Wie oft kommt es vor, das ein unbedachtes Wort gesprochen oder geschrieben wird. Ein Wort, das verletzt und in der Seele tiefe Wunden hinterlässt. Nicht selten kommt es vor, das man wegen solch ein Wort oder eine Bemerkung beleidigt ist. Worte können Waffen sein, scharf und zerstörend. Sie kommen uns all zu leicht von der Zunge und können auch viel zu leicht geschrieben werden. Jakobus warnt zurecht: Wer meint, er diene Gott, aber seine Zunge nicht im Zaum hält, der betrügt sich selbst, und sein Gottesdienst ist vergeblich (Jak. 1:26). Nun mag gerade ein Forum eine Versuchung darstellen, Dinge aus der Anonymität heraus zu schreiben, was man sonst nie gesagt hätte. Die Folge: Man ist beleidigt, die Gefühle sind verletzt. Und statt eines anregenden Gedankenaustausches erlebt man schlechte Gefühle und einen schlechten Tag. Jakobus geht noch weiter auf die Macht der Zunge ein, worüber wir im 3. Kapitel lesen können. Im 2. Vers schreibt er: Wer sich in seinen Worten nicht verfehlt, ist ein vollkommener Mann und kann auch seinen Körper völlig im Zaum halten.

Es wäre schön, wenn wir daran denken können, wenn wir hier im Forum schreiben. Wenden wir doch einfach seine Worte auf uns an: Wer sich in seinen Worten nicht verfehlt, ist ein vollkommener User und kann auch seinen Körper völlig im Zaum halten.

Aber noch etwas ist so wichtig: das wir einander vergeben können. Wir merken doch gar nicht, wie unser Gegenüber reagiert. Wir kennen ihn nicht, wissen oft noch nicht einmal, ob männlich oder weiblich. Wir kennen sein Alter nicht, nicht seinen Beruf oder sonst irgendetwas. Vielleicht ist es besser so.

Wenn also Kerzenlicht zitiert wird, weiß ich, dass der Zitierende für mich ein Fremder ist, und ich für ihn. Er weiß nicht, wer ich bin und woher ich mein Wissen habe. Also darf ich es nicht Übel nehmen, wenn er ein falsches Bild von mir hat. Noch wichtiger ist für mich die Aufforderung zu vergeben. Als Petrus den Herrn fragte: Herr wie oft muss ich meinen Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Da antwortete Jesus ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal. Darin lesen wir die Aufforderung, unseren Mitmenschen immer wieder zu vergeben. Wir können im Lukasevangelium weiterlesen: Und wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: ich will mich ändern!, so sollst Du ihm vergeben.

Dazu eine wahre Geschichte, die mich sehr bewegte. Karl-Heinz Schnibbe erzählte sie in einer öffentlichen Fireside im Rahmen der CES (Church Education System). Er war Weggefährte und Freund von Helmuth Hübener. Beide gehörten einer Widerstandsgruppe im Dritten Reich an. Helmuth Hübener wurde hingerichtet. Er war erst 17 Jahre alt. Schnibbe ging in Haft. Er erlitt schwere Drangsale und Folter. Als der Krieg zu Ende war, war er sehr verbittert. Der Bischof seiner Hamburger Gemeinde sprach ihn darauf an und forderte ihn auf, zu vergeben. Er dachte darüber nach, und bemühte sich das Unrecht, das ihm widerfahren war, zu vergeben. Es gelang ihm. Es blieb keine Bitterkeit mehr in ihm. Hier war niemand, der sich entschuldigte. Nicht für die bösen Worte, nicht für die Schläge, nicht für die Gefangenschaft. Und doch, er konnte vergeben und seine Seele wurde von einer großen Last befreit.

Sollten wir uns da nicht auch einander vergeben können, wenn mal das falsche Wort verwendet wurde? Und entschuldigen können wir uns doch auch, oder?