Hallo ich,
im gesamten zweiten Petrusbrief geht es immer wieder um die Warnung vor falschen Lehren und der Warnung vor Verdrehung der heiligen Schriften. Ich vermute mal, dass es wohl zu Diskussionen gekommen war, ob und wann genau, denn mit der Wiederkunft Jesu zu rechnen ist. Die Urchristen lebten ja in der festen Überzeugung, dass Jesus sehr bald schon wiederkommen würde.
Paulus deutet in 1.Thess. 4,15 sogar an, dass er damit rechne noch zu leben, wenn Jesus wiederkommt:
"Denn dies sagen wir euch nach einem Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die noch übrig sind, wenn der Herr kommt, werden den Verstorbenen nichts voraushaben."
Jedoch "verzögerte" sich nun die Wiederkunft Jesu und dadurch kamen in den Gemeinschaften dann wohl so allerlei Fragen auf, die z.B. in 2.Petrus 3,4-9 folgendermaßen dargestellt werden:
"Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an.
Denn denen, die dies behaupten, ist verborgen, dass von jeher Himmel waren und eine Erde, die aus Wasser und durch Wasser Bestand hatte, und zwar durch das Wort Gottes, durch welche die damalige Welt, vom Wasser überschwemmt, unterging.
Die jetzigen Himmel und die jetzige Erde aber sind durch dasselbe Wort aufbewahrt und für das Feuer aufgehoben zum Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen.
Dies eine aber sei euch nicht verborgen, Geliebte, dass beim Herrn ein Tag ist wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag. Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen."
Petrus (der den Brief aber in Wirklichkeit wohl nicht geschrieben haben dürfte) versucht also dafür eine Erklärung zu finden, weshalb sich die Wiederkunft Jesu noch nicht ereignet hat und in diesem Kontext ist dann auch zu verstehen, warum er auf die Heiligen Schriften, vor allem die Propheten, aufmerksam macht.
Das Jesus nämlich wiederkommt war ja sozusagen auch eine Prophetie und die Propheten nun quasi zum Zeugen nehmend, versucht Petrus die Gemeinschaft zu einigen und dahingehend zu beruhigen, dass Jesus schon noch wiederkommen wird und er möchte dabei gleichzeitig den Stimmen entgegentreten, die anderes behaupten oder sogar darüber spotten.
Interessant in diesem Zusammenhang ist vielleicht noch, dass der 2. Petrusbrief einer der jüngsten Texte des NT ist und manchmal sogar erst auf die zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts datiert wird. Das da also so langsam Unruhe in der Gemeinschaft entstand, kann ich persönlich schon ganz gut nachvollziehen, denn Jesus selbst hatte ja in Matthäus 16,28 gesagt:
"Wahrlich, ich sage euch: Es sind einige von denen, die hier stehen, die werden den Tod keinesfalls schmecken, bis sie den Sohn des Menschen haben kommen sehen in seinem Reich."
Na ja, von denen die da standen, dürfte zum Entstehungszeitpunkt des 2.Petrusbriefes, niemand mehr gelebt haben...
Aber wie auch immer, es geht in den von Dir genannten Versen meiner persönlichen Meinung nach weniger um die Feststellung einer Gleichwertigkeit zwischen den Propheten des AT und den Aposteln des NT, sondern Petrus wollte hier der Gemeinschaft Mut machen und Zuversicht schenken, weil sich die Wiederkunft Jesu eben bis dato noch nicht eingestellt hatte.
LG
Provisorium
Geändert von Provisorium (22.08.2013 um 22:38 Uhr)
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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