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  1. #31
    Die_Leuchte! Gast

    Standard

    Also Wittgenstein tanzt gerade in der Philosophie einen ganz falschen Schritt, wenn er dort seinen Tarantella ... verzeihung ... Tractatus zum besten gibt.

    Zum einen ist Philosophie ganz grundsätzlich nicht zu einem Ende zu bringen, weil sie ja nicht nur Studium und Diskussion alter Weisheit (Weissagungen) zum Inhalt hat, sondern auch deren (immerwährende) Weitergabe (Unterrichtung / Überlieferung); und zum anderen, beginnt der Tractatus mit genau jenem, was er am Ende für unmöglich erklärt, nämlich das Fassen selbst in Worte oder sonstwie zu fassen. Mich wundert direkt, dass man Wittgenstein ob soviel Bodenlosigkeit nicht gleich hochkannt von der Uni geworfen, beziehungsweise, die Lehrerlaubnis oder das Magistrat entzogen hat (für das Fach). Wesentlich jüngere "Logiker" (heutiger Zeit), hatten jedenfalls keine Schwierigkeiten damit, den inneren Widerspruch des Tractatus offenzulegen und seinen Inhalt ad absurdum zu führen.

    Ich will das jetzt allerdings nicht weiter vertiefen, weil du das ja auch nur als "irgendein Beispiel" für die Schreibtisch-philosophie vorbringen wolltest. Nur:


    Mir selbst würde nie einfallen, dem einfachen Wort "Fassen" Inhalte zu unterstellen, die per se oder nach eigener Angabe gar nicht unterstellt werden können. Was soll'n dassss werden? Wittgenstein vertritt eine ganz und gar abstruse Wort-, Sprach- und Bedeutungstheorie, die an "Theoria" (Theos!) total vorbeischießt.

    Daher möchte ich dich gerne mal über der Frage brüten sehen, warum so viele Atheisten ausgerechnet die Vokabel "Theorie" (Lehre von Gott) bemühen - bemühen und bedienen!

    Natürlich will ich dich nicht nötigen, die Brut detailliert darzulegen, aber doch schon mal ins Grübeln, wenn nicht sogar ins Schwitzen bringen. Ich sag's dir: Derzeitige Naturwissenschaft (gestützt von Linguistik) ist auf dem allerbesten Wege, unsere Sprache zu kippen und das gegenseitige Miß- und Unverständnis auf die Spitze zu treiben. Der Spaß hört da auf, wo so getan wird, als würde Theos nicht auf Theorie, oder Theoria nicht auf Theos deuten. Das hätte einem schon während des Aufkommens einer "Evolutionstheorie" schlecht aufstoßen müssen - eine Theorie wider Theos. Geht's noch "greul-hafter" in Gottes Ohr?



    Liebe Grüße
    Geändert von Die_Leuchte! (14.02.2013 um 13:41 Uhr)

  2. #32
    dispicio Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium
    Es ist gut und tröstlich in einer Tradition eingebunden zu sein, in der sich der Logosbegriff nicht im freien Fall befindet und durch Rituale und Schriften gestützt, in einer Gemeinschaft dem Glauben Ausdruck verliehen wird.
    Huii, welch wilder rhetorischer Extremismus ;) Aber, woher eigentlich die Angst vor dem freien Fall? Bewusstsein, sagte mal jemand, ist von vornherein immer schon vermittelt. Der Glaube, wir müssten uns an Traditionen festhalten wollen, streift selbst da noch Hosenträger über, wo der Gürtel längst schon festgezurrt. Wir sind immer schon eingebunden in Traditionen (was sagt dazu die Etymologie?). Da kann es nicht schaden, einmal los und sich fallen zu lassen, um auf dem Widerstand des brausenden Gegenwindes geistigen Auftrieb für einen Flug in ungeahnte Höhen zu erlangen. Bodenständigkeit ist des Geistes Sache nicht, sonst würden wir Gott im Erdreich suchen und nicht im Himmel.
    *Gruß*
    dispicio

  3. #33
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    Zitat Zitat von Die_Leuchte! Beitrag anzeigen
    Daher möchte ich dich gerne mal über der Frage brüten sehen, warum so viele Atheisten ausgerechnet die "Theorie" (Lehre von Gott) bemühen - bemühen und bedienen!
    Weißt Du, ich weiß gar nicht so genau ob das stimmt. Viele Atheisten sind auch angesichts der Grausamkeiten in dieser Welt ins Grübeln gekommen. Sei es das verbrecherische Naziregime, oder, und da begann es so richtig, das Erdbeben von Lissabon.

    Die Frage nach der Theodizee ist dann nicht selten Ursprung aller Theorien, die im Zufall eine Antwort zu finden glauben. Ich kann das irgendwie verstehen, obwohl ich wünschte, es wäre anders.
    Viele Naturwissenschaftler schließen ja auch Gott nicht aus, sehen ihn aber eher erst am Ende der Entwicklung. Vielleicht liegt es auch an jedem einzelnen Gläubigen, dies zu verändern. Wenn wir uns aber weiterhin gegenseitig terrorisieren und nicht gemeinsam die Schönheit und Wahrhaftigkeit des Glaubens zum Ausdruck bringen, müssen wir uns nicht wundern, wenn Viele glauben auch ohne Glauben zurecht kommen zu können und dies in Theorien zum Ausdruck bringen...


    Zitat Zitat von Die_Leuchte! Beitrag anzeigen
    Ich sag's dir - derzeitige Naturwissenschaft (gestützt von Linguistik) ist auf dem allerbesten Wege, unsere Sprache zu kippen und das gegenseitige Miß- und Unverständnis auf die Spitze zu treiben.
    Das kann ich verstehen. Ich nehme auch wahr, dass Sprache entwertet, banalisiert und unredlich eingesetzt wird. Viele Dinge werden nicht mehr beim Namen genannt, sondern leichtverdaulich umgedeutet, damit sie auch noch für den empfindlichsten Magen genießbar werden. Auch hier liegt es letztlich an jedem Einzelnen, solche Mechanismen zu durchschauen und sich frei und in aller Bewusstheit, eine eigene Meinung zu bilden und der Neigung in vorgegebenen Schubladen zu denken zu widerstehen.
    Und nicht zuletzt deshalb erachte ich Deine Beiträge als ausgesprochen bereichernd, weil sie auch in meinen Schubladen mal ordentlich aufgeräumt und sortiert haben. Danke dafür!

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  4. #34
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    Zitat Zitat von dispicio Beitrag anzeigen
    Huii, welch wilder rhetorischer Extremismus ;) Aber, woher eigentlich die Angst vor dem freien Fall? Bewusstsein, sagte mal jemand, ist von vornherein immer schon vermittelt. Der Glaube, wir müssten uns an Traditionen festhalten wollen, streift selbst da noch Hosenträger über, wo der Gürtel längst schon festgezurrt. Wir sind immer schon eingebunden in Traditionen (was sagt dazu die Etymologie?). Da kann es nicht schaden, einmal los und sich fallen zu lassen, um auf dem Widerstand des brausenden Gegenwindes geistigen Auftrieb für einen Flug in ungeahnte Höhen zu erlangen. Bodenständigkeit ist des Geistes Sache nicht, sonst würden wir Gott im Erdreich suchen und nicht im Himmel.
    Also Du bist echt cool dispicio!!! Darum alles nochmal im Vollzitat.
    Aber auch Du wirst doch sicher eingestehen, dass auch der schönste Flug, wenn auch nicht unbedingt vermittels Hosenträgern und Gürtel, irgendwann einer sicheren Landung bedarf und der feste Boden unter den Füßen ein gar unwiderstehliches Gefühl der Sicherheit vermittelt.
    Man muss ja nicht gleich für alle Zeiten wie angewurzelt auf der Stelle stehen.
    Wir sind doch keine Bäume...

    Huii
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  5. #35
    dispicio Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium
    Man muss ja nicht gleich für alle Zeiten wie angewurzelt auf der Stelle stehen. Wir sind doch keine Bäume...
    ...hehe, ich sehe, liebes Provisorium, dass wir uns verstehen. Ich war ja auch nur etwas verwundert, dass ausgerechnet Du, dessen Synonym durch ein Moment des Unkonventionellen, Unorthodoxen und Flexiblen bestechen will, sich so sehr nach festem Boden unter den Füßen sehnt. Sicher, nach einer Landung sehnt sich ein jeder. Ob es eine sanfte wird, sollte uns weniger interessieren. Halten wir es lieber wie die Albatrosse. Die landen jedes Mal voll auf der Fr.... - dem Schnabel. Was sie aber nicht daran hindert, sich immer wieder in luftige Höhen zu erheben und dort, dem Himmel nahe, ihre Kreise zu ziehen. Sie können das wohl nur, weil sie nicht an die bevorstehende Landung denken. In diesem Sinne - Wohlsein!
    *Gruß*
    dispicio

  6. #36
    Die_Leuchte! Gast

    Standard

    Zitat von dispicio:
    Bodenständigkeit ist des Geistes Sache nicht, sonst würden wir Gott im Erdreich suchen und nicht im Himmel.
    Gute Vorlage!

    Ich meine, allein in und wegen Gott, sehnen wir uns nach beidem - sowohl nach den Höhenflügen, wie auch nach dem sicheren Hangar oder Hafen. Aber weil in dieser Unentschiedenheit etwas schief gelaufen ist, wartet Gott noch heute darauf, dass sich der Mahne ganz offen zu seinem Fleisch bekennt. Ich denk, da an eine ganz unscheinbare Textstelle im Schöpfungsmythos: "Und sie hörten Gott den Herrn, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war".

    Dem muß ich vielleicht zwei (für mich) ganz entscheidende Dinge oder Erlebnisse anfügen um leichter verstehen zu können, worauf ich hinauswill:


    Ich hab mal ein sehr gut befreundetes Liebespäärchen für längere Zeit aus den Augen verloren, und erst dann wiedergetroffen, nach dem sich die beiden schon heftig zu hassen gelernt haben. Obwohl sie sich "hass-liebten" und nach Möglichkeit nicht mehr dieselbe Kneipe zur selben Zeit aufsuchen wollten - demonstrativ! - kamen sie dennoch und "ungewollt-zufällig" genau dann wieder gemeinsam in das Lokal, als ich ebenfalls anwesend war. Ich darf dem ganzen wohl auch nicht vorenthalten, dass ich schon selbst sehr verschossen war in das Mädchen und darum auch die Situation niemehr vergessen werde, denn trotz meiner "heimlichen" Vorfreude, traf mich das Schauspiel wie ein Schlag ins Genick, aber auch wie einer auf den Hinterkopf. Wegen meiner wirklich sehr "regen" Anteilnahme an beider Geschick, lief es mir urplötzlich eiskalt den Rücken runter, denn spontan sah ich "Adam (& Eva)" vor mir, und empfand schmerzlich, wie sehr der Garten abgekühlt war.


    Später suchte ich noch mal den genauen Wortlaut der legendären Schilderung auf, um zu sehen, ob da wirklich nicht "weil" sondern "als" geschrieben stand, denn viel zu sehr hätte das einen "Sinn ergeben". Zu der Zeit war ich aber schon ziemlich geübt im etymologisch begründeten Suchen nach Synonymen, und so fand ich, dass die Partikel "als" nicht mehr noch weniger schlecht ist, als "während", was ja auch durch "die-weile", also "(die)weil" ersetzt werden konnte. Bingo!


    Ich gab mich total der Vorstellung hin, in jenem dramatischen Augenblick, (fast) ganz haargenau das gefühlt zu haben, was der Schöpfer fühlt(e), ALS ein Verlöbnis, Herz oder Versprechen brach / bricht.


    Ich meine, er will ganz unbedingt, dass das wieder in Ordnung kommt (kam / käme), und dass sich der Christ(us) dazu bereiterklärte, sich auch für die Taten des Leibes verantwortlich zu zeichnen (Ja Herr, ich habe den Apfel genommen). Die Ungleich-gewichtung der Geschlechter oder die Geringschätzung des "schwachen, aber schönen" Geschlechtes, tun ihm weh! Er will das nicht.

    Und ich hoffe, ich red eurer Ansicht nach nicht in Rätseln, sondern hätte schon hie oder da deutlich genug gemacht, dass die Geschlechter wie Wasser ober- und unterhalb der "Feste" sind - unterschieden, aber auch zusammengehalten, allein durch Gott. Die Sehnsucht ist ER - Sohn, Versöhnung und Ur-teilung. Attraktion und Attraktivität sind die Gravität und Gravitation.


    Nebenbei bemerkt: Das Päärchen hat sich nie mehr versöhnt - die junge Frau ist inzwischen ganz anders verheiratet (und zu meiner Erleichterung auch nicht mehr sooooo schööön, wie einst)




    Liebe Grüße
    Geändert von Die_Leuchte! (14.02.2013 um 18:43 Uhr)

  7. #37
    Die_Leuchte! Gast

    Standard

    Oh, ich habe vergessen, zu erwähnen, dass die beiden nicht gleichzeitig ins Lokal kamen, sondern mit etwa einer viertel Stunde Zeitunterschied. Als Nichts-ahnender (guter Bekannter) hätte man eben erwartet, dass sie sich nun ganz herzlich begrüßen oder einen kleinen Kuss geben, aber stattdessen, haben sie sich nicht einmal gegenseitig "bemerken" wollen (die "kalte Schulter gezeigt") und nur ein giftiges Gesicht gemacht. Ich dachte ich seh nicht recht: Der Eine lief am anderen vorüber, als wäre der bloß Luft oder gar nicht anwesend.

    Eben das (er-) zeugte in meinen Augen von einem unglaublichen Kälteeinbruch, wo dereinst viel Wärme war. Das wurd mir ein "Schlüsselerlebnis" sondersgleichen, weil sich der Bekannte ja auch gleich zu mir setzte, um seinem Unmut luft zu machen und um in den Augen des Anderen Ersatz, neuen Anhang und Umhang zu haben, also "Schutz". Das heißt, beide wußten sehr wohl, dass der andere DA war! Aber ihr Verhalten war "leugnend". Die Sehnsucht selbst sollte erwürgt werden, aber auch da macht sie sich noch sorgen um das Paar, dass es sich nicht erkälte.: "Adam, wo bist Du?"

    Ebensogut hätte da stehen können: "Um Himmels Willen, Adam - was machst du?" ... Mir den Dolch???



    Diese Erzähl-variante hab ich nun wirklich schon sehr oft formuliert, niedergeschrieben und abermals umformuliert und rezitiert, aber immer noch presst es mir sehr schmerzlich das Wasser in die Augen, wenn ich mich der Szene und Gottes Ruf nach Adam erinnere.





    Zwar ist das "Legende", aber gerade deshalb die Wahrheit!

    Nicht die Vergangenheit oder "Geschichte", sondern die Gegenwärtigkeit!
    Geändert von Die_Leuchte! (14.02.2013 um 21:03 Uhr)

  8. #38
    Die_Leuchte! Gast

    Standard

    Und nu die Pointe:


    Beide flüchten unter die Büsche, als es ruft. Und was macht der HErr, der blitzschnell alle (falsche) Motivation durchschaut hat?

    Er setzt beide Füße auf den Erdboden, wird zu Erde und läßt sich auch noch die Lanze reinschieben! (... damit alles wieder gut werde)



    Das ist das Christentum
    Geändert von Die_Leuchte! (14.02.2013 um 21:26 Uhr)

  9. #39
    Die_Leuchte! Gast

    Standard

    Und das ist die (derzeit) passendste Begleitmusik dazu:

    http://www.youtube.com/watch?NR=1&v=...ture=endscreen

    Der Soundtrack zu "Inception" von Hans Zimmer - hinterlegt mit einem Google-earth-geheimnis bezüglich eines riesen Loches in der Erde (Antarktis)

    (Mukke haut aber auch nur dann voll rein, glaube ich, wenn man den Kinofilm gesehen hat)
    Geändert von Die_Leuchte! (14.02.2013 um 21:46 Uhr)

  10. #40
    dispicio Gast

    Standard

    Liebe Leuchte,
    danke für diese Einsichten - herrlich und bedeutend trefflich!
    *Gruß*
    dispicio


 

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