    Wenn wir uns dem Thema der Dreieinigkeit zuwenden, so ist dies kein biblisch- theologischer Sachverhalt, sondern einzig und allein ein historischer, der dann theologisiert wurde. In keinem einzigen Wort in der gesamten Bibel finden wir den Begriff Dreieinigkeit oder Wesenseins (Gott+Sohn+Geist). Auch nicht in den Schriften der sog. „Apostolischen Väter“ (Schriftzeugnisse von Gläubigen bis ca. 200 n.Ch.). Ausgehend von dieser elementar wichtigen Tatsache können wir uns dieser Thematik gar nicht von der Bibel her zuwenden, wie es irrtümlicher Weise von vielen Gläubigen oder gar Theologen getan wird, indem die Begriffswelt der Bibel - insbesondere des NT. dazu benutzt wird um der kirchlichen Aussage von einer Dreieinigkeit gerecht zu werden. Vielmehr muß man sich dieser Thematik aus der Sicht der Kirchengeschichte des 1. bis 4. Jahrhunderts nähern.

    Wenn wir uns dieser sehr wichtigen Epoche der Kirchengeschichte zuwenden, muß man bedenken, dass nicht mehr Israel Mittelpunkt der neutestamentlichen Gemeinde war sondern Rom, Alexandrien, Antiochia, Edessa, Korinth und andere mehr. Das messianische Judentum (Juden die an Jeschuha den Messias glauben - Urgemeinde) war bereits am Ende des 2. Jahrhunderts von den Christengemeinden der Heiden im wesentlichen getrennt. Die oben aufgeführten christlichen Zentren waren bis ins 2. Jahrhundert ebenfalls untereinander getrennt und autonom. Jedes christliche Zentrum entwickelte seine eigenen theologischen Schulen und Lehren. Teilweise sehr philosophisch ausgerichtet oder spiritistisch, mystisch oder moralistisch, entwickelten sich verschiedenste Richtungen im Christentum, die jeweils für sich einen massiven Führungsanspruch forderten und sich als wahre Erben der apostolischen Urgemeinde sahen. Ein jeder glaubte für sich, die wahre Lehre zu vertreten aber vor allem zu interpretieren. Dieser Tatbestand zeigt sich bereits ab dem 1. Jahrhundert.


    Das Christentum war bereits im ersten Jahrhundert in sich keine Einheit mehr.
    Vornehmlich ging es um Irrlehren wie die der Häretiker, Gnostiker und Markioner. Insbesondere die Gnosis nahm schnell Besitz vom Christentum. Sie brachte eine reichhaltige mystische Schriftliteratur hervor und entfernte sich deutlich von der biblischen Lehre. Es wurden eigene Evangelien, Apostelakten und Briefe erfunden, die himmlischen Offenbarungen zugeschrieben wurden und insbesondere Jesus als göttliche Person darstellen. So berichtet z.B. das gnostische Thomasevangelium von der Kindheit Jesu und stellt Jesus als Wunderknaben dar, der sogar aus Lehm fliegende Spatzen formt, besondere Weisheitslehren hat und vieles wundersameres mehr. Insbesondere die hellenistisch - ägyptische Mystik und Mythenbildung findet einen starken Widerhall in diesem Schriftgut.
    Auch wenn die Gnosis sehr stark vom Christentum bekämpft wurde, hat sie doch tiefgreifende Spuren hinterlassen, was in sich kein Widerspruch bedingt, wenn man die integrative Kraft des Christentums bedenkt.

    Eine weitere Gruppe, die ebenfalls sehr starken Einfluss ausübte, war die der Anhänger des Markion von Sinope, der um 140 n.Ch. nach Rom kam, aber von der Gemeinde Roms verstoßen wurde, weil er das AT. radikal ablehnte. Er gründete eine eigene Kirche im Osten und erklärte alle Schriften außer einigen Paulusbriefen und dem Lukasevangelium für ungültig. Er war der erste, der einen neutestamentlichen Kanon zusammenstellte. Jedoch nicht ohne kräftige Überarbeitung der Paulusbriefe und des Lukasevangeliums, die er auf seine Lehransichten zurecht stutzte. So lehrte er z.B., dass der Judengott des AT. ein anderer (böser) Gott sei als der Gott Jesu und löste sich somit gänzlich vom Judentum, was damit auch auf die Person Jesu zutrifft. Auch seine Theologie hinterließ seine Spuren in der christlichen Theologie. Mehr noch aber waren durch die Schriftzusammenstellungen des Markion die christlichen Kirchen gezwungen einen allgemein gültigen Bibelkanon zusammenzustellen, was bis ins 4. Jahrhundert dauern sollte.

    Besonders um die Schriftzeugnisse der Überlieferungen über Jesu, die Apostelbriefe, Offenbarungen und Apologien, entbrannte eine Jahrhunderte dauernde Fehde unter den christlichen Zentren. So lehnten die einen die Paulusbriefe, andere wieder die Johannesschriften ab. Andere hatten gänzlich anderes Schriftgut (wie z.B. bei den Gnostikern) und andere Gemeinschaften lehnten einfach alle Schriften ab. Zudem gesellte sich noch ein anderes Problem dazu, welches die Kirchenfürsten Origenes und Sextus Julius Africanus beklagten: Es war die ungeheure Vielzahl der Abschriften der alttestamentlichen und neutestamentlichen Schriften, die in sich teilweise so verändert waren, dass man z.B. aus ein und dem selben Evangelium oder Apostelbrief der in Alexandrien abgefasst wurde und zum Vergleich eine Abschrift aus Syrien daneben legte, zwei völlig verschiedene Texte las, die nur noch in ihrem Grundaufbau einer Quelle zugeschrieben werden konnten. Die heutige Textforschung zur neutestamentlichen Literatur hat dieses Wehklagen des Origenes und anderer nur bestätigen können, denn wir besitzen heute weit über 15000 verschiedenster Textversionen zum NT., die in sich teilweise nicht unterschiedlicher sein können. Und noch heute stellt sich die Frage, was ist wahr und was ist Fälschung. Es sei diesen Kirchenvätern lobend zugestanden, dass sie sich ernsthaft darum bemühten, zu retten was noch zu retten war, gleich wohl, und darin sind sich alle Theologen und Textforscher einig (allein schon anhand der schriftlichen Überlieferungen), dass die Schriften des NT. schwerwiegende Abänderungen erfahren haben. Diese Tatsache wird dahingehend bekräftigt - und man kann es nicht deutlich genug sagen - dass die frühe Kirche selbst - und dies gibt sie in ihren schriftlichen Überlieferungen auch ohne falsche Scham zu - manche Schriften verändert oder gar ergänzt hat, damit sie dem christlich - kirchlichen Verständnis von Kanonität entsprechen. Man weiß heute im großen und ganzen ziemlich genau, welche Textbereiche dies im NT. betrifft, wie z.B. Mt. 28/19 - vgl. dazu im Gegensatz Apg. 2/38; etc.. Die Urgemeinde selbst kannte nur eine heilige Schrift, den Tenach (AT.) und besaß eine schriftliche Abhandlung über das Leben Jesu (Urevangelium), welche sich in den Evangelien widerspiegelt, das jedoch von der Kirche vernichtet wurde, weil es offensichtlich - wie Hyronimus zu berichten weiß, zu jüdisch und theologisch zu unchristlich sei. Eine berechtigte Aussage, denn theologisch hat das Christentum eine Wandlung zur hellenistischen Philosophie erlebt wie ein jeder aus den Textzeugnissen damaliger Zeit erlesen kann und die für das theologische Selbstverständnis der Kirche zur Norm wurde. Es bleibt eine Tatsache, dass das Christentum in sich weniger jüdisch geprägt ist sondern in wesentlichen Aussagen sich der hellenistischen Welt angeglichen hat. Bereits Celsus hat in seiner Schrift Alethes Logos (Wahres Wort - gegen Ende des 2. Jahrhunderts entstanden) sehr deutlich ausgeführt, dass das Lehrgut der Christen einerseits aus dem Judentum entnommen ist, mehr noch aber aus stoischen, platonischen, ägyptischen und persischen Elementen besteht (Orig. c. Cels.1,5; 6,1; etc.).
    Zu all diesen Streitpunkten gesellte sich der Machtkampf um die Vorherrschaft im Christentum, der sehr erbittert geführt wurde. Einen großen Höhepunkt fand dieser Kampf 217 n.Ch. wo sogar ein heidnische Kaiser in die Tumulte einschreiten musste, weil er das öffentliche Leben in Rom gestört sah. Wohl war der Konflikt theologischer Art, allerdings nur vordergründig (es wurde gestritten, ob der Mensch nach der Taufe noch sündigen darf oder nicht), in Wirklichkeit ging es bei diesen Streit, wie bei anderen auch, um die Vorherrschaft im Christentum in diesen Fall zwischen der kath. Kirche Roms und Nordafrikas, die ihrerseits sehr mächtig war. Der Historiker Carl Schneider berichtet über diese Zeit: ”...Nach dem Vorbild der Philosophenschulen suchten diese Bischöfe (z.B. von Rom) sich durch Traditionsketten zu legitimieren, die möglichst bis hin zu den Aposteln reichen sollten. Dieses Verfahren unterscheidet sich in nichts von dem Bestreben späterer Philosophen, zu Sokrates, oder späterer Herrscher, zu Alexander (dem Großen - Herrscherideal der römischen Cäsaren) die Verbindung zu knüpfen. So entstanden nicht nur gefälschte Bischofslisten, sondern auch die Behauptung, dass Tradition die Reinheit der apostolischen Lehre garantiere. ... Aber die Kämpfe verlagerten sich nur auf andere Ebenen und wurden um so heftiger, je mehr Anhänger der Philosophenschulen und andere Gebildete Christen wurden. Ihnen gegenüber fühlten sich aber die kleinen Handwerker, Sklaven, Ungebildeten, denen das Christentum ein starkes Selbstbewusstsein gegeben hatte, als wahre Philosophen; teilweise wurden sie sogar noch bildungsfeindlicher, je mehr sie Bibelworte und oft unverstandene Begriffe verwenden konnten. Die Streitigkeiten, deren Leidenschaftlichkeit wuchs, hatte im Osten mehr spekulative, im Westen mehr praktische Gründe. Aber scharf lässt sich das nicht trennen. Überraschend ist nur, mit welcher Gehässigkeit sie ausgefochten wurden, besonders in den Zeiten, in denen die Kirche vom Staat in Ruhe gelassen wurde. Bischöfe und Laien, die wie Dionysios von Korinth (ca. 170), sich ehrlich um Frieden bemühten, waren selten und hatten wenig Erfolg. Es gab schon im 2. Jahrhundert zu viele Bischöfe, die ihre Macht besonders über die kleinen Kreise mit dem Charisma veritalis verwechselten” (Prop., Bd. 4-S. 456).

    Es war nicht das erste Mal, dass die kath. Kirche von Rom versuchte die Autorität über andere Kirchen zu gewinnen. So kam es bereits im Jahre 190 zu einem erbitterten Streit über den wahren Ostertermin. Hatten die römischen Gemeinden sich dem römischen Kalender bereits angepasst und ihre Festzeiten den römischen Sitten angeglichen, so weigerten sich die Gemeinden Kleinasiens und natürlich hier insbesondere die jüdischen Gemeinschaften, den Ostertermin auf das heidnische Fest der Ostara bzw. Aurora zu legen. Polykrates von Ephesos der die Gemeinden Kleinasiens vertrat hielt sich eisern an die apostolische Überlieferung des 14 Nissan - dem Pessach Jeschuhas. Der Bischof von Rom - Victor verlangte hingegen die Abkehr von dieser Überlieferung und schloss wegen Weigerung seiner Anordnung die Gemeinschaft aus dem Christentum aus. Victor konnte sich allerdings mit diesen Forderungen nicht durchsetzen, da sich schon allein auf Grund seines diktatorischen Verhaltens viele andere Bischöfe gegen Rom stellten und Polykrates unterstützten.

    Erst unter Konstantin, wird per Kaisererlass das Pessach Jesu, dem römischen Ostarafest einverleibt, umgestaltet und zum christlichen Osterfest auf dem Festtag
    des Reichsgottes Roms - Sol Invictus - Sonnengott gelegt (ich werde noch ausführlicher darauf eingehen).
    Paradoxer Weise verhalf diese Uneinigkeit und theologische Verschiedenartigkeit dem jungen Christentum auch zum Überleben. Denn das Christentum war keine greifbare Größe, fassbare Einheit oder geschlossener Kult. Nein ganz im Gegenteil, von Region zu Region zeigte sich ein anderes Christentum, das in sich nicht unterschiedlicher sein konnte. Von einer Einheitslehre oder einem Einheitsglauben konnte man nicht sprechen. So berichtet Celsus im späten 2. Jahrhundert, als sich gerade die katholische Kirche konstituiert: „Seit die Christen zu einer Menge angewachsen sind, entstünden unter ihnen Spaltungen und Parteien, und ein jeder wolle sich - denn danach trachten sie von Anfang an - einen eigenen Anhang schaffen. Und infolge der Menge trennen sie sich wieder voneinander und verdammen sich dann gegenseitig; so dass sie sozusagen nur noch eins gemeinsam haben, nämlich den bloßen Namen .-. im übrigen hält es von den Parteien diese so und jene anders“. (Orig. c. Cels. 3.10) So opferten die einen Christengruppen ohne innere Glaubenskonflikte römischen Kaiserbildern, wenn es von ihnen gefordert wurde, wofür andere hingegen ihr Leben ließen, weil sie es nicht mit ihren Glauben vereinbaren konnten, Kaisern göttliche Huldigungen zu erteilen. Ob so oder so, sie alle nannten sich Christen und beriefen sich auf die Bibel und die wahre Ecclesia zu sein. Für die einen war es Gehorsam gegenüber der Obrigkeit für die anderen Götzendienst. Es mag nicht verwundern wenn wir erstaunt feststellen müssen, dass es nie eine wirklich große - alle Gläubigen umfassende Christenverfolgung durch das ganze römische Reich gab, gleich wohl wir von den Kirchen anderes schon gehört haben. Es gab regionale Verfolgungen die im wesentlichen aber davon abhing, welche Prägung diese Christengruppen hatten. Vor allem waren dies solche Gruppen - wie wir später noch sehen werden -, die später auch von der Staatskirche verfolgt wurden, da sie eben nicht mit den Machthabern verkuppelt waren oder einem falschen Gehorsamswahn erlegen waren, sondern sich an der Bibel orientierten, die eine solche Praxis entschieden ablehnt. Doch wie sah es konkret mit den Behauptungen des Celsus aus? Im frühen 3. Jahrhundert kennt Bischof Hippolyt von Rom 32 konkurrierende christliche Sekten. Am Ende des 4. Jahrhunderts nennt Bischof Philaster von Brescia 128 christliche Sekten und 28 Häretikerpartein. Es sei dazu angemerkt, dass dies jeweils nur Zahlen aus der Erkenntnis sind, was nichts anderes sagen will, dass wir es hier nur mit den größten bekannten Gruppierungen zu tun haben, da viele andere schon auf Grund ihrer räumlichen Entfernung oder gar auf Grund ihrer geringen Mitgliedschaft keine Erwähnung finden konnten. (Brox-Kirchengeschichte). Was Celsus anführt findet hier nicht nur seine Bestätigung sondern zeigt deutlich auf, was sich im Christentum damaliger Zeit abspielte. Die Worte Jesu aus Johev. 17/20-26 scheinen gänzlich vergessen.

    Ausgehend von den großen christlichen Zentren - insbesondere von Rom als Welthauptstadt des Imperium Romanum, begannen am Ende des 2. Jahrhunderts einige christliche Parteien sich in der Liga Katholica zu sammeln, um gleich nach dem Prinzip Roms und nicht fern von dessen Methoden eine Kirche, mit einem Glauben, einem Patriarchen (Führer) zu schaffen. Das war keine plötzliche Entwicklung, sondern sollte ein Jahrhunderte währender Prozess werden, dem wir nur gelegentlich - in seinen wesentlichsten Phasen berühren werden. An vielen Streitpunkten wurde der Machtkampf um die Führung innerhalb des Christentums fest gemacht. Insbesondere zwischen den Kirchen Afrikas und Roms herrschten geradezu verbitterte Theologiestreitigkeiten, die nicht nur bei gegenseitigen Verketzerungen und Kirchenausschlüssen blieben, sondern später bis zu Mord und Totschlag führten. So schloss der Bischof von Rom Stephanos im sog. Taufstreit (255) die Kirchen Afrikas aus der kath. Kirche aus, verweigerte Cyprians Gesandten (Cyprian - Führender Bischof der Kirchen Afrikas), sogar ein Nachtlager in Rom, erklärte ihn zum Antichristen und seine Kirche für Ketzer.
    Besonders heftig wurde aber dieser Machtkampf auf dem Feld der Christologie geführt d.h. um die Person Jesu, womit wir zu dem Themenkomplex der Dreieinigkeit kommen.


    Dreieinigkeit im 1 - 3 Jahrhundert

    Nachdem wir uns einen kleinen Einblick in die Kirchengeschichte der ersten drei Jahrhunderte gemacht haben, der nur einige wenige Aspekte berücksichtigen konnte, wenden wir uns nun der Entwicklungsgeschichte der Dreieinigkeit zu. Es mag sehr ungewöhnlich klingen aber in der Tat ist es so, dass wir bei der Thematik der Dreieinigkeit von einer Entwicklungsgeschichte sprechen müssen. Denn wie anfänglich bereits ausgeführt, findet sich weder im AT. noch im NT. dieser Wort- und Gedankenbegriff wieder.

    Weder bei den messianischen Juden (Nazarenern oder Ebioniten, etc.) noch bei den christlichen Gruppen bestand ein Zweifel über die Bedeutung Jesu als Lehrer und Messias (Erlöser). Anders verhielt es sich jedoch, wenn die Frage nach der Person Jesu - seine Wesensart - gestellt wurde. Eindeutig belegt uns das NT., dass sich diese Frage für die Urgemeinde nie gestellt hat. Hier lag der Schwerpunkt auf der Frage: Wessen Sinn hat Jesu Mission und wie lässt sich seine Person und sein Leiden mit seiner Mission verbinden. Die Antwort fällt eindeutig aus, Jesus ist der Gesalbte Gottes, der Meschiach Adonai. Der Erstgeborene wie auch das Tenach ja selbst die Mischna und der Talmud (z.B. Pessikta rabbati 31,34,36 37, etc.; Sanhedrin 98b;) mehrfach belegt und in dessen Gleichklang die Apostel davon Zeugen. Erst mit den Beginn der Ausbreitung des Evangeliums in die hellenistische Welt stellen sich Fragen nach dem Wesen Jesu. Für das Judentum eine eher unverständliche Frage, um so wichtiger jedoch für die hellenistische Philosophie, die das geistige Leben insbesondere in den Kulten und Religionen beherrschte. Die hellenistische Philosophie ist insbesondere dafür kennzeichnend, alles und alle, in ein komplexes Weltgefüge einzuordnen und auf das Unfassbare logische Antworten zu finden - gleichwohl es oft mancher Logik entbehrt. Das Judentum galt in der hellenistischen Welt als eine absurde Religion, die Juden selbst als Verrückte, Sonderbare und Abstößige, da sie sich im wesentlichen der Erkenntnis orientierten, logisch - bilderreichen Götterwelt des Hellenismus verschloss. Es mag daher nicht verwundern, dass bereits das Johannesevangelium bei vielen messianischen Juden auf nur wenig Gegenliebe stieß wenn man sich z.B. den Eingangsprolog des Johannesevangeliums durchließt, dessen „Geistiger Vater“ Philo von Alexandrien abgeschrieben war. Philo war ein alexandrienischer Jude, der versuchte das Judentum dem Hellenismus anzunähern, jedoch ohne allzu großen Erfolg. Das Johev. dessen Ursprung in Alexandrien zu suchen ist, war die erste Schrift des NT. die ganz massiv aus den Bereichen der Stoa und der platonischen Philosophie Gedankengut in sich aufnahm. Wenn man sich in diese Schriften hineinließt wird man erstaunt sein, wie viel der Schreiber des Johev. von dem zitierten Gedankengut, aufnahm. Auch ist das Johev. die erste Schrift, die Jesus in einem anderen Licht - übermenschlich - erscheinen lässt, gleich wohl es der Schreiber tunlichst vermied auch nur den Anschein einer Göttlichkeit Jesu beizulegen, was allerdings aus leserlichem und begrifflichem Unwissen genau in dieses Evangelium hineininterpretiert wird. Das Johev. war in seiner damaligen Zeit für gebildet griechisch sprechende Juden aber wohl vor allem Heiden bestimmt, die sich in der Begriffswelt der Philosophie auskannten, was nicht nur das hervorragende griechisch mit seinen vielen Fachbegriffen belegt (die der damaligen allgemeinen Bevölkerung nur schwer verständlich waren, was auch die Kirchenhistoriker belegen - z.B. Origenes). Was hier nur vorsichtig begann - die Annäherung an die Begriffswelt des Hellenismus, wurde schon bald zur wesentlichsten und auch am härtesten umkämpften Streitfrage des Christentums in deren Folge Tausende ihr Leben lassen mussten.

    Die ersten christlichen Antworten auf die Fragen nach Wesen und Gestalt Jesu waren ziemlich primitiv und erschöpften sich einzig und allein in den Versuchen, von der Bibel her Antworten zu finden, die jedoch an dem Absolutheitsanspruch der Einzigartigkeit, Unteilbarkeit und personellen Einheit Gottes scheiterten. Schwierig schien es besonders das hellenistisch - philosophische Weltbild mit dem Tenach in Einklang zu bringen. Zu groß schien der Spagat die Monarchia zu erhalten (die Einheit Gottes). Mit der theologischen Loslösung des Christentums von der Urgemeinde und seinen jüdischen Wurzeln - dem biblischen Weltbild, was massiv in der Zeit von Kaiser Aurelian (161 n.Ch.) begann (Loslösung von den biblischen Feiertagen, Kalendarium, Gottesdienstformen, Gebetsriten, etc.) und dem gleichzeitigen Verlust der Einflussnahme der messianischen Urgemeinde, öffneten sich die Türen zu einer neuen Herangehensweise für diese Thematik. Philosophische Denkmodelle ersetzten den biblischen Kontext, - ja wie wir noch sehen werden wurde der biblische Kontext auf die Ergebnisse dieser Denkmodelle („durch Berufung auf den Heiligen Geist“), zurecht gestutzt bzw. verändert.
    Um 200 n.Ch. wurde die erste große Schlacht auf diesem Feld geschlagen. Streit entbrannte zwischen den dynamistischen und modalistischen Monarchianismus.
    Die Dynamisten vertraten die Meinung; Christus sei ein wirklicher - normaler Mensch gewesen, der nur eine göttliche Kraft in sich trug und von Gott adoptiert wurde. Die Modalisten glaubten hingegen; Christus sei eine besondere Erscheinungsform Gottes (was hier schon leicht auf die Zweieinigkeit anspielt), wobei sie im Leiden Jesu auch das Leiden Gottes sehen - wenn Jesus leidet, leidet natürlich auch Gott. Besonders in Rom fanden sich viele Anhänger dieser Thesen, wo im vorderen Orient diese Ansichten radikal abgelehnt wurden. Noch schien es unvorstellbar zu sein Jesus göttliche Attribute anzuheften. Eine dritte Form gesellte sich durch Sabellios aus Kyrene (um 200) dazu, der besonders die griechische Form der Diatriebe (fiktive Form der griechischen Theaterspielkunst im Monologszenarium) verwand, indem er die Vielfalt Gottes als die drei Schauspielmasken Gottes definierte, die er sich je nach Belieben aufsetzen kann.


    Die entscheidende Weiterentwicklung der christlichen Theologie geschah durch die Auseinandersetzung mit dem Neuplatonismus. Im Neuplatonismus wird nicht nur das Baugerüst der christlichen Dreieinigkeitslehre vorgelegt, nein sie wird in Wesen und Gestalt fast gänzlich übernommen. Doch was lehrte der Philosoph Plotin, der zum großen Lehrer des Neuplatonismus wurde? Plotin lehrt: „Der Grund allen Seins ist das eine, zugleich das Urgute und Urschöne, jenseits des Denkens, aber von reiner Aktualität. Aus ihm emanieren im Schritt einer Dreieinigkeit Geist, geistige Seinswirklichkeit und geistige Schau, in Wahrheit ein Geist, der Anteil hat sowohl an dem Einen als auch an der nächsten Emanationsstufe, der Seele“. Seine Dreieinigkeitsformel: „Das Eine, dessen Abbild und dessen Geist“; war die Begründung der später entwickelten Dreieinigkeit des Christentums. Bis dahin war es jedoch noch ein langer Weg und Kampf, der gegen die sogenannten Bibeltreuen zu führen war.
    Die Dreieinigkeitsformel des Plotin war allerdings keine Neuschöpfung des Neuplatonismus sondern ist ältestes hellenistisches Glaubensgut. So setzte bereits Xenokrates (um 396 v.Ch.) eine Dreieinigkeit an die Spitze des Weltganzen. Aristoteles (384-322 v.Ch.), der besonders im Christentum größte Verehrung genießt, erklärte: „Die Dreiheit ist die Zahl des Ganzen, insofern sie Anfang, Mitte und Ende umschließt“. Martial (ca.40-102 n.Ch.) sah in Hermas den Trismegistos, den dreimal großen Hermas, der allein ganz und dreimal einer ist. Man könnte die Liste ohne Probleme weiterführen, um deutlich aufzuzeigen wessen Geistes Kind sich in der christlichen Dreieinigkeit widerspiegelt.
    Alle sog. großen Geister des Christentums der vorkonstantinischen Wende und weit darüber hinaus waren geistige Kinder des Neuplatonismus, ja in späteren Zeiten entwickelten sie diese Philosophie weiter, wovon besonders das Mittelalter profitierte und lebte. Die Öffnung des Christentums zur Welt des Hellenismus zeigte seine ersten Früchte darin, dass ab 200 vermehrt zahlreiche Schriftsteller von hohem Niveau auftraten, was besonders auf die geistige Welthauptstadt Alexandria zutrifft.
    So tritt z.B. um 200 Titus Flavius Clemens (gest. 215) in Alexandrien auf. Er war wohl ursprünglich aus Athen, ein guter Schüler der stoischen und platonischen Philosophenschulen Athens, viel belesen und ein vorzüglicher Kenner der hellenistischen Geisteswelt. Seine Berufung sah er darin, das Christentum aus seinem „primitiven - intellektuellen, schwärmerischen und apokalyptischen“ Gefüge zu reißen. Jesus ist ihm der gottgesandte pädagogische Logos. Der erste Teil seiner pädagogischen Leitlinien für ein neues Christentum - der Protreptikos, ist eine einführende Schrift für ein gebildetes platonisiertes Christentum, die deutlich den Unterschied zwischen einfachem gläubigen Volk und gebildeten Gläubigen hervorhebt, gleichwohl in der Theorie kein Unterschied besteht, was das Ansehen betrifft, wohl aber im Glauben. Seine zweite Schrift - der Paidagogos, ist ein einziges Zitatenwerk von stoischen Ethikern –insbesondere von Musonius Rufius, die den Christenmenschen dazu animieren soll endlich eine positive Haltung gegenüber den Zivilisationsgütern der Antike einzunehmen. Der dritte Teil - der Stromateis, ist nun gänzlich eine reine hellenistische Zitatensammlung aus allen Schichten der Philosophie und Dichtkunst, die der Beweisführung der Legitimität christlicher Bildung und Erziehung dient, da sie auf der griechische Philosophie beruht. Die Bemühungen Clemens blieben nicht ohne Kritik aber auch nicht ohne Erfolg. Gebildete hellenistische Kreise zog es nun interessiert zum Christentum hin, gleichwohl nicht zuletzt mit dem Ziel einer ernsthaften philosophischen Auseinandersetzung. Plotin selbst kam nicht umhin sich mit dem Christentum auseinanderzusetzen, da man ja mit seinen Schriften die Richtigkeit der christlichen Lehre zu beweisen suchte. Er selbst empfand die Art und Weise der christlichen Theophilosophie als „barbarische Verdrehung platonischen Lehrgutes”.

    Doch dem Christentum damaliger Zeit sollte noch ein größerer geistiger Gegner begegnen - Porphyrios (234-301 n.Ch.). Porphyrios war nicht nur ein Schüler Plotins sondern auch dessen Biograph. Er war geradezu ein leidenschaftlicher Gegner des Christentums und zugleich wohl auch einer der besten Kenner dessen. Er zeigte nicht nur die Widersprüchlichkeiten der Überlieferungen über Jesu auf, die sich z.B. in den Evangelien befinden, was ja schon Origenes zu erklären suchte, sondern bewies mit hohen Sachverstand, dass, das Christentum in sich ohne eigene Ideen wäre und nur aus Diebstahl vom griechischen Mythos und hellenistischer Philosophie besteht. Er nannte Paulus einen widerspruchsvollen Sophisten, da er schon in seinen Briefen widerspruchsvolles sophistisches Glaubensgut verwandte, was wohl eher auf die Stoa zutrifft. Für ihn war das Christentum unlauter und geprägt voller Lügen. Die ersten Bücherverbrennungen der Christenheit galten den Werken des Porphyrios, den es vermochte nicht ein einziger Theologe seiner Zeit, ihn auch nur im geringsten zu wiederlegen. Was den genauen Inhalt seiner Werke betrifft, so wissen wir nur sehr wenig - außer aus Zitaten. Es ist wohl anzunehmen, das er das Urevangelium kannte - also die historische Überlieferung über Jesus, die längst schon von der Kirche abgelehnt bzw. nur bedingt angenommen wurde. Es mag wohl dahingehend seine Begründung finden, was seine massive Ablehnung einer Göttlichkeit Jesu erklärt (Makarios 3/15 - 4/24; Halbfaß-Porphyriosschriften).
    Der größte christliche Gelehrte, von dem das Christentum bis in unsere Zeit zehrt und der dem Christentum einen klaren theologischen Weg wies, war Origenes (um 185 nach 251). Er selbst später von der Kirche als Ketzer verworfen (399, endgültig dann 543), machte kein Geheimnis daraus den Neuplatonismus zum neuen Glaubensmodel der Christenheit umzuprägen. Das Wesen seiner Theologie beschreibt Carl Schneider so: christlich-neuplatonische Synthese; Gott, zugleich das neuplatonische reine Sein und der biblische Schöpfer, schafft aus Güte die ewige Welt der Ideen und Seelen, aber infolge eines präexistenten Falles werden die Seelen zum Zweck der Erziehung in den Kerker des Leibes gebannt. Als Erzieher sendet Gott den ihm wesensgleichen Logos, den er ewig mit sich selbst zeugt, der als Mittler zum Menschen herabsteigt und den Menschen mit Hilfe des ihm wesensgleichen Geistes zur Erkenntnis der letzten göttlichen Wahrheit auf einem langen und schweren Erziehungsweg führen will (Propy., Bd.4 S. 466). In der Tat, die Synthese war damit vollzogen. Origenes schafft es sogar durch seine einzigartigen und nie wieder erreichten Auslegungsmethoden, alle großen Philosophen in den Dienst des Christentums zu stellen (z.B. Platon, Aristoteles, etc.), indem er alle christlichen Sätze mit denen der Philosophen in Einklang und Übereinstimmung bringt. Endgültig und ohne Umkehr war das Christentum in der hellenistischen Welt angekommen, ja geisteswissenschaftlich verankert. Viele Thesen des Origenes gingen noch weit über das Zitierte hinaus, ja sprengte nicht nur den biblischen Rahmen, sondern erübrigte die Bibel, was ihn zum Ketzer machte. Doch sein Glaubensmodel blieb im wesentlichen der Grundbaustein für eine neue Christologie und einer eigenständigen christlichen Theologie.
    Bevor wir mit Origenes und seiner Theologie fortfahren, sei noch Tertullian angeführt, auch ein „großer” Denker und Kirchenlehrer seiner Zeit. Seine Theologie und die des Origenes, werden in späterer Zeit ebenfalls eine Synthese finden und dem Christentum zu seinem neuen Weg verhelfen.



    Tertullian (153-223) begründete im wesentlichen die sogenannte lateinische Theologie. Sie stand im schroffen Gegensatz zur hellenistisch-neuplatonischen Theologie. Ganz im Gegensatz zu Origenes war es Tertullians Ziel die Kirche römisch - lateinisch zu prägen - kurz um, zu latinisieren. Rom das sich nur schwer mit der Philosophie tat, eher praktisch und nüchtern war, militärisch und auch im Geiste diszipliniert, war die Prägungsstätte Tertullians. Zwar war Tertullian in Karthago geboren, doch als Sohn eines römischen Zenturio, römisch erzogen und militärisch geprägt, in Rom lange Zeit als Anwalt tätig, ein erklärter Gegner der Philosophie: „Jeder unserer Handwerker hat Gott gefunden, den Platon nicht gefunden hat. Was haben ein Philosoph und ein Christ, der Schüler Griechenlands und der des Himmels, der Verfälscher der Wahrheit und ihr Erneuerer, ein Dieb und der Wächter der Wahrheit gemeinsam? Mit Christentum haben sie nichts zu tun, wohl aber mit Ohrenkitzel, Torheit, Dämonentum, und nähern sie sich einmal der Wahrheit, sei es Zufall oder Diebstahl“. (Tert.apol. 24,38,42,46; praesc. haer. 7,14; Tert.apol. 19; anima 1f.;spect.17,29; etc). Tertullian war ein sehr praktischer Theologe, der seinen Glauben als aktive Tat verstand. Insbesondere war er ein radikaler Verfechter der biblischen Ethik und Moral, die Askese und Ekstase in sich einschloss. Diese kompromisslosen Moralvorstellungen führten ihn auch zu dem radikalen Bruch mit der römischen Gemeinde, die ganz im Sinne einer Welthauptstadt, offen für alles und jeden war. Sein Kampf gegen Rom führte er sehr erbittert und mit sehr harten Worten. Nach Tertullian saufen und koitieren die Katholiken - wohl insbesondere die römischen, bei ihren Abendmahlsfeiern. Aber auch die römischen Katholiken waren nicht gerade zimperlich in ihrer Wortwahl, indem sie die Montanisten, denen sich Tertullian nach dem Bruch mit der katholischen Gemeinde Roms anschloss, z.B. als Kinderschlächter oder gar Kinderfresser bezeichneten (Tert. Jeun. 16f.; Kyrill. Cat. 16,8 ). Sein Moralverständnis lehnt sich stark an Paulus an, was insbesondere die sittlichen Forderungen betrifft. So trat er dafür ein, dass Jungfrauen verschleiert sein sollten, Frauen sich nicht schminken dürfen, sich der Gläubige der prachtvollen römischen Kleidung entledigen und afrikanisch einfach kleiden soll. Er war ein Anhänger des Glaubens bis zum Martyrium, dem er sich aber geschickt zu entziehen wusste. Insbesondere war er bestrebt dem Christentum römische Ordnung und Disziplin zu vermitteln. Er führte die militärische Begriffswelt in das Christentum ein (z.B. sacramentum, disciplina, statio,etc.) aber ebenso juristische Begriffe (z.B. meritum, praescriptio, lex, ja selbst der Begriff Trinität stammt von ihm, etc.) (Tert.de praesc. haer. 4, 6f, 14f, 17, 30, 41, etc.). Klar strukturiert und disziplinarisch formiert wie das Militär sieht er die Kirche. Mit aller Härte und ohne Gnade bekämpft er alle anders gearteten Richtungen des Christentums. Die spätere Kirche wird sich, wie wir aus der Geschichte wissen, dieses militärische Vorbild zu eigen machen und auch so militärisch handeln. Gehorsam und Disziplin sind geradezu die Schlagworte, mit denen man Tertullian bezeichnen könnte. Eigenschaften, die bis heute zum kirchlichen Selbstverständnis gehören, aber gleichzeitig jegliche Opposition in sich ausschließt. Die Freiheit des Geistes, wie sie von den Neuplatonikern vertreten wurde, war für Tertullian Angriff auf die Kirche. Sein theologisches Selbstverständnis, das sich in der Stoa begründet und auf substantiellen Materialismus beruht, lässt Geistlichkeit nur bedingt zu. So mag es auch nicht verwundern, dass er Gott als stofflich sieht und auch die Auferstehung der Toten als eine körperlich - fleischliche versteht, was den Neuplatonikern völlig irrelevant erscheint. Sein Trinitätsverständnis, war jedoch bei aller Verachtung für die Philosophie, nicht weniger philosophisch wie das von Origenes. Tertullian, in seiner Theologie oft sehr widersprüchlich, sieht Gott vom Sohn unterschieden, da der Sohn in einer Zeit entstanden ist (also nicht von Ewigkeit her), hingegen der Vater ewiglich ist. Somit ist der Sohn dem Vater untergeordnet. Des weiteren führt er noch den Heiligen Geist an, dem aber keine definierbare Rolle zugeschrieben wird. Tertullian führt erneut eine neue Begriffswelt ein, die seine Trinitas erklären soll - Substanz und Person - eine Wesensart, drei Personen. Damit stellte Tertullian eine Formel auf, die, die spätere, von ihm so bekämpfte Kirche, übernehmen wird, doch dessen Inhalt sie neu ausgestaltet. Deutlich muß man aber auch sagen, dass von einer Wesensgleichheit bei Tertullian nirgends die Rede ist. Klar sieht er die Unterschiede zwischen Gott und Sohn, die er einmal als zwei Wesenseinheiten und eine Person sieht und umgekehrt. Was mit dem Heiligen Geist ist, verschweigt er tunlichst, gleich wohl er darauf hin weißt, diesen nicht zu vergessen.
    Die Nachfolger Tertullians - insbesondere Cyprian ( von ihm stammt das Nazischlagwort: Der Teufel ist des Juden Vater.), haben Tertullians Thesen überarbeitet und für eine kirchliche Einheitsgemeinde zurecht geformt. Lactantius (dem wir noch öfters begegnen werden), war wohl mehr Stoiker was besonders darin zum Ausdruck kommt, dass er sich in all seinen Ausführungen stark an Cicero anlehnt und somit der Kirche endgültig den römischen Einschlag vorgibt.

    Diese beiden Formen - die hellenistische und lateinische Theologie - der Neuplatonismus und die Stoa, werden zum Maßstab der Kirche, vor der großen Wende – mit der das Christentum seinen Aufstieg zur Staatsreligion begann. Notwendige Reformen dazu waren noch nötig, doch der Weg dahin wurde durch die Theologie geschaffen, die es ermöglicht hat jüdisches Glaubensgut und messianische Hoffnungen, so der antiken Welt anzupassen, dass es die Welt erobert. Der Preis dafür war allerdings sehr hoch, die Verleugnung seiner Herkunft, die Verteufelung allen israelitischen und die Verketzerung des Judentums. Es mag nicht erstaunen, wenn z.B. auf der Synode von Elvira (306) es unter strengster Strafe untersagt wird, mit Juden zu essen, Mischehen einzugehen, ja der Kontakt mit Juden den Ausschluss von der Kommunion bedeuteten kann (Syn.Elv.c.16:49;78,etc.). Das Christentum ist heidnisch geworden und begann mehr und mehr seine biblischen Wurzeln die zutiefst israelitisch waren nicht nur zu verleugnen, sondern zu beseitigen. Nicht nur Kult und Feiertage betraf dies sondern den größten Juden betraf es am meisten Jeschuha, der zum Jesus Christus wurde.


    In engster Anlehnung an Ammonios Sakkas, der auf dem Timaos Platons fußte, hatte Origenes mit Hilfe biblischer Interpretation eine Dreigliederung Gottes gelehrt und das Verhältnis der drei göttlichen Teilganzen zueinander als Humoousios, was etwa - von gleicher geistiger Substanz - bedeutet, bezeichnet - was ihn leicht in die Nähe Tertullians versetzt. Entscheidend war vor allem, dass der Logos Christus gleichen Wesens mit dem Weltenschöpfer und Vatergott, also nicht etwa sein Geschöpf oder das bloße Gefäß seiner Offenbarung sei (was sich deutlich gegen biblische Aussagen stellt) - (Propy.; Sch., Bd.4 S. 467). Allerdings lehrt Origenes ebenso wie Tertullian und andere, dass bei aller Gleichheit der Sohn geringer als der Vater, der Logos höher als der Heilige Geist sei. Diesen scheinbaren Widerspruch erklärt Origenes so: Wenn der Logos aus Gott ausgeht, dann ist er zwar wesensgleich mit Gott, aber trotzdem weniger als Gott, der ja alles umfaßt. Gleiches bezieht er auf den Heiligen Geist. Die Menschlichkeit Jesu spielt für ihn keine Rolle da sie nur Schein ist. Das war Hellenismus in neuplatonischer Anwendung pur. Das, das längst nicht mehr christlich war, wurde im ausgehenden dritten Jahrhundert von der exegetischen Bibelschule Antiochiens unter Lucian klar erkannt. Doch ging es Origenes bei seinen theologische Ausführungen auch nicht wesentlich um biblische Aussagen, was deutlich an seinen Aussagen über das A.T. wird, wo er z.B. feststellt: Ein Christ, der das A.T. wörtlich verstehe, müsse “erröten” angesichts der so viel „feineren und vernünftiger” wirkenden Menschengesetze, etwa der Römer oder Athener (Orig. Lev.5/1; Num. hom.26; de princ. 4/14; Homil. Josua 15/1; c.Cels.5/33,8/73; etc.).
    Im wesentlichen lag die Richtung fest. Trinität nach dem Model der Neuplatoniker, Kirchenstruktur nach gut lateinischer Form, Mysterienkult nach hellenistisch - ägyptischen Vorbild, wobei regionale Eigenheiten ihre Berücksichtigung fanden. Mit diesem theologischen Konzept, das sich in gut 200 Jahren entwickelte, formierte sich das Christentum in der Antiken Welt im Großen und Ganzen zu einer der stärksten missionarischen Kräfte, die auf Grund ihrer Assimilationskraft alle Schichten der Bevölkerung erreichte. Was dem Christentum noch fehlte war die Anerkennung zur erlaubten Religion, gleich wohl sie bereits unter den meisten Kaisern geduldet, ja sogar nicht selten gefördert wurde. Doch noch etwas fehlte dem Christentum, die Einigkeit. Ständig in Machtkämpfe untereinander verwickelt, die sich in theologischen Streitigkeiten äußerten, bis hin zur gegenseitigen Verketzerung, kämpften die kirchlichen Machtzentren, um die kirchliche Vorherrschaft. Trotz des Bemühens mancher Kirchenfürsten, eine Aussöhnung untereinander zu erreichen, gelang es dem Christentum nicht einmal ein allgemein gültiges Glaubensbekenntnis zu formulieren, geschweige denn, einen einheitlichen Bibelkanon zu erarbeiten. Zum großen innerkirchlichen Eklat sollte es aber erst ca. 320 unter dem Diakon Arius in Alexandrien kommen, der auf der Basis der Bibel erklärte: „Christus kommt eine Wesensgleichheit mit Gott nicht zu, da er nicht ewig, sondern ein Geschöpf, freilich das vornehmste des höchsten Gottes, sei” (Athan. de incarn. et c. Arian. 8. Lthk. A. I 673f.; Epiphan. haer. 69,3 ff.; Euseb.V.C. 2,61; etc. ). Zu tief war trotz mancher Gleichheiten, die Kluft zwischen biblischen und philosophischen, und hier wieder zwischen neuplatonischen und stoischen, Gläubigen.
    Neben diesen Konflikten standen noch andere zur Debatte. Wie weit sollte sich das Christentum nun auch politisch und gesellschaftlich dem Imperium angleichen. Besonders die Kirchen Nordafrikas und des Ostens zeigten hier nur wenig Entgegenkommen, gleich wohl für die Kirchen des Westens dies scheinbar kein großes Problem war. Waren doch Christen im Westen schon gesellschaftlich integriert ja sogar zu Hofbeamten aufgestiegen und in Gesellschaft und Politik zu Ehren gekommen, was bei den Befürwortern als Aufwertung des Christentums verstanden wurde.
    All diese Punkte und viele andere mehr, waren zum Ende des 3. Jahrhunderts ungelöst und lähmten das Christentum zunehmend in seiner Kraft. Geradezu explosiv wurde diese Situation im beginnenden 4. Jahrhundert.
    Bevor wir uns dem arianischen Streit zuwenden, müssen wir innehalten und uns über ein wichtiges Kapitel der Kirchengeschichte bewusst werden - die konstantinische Wende. Der arianische Streit ist aufs engste mit der konstantinischen Wende verbunden, ja mehr noch, dessen Bedeutung wird erst aus dieser Wende verständlich.

    Die kirchliche Wende (313-337)

    Kirchenhistoriker sind sich einig, weder ein Papst, noch ein Gelehrter, weder ein Bischof noch ein Reformator hat das Christentum so entschieden und nachhaltig beeinflusst wie Konstantin der Große und in dessen Folge bedingt Theodosius. Dies war so fundamental, dass bis heute die Kirche - ja das ganze Christentum in seinem Wesen römisch - konstantinisch geprägt ist.
    An zwei wesentlichen Beispielen möchte ich dies aufzeigen.
    Die Stellung zum Wehrdienst.
    Die inhaltliche Veränderung des Christentums.

    Der Pontifex Maximus und erste christliche Kaiser
    Kaum eine römische Kaisergestalt hat ein solches Augenmerk auf sich gezogen wie Konstantin der Große, der von 274 bis 337 gelebt hat. Die Ursache für das Interesse an Konstantin liegt darin begründet, dass er als erster christlicher Kaiser in die Geschichte eingegangen ist. Konstantin hat nicht nur nach sehr vielen überaus grausamen Kriegen das römische Reich wiedervereint, sondern er hat als erster römischer Kaiser das Christentum öffentlich anerkannt und ins römische Imperium integriert. Aus diesem Grund sehen fast alle christlichen Kirchen mit Nachsicht auf ihren großen Gönner zurück und verherrlichen ihn bis auf den heutigen Tag. Das Christentum verdankt in der Tat diesem Kaiser einiges, denn er hat diese religiöse Gruppe, die innerhalb des römischen Reiches (insbesondere nach der Verfolgung von 303) eine Minderheit darstellte, zu nie zuvor gekannter Macht und Reichtum, ja im Prinzip zu dem großen Durchbruch verholfen, was letztendlich in der Erhebung des Christentums zur Staatsreligion gipfelte. Damit wurde Konstantin zum Heiligen. Doch wie bei jeder Münze gibt es auch hier zwei Seiten, die weder für ein christliches Vorbild noch für einen Heiligen spricht. Ich will es bewusst den Großangriff Satans auf die Christenheit nennen. Trotz allem Lobgesang der Kirchen auf Konstantin haben sich von seinen Absichten und Taten so viel historische Zeugnisse erhalten, dass man mit Percy Bysshe Shelley sagen muß: „Dieses Ungeheuer Konstantin“.
    Konstantin war ein schlauer und weitsichtiger aber auch grausamer, machtgieriger und skrupelloser Herrscher. Nachdem er durch überaus viele blutige Kriegszüge seine Mitherrscher aus dem Weg geräumt hatte, seinem eigenen Sohn die Kehle durchschnitt, seine Frau erwürgte, seinen Neffen, Schwiegervater und Schwager ermorden ließ (übrigens alles gängige Praktiken unter römischen Kaisern - siehe Nero, Augustus, etc.), hatte er sich als Alleinherrscher an die Spitze des römischen Reiches gesetzt. Mit unglaublicher Brutalität hat sich Konstantin an die Macht geputscht. Als Entschädigung für die überaus hohen Opfer, die, die Zivilbevölkerung bringen musste, ließ er Tausende seiner Gefangenen und Gegner - auch Christen, in die Arenen schicken, wo sie wilden Tieren zur Belustigung der Zuschauenden vorgeworfen wurden. Er versklavte wie seine Vorgänger ganze Völker und verschärfte sogar einige Sklavengesetze, die einst unter anderen Kaisern gemildert wurden. Nichts ließ Konstantin aus um seine Macht zu sichern und jeden abzuschrecken, der es auch nur im Geringsten wagte, in Opposition zu ihm zu stehen. Zugleich vermochte er aber, durch prunkvolle Auftritte, gigantische Bauwerke und reichliche Geschenke für Volk und Adel, die Massen für sich zu gewinnen. Rom hatte seit langem einen solchen Kaiser nicht mehr erlebt.


    Ein Zeugnis von Konstantins Auftreten bietet uns der Bericht von Bischof Eusebius (einer der führenden Persönlichkeiten im Christentum, der später zum Hofberichterstatter Konstantins befördert wurde). Er berichtet von Konstantins Auftreten bei dem Konzil von Nicäa (325), dass zu einem der Folgenschwersten in der christlichen Geschichte wurde: “Nun trat er (Konstantin) selbst mitten unter sie (Bischöfe- die Konstantin versammeln ließ- sogar mit Gewalt), wie ein Bote vom Himmel, in leuchtenden Purpurgewand, strahlend im hellen Lichterglanz, geschmückt mit funkelnden Gold und Edelgestein. Alle seine Begleiter überragte er an Größe, Schönheit und Würde.... Er schritt bis zur vordersten Reihe der Plätze, wo mitten in der Versammlung ein Goldsessel für ihn bereitgestellt war“. Ja, wie ein Bote vom Himmel, so sahen ihn seine Lobredner, die nicht müde wurden, Konstantin als Christ und christlichen Kaiser darzustellen. So berichtet Bischof Eusebius von Caesarea weiter: „Er allein hatte ja unter den römischen Kaisern Gott, den höchsten Herrn, mit unglaublicher (!) Frömmigkeit verehrt, er allein mit Freimut die Lehre Christi verkündet, er allein seine Kirche verherrlicht wie nie einer seit Menschengedenken, er allein jeden Irrtum der Vielgötterei ausgerottet und alle Arten von Götzendienst abgeschafft“. Was für ein Christ, dieser Konstantin!? Eusebius scheint bei all seiner Lobrednerei übersehen zu haben, dass Konstantin nicht im Traum daran dachte ein Christ zu sein und erst kurz vor seinem Tod die Taufe erhielt. Konstantin hat sogar bis auf die heutige Zeit mehrfach sichtbar, diesem Wunschdenken des Eusebius durch seine eigenen Handlungen widersprochen. So zeigt der Konstantinsbogen in Rom noch heute die Insignien des Sonnengottes - Sol Invictus, dem Konstantin in ganz besonderer Weise zugeneigt war (wir werden diesem Solgott noch oft begegnen). So ließ er auch Münzen prägen die zeigen, wie die römische Siegesgöttin vom Sol Invictus begleitet wird; eine Darstellung, die auch auf dem Konstantinsbogen sichtbar ist. Ja er selbst erscheint sogar auf Münzen in Begleitung seines Sol Invictus aber auch mit den Kriegsgöttern Jupiter und Mars. Fünf Jahre nach dem Konzil von Nicäa lässt Konstantin im Zentrum seiner Macht, der Stadt Konstantinopel, eine Kolossalstatue errichten, wo er selbst als Apollon - Hellios also als Sol Invictus mit Strahlenkrone dargestellt wird. Er ließ auch als angeblich frommer christlicher Kaiser, heidnische Tempel errichten, die er auch selbst reichlich nutzte. So hat er den Apollon Tempel von Augustodunum nicht nur in besonderer Weise geschätzt, sondern auch reichlich beschenkt, worauf hin ihm sogar der Sol Invictus nebst der Siegesgöttin erschienen ist, die ihm dann persönlich Lorbeerkränze zum Zeichen seines Sieges und seiner Macht darbrachten. Konstantin hatte auch nie den heidnischen Kult verboten, ganz im Gegenteil, ihn sogar für berechtigt erklärt. Wie sollte er ihn auch verbieten, ordnete er doch 321 an, dass im Falle eines Blitzschlages auf ein öffentliches Gebäude oder gar seinen Palast, umgehend die Orakel der Tempel zu befragen sind. Geschichtsschreiber Zosimus berichtet, dass Konstantin seinen Göttern sehr dankbar war, weil er die Erfahrung gemacht hatte, man könne sich auf sie verlassen. Wohl wurde das Opfer für den Kaiser nicht mehr praktiziert, wie noch Aurelian von den Christen forderte, aber auch die Christen beteiligten sich nun an den Riten zur Bekränzung und dem Kniefall vor den Kaiserstandbildern, den Kerzen und Weihrauchprozessionen zu Ehren des Kaisers. Wie könnten sie auch abgeschafft werden, hatte doch Konstantin trotz seines angeblichen Christseins den Titel des Pontifex Maximus nie abgelegt, was nichts anderes bedeutet, er ist der höchste Götterpriester, was die Kirche selbst nach seiner Taufe noch akzeptierte, (man höre und staune, selbst die Päpste nannten sich schon bald selbst so - bis auf den heutigen Tag!). Zudem war Konstantin, trotzdem er noch nicht getauft war, auch Ehrenbischof der Christenheit. Dies alles geschieht nur 3 Jahrhunderte nach Jesus, 2 Jahrhunderte nach Paulus, Petrus und Johannes! Doch es sollte erst der Anfang sein.
    Die Christen erhalten im Verlauf der Zeit und je nach Gehorsam ihren Grund und Boden zurück und erhalten nun erstmalig die Möglichkeit in aller Öffentlichkeit eigene Kirchen zu bauen, die Konstantin finanziell unterstützt. Unter Kaiser Theodosius (347 -395) wird aus der geförderten Religion eine Staatsreligion (380) die zum Erben des Imperium Romanum eingesetzt wird. Im Jahr 392 erfolgt das Verbot aller heidnischen Religionen und es beginnen die ersten großen Heidenverfolgungen und Massenhinrichtungen nicht bekehrungswilliger Heiden. 303 noch selbst verfolgt und verachtet, wird das Christentum nicht einmal 100 Jahre später grausame Rache an den Heiden nehmen und noch brutaler im Verlauf seiner Geschichte gegen Andersgläubige vergehen, als es Rom je tat.

    Konstantins Kirche

    Dazu eine Kopie aus dem Buch: „ 2000 Jahre Christentum“; (überall im Handel erhältlich).
    -Staat und Kirche ab Konstantin den Großen-
    Das sogenannte Mailänder Edikt von 313 stellte das Christentum zunächst gleich - als erlaubte Religion neben den anderen Religionen. Konstantin hatte sich nach 7 Jahren dauernder Bürgerkriegswirren im Westen des Reiches durchsetzen können. Mit dem Herrscher des Ostteils, Licinius, war er sich einig geworden: Die Christen sollten offiziell anerkannt und nicht nur schweigend geduldet werden. Es ging dem Kaiser jedoch um mehr: er wollte das Reich reorganisieren. Alle Kräften mussten zusammengefasst werden. Er verhinderte die Landflucht und die Flucht aus einzelnen Berufen durch neue Gesetze: Ordnung muß sein, ein gesundes Sozialgefüge ist unerlässlich! Jeder muß den Beruf seines Vaters übernehmen! Und über allem soll die Kirche der Integrationsfaktor im Reich sein. Die Kirche soll dort einspringen, wo der Kaiserkult versagt hatte. 315 wurde deshalb aus dieser Anerkennung mehr. Konstantin ließ ein Medaillon prägen, mit Brustbild des Kaisers in voller Rüstung. Neu daran war: der Kaiser trägt auf diesem Bild einen Helm, der mit dem Namen Christi beschriftet ist. Dazu trägt er ein Kreuzeszepter. Man könnte hier bereits eine Andeutung des „Kaisers von Gottes Gnaden“ sehen: ich, Konstantin, Kämpfer für die Kirche.

    Doch einfach sich der Kirche unterstellen, das wollte Konstantin nicht. Nicht umsonst behielt er den Titel Pontifex Maximus („Oberpriester“) bei. 315 wurde die Strafe der Kreuzigung von Konstantin verboten. Aber nicht, weil der Kaiser ein Christ war und diese Folter für unchristlich hielt. Vielmehr wollte man keinem Verbrecher die Ehre erweisen, ihn mit Christus „gleichzustellen“. Das Gesetz ging also nicht gegen die Grausamkeit an sich, sondern nur gegen eine bestimmte Art der Grausamkeit. 321 wurde die Sonntagsfeier gesetzlich verordnet. Von einer lediglichen Gleichstellung der Kirche kann man da kaum noch sprechen. Die christliche Kirche erwies sich allerdings bei näherem Zusehen als nicht so einig, wie es der Kaiser im Interesse seiner Politik angenommen hatte. Schon 313 griff Konstantin in innerkirchliche regionale Auseinandersetzungen ein und beauftragte eine römische Synode mit deren Untersuchung. 314 ordnete er die erste Synode aller abendländischen Bischöfe an. Konstantin, der Pontifex Maximus, war damals noch nicht getauft und doch: er berief die Synode ein, er beauftragte die Synode. Und er versucht auch mit Gewalt die unterlegene Partei ( z.B. die Arianer, Donatisten ) „zur Vernunft“ zu bringen.
    Wer herrschte in der Kirche? Der Kaiser als Oberpriester?
    Mittlerweile war es jedoch in der Kirche zu heftigen Streitigkeiten gekommen. Seit 318 erregte der arianische Streit vor allem im Osten die Gemüter. 324 wurde Konstantin Alleinherrscher im Reich; er empfahl - noch auf der Grundlage der Toleranz gegenüber den alten Religionen - den Übertritt zum Christentum. Doch nun musste er sich erst einmal um die im Orient ausgebrochenen Streitigkeiten kümmern. Der Vermittlungsversuch des Hofbischofs (auch das war neu!) Hosius scheiterte, und so wurde ein orientalisches Konzil in Ancyra geplant. Mittlerweile hatte der Kaiser aber eingesehen, dass es nicht nur um eine Bagatelle ging, und berief deshalb das erste ökumenische (allgemeine) Konzil nach Nicäa ein
    (325). Der Kaiser - noch immer nicht getauft - eröffnete die Synode und leitete sie auch weitgehend. Er verstand sich als „gemeinsamer Bischof“. Gleichzeitig lud er die versammelten Bischöfe (seine „Kollegen“ also) zur 20-Jahresfeier seines Regierungsantrittes ein. Der Bischof Eusebius von Cäsarea hielt eine Ansprache und würdigte den Kaiser als Erfüllung der antiken Herrscherhoffnung und der Herrscherverheißung der Bibel: Kaiser von Gottes Gnaden - diesmal aus dem Mund eines Kirchenmannes. Auf der ökumenischen Synode läuft denn auch alles nach Wunsch des Kaisers: das von ihm als Einigungsformel vorgelegte Glaubensbekenntnis wird - nicht ohne Druck - von allen akzeptiert. Der Kaiser war oberste gesetzgebende Gewalt - mit seinen Machtmitteln konnte er auch in dogmatischen Fragen einiges erreichen. In kirchlichen Verfahren war der Kaiser der oberste Richter. Bisweilen bestätigte er Bischofswahlen oder setzte selbst Bischöfe ein. Die Kirchen wurden nach dem (staatlichen) Ordnungsprinzip der Provinzen geordnet; die Provinzhauptstadt wurde Bischofssitz.
    Wohin man sieht: Der Staat ist eine Macht in der und für die Kirche geworden. Was er vorher mit Kampf und Unterdrückung nicht erreicht hatte, bekam der Staat seit der Anerkennung der Kirche: Einfluss in der Kirche und auf die Kirche.

    Nicht die Kirche war mächtig geworden sondern der Kaiser hat sich der Kirche bemächtigt. Konstantin bezahlte die kirchlichen Würdenträger, wodurch sie materiell abhängig wurden, ja mehr noch, er beschenkte sie mit Landgütern und richtete Kirchenstiftungen ein. Nicht zuletzt aus diesem Grund wird verständlich, dass sich Konstantin das Recht herausnahm kirchliche Würdenträger zu bestimmen und abzusetzen. Viele kirchliche Würdenträger, die in den vergangen Jahren als Kirchenführer besonders heftig unter den Verfolgungen leiden mussten, ständig auf der Flucht waren und Familien und Heimat verloren, griffen jetzt bereitwillig bei den verlockenden Angeboten des Staates zu, ohne tiefgründig zu hinterfragen, warum Konstantin dies tat. Mit jeder Kirche, die Konstantin baute, die aber dennoch Eigentum des Imperium war, mit jedem Lehensgut, das er den Kirchenfürsten übergab, die aber dennoch Staatseigentum blieben, verstrickte sich die Kirche in eine unsichtbare Abhängigkeit, die sie jedoch schon bald zu spüren bekam. Konstantin hat nicht die Kirche bekämpft sondern er hat sie gekauft und abhängig gemacht und somit in seine Gewalt gebracht.
    Widerstand im wesentlichen die Kirche noch Aurelian, als er versuchte das Christentum mit dem Sol Invictuskult zu einen, so gab sich jetzt die Kirche geradezu bereitwillig diesem Ziel des Aurelian durch Konstantins Hand hin. Dies lässt sich historisch eindeutig belegen!

    Die kirchliche Wende

    Die Kirche hatte bis zum konstantinischen Toleranzedikt, eine sehr klare Haltung zum römischen Reich und dem Kaisertum eingenommen. So erklärte bereits Justin (165 in Rom als Staatsfeind hingerichtet): „Ein Kaiser kann kein Christ sein und ein Christ kein Kaiser (Matth.: 20/24-28)“. Hippolyt (um200) lehrte in seiner apostolischen Überlieferung: „Wer Schwertgewalt oder Verwaltung einer Stadt inne hat, wer Purpur trägt (Zeichen kaiserlicher Macht), trete ab, oder man weise ihn ab“. Tertullian erklärte: „Man kann unmöglich beiden dienen, Gott und dem Kaiser“. Deutlich wird diese Aussage Tertullians, anhand der Geschehnisse auf der Synode in Arles (314), also ein Jahr nach der Toleranzerklärung Konstantins zu Gunsten des Christentums. Konstantin drängt die Kirchenfürsten erstmals zu Kompromissen gegenüber dem römischen Staat, die erste Grundpositionen der Kirche angreifen. So wurde in Arles beschlossen, dem Imperium Romanum treu zu dienen. Die erste Folge dieser Erklärung war, alle Christen die sich dem Militärdienst versagen, werden exkommuniziert (d.h. werden aus der Kirche ausgeschlossen) und zu Feinden Roms und der Kirche erklärt.
    Ebenso gilt dies für all die, die sich gegen den Kaiser und das Imperium aussprechen. Auf dieser Synode geschah etwas neues. Die Kirche legte sich zum einen selbst einen „Maulkorb“ um und zugleich gab sie biblische Grundwerte einfach auf. Nicht nur, dass sich die Kirche dem Imperium Romanum unterwarf, nein, eine Grundbedingung für das Christsein wurde der Waffendienst, um für Kaiser und Imperium zu töten. Vor der Synode wurde man aus der Kirche ausgeschlossen, wenn man für Kaiser und Reich tötete, ja überhaupt tötete, weil dies als unvereinbar mit der Lehre Jesu angesehen wurde, und nun genau das Gegenteil. Deutlich zeigt sich hier, wie recht Tertullian hat. Dieser Erlas, so wurde bekundet, sei in Übereinstimmung mit dem Heiligen Geist und den Engeln entstanden, womit seine Rechtsgültigkeit von Gott abgeleitet wurde. Konstantin schaffte es innerhalb eines Jahres das durchzusetzen, was all seine Vorgänger nicht in dreihundert Jahren geschafft hatten. Wofür Hunderte starben, weil sie sich weigerten für Rom und seine Kaiser zu kämpfen, weil ihnen die Nachfolge Jesu wichtiger war, wird nun durch dieser Synode, ihr Martyrium zum Unrecht erklärt. Mit dieser Freveltat konnte die Kirche natürlich nicht leben. Abhilfe suchte man in der Bibel, die nun dafür herhalten musste, um dies dem Volk zu erklären. Konstantin wurde einfach zum Christen erklärt - ohne Taufe, trotz seiner Zugehörigkeit zum Sol Invictuskult, der immer noch Staatskult war-, und der Kriegsdienst wurde zum Heiligen Kriegsdienst für Gott, christlichen Kaiser und damit zum gerechten Krieg erklärt. So einfach war das für die Kirche. Man bedenke, die römischen Legionäre wurden seit früheren Zeiten mit den Worten: „ Für den Gott von Rom, für den Kaiser von Rom, für das Imperium“; vereidigt. Auch hier übernahm die Kirche das heidnische Erbe.

    Ende Teil 1

  3. #43

    Standard

    Teil 2

    1.Punkt
    NON POSSUM MILITRA CHRISTIANUS SUM!

    Dies war der Leitsatz bis zur Synode von Arles. Ich kann kein Soldat sein, ich bin Christ!
    Mit diesem Leitsatz möchte ich nun zu dem angekündigten ersten Themenkomplex kommen, der Militärdienst und das Christentum.
    Seit den Tagen Jesu war für die Urgemeinde und die spätere Christenheit jeglicher Kriegsdienst, Polizeidienst, Richterdienst und anderen ähnlich gearteten Bereichen verboten. Siehe dazu: Matth. 5/5-19, 5/21-26, 5/38-48, etc.. Auch für Paulus war dies verbindlich wie er deutlich in Eph. 6/13-17 (im Gegensatz zu den römischen Soldaten) aufzeigt. Dieser biblischen Wahrheit folgend, haben manche Kirchenväter um der Einhaltung dieser Worte Jesu ihr Leben gelassen und bis zur Synode von Arles darum gekämpft. Einige schriftliche Zeugnisse davon seien nachfolgend hier angeführt, um zu verstehen, was in Arles wirklich geschah, aber auch, um zu verstehen, was noch - nämlich nur wenige Jahre später, auf dem Konzil in Nicäa folgen sollte.
    Ich habe die Aussagen in Abschnitte (A und B) untereinander gestellt, um die Deutlichkeit des Sinneswandels der frühen Kirche hervorzuheben.
    A: Aussagen vor der Synode von Arles
    B: Aussagen nach der Synode von Arles

    A: Obwohl wir uns so gut auf Krieg, Mord und alles Böse verstanden hatten, haben wir alle auf der weiten Erde unsere Kriegswaffen umgetauscht, die Schwerter in Pflugscharen, die Lanzen in Ackergerät (Mi. 4/3) und züchten Gottesfurcht, Gerechtigkeit, Menschenfreundlichkeit, Glaube und Hoffnung, welche vom Vater selbst durch den gekreuzigten gegeben ist. (Justin, Tryphon 110)

    A: Herrschen will ich nicht, militärisch Würden lehne ich ab, Hurerei ist mir verhasst, nicht begehre ich mit unersättlicher Gier, in ferne Länder zu segeln, um Siegerkränze kämpfe ich nicht, vom ungesunden Streben nach Ruhm bin ich frei, den Tod verachte ich, über jede Krankheit bin ich erhaben, keine Trauer verzehrt meine Seele. (Tatian; oratio ad graecos, 11)

    A: Siehe nur, wie die Straßen von Wegelagerern versperrt, wie die Meere von Seeräubern besetzt und wie Kriege mit dem blutigen Greul des Lagerlebens über alle Länder verbreitet sind. Es trieft die ganze Erde von gegenseitigen Blutvergießen; und begeht der Einzelne einen Mord, so ist es ein Verbrechen; Tapferkeit aber nennt man es, wenn das Morden im Namen des Staates geschieht. (Cyprian von Karthago, ad donatum 6 / 83)


    A: Um die Frage im Betreff des Soldatenkranzes in Angriff zu nehmen, so muß man, glaube ich, zuerst untersuchen, ob es sich überhaupt für einen Christen schicke, Soldat zu werden. Denn was hieße es, über Nebendinge zu verhandeln, wenn die Grundlage nicht in Ordnung ist? Halten wir es für erlaubt, einen menschlichen Fahneneid auf die göttliche Taufe zu setzen, uns noch einem anderen Herren nach Christus zuzugeloben. Und von Vater und Mutter und unserem Nächsten uns loszuschwören, die doch das Gesetz zu ehren und nächst Gott zu lieben vorschreibt (Ex.20/12;Lev.5/16), und welche auch das Evangelium so sehr geehrt hat, sie bloß nicht höherstellend als Christum? (Mt.10/37) Wird es erlaubt sein, mit dem Schwerte zu hantieren, da der Herr des Ausspruch tut, „Wer sich des Schwertes bedient, werde durch das Schwert umkommen“ ? (Mt.26/52). Soll der Sohn des Friedens in der Schlacht mitwirken, er, für den es sich nicht einmal das prozessieren geziemt? Wird er Bande, Kerker, Foltern und Todesstrafen zum Vollzug bringen, er, der nicht einmal die ihm selber zugefügten Beleidigungen rächt? Wird er ferner für andere Situationen halten als für Christus, oder auch am Sonntage, an welchem Tage er sie nicht einmal für Christus hält? Wird er vor den Tempeln Wache stehen, denen er widersagt hat, da speisen, wo es der Apostel nicht gestattet? (1.Kor8/10). Wird er diejenigen, welche er am Tage durch Exorzismen vertreibt, bei Nacht beschützen, gestützt und ruhend auf der Lanze, womit die Seite Christi durchbohrt wurde? Wird er auch die Fahne tragen, diese Nebenbuhlerin Christi, und sich vom Feldherren die Losung geben lassen, da er sie schon von Gott empfangen hat?
    Wird er nach seinem Tode von der Trompete der Spielleute aufgeschreckt, er, der darauf wartet, von der Posaune des Engels aufgeweckt zu werden? Wird auch der Christ soldatischem Herkommen gemäß verbrannt werden, er, dem das Verbrennen nicht erlaubt war, und den Christen die verdiente Feuerstrafe nachgelassen hat. Wie viele andere Übertretungen kann man noch in den Verrichtungen des Kriegslebens ausfindig machen, die einem Abfall gleichzustellen sind! Schon dass er aus dem Heerlager des Lichtes zum Heerlager der Finsternis übergeht, ist eine Handlung der Fahnenflucht....
    Trotzdem muß man nach Annahme des Glaubens und der Taufe entweder den Kriegsdienst sofort verlassen, wie viele es auch wirklich getan haben, oder, um nichts, was auch durch den Soldatenstand nicht zu etwas Erlaubtem wird, tun zu müssen, alle möglichen Ausflüchte suchen, oder zuletzt für Gott das duldet, was in gleicher Weise der heidnische Glaube zudiktiert (die Todesstrafe). (Tertullian, de corrona 11)

    Nun möchte ich den Kirchenfürsten Lactanz anführen, der geradezu als Sinnbild der kirchlichen Wende bezeichnet werden kann.
    A: Aber wir, sind wir klüger? Sie achten einen tugendhaften Athleten gering, weil er nicht untergeht: aber als königlich wird von ihnen bewundert, wer ausgiebig zu schaden pflegt.
    Sie glauben, daß tapfere und kriegerische Führer in die Gemeinschaft der Götter aufgenommen werden. Es gibt keinen anderen Weg zur Unsterblichkeit, als ein Heer zu führen, Fremdes zu verwüsten, Städte zu zerstören, Ortschaften auszulöschen, um das freie Volk entweder niederzumetzeln oder in die Sklaverei zu zwingen. Es ist offensichtlich: wo viele Menschen niedergeschmettert, ausgeplündert und erschlagen werden, dort halten sie sich für ehrbar und aufrichtig. Gefangen von leerem Ruhm geben sie ihrem Frevel den Namen der Tugend. Ich wollte nämlich, daß sie sich Götter durch das Schlachten wilder Tiere machten, als daß sie so blutbesudelte Unsterblichkeit zu erreichen suchen. Wenn jemand einen Menschen erstochen hat, dann wird dies für eine schuldbeladene frevelhafte Haltung gehalten und sie glauben nicht, daß es richtig ist, daß er Zutritt zur irdischen Wohnstatt der Götter (Tempel) hat. Jener aber, der unendlich viele tausend Menschen hingeschlachtet hat, daß die Füße gefärbt sind, für den sei der Zutritt nicht nur in den Tempel, sondern auch in den Himmel gestattet. Wenn dies die Tugend ist, die uns unsterblich macht, so will ich lieber sterben, als das Verderben für möglichst viele sein. (divinae institutiones 1/ 18/ 8-17)

    Wenn Gott das Töten verbietet, so untersagt er uns nicht bloß, Raubüberfällen nachzugehen, was ja auch nach dem bürgerlichen Gesetz nicht erlaubt ist, sondern er warnt auch davor, daß nicht Dinge begangen werden, die bei den Menschen für rechtmäßig gelten. Den Militärdienst in üblicher Weise abzuleisten ist allen Menschen nicht möglich, dessen Dienst in der Ausübung der Gerechtigkeit besteht; ebenso wenig darf man irgendwen eines Verbrechens beschuldigen, das die Todesstrafe nach sich zieht. Denn es macht kein Unterschied, ob man mit dem Wort oder mit dem Schwert tötet, da ja das Faktum des Tötens an sich verboten ist. Das heißt also, daß es von dieser Anordnung Gottes keinerlei Ausnahme gibt. Es ist allzeit verboten, einen Menschen zu töten, weil Gott gewollt hat, daß der Mensch ein unverletzliches Lebewesen sei. (divinae institutiones 6/ 20/ 15-17)

    Nun lesen wir was Lactanz nach Arles zu der gleichen Thematik äußert.
    B Wie die Tapferkeit im Kampfe für das Vaterland ein Gut, und im Kampfe gegen das Vaterland ein Übel ist, so werden auch diese Triebe bei der Anwendung für gute Zwecke zu Tugenden, bei Missbrauch für schlechte Dinge zu Lastern. (Epitome 56)
    Es ist derselbe Mann, der einst glühend für die Worte Jesu stritt und nun für die des Kaisers. Hier wird deutlich was mit der Kirche geschah. Noch klarer und unverblümter zeigt Augustinus (345-430), der als großer theologischer Wegbereiter der Kirche verehrt wird, was sich für menschenverachtende Früchte nach Arles entwickelt haben.
    B Wenn du dich also zur Schlacht rüstest, so bedenke vor allem, daß auch deine körperliche Kraft ein Geschenk Gottes ist. So wirst du dich daran erinnern, daß die Gabe Gottes nicht gegen Gott verwendet werden darf. Die versprochene Treue muß ja auch dem Feinde gehalten werden, gegen den man Krieg führt, wie viel mehr dem Freunde, für den man streitet. Der Wille muß den Frieden im Auge haben, der Krieg darf nur die Folge der Notwendigkeit sein; dann wird Gott von der Not uns befreien und im Frieden uns bewahren. Denn man sucht nicht den Frieden, damit Krieg entstehe, sondern man führt Krieg, damit der Friede erreicht werde. Sei also auch im Kriege friedfertig, so daß du durch deinen Sieg den Besiegten den Vorteil des Friedens verschaffst. Denn: selig die Friedfertigen, sagt der Herr, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden (Nt.5/9). Wenn aber schon der Friede unter den Menschen so erfreulich ist wegen des zeitlichen Wohles der Sterblichen, um wie viel erfreulicher ist dann der Friede mit Gott wegen des ewigen Heils bei den Engel.
    Ich bin der Überzeugung, daß ein Soldat, der den Feind tötet, wie auch ein Richter und ein Henker, die einen Verbrecher richten, keine Sünde begehen; indem sie so handeln, befolgen sie das Gesetz. Der Soldat, der den Feind tötet, ist schlechthin der Diener des Gesetzes. Es ist ihm daher ein Leichtes, seinen Dienst sachlich auszuüben, um dadurch seine Mitbürger zu schützen und der Gewalt mit Gewalt entgegenzutreten.
    Was aber liegt daran, mit welcher Todesart dies Leben endet? Es ist ja, das weiß ich, noch niemand gestorben, der nicht irgendwann einmal hätte sterben müssen. Was hat man denn gegen den Krieg? Etwa daß Menschen, die doch einmal sterben müssen, dabei umkommen?(de librero arbitrio 1/ 5/ 12, etc.).

    Mit diesen Worten, die der Meinung der Kirche entspricht wird deutlich, was aus dieser Kirche wurde, aber vor allem, warum das Christentum zu einer solch kriegerischen Religion wurde und dies alles im Namen Jesu.

    Mit diesem Siegeszug Konstantins begann nun erst recht die Umformung des Christentums zu einer Religion, die sich von der Urgemeinde, der biblischen Überlieferung und den Wegen Jesu lossagte.

    Nicäa - Konstantins Sieg über das Christentum

    Nicht zuletzt durch Konstantins Diktat in Arles, war das Christentum in sich gespalten und in Richtungskämpfen verstrickt. Man verstand weder mit der neuen Freiheit umzugehen, noch einen Weg aus dem entstandenen Dilemma von Arles zu finden. Man nutzte lediglich die neue Glaubensfreiheit dazu, um anderen die Freiheit des Glaubens zu nehmen. Die Kirche war gespalten. Konstantin hatte ein weiteres Ziel erreicht, die relativ äußere Einheit der Kirche, die sie über die vielen Verfolgungen rettete, war zerstört. Obwohl dies Konstantin recht war, denn nur einen schwachen Partner kann man beherrschen, so brauchte er doch gleichfalls politische und religiöse Ruhe in seinem Reich, um seine Macht zu festigen. Längst waren viele christliche Gruppen von der römischen Kirche Konstantins abgefallen und wehrten sich gegen ein solches Christentum. Allerdings waren diese in der Minderheit.
    Per Erlas ließ er 325 ein Konzil in Nicäa einberufen, zu dem 318 ausgesuchte Bischöfe und Kirchenvertreter eingeladen wurden. Drei Monate lang vor dem eigentlichen Beginn des Konzils, beherbergte und bewirtete er seine Gäste wie Könige, beschenkte sie und spielte ihnen seinen christlichen Glauben vor. Seit Arles wusste Konstantin, dass die Kirche käuflich war und so spielte er das alte Spiel von Macht und Geld. Konstantin stand unter enormen Erfolgsdruck bei diesem Konzil, dass nicht nur die Einheit im Christentum unter seinen Vorstellungen bringen sollte, sondern es gab noch einen anderen Punkt. Die heidnischen Kulte, die sehr mächtig waren, betrachteten zunehmend mit Argwohn, wie das Christentum an Macht und Stärke gewann. Hier drohte es zu unüberschaubaren Konflikten zu kommen, die es abzuwenden galt. Aurelian hatte in seiner Staatsreform des Imperiums erkannt, dass ein Volk unter einem vereinten Reichsgott, mit einer Ideologie und einem gemeinsamen Glauben, leichter zu beherrschen und zu regieren war, als dies gegenteilig der Fall war, wo es im Imperium zu ständigen Bürgerkriegen und Kultstreitigkeiten über die wahren Götter kam, die sogar zu verheerenden Kriegen führten. Sie schwächten nicht nur das Imperium innerlich, sondern die Weltmacht geriet dadurch mehrfach in seiner Geschichte in Gefahr, daran zu zerbrechen.

    Der Anfang des Konzils stand unter dem persönlichen Einzug Konstantins und einer Festrede, wo er zu Frieden und Eintracht mahnte. Danach ließ er alle Beschwerde und Streitschriften ungeöffnet vernichten. (damit niemanden der Streit der Priester bekannt würde, wie Eusebius zu berichten wusste). Zwar wurde vereinbart, dass der Kaiser nicht den Vorsitz über dieses Konzil hatte, aber durch diese Handlung war klar, wer das Sagen hatte. Neben anderen Punkten die entschieden wurden, war ein wesentlicher Streitpunkt, ein einheitliches Glaubensbekenntnis für die Christenheit zu finden, dass die Kirche einigen sollte. Anfänglich beschloss man, sich auf ein Glaubensbekenntnis zu einigen, das Eusebius erarbeitet hatte, welches aber im wesentlichen nichtssagend war, und von inhaltlicher Leere glänzte. Da griff Konstantin in die Diskussion ein, überging die Bischöfe und Kirchenvertreter und stellte für alle völlig überraschend seine Glaubensformel in den Raum: Wir glauben an einen Gott, den Allmächtigen Vater, den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren, und an einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, der geboren ist aus dem Vater als der Eingeborene, d.h. aus dem Wesen des Vaters, Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrhaftigen Gott vom wahrhaftigen Gott, geboren, nicht geschaffen, wesenseins mit dem Vater, durch den alles geschaffen ist, was im Himmel und auf Erden ist, der um unser, der Menschen, und um unseres Heiles willen herabkam und Fleisch und Mensch wurde, litt und am dritten Tage auferstand, zum Himmel fuhr und kommen wird, zu richten Lebende und Tote, und an den Heiligen Geist. Unter Androhung härtester Strafen (die auch einige traf, weil sie sich weigerten dies anzunehmen), verlangte Konstantin, sein Glaubensbekenntnis anzunehmen und in der Kirche durchzusetzen (Nic, syn. 33, Euseb. V.C., etc.)

    Ende Teil 2

  4. #44

    Standard

    Teil 3

    2. Punkt
    Die inhaltliche Veränderung des Christentums

    Was hier Konstantin einwarf, war sensationell und führte zu tumultartigen Auseinandersetzungen. Denn auf der Synode zu Antiochien (268) wurde einst genau dieses neuplatonische Glaubensbekenntnis, welches Konstantin in abgewandelter Form vorbrachte, als Gotteslästerung und Ketzerei verbannt. In keiner einzigen biblischen Schrift findet sich das Wort Humoousios - wesenseins. Selbst Eusebius, der dem Kaiser zutiefst ergeben war, lehnte anfänglich dieses Bekenntnis radikal ab, denn von einer Aufteilung Gottes in drei einige - wesenseine Personen, spricht die Bibel an keiner einzigen Stelle. Wie auch? So fragte einst Tertullian: „Kann Gott zugleich Vater und Sohn sein und zugleich auch sein Wille das Wort wurde? Und kann der Sohn zugleich Vater sein und sein Wille im Wort, wo ist dann Gott gewesen, wenn Jesus ihn am Kreuz anrief? Wusste Gott nicht mehr wo er ist, auf das er nach sich selbst rief? Nur wenn es noch mehr Götter gäbe, ließen sich all diese Fragen beantworten, nicht aber, wenn es nur einen Wahrhaftigen Gott gibt. Ob bei den Griechen, Ägyptern, Persern oder Römern, überall erscheint dieses Dreigestirn der Göttermacht,- aufgeteilt in Gott dem Urvater der Götter, dem das Universum gehört; seinem Sohngott, der Herrscher der Erde ist , dem die Menschen untertan sind und der wesenseins mit seinem Gott ist und dem dritten Mitregenten, die göttliche Macht, in aller Regel Kriegs oder Siegesgötter.

    Ein heidnischer Kaiser diktiert der Christenheit ein in sich zutiefst heidnisches Glaubensbekenntnis, das im Endeffekt die Kirche übernahm, das war neu in der bisherigen Kirchengeschichte. Der „ehrwürdige“ Kirchenvater Eusebius, ein Wegbereiter der großen katholisch - römischen Staatskirche bekennt in seinem Nachlass zu diesem Glaubensbekenntnis: „Nicht dass ich daran glaubte, tat ich dies, sondern um den Kaiser einen Gefallen zu tun und um des Friedens willen“. In der Tat, es ging bei diesem Bekenntnis um mehr als nur ein Glaubensbekenntnis. Die Kirche stand vor der Wahl, mit dem Kaiser oder gegen ihn, was bedeutete, dass damit erneut das Christentum in seiner Existenz bedroht war. Dass dies so war, bezeugt uns Eusebius selbst, der auf Grund seines Nachgebens zum Hofschreiber Konstantins aufsteigt, hingegen all die, die sich diesem Zugeständnis entgegen stellten umgebracht oder in die Verbannung geschickt wurden. Damit war für Konstantin der Weg endgültig frei, für seine Reform der Kirche. Die Kirche wurde zum Schmelztiegel aller anderen Kulte erhoben. Sie sollten sich dem Christentum nun anschließen. Ihre Götter und ihre Feiertage durften sie in das Christentum integrieren. Was nun begann, war ein gigantischer Prozess der Angleichung des Christentums an das Imperium Romanum.
    Doch vorerst gab es Widerstand und gerade das Konzil von Nicäa zeigte nur all zu deutlich, wie tief die Gegensätzlichkeiten im Christentum waren und wie erbittert um den richtigen Weg gekämpft wurde. Eigentlich sollte dieses Konzil die Streitigkeiten innerhalb der Christenheit lösen, was insbesondere auf den sog. “Arianischen Streit” zutrifft, doch nicht alle ließen sich vom Kaiser kaufen, ja mehr noch es gab insbesondere in Afrika und im Osten eine massive Rückbesinnung auf den Konsens der biblischer Aussagen.

    Bevor wir uns weiter mit den Veränderungen durch das Konzil von Nicäa auseinandersetzen, wollen wir uns dem Streit um die Trinität weiter zuwenden.

    Arianischer Streit

    Ausgehend von dem Bekenntnis zur Trinität durch Origenes und anderer Theologen und Philosophen, die das Christentum in der antiken Welt zu integrieren suchten, fand die Glaubensformel, die Konstantin diktierte, seinen geistigen Ursprung im Christentum selbst. Es wäre falsch hier Konstantin zum Sündenbock zu erklären, die Kirche selbst suchte seinen Beistand (gleich wohl sich jede Gruppe seine Unterstützung erhoffte) und diesen bekam sie auch.
    Der Streit um die Trinität war nicht Konstantins Streit, sondern Kirchenstreit. Das er sich diese Situation zu Nutzen machte, spricht für ihn als taktischen Herrscher. Das alte Sprichwort: „Wenn zwei sich Streiten, dann freut sich der Dritte“; findet hier seine berechtigte Anwendung. Wer allerdings dieser Dritte ist - wessen Geistes Kind - werden wir noch deutlich sehen.



    Bereits nach der Synode von Arles gab es Unruhen unter der Christenheit. Nicht alle begrüßten den Schulterschluss mit dem Imperium Romanum. Dennoch blieben die Reaktionen verhalten, bekam man doch dafür die öffentliche Anerkennung als erlaubte Religion. Doch mit der öffentlichen Anerkennung verlor sich auch der letzte Rest des Zusammenhaltes, drohte doch keine äußere Gefahr mehr, die einen gewissen Zusammenhalt unabdingbar für ein Überleben macht. Nach Arles begann in Antiochien, einem alten Zentrum der Urchristen, die öffentliche Auseinandersetzung über die geistigen Entwicklungen, die das Christentum durchlebt hat. Das Fazit war ernüchternd. Unbiblische Lehren haben sich des Christentums bemächtigt, Jesus ist ähnlich der hellenistisch- ägyptischen Gottessöhne geworden, seine Lehren wurden aus seinem jüdischen Umfeld, dessen Verständnis- und Glaubenswelt gerissen und in das philosophische Weltbild der Antike gepresst. Die jüdische Urgemeinde hatte sich schon längst aus dieser Entwicklung verabschiedet und ging eigene Wege. Das spirituelle Christentum lag ebenfalls am Boden und die Amtskirchen regierten. Das Prophetentum war erloschen und der Traditionalismus übernahm das Ruder. Im Jahre 320 kam das unvermeidliche dieser Entwicklung, die bisher schwersten Auseinandersetzungen im Christentum, über die wahre Lehre und den richtigen Weg begann. Unter der Führung des beliebten Presbyters Arianus, kam es in Alexandria zum offenen Schlagabtausch mit dem Bischof von Alexandria Alexander, der die neuplatonische - origenische Lehre vertrat. Alexandrien, der damals mächtigste Bischofssitz in der Christenheit und im ständigen Machtkampf zu Rom, wurde durch einen Presbyter herausgefordert, der sich auf die Bibel, die Überlieferungen der Apostel und deren Schüler berief. Nach zwei öffentlichen Disputationen, die ganz Alexandrien in Unruhe versetzten, wurde Arius kurzer Hand aus der Kirche geworfen, seine Lehren als Irrlehren gebrandmarkt und selbst Rom unter der Führung von Bischof Silvester stand hinter Alexander. Doch wieder Erwarten schlossen sich andere Bischöfe Arius und seiner Lehre an. Insbesondere das einfache Volk stellte sich hinter Arius. Es kam zu weiteren Synoden und Arius wurde von dieser Mehrheit rehabilitiert und kehrte nach Alexandrien zurück. Seine Anhänger stellten einen Gegenbischof zu Alexander auf, der sich nun vermehrt an die katholische Kirche von Rom wandte, wohl nicht zuletzt in der Hoffnung auf Hilfe vom Kaiser, gab es doch nun schon handgreifliche Auseinandersetzungen in der gesamten Ostkirche zwischen den Anhängern der katholischen Theologie und den Arianern. So kam es zu dem Konzil von Nicäa und der konstantinischen Entscheidung. Doch was lehrte Arius und seine Anhänger eigentlich? Die Arianer lehrten, dass die Wesensgleichheit Jesu mit Gott nicht zukäme, da er nicht ewig, sondern ein Geschöpf, freilich das Vornehmste des höchsten Gottes, sei. Für Arius war Jesus in seinem Wesen ein normaler Mensch, der aber von Gott vor den Zeiten - als Erstgeborener - zum Herrn, Messias - Gesalbten, König und Propheten geschaffen wurde. Dabei berief er sich nicht nur auf die Bibel als Zeugnis der Menschlichkeit Jesu, sondern auch auf die Überlieferungen über Jesus, durch die Apostel und deren Zeugnisse. Sie kannten nicht die Vorstellung, dass Jesus Gott selbst sei und lehrten dies auch nie. Ein Beweis war für Arius, wenn die Apostel dies selbst nicht gewusst haben, obwohl sie Jesus erlebt haben, muß diese Lehre eine Irrlehre sein. Diese Tatsache überzeugte viele große Theologen damaliger Zeit und es gab eine Rückbesinnung auf den biblischen Konsens und eine Hinwendung zu den jüdischen Wurzeln. Das allerdings war weder Rom noch Alexandrien und anderen christlichen Zentren recht, den damit stand die Kirche vor dem großen Problem, eine Abkehr aus der antiken Welt zu tätigen, was allerdings bedeuten könnte, daß damit auch die Türen zur Welt, die sich gerade erst durch die Synode von Arles geöffnet hatten, erneut geschlossen werden. Beim arianischen Streit ging es also nicht nur um Theologie, sondern um handfeste Politik. Die Entscheidung Konstantins war eine politische Entscheidung für das Christentum, eine Sicherstellung für die Integration des Christentums im römischen Imperium. Doch noch ein zweiter Tatbestand steht hinter diesem Konzil, der regelrechte Judenhass des Konstantin und vieler Kirchenfürsten. Deutlich wird dies nicht nur an den sog. Judengesetzen Konstantins, sondern an den Aussagen des Bischofs Athanasius, des Nachfolgers von Bischof Alexander von Alexandrien. Seine Ausführungen belegen deutlich in welche Richtung Arius Glaubensverständnis ging, aber sie belegen auch welches Gift sich in der Kirche bereits verbreitet hatte und wessen „Geistes Kind“ hinter solchen Aussagen steht, die der offiziellen Kirche damaliger Zeit, nach dem Konzil von Nicäa entsprachen. Der Wahnwitz der Arianer ist nämlich jüdisch, Judaismus unter dem Namen des Christentums, die Verkehrtheit der jetzigen Juden; Arianer tun dasselbe wie die Juden, die den Herrn zu töten suchten, die ihren Verstand verloren, noch ärger als der Teufel sind, sie sind voller Stumpfsinn, Götzenwahn, Abgötterei, Gottverlassenheit, Gottlosigkeit, voller Lügen, haben den Teufel zum Vater, etc. ( Athan. C. Arian. 2/15, 2/17, 2/30, 2/42, 2/43, 3/16, 3/27; etc.). Das entsprach ganz im Sinne Konstantins, der seinerseits folgendes über die Juden aussagt: Sie sind ein verhasstes Volk, mit Blindheit des Geistes geschlagen, von Sinnen gekommen, haben angeborenen Wahnsinn, sind durch gottloses Verbrechen befleckt, etc. (Syn. Elv. C. 5), was ihn veranlasste eine überaus harte Gesetzgebung gegenüber Juden zu verabschieden, welche ihrerseits in der Synode von Elviera ihr kirchliches Vorbild fand. Die Auseinandersetzungen spitzten sich jedoch trotz des Konzils zu. Es kam zu Straßenschlachten an vielen Orten zwischen den Kath. und Arianern, ja auch der Klerus mischte nun kräftig mit. Selbst Konstantin nannte diese Zustände ein trauriges Schauspiel und schlimmer wie bei den Heiden. So hat ein Abgesandter des Athanasius (Presbyter Makarios) eine arianische Kirche verwüstet, den Bischofsstuhl zerschlagen, es kam zu Folterungen und Vertreibungen, ja angeblich sei ein arianischer Bischof - Arsenius im Auftrag des Athanasius an eine Säule gebunden worden und bei lebendigen Leibe verbrannt worden. All dies fand vor einer Synode eine Untersuchung allerdings ohne greifbare Ergebnisse, da sich der Kaiser schützend vor Athanasius stellte (Athan. apol. c. 61, 71, 86; Thedor. 1/27, etc.). Diese Gewalt zeigt, wessen „Geistes Kind“ hinter dem Konzil von Nicäa steht. Bedauerlich ist allerdings, dass nach dem Tod des Arius auch bei den Arianern sich grundlegende Dinge zum Schlechten wandelten. Nach dem Tod Konstantins, der sich bemerkenswerter Weise kurz vor seinem Tod hat taufen lassen und dies nach - arianischen Ritus(!), er glaubte nämlich selbst auch nicht an das Bekenntnis, das er verkündete, hat sein Sohn Konstantius den Spieß einfach umgekehrt und die arianische Theologie zur Rechtmäßigkeit erklärt. Sie wurde nun per Kaisererlaß zur gültigen Theologie der Ostkirche und ebenso der katholischen Kirche Roms. Das Konzil von Nicäa mit dem Trinitätsdogma wurde als Ketzerglaube verworfen. Allerdings vollzog auch der Arianismus eine massive Kehrtwende, er wurde gut römisch. Die christliche Welt war durch Konstantius arianisch geworden und man höre und staune mit welcher Begründung die Kirche dieses neue Glaubensbekenntnis, das eine Wesenseinheit zwischen Gott und Jesus nicht einmal mehr erwähnt, auf der Synode von Seleukia, annimmt: Auf deinen Befehl, haben wir das Bekenntnis unterschrieben, beglückt, durch dich über den Glauben belehrt worden zu sein (Athan. ep. ad Afros 3; Theod. h.e. 2/18; etc.). Dazu ein Artikel von Karl Heinz Deschner (bedeutendster Kirchenhistoriker Deutschlands)

    Man sieht , daß die Bischöfe, hundertweise, von Mal zu Mal abspringen, ihre heiligste Überzeugung verraten, daß es ihnen, schon oft belegt, weit weniger um ihren Glauben geht, als um ihren Stuhl. Wie sich in Arles (353) und Mailand (355) so gut wie alle dem kaiserlichen Willen folgten, so unterzeichneten sie auch 359 in Rimini und Seleukia ein arianisches Bekenntnis. Kaum aber war Konstantius gestorben, proklamierten die in Rimini abgefallen Prälaten von Illyricum und Italien wieder die nicaenische Konfession, während die gallischen schon 360 in Paris ihre Unterschriften widerrufen hatten und als Athanasius am 21. Februar 362 erneut Alexandrien heimsucht, bald darauf seine „Friedenssynode“ hält und den Arianern, falls sie der Ketzerei abschwören, zum Nicaenum sich bekennen, den Verbleib auf ihren Sitzen garantiert, da werden hunderte von Bischöfen wieder katholisch; die Anführer freilich, die mit List, so Bischof Liberius, das Licht zur Finsternis und die Finsternis zum Licht zu machen suchten, verlieren ihre Stühle. Auch der wendige Akazius, der eben noch 360 mit dem Beifall des Kaiser Konstantius zu den Arianern überging, sprang sofort wieder ab, als Kaiser Jovian die nicaenische Lehre zu bevorzugen begann (Krim.Gesch.d.Chr.Bd.1).


    Um endgültig und in aller Entschiedenheit, dieses Thema vom Tisch zu fegen, erläßt Kaiser Theodosius (379-395) im Jahre 325 eine neue Trinitätslehre, die auf das Konzil von Nizäa aufbaut aber weit über dieses hinausgeht. Zugleich erhebt er die katholische Kirche zur Staatsreligion. Ohne irgendeine bischöfliche Instanz zu befragen, erläßt Theodosius dieses Gesetz, das er später mit aller Härte und Gewalt durchsetzen wird. Insbesondere die Arianer werden auf schärfste verfolgt. Dieser Erlaß wird zum obersten Kirchengesetz erhoben und zum Glaubensbekenntnis der katholischen Kirche: Alle Völker, über die wir ein mildes, gnädiges Regiment führen, sollen, das ist unser Wille, die Religion annehmen, die der göttliche Apostel Petrus den Römern gepredigt hat, und der, wie wir sehen, auch Bischof Damasus von Rom sich anschließt, sowie Petrus, der Bischof von Alexandria, ein Mann von apostolischer Heiligkeit; wir meinen damit, daß wir nach der apostolischen Predigt und der evangelischen Lehre eine Gottheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes in gleicher Majestät und gütiger Dreieinigkeit im Glauben annehmen. Wer dieses Gesetz befolgt, soll den Namen eines katholischen Christen führen; die anderen aber, die wir für kopflos und verkehrt erklären, sollen die Schmach ketzerischer Lehre tragen. Ihre Versammlungshäuser dürfen nicht Kirchen genannt werden; sie selbst aber unterliegen der göttlichen Strafe, dann aber auch der, die wir nach dem Willen Gottes zu verhängen uns entschließen.(Cod. Just.1,1,1; Cod. Theod. 16/2,25)
    Das war wiederum neu und sensationell. Sprach Konstantin noch von einer Wesensgleichheit zwischen Jesus und Gott, erweitert sich dieser Tatbestand nun auch auf den Heiligen Geist aus.
    Der Kaiser selbst noch nicht getauft, ja selbst nicht katholisch, erlässt das Glaubensbekenntnis für die Christenheit und setzt sich an die Spitze der Kirche. Theodosius, der selbst ein sehr grausamer Herrscher war, sogar regelrechte Massaker verübte (z.B. im Jahre 390, ließ er in einem Theater in Thessalonich tausende Bürger der Stadt wegen eines Aufstandes und Ungehorsam ermorden), ließ keinen Zweifel daran, wer nun das Sagen hatte. Er setzte Bischöfe ab und ihm Gehorsame ein. Ja selbst sein Selbstverständnis war einzigartig. So verlangte er von seinen Soldaten einen Treueid auf die Trinität und ebenso den Schwur dazu, ihn - den Kaiser ebenso zu lieben wie Gott und ihn auch so zu ehren. Deutlicher wird noch der Militärschriftsteller und Christ Vegetius, der folgendes über Theodosius zu berichten weiß: Wenn der Kaiser den Namen Augustus empfangen hat, schuldet man ihm wie einem gegenwärtigen und leibhaftigen Gott Treue und Gehorsam und rastlosen Dienst (Vegetius, Epitoma rei militaris 2/4). Das spricht für sich selbst und für Theodosius, der von der Kirche der Große genannt wird, weil er das Christentum zur Staatsreligion erhob.
    Doch zurück zum Glaubensbekenntnis.

    Vorerst schien per Kaisererlass Ruhe in die Christologie eingekehrt zu sein. Doch ein solches Glaubensbekenntnis warf viele Fragen auf. Die wichtigste stellte sich nun nach der Natur Jesu. War er nun zu Lebzeiten Mensch oder Gott, war er nur Gott, oder war er ein Gottmensch oder was auch immer? Wohl war durch dieses Glaubensbekenntnis das Verhältnis von Gott zum Logos und zum Geist bestimmt, aber eine Lücke war geblieben: Wie verhielt sich der göttliche Logos zum Menschen Jesus der Evangelien, bei dem man nur schwer leugnen konnte, dass er nur allzu menschlich war und sich somit ganz wesentlich von Gott unterscheidet (schlafen, essen, etc.). Carl Schneider schreibt zu dieser Thematik: „War der in der Geschichte und im Fleisch erschienene Jesus Christus ein gottmenschliches Wesen, das sich mit der menschlichen Natur nicht vergleichen ließ, oder war er ein wirklicher Mensch von echt menschlicher Natürlichkeit, in dem die göttliche Natur nur wie in einem Tempel wohnte. Der Kampf um diese Frage wurde noch brutaler, noch hemmungsloser, weil neben den gebildeten vor allem die ungebildeten Kreise der Mönche eine verhängnisvolle Rolle zu spielen begannen und die untersten Schichten der Volksreligion stärker zu Wort kamen, weil sich die politischen Machtbestrebungen der Bischöfe noch nackter zeigten und, wohl das Verhängnisvollste, weil mit Ausnahmen die wirklich großen geistigen Persönlichkeiten, die das 4. Jahrhundert noch hatte, im 5. fehlten". (Propy., Bd. 4. S. 471)
    Der große Kampf um die zwei Naturen Christi wurde von den Dyophysiten - Stoiker, und die um die eine Natur Christi von den Monophysiten - Platoniker, vertreten. Im Endeffekt treffen wir bei dieser Fragestellung auf einen alten Geisteskampf zwischen Platonismus und Stoa im Christentum.
    Folgt man den stoischen Rationalisten, so war Jesus die Logosnatur, die sich in einem bestimmten Menschen niedergelassen hat und diesen erzieht, was endgültig zur Erhöhung des wirklichen Menschen Jesus Christus führt (Theodor von Mopsuestia).
    Folgt man den Argumentationen der Platoniker, so ist die Logosnatur und die Menschennatur immer dieselbe wirkliche Einheit, auch da, wo sie als Zweiheit erscheinen. Der göttliche Logos ist aus zwei Naturen und doch einer (Cyrill von Alexandrien).
    Die nächste Problematik, die sich insbesondere aus der platonischen Sichtweise ergibt,

    ist die Frage, wie kann ein göttlicher Logos Mensch werden, bzw. wie kann dieser Logos vom Menschen ausgehen? Für die Neuplatoniker, origenischer Theologie war diese Frage leicht zu beantworten: Jesus Christus als göttlicher Logos von einem Menschen - der Maria geboren, nicht auf natürliche Art und Weise, sondern auf dem Wege einer göttlichen Zeugung. Vorbilder sahen sie dabei insbesondere im Isis- und Mithraskult, wo jeweils durch eine Gottesmutter ein göttlicher Logos auf dem Wege einer geistigen Jungfrauengeburt gezeugt wurde. Diese Sichtweise viel besonders beim einfachen Volk auf sehr fruchtbaren Boden, waren doch gerade diese Kulte weit über die Grenzen des Imperiums bei allen Völkern überaus beliebt. Das rief die Dyophysten zum energischen Widerstand auf. So sagt Bischof Nestorius von Konstantinopel 428 klar und deutlich: „Die Gottesmutter Maria sei nichts anderes als eine heidnische Muttergöttin, die Maria des NT. sei ein normaler Mensch und habe nichts anderes als einen Menschen geboren". Ein klärendes Konzil in Ephesos ( der einstigen Hochburg des Artemis-Isiskultes) schlug für die Anhänger der Dyophysten fehl, Maria wurde - insbesondere durch den Einfluß der Frauen am kaiserlichen Hof - zur Mutter Gottes erklärt. Insbesondere die letzten Anhänger eines immer noch tragbaren Biblizismus lehnten eine Jungfrauengeburt inklusive einer Muttergottes radikal ab und wandten sich gegen die Kirche (nestorianische Bewegung). (Sie beriefen sich auf alte Evangelientexte, die nichts von einer Jungfrauengeburt wissen. Übrigens wurden diese Aussagen durch neueste Textfunde alter Evangelienabschriften bestätigt, die, die Geschichte der Jungfrauengeburt nicht kennen. Damit würde sich auch die Aussage der messianischen Urgemeinde bestätigen, die diese Geschichten als Fälschungen ablehnten, da nicht einmal die Apostel davon etwas gewußt und somit überliefert hätten.) Ihre Bewegung verbreitete sich insbesondere im Osten und reichte sogar bis China. In der Reichskirche schwelte allerdings der Konflikt weiter zwischen den beiden Philosophengruppen, der darin eskalierte, das sich auf verschiedenen Synoden (Konstantinopel 448, Ephesos 449) nicht nur geprügelt sondern auch gemordet wurde.
    Entgültig wurde auf der Synode von Chalkedon (451) ein Bekenntnis formuliert:
    „Christus ist einer in zwei Naturen, die nicht zusammengegossen, nicht ineinander wandelbar, nicht getrennt und nicht auseinander reißbar sind". Damit siegte der Neuplatonismus im Christentum entgültig und der Marienkult wurde zur allgemein gültigen Praxis, wobei sogar Gebete, die noch heute in der kath. Kirche gesprochen werden, aus dem Isismythos entnommen wurden.

    Ende Teil 3

  5. #45

    Standard

    Teil 4


    Nicäa, das Ende der urchristlichen Feiertage

    Nun kommen wir zu den Feiertagen. Nach all diesen entscheidenden Veränderungen, die das Christentum durchlebt hat, begann Konstantin mit der Ausrichtung des Christentums auf die Bedürfnisse des Imperiums, welches immer noch zu 60 - 70 % aus Nichtchristen bestand. Wohl sprang der Zuwachs des Christentums enorm an, doch das Imperium war groß und weit und schon von daher waren die Beschlüsse der Konzilien vornehmlich erst mal eine Sache, die Rom und die unmittelbaren Provinzen betrafen.

    Bereits 321, also vor dem Konzil in Nizäa wurden dazu die Weichen gestellt. In diesem Jahr erließ der Kaiser einen Erlass, der zum Heiligen Tag der Woche für alle Kulte verbindlich (also auch für das Christentum) und bei Zuwiderhandlung mit Todesstrafe geahndet wurde. Der DIES SOLIS – Tag der Sonne und des Sonnengottes Sol Invictus, bei uns als Sonntag bekannt, vereinigte somit alle Kulte. Wohl hatte bereits die in Rom ansässige Kirche ihren Herrentag schon in früherer Zeit (wann ist nicht bekannt) auf Sonntag verlegt, die große Mehrheit der Christenheit, insbesondere die im Orient, Afrika, Germanien und im griechisch – asiatischen Raum, hatte sich ganz bewusst diesem Ansinnen entschieden entgegen gestellt und stand somit deutlich in Opposition zu Rom, weil sie darin eine Angleichung an den götzendienerischen Sol Invictus Kult erkannten. Seit der Zeit der Urgemeinde versammelte man sich nach dem jüdischen Kalender zum Herrentag am Samstagabend, der nach jüdischer Zeitbestimmung der 1. Tag der Woche ist. In der Bibel werden die Tage nach Sonnenaufgang und Sonnenuntergang begonnen und beendet, wie es dem biblischen Mondkalender und der Schöpfungsgeschichte entspricht. Der heidnisch ägyptisch - griechisch – römische Kalender hingegen ist im Zeitmaß der Sonne zugeordnet, wo jeweils nach Mitternacht die Tageswende eintritt. Im Osirismythos der Ägypter spielte der Sonnenkalender eine ganz besondere Rolle, da mit dem Sonnenuntergang die Reise des Unterweltgottes Osiris begann, wo er zur Mitternacht in sein Reich eintraf – das Reich der Finsternis – und am Sonnenaufgang erneut seine Herrschaft als Sonnengott weiterführte. Es mag nicht verwundern (doch dazu später mehr), daß der ägyptische Osiris in Rom als Sol Invictus - als Reichs- und Staatsgott verehrt wurde. Erst unter Kaiser Justinian (527 – 565) wurden auch die letzten Christen durch Gewaltanwendung, zur Annahme dieses Sol Feiertages verpflichtet. Alfons Deissler, einer der bedeutensten Kirchenhistoriker Deutschlands mit weltweiten Ruf, der selbst in Israel als katholischer Theologe hoch geschätzt wird, schreibt in seinem Kommentar zur Jerusalemer Bibel – Apostelgeschichte 20/7: „Es ist einfach falsch, wenn behauptet wird, der in der Apg. und in den Paulusbriefen genannte Herrentag wäre am Sonntag gefeiert worden. Allenfalls war dies in der römischen Christengemeinde so, aber frühestens erst nach dem 2. Jahrhundert – wohl eher schon Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr.. Es wäre für die noch jüdisch geprägte Jesusgemeinschaft undenkbar gewesen, wenn sie diesen Tag, der theologisch vom Schöpfungstag Gottes, zum Bundestag Gottes mit seinem Volk Israel, bis hin zu Jesus, Gottes Heilswillen für die Menschheit offenbart, einem Sonnentag hätte weichen müssen, der zudem dem Sohn der Unterwelt – Sol Invictus, dem Baal der Bibel, geweiht war. Dass die Kirche sich 321 dem Ansinnen Konstantins unterwarf, verhalf dem Christentum bei der Integration ins römische Reich, trennte es aber gleichzeitig von den biblischen Festtagswurzeln und somit auch von den Judenchristen, die nicht selten enttäuscht, in ihre Synagogen zurück kehrten“. (Kommentare zur Jerus. Bibel)
    Von diesen Schritt, der Verlegung des Herrentags, auf den Festtag des Sol Invictus, war es nur noch ein kleiner Schritt, auch das größte Fest der Christenheit – das Opfer- und Pessachfest Jesu (den Begriff Ostern kannte die damalige Christenheit nicht), dem Heidentum einzuverleiben. Dies geschah auch auf dem Konzil von Nicäa, nachdem die meisten Bischöfe dem Trinitätsbeschluss Konstantins zustimmten. Auch hier hatte die Kirche schon Vorarbeit geleistet. So forderte der römische Bischof Viktor (189 – 198 im Amt) von allen Christen, das Opferfest Jesu auf einen Sonntag zu verlegen (also vom jüdischen Kalendarium zu trennen). Die Kirche folgte diesem Ansinnen zum großen Teil nicht und beharrte auf der jüdisch - biblischen Überlieferung, die der Gemeinde von Rom allerdings schon längst abhanden gekommen war. Genau hier setzte aber Konstantin an und man muß sagen, mit einer geradezu teuflischen Argumentation befahl er erneut unter Androhung von Strafe, die Durchsetzung seines Wunsches:
    Nichts soll uns mit dem gemeinen und verhassten Volk der Juden verbinden!
    Denn wir haben vom Erlöser einen anderen Weg erhalten, vorgezeichnet ist unserer Heiligsten Religion eine Bahn, die gesetzmäßig und gebührend ist, diese wollen wir einmütig halten und von jener schimpflichen Gemeinschaft der Juden uns trennen.
    (Die ganze Rede ist im Buch: „ 2000 Jahre Christentum“ nachlesbar, gleichfalls auch die Stellung Konstantins zu den Juden)
    Konstantin benutzt den sich in der Kirche seit dem 2. Jahrhundert ausbreitenden Antijudaismus, um seine Ziele durchzusetzen.
    Die Ostkirche weigerte sich jedoch, diesen Beschluss der römischen Westkirche zu übernehmen, worauf hin Konstantin sogar erstmalig in seiner Amtszeit, der Ostkirche mit Krieg, Enteignung und Versklavung drohte. Die Ostkirche gab nach und löst sich somit ebenfalls vom 14 Nissan, dem biblischen Pessachfest. Konstantin triumphiert nach diesem Konzil und die Kirche wird ihm unter anderen später auch deshalb den Titel: „ der Große“ verleihen, weil er angeblich das Christentum geeint hat.

    Ein ganz anderer Punkt ist jedoch das eigentliche Faktum, das hierdurch zum Tragen kommt. Ich möchte dazu einen großen Gelehrten zu Wort kommen lassen, der nicht nur ein aufrichtiger Forscher ist, sondern zudem auch ein hundertprozentiger Christ. Der Schweizer Kulturhistoriker Jacob Burckhardt schreibt über diese ganze konstantinische Wende und das Verhalten der Kirche:
    Wenn dem Kaiser Konstantin überhaupt etwas heilig war, dann einzig die Sonne (als Sol-Invictus, Mithra) und Reichsgott Jupiter. Sie waren für ihn Gott und Gottes Sohn in einem. Diese seine Glaubensvorstellungen brachte er im Jahr 325 in das von ihm berufe Konzil von Nicäa ein. Allerdings hütete er sich dabei den Namen Jupiter zu nennen (Sol-Invictus), sondern sprach nur von Gott, weil ihm wohl bewusst war, daß die Christen in Jupiter wie auch in allen sonstigen römischen Göttern lediglich Götzen erblickten. Auf diese Weise gelang es Konstantin, sich als römischer Kaiser ins Christentum einzuschleichen, dieses dem Zustrom der Heiden zu öffnen und so heidnische Kulte in die christliche Kirche einzuschleppen. Dank Konstantin fand der Heide in der späteren Dreifaltigkeitslehre, also im Trinitätsdogma, seine vertraute römische Götterdreiheit wieder, jene drei „Dämonengeister“, die Zeichen tun und zu den Machthabern des ganzen Erdkreise ausziehen, um sie zum großen Tag ihres allmächtigen Gottes zu versammeln (Off.16/14). Konstantin machte aus dem Kreuzestod Jesu einen Kult, hinter dem kein anderer stand als Jupiter alias Baal, der erklärte Widersacher des Herren der Bibel. Der Kaiser feierte insgeheim die Kreuzigung Jesu als Sieg seines Herren, des Baal, den er durch Orakel zu befragen pflegte. Zeugnis von der Baalshörigkeit Konstantins legt seine nachtschwarze Siegessäule ab, die er auf dem Forum seiner neuen Hauptstadt Konstantinopel hatte errichten lassen. Hoch auf der Prunksäule erhob sich einst des Kaisers Standbild, in das er eine ganz besondere Siegestrophäe hatte einbauen lassen: Ein Stück vom vermeintlichen Kreuz Christi....
    Gläubige Christen durchschauten zwar Konstantins heidnische Tücke; aber was vermochten sie gegen den allgewaltigen Kaiser auszurichten? Sie konnten sich ja nicht einmal gegen den von ihm zum Gesetz erhobenen neuen Kalender wehren. Nur soviel vermochten sie zu tun: sie zählten die Tage weiterhin so, wie sie es bisher gewohnt waren, (nach jüdischem Ritus). Dies taten sie, bis Kaiser Justinian (527-565) dem ein Ende setzte. In dem Konstantin listenreich den Christen zum Schein entgegenkam, gelang es ihm, das Christentum heimlich in der Wurzel zu vergiften und dadurch zu lähmen. Dies war den früheren Kaisern trotz äußerer Machtanwendung nicht gelungen.
    Die Christenheit verschloß ihre Augen vor der heidnischen Niedertracht Konstantins; auch sah sie über den Kulturkampf hinweg, der seit dem 4. Jahrhundert zwischen Christen und Römern tobte. Man nahm einfach an, durch das Konzil von Nicäa im Jahr 325 habe der Kaiser das Römerreich mit der Christenheit versöhnt. Die beklemmende Frage ist: Mit wem hatte sich die Christenheit versöhnt?....

    (Artikel aus der Zeitschrift Museon – Zeitschrift für Geisteswissenschaften und Theologie)
    Prüfen wir die Aussagen über die Geburt Jesu, wie sie seit Jahrhunderten der Christenheit verkündet werden, dann wird deutlich, daß diesbezüglich tatsächlich viel Unwahres gelehrt und geglaubt wird. In die Lehre über Jesus wurde einiges an heidnischem Gedankengut eingeschleppt, das nichts mit der geschichtlichen Wirklichkeit zu tun hat. Als erstes ist der 25. Dezember zu nennen, der bis heute als Weihnachtsfeiertag gefeiert wird. Dieses Datum galt jedoch nicht seit Anfang des Christentums als Feiertag der Geburt Jesu, sondern erst seit dem Jahre 336, wo Konstantin der Große bestimmte, daß die Christen den Geburtstag Jesu an einem hohen römischen Festtag zu begehen hätten. In der antiken Welt feierte man an diesem Tag das Fest der Wintersonnenwende, das bei den Römern als der Gedenktag und Geburtstag des Sonnengottes Sol Invictus/Mithras galt, für den auch Jupiter Amon steht. Bei den Ägyptern feierte man an diesem Tag die Wiedergeburt des Osiris, der, nachdem er wegen Freveltaten aus dem Himmel gestürzt worden war, in der Unterwelt zu neuem Leben erwachte. Isis, seine Schwester-Gemahlin, verhalf ihm zu dieser Wiedergeburt, indem sie den vom Sturz daniederliegenden - wie eine fürsorgliche Mutter - aufpäppelte. Den hintergründigen Sinn des Bildes, daß Isis mit dem Osiris - Kind (in der Mythologie zwar stets als Horus - Kind oder Harpokrates, das heißt Unterweltherrscher, bezeichnet) auf dem Schoß zeigt, haben die Romchristen nicht verstanden. Indem Konstantin aus politisch-opportunistischen Gründen einen hohen heidnischen Festtag zum Feiertag der Geburt Jesu bestimmte, war er einerseits den damals bereits verweltlichten Christen entgegengekommen, andererseits hatte er aber die Anhänger der in Rom überaus zahlreich vertretenen heidnischen Götterkulte nicht vor den Kopf gestoßen. Es war dies einer von vielen perfiden Beiträgen des Sonnengottanhängers Konstantin zur Unterwanderung frühchristlichen Gedankengutes mit heidnischen Elementen. Den echten Christen war wohl bewusst, daß der 25. Dezember der Geburtstag des römischen Sonnengottes Sol - Invictus war. Welche Schmach dies für sie bedeuten musste, wird dann ersichtlich, wenn man erkennt, wen die ersten Christen in diesem römischen Götzen erblickten: Für sie war Sol - Invictus kein geringerer als der Herrscher der Unterwelt, der gewalttätige Herr über die von Gott getrennten und damit der geistige Widersacher Christi. Echte Christen erkannten in Sol Invictus den vielgesichtigen Totengott mit den unzähligen Namen, der - wie bereits erwähnt - bei seinen Anhängern unter anderen auch in der Gestalt des Mithras, des Jupiter/Giove Ammone oder des Osiris auftrat.

    Den Schlusskomentar erspare ich mir hier! Stattdessen ein Satz Albert Schweizers. Wer sich seiner Geschichte nicht stellt, wird auch nicht aus seiner Geschichte lernen, er wird immer und immer wieder die gleichen Fehler machen.

    Absalom

  6. #46
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    @Chrischi

    DEINE Logik in ehren, aber sie muss nun mal nicht stimmen (zugegeben, wie auch meine ;-) ). Also wollen wir uns lieber Tatsachen hinwenden.

    Wenn Jesus vor allem ist, so besagt das nicht, dass er ohne Anfang sei (wie es der Hebräerschreiber aus Unwissenheit oder falschem Verständnis von Melchisedek meint interpretieren zu müssen) von Ewigkeit ist, respektive gar vor Gott gewesen sein soll (vor allem, also auch Gott Vater)?

    Offenbarung, nun, in den ältesten Überlieferungen der Offenbarung kommt das Wort Jesus nicht vor, da hat die Kirche etwas mitgeholfen. Wenn man dann noch „Äon“ dann als absolute Ewigkeit verstanden haben will, wirst du mit andern Bibelstellen echt ins Schleudern kommen.



    Wozu schrieb Johannes das Evangelium? Damit der Mensch erkennt, dass Jesus = Gott sein soll? Mitnichten!
    Joh 20,31 Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus (Messias und nicht Gott!!) ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.
    Also Johannes will aufzeigen, dass Jesus Gottessohn ist.Dies kommt ja auch sehr hier zum Ausdruck:
    Joh 17,3 Dies aber ist das ewige Leben, daß sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus (Moschiach Jehoshua), erkennen.
    Also den einzigen allein wahren Gott zu erkennen, und seinen Gesandten den Gesalbten. Und KEINEN Dreifältigen Gott. Jesus schloss sich hier eindeutig aus diesem Gott aus.

    Joh 1,1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. 2 Dieses war im Anfang bei Gott.

    Das Wort, der Logos: Rede, Sagen, Ausdruck, Spruch, Wort, Kunde, Sage, Gedanke, Erwägung, Überlegung, Berücksichtigung, Bedeutung, Geltung u.a.

    Man kann nun mal versuchen, den obigen Vers mit diesen begriffen zu lesen, so bekommt doch der Vers eine viel tiefere und gewaltigere Bedeutung. Dieser Elohim, da am Anfang von der Genesis, wie alles in ihm war. Alles ist durch das gemacht, und hat somit etwas göttliches in sich, da der Ursprung selber der allein wahre Gott ist. Und in Gott ist das Leben, er gab es, es ist das Licht des Menschen.


    Joh 1,14 Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

    Das Wort wurde Fleisch, das Wort wurde Mensch. Gott spricht und es wird, so wurden die Himmel und die Erde, Wasser und Land, Fische und Vögel usw. Was Gott spricht wird auch. Was war das 1. Licht bei der Schöpfung wohl für ein Licht? Es war ja nicht die Sonne oder sonst ein Stern. Und wir sehen dieses Licht nicht. Aber auch das ist wiederum ein anderes Thema.

    Also hier davon sprechen zu wollen, dass das zu Fleisch gewordene Wort nun gar Gott sei, ist weit hergeholt. Kein Vers hier im Johannesevangelium zeigt auf, dass nun Jesus wahrer Gott sein soll. Es lehrt im Gegensatz eindeutig, dass es nur einen wahren Gott gibt (Joh 17,3).


    Im Kontext betrachtet ist es nicht "logisch", dass Jesus = Gott sein soll, (es bleibt ein theologisches Geheimnis der Kirche, wie sie es selber bezeichnet) was er übrigens nie lehrte und auch zu keiner Glaubensbedingung machte.

    Glauben...., wie die Schrift (AT) es sagt ..... oder die Kirche vorgibt? Jeder kann da frei wählen.


    Alef

  7. #47

    Standard

    Alef schreibt: Offenbarung, nun, in den ältesten Überlieferungen der Offenbarung kommt das Wort Jesus nicht vor, da hat die Kirche etwas mitgeholfen. Wenn man dann noch »Äon« dann als absolute Ewigkeit verstanden haben will, wirst du mit andern Bibelstellen echt ins Schleudern kommen.
    Lieber Alef! =)

    Erst einmal habe ich mich nicht auf den Namen »Jesus« berufen, und zudem habe ich mich nicht auf den Begriff »Aeon« für »Ewigkeit« berufen, sondern auf einfache Logik im Satzbau. Abgesehen davon, dass der Name »Jesus« sehr wohl in allen bekannten Manuskripten der Offenbarung des Johannes vorkommt, könnte man selbst dann, wenn der Name fehlen würde, anhand der Offenbarung beweisen, dass Jesus Christus kein Geschöpf ist. Wenn du meinen Beitrag aufmerksam gelesen hast, kam in dem Zitat der Name »Jesus« gar nicht vor! Ich habe es anders zu beweisen versucht. Dort steht:

    »Und jedes Geschöpf, das im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und auf dem Meer und alles, was darin ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!« (Offb 5,13).


    Verstehst du? Hier ist vom »Lamm« die Rede, das geopfert wurde! (S. a. Vers 9.) Auch ohne Jesus namentlich zu erwähnen, ist allen unvoreingenommenen Lesern klar, dass hier von ihm die Rede ist, denn Johannes, der Täufer, sagte von ihm:

    »Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!« (Joh 1,29).


    Wenn das Lamm (das in dem obigen Abschnitt ganz sicher nicht zu den Geschöpfen gehört, da sich »jedes Geschöpf« vor dem Lamm niederwirft!) in der Offenbarung als der vorgestellt wird, der sich für die Menschen geopfert hat, kann damit nur Christus gemeint sein!

    Ferner zitierst du Joh 20,31, um zu belegen, dass Christus kein göttliches Wesen ist, übersiehst dabei aber, dass gerade aus diesem Vers die Göttlichkeit Christi hervorstrahlt:

    »Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.«


    Wenn Jesus als »der Menschensohn« wahrer Mensch ist (Mt 17,22; 20,28), dann muss er als »Gottes Sohn« wahrer Gott sein (Mt 14,33; 1. Joh 5,20). Er ist deshalb der »eingeborene Sohn«, weil er in einem einzigartigen Verhältnis zum Vater steht: Nur er ist als Sohn der göttlichen Natur teilhaftig und daher in einem einzigartigen Sinn Sohn Gottes (Joh 1,18; 3,16).

    Alef schreibt: Das Wort, der Logos: Rede, Sagen, Ausdruck, Spruch, Wort, Kunde, Gedanke, Erwägung, Überlegung, Berücksichtigung, Bedeutung, Geltung u.a. Man kann nun mal versuchen, den obigen Vers mit diesen Begriffen zu lesen, so bekommt doch der Vers eine viel tiefere und gewaltigere Bedeutung. Dieser Elohim, da am Anfang von der Genesis, wie alles in ihm, war. Alles ist durch das gemacht, und hat somit etwas göttliches in sich, da der Ursprung selber der allein wahre Gott ist. Und in Gott ist das Leben, er gab es, es ist das Licht des Menschen.
    Der »Logos« existierte als Person bei Gott (Joh 1,2), und es ist durchaus berechtigt, in Christus die »Rede«, den »Ausdruck« oder die »Überlegung« (Weisheit) zu sehen, heißt es doch:

    »… [wir] predigen … Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit.« (1. Kor 1,24).


    Zudem zeigt Phil 2,6-11, ein Abschnitt, in dem der Apostel Paulus auf dasselbe Ereignis Bezug nehmend, das in Joh 1,1-18 beschrieben wird, dass die Auslegung richtig ist, der zufolge Christus als Person beim Vater existierte und Mensch wurde. Ergänzend dazu sei gesagt, dass der Apostel Johannes genau das gleiche sagt, was Paulus diesbezüglich sagt, nur mit Worten, die dem Prolog des Evangeliums des Johannes sehr nahe kommen:

    »Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens – und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist –, was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.« (1. Joh 1,1-3).


    Hier wird das »Wort des Lebens«, »das ewig ist« und »das beim Vater war« vorgestellt, und dieses Wort ist nichts Abstraktes, sondern etwas ganz Konkretes, denn es ist »erschienen«.

    Es heißt bei Paulus:

    »Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.« (Phil 2,6-7).


    Hier wird Christus als der vorgestellt, der in göttlicher Seinsweise existierte, aber nicht daran festhielt, sondern den Menschen gleich wurde. Wenn er den Menschen gleich wurde, muss er vorher etwas anderes gewesen sein. Und der Abschnitt selbst zeigt das deutlich, denn es heißt ja, dass er, bevor er den Menschen gleich geworden ist, »in göttlicher Gestalt war«.

    Ganz liebe Grüße
    Chrischi

  8. #48
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    @ Chrischi

    Wie willst du einfache Logik in einer Übersetzung von einer Übersetzung deuten?
    Zudem kommt nun der Name Jesus wirklich nicht in allen Bekannten Fragmenten der Offenbarung vor.

    Zudem muss kein Lamm in diesem Sinn geopfert werden. Dies zeigt wiederum den heidnischen Einfluss auf den jüdischen Glauben.


    Göttlich sind wir alle, ein Elohim oder ein Ben Eljon, sagte Jesus selber, und nun?

    Als Sohn Gottes ist Jesus kein Gott, sondern „Sohngottes“ ist eine Auszeichnung. Jesus lehrte nicht nach deinem Verständnis, welche dir die Kirche erarbeitet hat, sondern nach jüdischen „Regeln“.

    Du kannst nun mal nicht „Logik“, welche ja anscheinend von der Lehre diktiert und definiert wurde, gegen „Glauben“ ausspielen.


    Es ist nun mal etwas total anderes, was irgendjemand über Jesus schreibt, und was Jesus selber lehrte.



    Alef

  9. #49
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    Zu Phil 2,5ff soviel
    Phil 2,5 Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus, 6 der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich/ähnlich zu sein. 7 sondern sich entäußert hat, (die) Gestalt eines Knechts angenommen habend, in Gleichheit (der) Menschen geworden! Und an (der)äußeren Erscheinung erfunden wie ein Mensch, 8 erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. 9 Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen ist, 10 damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, 11 und jede Zunge bekenne, daß Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.

    Nun kann man diese Verse sehr wohl gegen alle anderen anders lautenden und deutenden Aussagen der Bibel, insbesondere gegen die Lehre vom AT und von Jesus stellen, oder versuchen diese auch im Kontext zu verstehen.

    Nun, es ist ja schon klar, dass Texte gemäss der Lehre übersetzt werden, und wo man auch immer ein Gottheit Jesu hineininterpretieren will, so macht man es auch. Es muss aber jedem bewusst werden, dass es da nur Worte hinter Worte gibt, ohne Verseinteilung, ohne Kommas und Punkte.

    Wenn nun dem so ist, wie es übersetzt wird, so widerspricht sich dieser Vers total folgender Aussage:
    Hebr 2,16 Denn er nimmt sich doch wohl nicht der Engel an, sondern der Nachkommenschaft Abrahams nimmt er sich an. 17 Daher mußte er in allem den Brüdern gleich werden, damit er barmherzig und ein treuer Hohepriester vor Gott werde, um die Sünden des Volkes zu sühnen; 18 denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht worden ist, kann er denen helfen, die versucht werden.

    Gott ist doch nicht zu gross, und noch weniger zu klein, auf dass er Barmherzigkeit, Leid und Versuchung zuerst „erlernen“ müsste, auf dass er helfen könnte. Gott stellt sich auch nicht vor sich selber als Hohepriester hin. Gott muss sich nicht zuerst erniedrigen, dass der Mensch zu ihm aufschauen vermag. Das kommt ja auch Apg 17,24 schon zum Ausdruck, wo Paulus sagt, dass wir im Schöpfer leben und weben.

    Kann sich Gott, der Allmächtige erniedrigen? Kann er niedriger werden als er ist? Wessen Knecht wurde Gott denn? Sich selber als Knecht? Ist nun Jesus Knecht oder Gott? Ist nun Jesus Sohngottes oder Gott? Ist Jesus mal Mensch oder mal Gott, je nach Situation? Hat denn Gott eine Gestalt?


    Der in Gestalt Gottes war:
    ος εν μορφη θεου υπαρχων
    der nach/in/von Gestalt, Form, Art, Ausdruck Gottes entsteht, besteht, existent

    Gott gleich zu sein:
    ουχ αρπαγμον ηγησατο το ειναι ισα θεω
    nicht Raub, Beraubung erachten der sein, ist gleich, wie, ähnlich Gott

    Betrachtet man nun den griechischen Text, so lässt er deutlich verschiedene Interpretations- und Lesearten zu, und die allgemeine deutsche Übersetzung kann demnach nicht als absolut hingestellt werden, besonders da dann der Text mit Vers 18 kollidiert, wo dann der eine Gott in der Gesamtheit wieder als Vater aufgezeigt wird. (Eigentlich ist es nur nach den Worten schlichtweg nicht möglich, genau zu wissen, was der Schreiber wirklich sagen wollte. So muss das ganze erst recht in den Kontext des Wirkens Jesu, insbesondere auch den Verheissungen des AT gestellt werden, wer oder was der Messias ist oder sein wird).

    Zudem, wenn es Jesus Gott wäre, könnte er Gott nicht berauben, würde Paulus nicht schreiben, dass er es nicht für einen Raub hielt um ihm ähnlich sein, denn dann wäre er es ja selber.


    The Expositor’s Greek Testament sagt: „Es gibt keine Textstelle, wo „Raub“ [harpázō] oder irgendwelche seiner Ableitungen [einschließlich harpagmón] den Sinn von „im Besitz behalten“, „zurückbehalten“ hat. Es scheint ausnahmslos „an sich reißen“, „sich gewaltsam nehmen“ zu bedeuten. Es ist somit nicht zulässig, vom wahren Sinn „greifen nach“ abzuschweifen und ihm die völlig andere Bedeutung „festhalten“ zu geben.“ (Grand Rapids, Mich., 1967, herausgegeben von W. Robertson Nicoll, Bd. III, S. 436, 437).


    Kontext:
    In Vers 5 wird dazu aufgefordert, Christus in der hier besprochenen Weise nachzuahmen. Könnten sie aufgefordert werden, es „nicht für einen Raub“ zu betrachten, „Gott gleich zu sein“, sondern als ihr Recht? Sicherlich nicht! Sie können jedoch jemand nachahmen, der nicht denkt „dass er gewaltsam versuchen sollte, Gott gleich zu werden“



    Alef
    Geändert von anonym002 (30.12.2009 um 18:22 Uhr)

  10. #50

    Standard

    Nun kann man diese Verse sehr wohl gegen alle anderen anders lautenden und deutenden Aussagen der Bibel, insbesondere gegen die Lehre vom AT und von Jesus stellen, oder versuchen diese auch im Kontext zu verstehen.
    @ Alef:

    Aber genau hierin liegt ja das Problem! Du sagst: Ich verstehe das A. T. so, dass der Messias nicht göttlich ist – und dementsprechend interpretierst du auch Phil 2,6-7. Ich fange am anderen Ende an: Phil 2,6-7 zeigt die Göttlichkeit des Messias auf, und darum müssen alle anderen Texte in diesem Licht interpretiert werden. Wir gehen auf die gleiche Art vor, setzen aber jeweils ein anderes Verständnis von einem bestimmten Text voraus.

    Da du aber ohnehin nicht an die Unfehlbarkeit der Bibel glaubst und die Bibel, bestehend aus A. T. und N. T., schon gar nicht als eine Gesamtheit siehst, sondern, wie jedes andere Werk, das in der Geschichte der Menschheit verfasst wurde, als ein Produkt, das einem bestimmten kulturellen Rahmen entstammt und nur unter kritischer Analyse verstanden werden kann, darf ich von dir auch nicht erwarten, dass du die Bibel durch die Bibel auslegst.

    Da für mich sowohl das A. T. als auch das N. T. von Gott inspiriertes heiliges Wort ist – weit erhaben über jeden menschlichen kulturellen oder historischen Einfluss – und ewige Wahrheiten enthält, die zu jeder Zeit von jedem wahrheitsliebenden Menschen verstanden werden können (nicht: müssen), glaube ich, dass man die Bibel nur dann richtig verstehen kann, wenn man sie sich selbst auslegen lässt. Nichts in ihr darf so interpretiert werden, dass Widersprüche entstehen, denn sie kann nur als Ganzheit verstanden werden und muss entsprechend ausgelegt werden.

    Weil wir von zwei verschiedenen Voraussetzungen ausgehen (du meinst, die Bibel sei ein kulturelles Werk, das von menschlichen Vorstellungen antiker Zeiten beeinflusst sei und nur im Kontext ihrer Entstehungszeit verstanden werden könne, wobei auch mit Widersprüchen zu rechnen sei; ich meine, sie ist Gottes heiliges Wort, über jedes andere Werk, von Menschen geschrieben, erhaben und für alle Zeiten von bleibendem Wert), werden wir wohl auf keinen »grünen Zweig« kommen. Du verstehst, was ich meine. ;-)

    Liebe Grüße
    Chrischi


 

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