Ergebnis 1 bis 10 von 26

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    maiby Gast

    Standard

    7 – Bin da, wer noch?

    Ich fragte nach all den Tieren, nach Danny, Tiger, Jimmy…weiter kam ich nicht beim Aufzählen. Da griff sie meine Hand und zog mich nach draußen. Zuerst hinter das Haus. Hier standen neue Käfige und die Hunde begrüßten mich mit lautem Bellen. Sie waren ein ordentliches Stück gewachsen. Jimi hatte ein langes wei-ßes Fell, er war zum Kuscheln. Das Fell von Skooter war schwarz, weiß und kurz. Das Schoßhündchen Susi sah genau so aus wie vorher. Alle drei sprangen an ihren Türen so hoch und bettelten, um nach draußen zu dürfen. Doch sie blieben hinter ihrem Draht. Carrie erklärte mir, dass sie zurzeit viele Flöhe haben. Sie wur-den bereits eingepudert und sollten jetzt nicht ins Haus.
    Danny hatte uns gefunden. Janas Liebling schnurrte um meine Beine. Er war inzwischen ein fast ausge-wachsener schwarz-brauner Kater. Sein langes Fell stand zottelig zu allen Seiten. Gerade so, als wenn ein Teeanger an ihm neues Haar-Gel getestet hatte. Sicher hatte er versucht, mit der Zunge die lästigen Flöhe zu vertreiben. Es waren beim letzten Besuch drei kleine Kätzchen. Ich fragte nach den anderen. Es waren nur noch zwei, musste ich leider erfahren. Die Natur forderte ihren Preis, der Adler hatte sich ein Kätzchen geholt.
    Sofort startete Carrie mit einem kräftigen Schrei “ Kidi kidi kidi“. Das letzte „i“ war noch nicht ganz ausge-klungen, da sprang mein Kurzhaartiger vor meine Füße. Auch er war hoch erfreut, auf den Arm genommen zu werden und seine Streicheleinheiten zu genießen.
    Wie ging es meinem Lieblingshund Derley? Carrie warnte mich, er war krank. Barfuss rannten wir über die Wendeschleife auf die andere Seite des Geländes. Langsam tasteten wir uns vorwärts, denn der Weg war voll mit spitzen Steinen. Wir ertrugen es gerne und genossen es, die Natur richtig zu spüren. Langsam und bedächtig kam mein Freund zur Käfigtür, zaghaft wedelte er mit dem Schwanz und sah mich mit rot umran-deten Augen an. Ich streichelte ihn, sein Körper war schlank, regelrecht abgemagert. Ein trauriger Anblick.
    Langsam wurde es draußen dunkel, das Wasser plätscherte über das große Holzrad. Die ersten Glühwür-mer schwebten mit hellem Licht. Wir gingen ins Haus, denn Barry hatte für uns liebevoll Sandwichs zuberei-tet. Ach ja, da war es wieder, das weiche Weizenbrot mit einer Scheibe Käse und Wurst. Vielmehr freute ich mich über den Weinkanister mit dem leckeren Wein. Wir zapften uns jeder ein Glas und verschwanden im FKK-Bereich. Das Wasser im Pool war heiß. Das bei dieser Wärme. Barry liebte es so und er hatte diese Temperatur eingestellt. Carrie zündete all ihre Kerzen an und löschte das Licht. Die CD Musik übertönte sogar den Lärm der Blubberblasen. Wir schwammen und erzählten so lange bis Carrie bemerkte, dass sich ihre Hände langsam auflösten. So endete dieser erste Abend und jeder verschwand in seinem Zimmer. Ich durfte wieder in Janas Zimmer einziehen. Die letzten Sachen meiner Tochter lagen noch auf dem Schrank. Ihr gepacktes Paket stand für mich zum Heimtransport bereit. Mir war noch nicht nach Schlafen zu Mute. Es war wieder so viel, was an neuen Eindrücken auf mich einströmte. Ich steckte die vielen Schnüre meines geborgten Laptops zusammen, und mein Microsoft Word startete. So begann ich gleich ein paar meiner Gedanken festzuhalten, bis mich irgendwann doch die Müdigkeit ins Bett zog.
    Als ich morgens kurz nach sieben Uhr aufwachte, hielt mich nichts mehr im Haus. Ich öffnete die Tür und eine dicke warme Luftwolke schwappte mir entgegen. Diese Temperaturen waren sehr ungewohnt. Carrie kam wenig später. Sie zeigte auf die Treppe und wir setzten uns. Sie erklärte mir, dass sie hier jeden neuen Tag begrüßt. Hörst du, fragte sie: „BähBähBäh“. Perfekt ahmte sie das Geräusch vom Teich nach. Es sollten Frösche sein. Zu sehen waren sie nicht. Es waren wirklich merkwürdige Töne. Kein Quaken, wie ich es von zu Hause kannte. Amerikanische Frösche sprechen eine andere Sprache!
    Die Sonne blinzelte durch die herrlich grünen Baumkronen dieses Waldes durch. Die Baumstämme leuchte-ten in einem warmen Orange. Der Nachbarhahn krähte. Während einige der Vögelchen lieblich zwitscherten, kreischten andere wild. Die Gänse rannten gelegentlich etwas verrückt um den Teich und sie schrien dabei laut. Alles hier war natürlich grün. Es standen keine Töpfe und Kübel mit leuchtenden Blumen herum, die täglich gegossen werden müssen. Auch ohne Rabatten strahlten verschiedene Lilien. Bei den Teichen wuchs eine große Canna, mit einer einzigen wunderschönen, prachtvollen, knallroten Blüte.
    Der Kaffee schmeckte draußen am Tisch besonders gut. Die beiden Katzen saßen auf meinem Schoß und schnurrten so laut sie konnten. Sie erwarteten die volle Aufmerksamkeit. Tiger knallte beim Schmusen voll gegen meine Tasse. Das heiße braune Wasser spritze über mein Schlafanzugoberteil. Ich sprang erschro-cken hoch, während Carrie sich vor Lachen nur schwer wieder beruhigen konnte. Meine dreckige Kleidung trug ich mit Fassung.
    Wir holten beide unsere Laptops. Ich startete mein neues Übersetzungsprogramm, welches Peter mir be-sorgt hatte. Carrie wollte es bei sich installieren. Aber irgendwie funktionierte es nicht. Barry kam auch nach draußen. Er beobachtete uns PC-Frauen skeptisch. Er konnte es nicht verstehen. Wir wussten auch, dass es ihm nicht gefiel. Aber es störte uns nicht. Wir waren froh, dass er nichts sagte. Sein Kommentar hätte auch nicht geändert und er gönnte uns diesen Spaß. Heimlich verschwand er in der Küche und servierte uns zum Frühstück Toast mit Spiegelei und einen Fladen aus Klopsfleisch.

  2. #2

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    Zitat Zitat von maiby Beitrag anzeigen
    7 – Bin da, wer noch?
    ich immer pasiert das oft das adler katzen fressen

  3. #3
    maiby Gast

    Standard

    keine Ahnung!

    8 – Auf zur Arbeit

    Diese Reise sollte ja nicht nur Urlaub sein, ich hatte auch eine Aufgabe. Barry hatte für Sonnabend um elf Uhr eine Termin gemacht. Ich war gespannt wie ein Flitzbogen. All meine Bilder standen noch in den Papp-kartons in der Bibliotheksecke. Genauso, wie ich sie mit der Post auf die Reise geschickt hatte. An der Rückseite der Bilderrahmen waren kleine Ösen eingeschraubt und mit Draht verbunden, damit sie besser aufgehängt werden konnten. Die Pastell- und Aquarellbilder benötigten noch einen Bilderahmen mit Glas, sie lagen noch in den Prospekthüllen. Zum Glück hatte ich meine neusten Werke mitgebracht. Schnell holte ich sie aus meinem Zimmer und stellte sie dazu. Stolz betrachtete ich das Sortiment meiner Lieblingsbilder. Wie sie wohl an der Wand aussehen werden?

    Die erste Arbeit, so überlegte ich, wird wohl der Aufbau meiner Ausstellung sein. Carrie bestätigte meine Einstellung, sie empfahl mir Arbeitskleidung. Sogar kurze Hosen, sagte sie, denn es war wirklich sehr warm. Ich war froh, dass ich mich nicht so herauszuputzen brauchte. Unruhig grübelte ich, was mich dort erwartete würde. Carrie wollte mich nicht begleiteten. Sie hatte zu mir gesagt, dass sie sich dort nur langweilen würde. Damit ich verstehe, machte sie das „Däumchen-Dreh-Zeichen“. Verstanden hatte ich es schon, allerdings schaute ich mächtig traurig.

    Riesig war die Freude, als sie später mit im Truck saß. Trotzdem
    „schlotterten“ meine Knie, und ich flehte: „Könnt ihr da nicht alleine hinfahren? Ich gehe lieber schwimmen!“ Die Antwort kam wie aus der Pistole! „No!“ Da waren sie sich alle einig. Sie amüsierten sich köstlich über meine Angst; versuchten aber mich zu beruhigen. Sie sprachen mir viel Mut zu.
    Das Auto stoppte unter einem großen Magnolienbaum. Die großen weiß-rosa Blüten leuchteten auf dem glänzenden dunklen Grün der Blätter. Vielleicht irre ich mich auch, aber ich meine bei uns blühen diese Bäume nur im Frühling und da haben sie überhaupt fast keine Blätter. Vielleicht stand deshalb ein großes Schild mit dem Namen „Spring House“ auf der Rasenfläche. „Spring“ heißt in Deutsch „Frühling“, passte ja. Aber Jana sagte mir später, dass man das nicht so genau übersetzten kann. Das Haus war aus Holz, mit weißer Farbe gestrichen. Es sah aus wie die Villa „Kunterbunt“ von Pippi Langstrumpf. Auf alle Fälle wäre ich da auch lieber hineingegangen, als in dieses Kunstzentrum.
    Barry trug eine meiner Kisten mit Bildern. Zielstrebig steuerte die ganze Familie die Eingangstür an, während ich mit der zweiten Kiste langsam hinterher bummelte. Jede Chance hätte ich genutzt, um zu fliehen. Aber da hörte ich schon, wie sie mich antrieben. Sie riefen mich von der Tür und hielten sie solange auf bis ich durchkam.

    Ein älterer Mann und eine junge Frau begrüßten uns herzlich. Da war es wieder dieses Lächeln mit den Worten: „Nice to meet you! “ Ich schmunzelte, es wieder zu hören. Sie stellte sich beide vor. Der Mann ver-schwand schnell wieder, seinen Namen habe ich nicht behalten. An Christina kann ich mich erinnern, sie war schätzungsweise ein wenig jünger als ich. Ganz kameradschaftlich sprach sie uns gleich mit den Vor-namen an. Neugierig zog sie ein Bild nach dem anderen aus meiner Kiste und war begeistert. Weil es hier nicht um mich, sondern nur um meine Bilder ging, wurde ich deutlich ruhiger. Wie selbstverständlich antwor-tete ich auf alle Fragen. Carrie freute sich und ab und an half mir mit den richtigen Vokabeln aus, wenn ich sie fragend anschaute.

    In der Etage waren drei große helle Räume und ein langer breiter Flur. An den Wänden hingen noch die Kunstwerke der letzten Ausstellung. Die Künstlerin hatte sehr dunkle Arbeiten hergestellt. Irgendwie sahen sie alle relativ gleich aus. Immer waren bunte Farbkleckse und Striche auf dem Bild. Auf einigen konnte man traurige Menschen sehen; manchmal allerdings auch gar nichts.
    Gemeinsam holten wir alle Arbeiten aus dem Karton. Meine Blumen lagen flach auf dem Fußboden. Die Keilrahmen mit den Seerosenmotiven standen hochkant an der Wand entlang. Sofort kam Farbe in die Zim-mer. Jeder Besucher freute sich; keiner ging ohne ein Lächeln vorbei; ich erhielt schon an diesem Tag viele Komplimente.

    Wir drei Frauen schrieben die Ausstellungsliste. Wir hatten bei der Auswahl der Titel viel Spaß. Die richtigen Namen zu finden war gar nicht so einfach. Noch schwieriger war die Entscheidung über die Höhe der Prei-se. Aber mit vereinten Kräften schafften wir alles.

    Meine neuen Elefanten Porträts, die im Flugzeug entstanden waren, gefielen allen am Besten. Für sie und einige andere ausgewählte Pastelle und Aquarelle fehlten noch Bilderrahmen. Barry beriet sich, wo man diese am günstigsten bekommt. Dann vereinbarte er mit Christina, dass wir in der nächsten Woche weitere Bilder bringen.

    Nach der Arbeit durften wir eine Etage höher Christinas Atelier besichtigen. Hier standen die verschiedens-ten Bilder herum. So richtig hatte ich nicht verstanden, welche Arbeiten von Ihr waren und welche von ande-ren Künstlern. Die Malereien einiger Menschen sahen ganz schön schief aus. Aber man weiß ja nie, ob der Künstler das so will oder ob es seine Schwachstelle ist.
    Hinter einer kleinen Kammertür war ein kleiner Schatz. Neu im Sortiment waren Arbeiten aus Afrika geliefert worden. Aus ganz dünnen Leder in verschiedenen Farben waren kreisrunde Teppiche und Kissen gearbei-tet. Sie legten diese bunten Kreise auf die Erde, mit dem passenden Kissen, im gleichen Muster. Carrie hat-te sich gleich darin verliebt. Aufgeregt knipste sie die Sachen mit ihrem Handy, damit auch ihre Schwester an ihrem Glück teilhaben konnte. Es bestand großes Interesse. So trug Barry gleich drei komplette Sets, Teppiche und Kissen zur Entscheidung in das Auto. Sie wurden später verteilt.

    Ich fand sie auch toll, aber ich hätte zu Hause wirklich keine Verwendung dafür. Die Schwester und auch Carries Mutter waren voll begeistert. Das Schönste Set ist nun im Wohnzimmer der Fords. Drei dieser bun-ten Kissen liegen zum Sitzen auf der Erde und ein Teppich liegt unter dem Schaukelstuhl.
    Barry saß müde auf seinem Lieblingsplatz, und die Augen fielen ihm zu. Nach dem Essen sollst du ruhen oder tausend Schritte tun! Mir war mehr nach Bewegung. Die Hunde bellten in ihren Käfigen und ich plante, sie dort heraus zu holen. Chase hatte Lust mich zu begleiten. Er hatte eine Weile vor dem Fernseher geses-sen und einen Kinderfilm gesehen, inzwischen schaltete er mit der Fernbedienung durch alle Kanäle.

    Sobald jemand zu sehen war, sprangen die Hunde in ihrem Käfig am Zaun hoch und bellten laut. Diese bei-den konnten es nicht erwarten, herauszukommen. Ich hielt die Leine in der Hand. Es war ein Stück grüne Plastik-Wäscheleine, die an jedem Ende einen Karabinerhaken hatte. Zwei dieser wilden Tiere sollten an einer Strippe spazieren gehen? Das schien mir zu schwierig. Ich suchte und fand noch ein anderes Band. Das Bellen hörte auf, denn ich öffnete die Käfigtür. Skooter drückte ich Chase in die Hand. Ich befreite Jim-my. Es war nicht einfach, die beiden voneinander fern zu halten. Doch wir erreichten ohne Knoten die Stra-ße. Der Waldweg auf der anderen Seite war richtig zugewachsen. Wenn ich es nicht gewusst hätte, dass man hier in den Wald hinein gehen kann, hätte ich es nicht versucht.

    Wir kämpften uns mutig durch die Sträucher und die umgefallenen Bäume. Der Kleine war begeistert, ein richtiger kleiner Dschungel. Sein Mund stand nicht still, er fand immer etwas zu erzählen. Alles konnte ich nicht verstehen. Die Kindersprache in Englisch zu verstehen war wirklich schwer. Auch wenn ich die Ohren spitzte, konnte ich bei dem Nuscheln nicht alle Vokabeln heraushören. Nur wenn es mir wichtig war, fragte ich noch mal nach. Wir spazierten durch den Wald und suchten nach Moos. Es gab nicht sehr viel davon. Es war sehr trocken. Mühsam füllte sich mein Eimer. Oben drauf lagen ein Paar Pilze, Ziegenlippen und Maro-nen. Mehr waren nicht zu finden, denn es fehlte der Regen. Einige Sorten kannte ich nicht, sie sahen anders aus als bei uns zu Hause. Aus Sicherheitsgründen ließ ich sie lieber im Wald. Es war auch im Schatten rich-tig heiß. Der Schweiß lief mir unter dem T-Shirt den Rücken herunter. Auch dem kleinen Jungen, der ein paar unnötige Kilos mit sich herumschleppte, liefen die Wasserperlen von der Stirn. Ich fragte ihn nach den Bademöglichkeiten. Aber so richtig wusste er wohl nicht was ich meinte. Er versuchte mich zu überzeugen, im Pool zu schwimmen. Nicht einmal der Gedanke an dieses warme Wasser erfrischte mich.

    Plötzlich verfolgte Chase mich mit einem langen Ast. Er wedelte wild damit hin und her. Ich sah sofort, dass es eine ideale neue Angelroute war. Ich bemühte mich etwas Ähnliches zu finden. Mit unseren Fundstücken kehrten wir zum Haus zurück. Ich holte meine Angelbox aus dem Koffer und es dauerte nicht lange, bis zwei Angeln bereit waren.

  4. #4
    maiby Gast

    Standard

    9 – Kontrollgang am Teich

    Chase schleppte ein großes gefülltes Glas heran. Ich schaute ihn fragend an. Er zog einen langen dicken Regenwurm heraus, um ihn mir zu zeigen. Super, dachte ich. Wir beschlossen gleich zum Teich zu gehen und unser Glück zu versuchen. Wir verließen das Grundstück auf der anderen Seite und der romantische Teich lag sofort vor uns. Das Grün der Bäume spiegelte sich im Wasser. Die Büsche der Brombeeren waren voller Früchte. Sie waren nicht gerade groß, aber dafür schön süß. Eine wahre Freude davon zu naschen.
    Die Hunde waren das Gehen an der Leine wirklich nicht gewöhnt. Einer von ihnen sprang höher als der an-dere, als ob sie zum Flug ansetzen wollen Mit Schwung rasten sie drauf los, bis sie den Ruck am Halsband spürten.

    Wir kamen am Steg an. Es war Zeit, diese unruhigen Geister zu beruhigen. Eine Erfrischung tat ihnen gut. Ich kniete mich herunter und setzte die Vierbeiner in das Wasser. Völlig entsetzt, aber nicht ängstlich, schwammen sie im Kreis, soweit es die Leine erlaubte. Weil sie so brav waren, half ich ihnen wieder auf den Steg. Sie sahen lustig aus mit nassem Fell und daran hatten sie dann auch zu tun. Sie legten sich brav auf die Seite und leckten sich. Die beiden Regenwürmer dekorierten unsere Angelhaken. Sie baumelten reglos im Wasser. Mehr passierte allerdings nicht.

    Neugierig schaute ich nach den Pflanzen am Ufer. So richtige, kräftige Pfefferminze gab es hier nicht, den man für den Tee hätte pflücken können. Um meine Füße zu baden, zog ich meine Schuhe aus. Mit einem großen Schritt stieg ich über den Streifen mit Gräsern und trat in das Wasser. Vielleicht sollte ich es lieber als Moor beschreiben. Denn mein Bein sank und sank immer tiefer; tief hinein in diesen wunderschönen rot-orange Boden. Ich steckte fest und sogar meine kurze Hose war nicht kurz genug. Sie hatte gut eine Hand-breit Wasser abbekommen. Da stand ich nun; ich armer Tor. Es half nichts, um mich aus diesem Spagat zu befreien, brauchte ich mein zweites Bein. Das war nun auch egal, ich konnte mich wieder an Land retten. Auf dem Steg zog ich meine nasse, matschige Hose aus und spülte sie im tiefen Wasser. Ich legte sie zum Trocknen in die Sonne. Chase erzählte, dass sie auf der anderen Seite baden gehen, dort wo das Wasser flacher ist. „Aha“ dachte ich, wenn die Kinder das überleben, kann ich ja wohl auch schwimmen gehen. Ich versuchte den kleinen Nichtschwimmer zu überreden. Aber er hatte Angst.

    Das Vergnügen ließ ich mir nicht nehmen. Schnell zog ich mich aus und stieg „Nackedei“ die Holzleiter hin-unter. Erst jetzt fiel mir die erschreckende Wassertemperatur so richtig auf. Es war heiß, wie in der Bade-wanne. Es war so heiß, dass ich mich echt überwinden musste zu schwimmen. Aber dann war es richtig toll. Diesen schönen Teich hatte ich ganz für mich alleine. Auf den Kontakt mit dem Boden verzichtete ich aller-dings dankend. Nachdem meine Hose und ich etwas getrocknet waren, an unserer Angel aber auch über-haupt nichts passierte, traten wir den Heimweg an.

    „Überraschung für dich“ sagten Carrie und Barry, wir fahren jetzt. Ich war gespannt, was die beiden sich überlegt haben. „Jana hat gesagt, du freust dich darüber!“ setzten sie noch als Spannungssteigerung oben drauf. Ich strengte mich wirklich an, doch ich hatte keine Ahnung. Wir rollten auf die Autobahn. Langsam kamen sie mit der Sprache raus. Unser Ziel war das Baseballstadion in Charlotte, North Carolina. Dort sollte eine Band spielen und zum Abschluss ein Feuerwerk starten. Das hörte sich alles recht interessant an, auch Chase freute sich riesig.

    Im Auto kam die Frage, was wir heute Abend essen wollen. Mir war es relativ egal. Auf alle Fälle hätte ich das ganze Schwein alleine gegessen, denn ich hatte richtig Hunger. Die Restaurants, die sie aufzählten, kannte ich fast alle. Nur das Buffet vom Chinarestaurant, dass hatte ich auf der letzten Reise nicht gesehen und probiert. Bei dem Gedanken an die leckere braune Ente, lief mir das Wasser im Mund zusammen.

    Ein wenig musste ich mich allerdings noch gedulden. Barry parkte vor dem Einkaufszentrum und wir gingen in einen der riesigen Läden. Es gab nicht nur ein paar Bilderrahmen, es waren Millionen. In allen Größen, Farben und Formen. Es erschlägt einen regelrecht, vor allem der Preis. Wir brauchten eine ganze Menge, da wurde mir ganz übel. Meine Formate erkannte ich allerdings nicht so richtig. Ich war ganz froh, das Barry festlegte, dass wir heute nur schauen nicht kaufen.

    In der Fotoabteilung blieben Barry und Carrie hängen. Sie suchten eine Kamera. Ein Verkäufer erklärte ih-nen die Technik. Ich schnappte Chase, bevor er begann seine Eltern zu nerven. Wir schlenderten durch den Laden und so entdeckte er die Abteilung mit den Computerspielen. Der Kleine war kaum zu bremsen. Er war froh, dass die Eltern eine Weile überlegten, bis sie ihren Fotoapparat kauften.

    Kurze Zeit später betraten wir das Chinarestaurant. Wer kennt sie nicht diese wunderschöne Gestaltung! Sie ist überall gleich. „Kennst du eine – kennst du alle.“ Es gibt geschwungenes Holz, bemaltes Glas und kun-terbunte Lampen…und es roch so lecker. Die Kellnerin brachte uns zu unserem Tisch. Sie hatte sich gerade umgedreht, als Carrie wieder aufsprang. Die Schlacht auf das Buffet war eröffnet. Mit der Kelle schaufelten wir lauter kleine Probierhaufen auf den Teller. Doch auch damit war er irgendwann voll. Leider schmeckte alles lecker. Es führte dazu, dass zu viel gegessen wurde.

  5. #5

    Standard

    super gibt ja wieder eine menge zu lesen danke

  6. #6
    maiby Gast

    Standard

    10 – Der Himmel brennt

    Mit vollem Magen rollten wir zum Auto. Bewegungslos schauten wir aus dem Fenster, bis wir das giganti-sche Symbol des Stadions in Charlotte sahen. Ein Basketball und ein Schläger bildeten den Abschluss einer hohen Säule. Das Gelände begann mit einem großen Parkplatzkomplex. Mehrere Lotsen in ihren leuchten-den Warnwesten wiesen uns den Weg. Unser Fahrer stoppte erst, als er den Eingang sah. Er parkte den Truck in eine kleine Lücke auf der Rasenfläche. Das sieht man dort nicht so verbissen. In Deutschland wäre ich sicher, dass ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer kleben würde. Ich war froh, dass ich wenigstens noch ein paar Meter laufen konnte. Barry hatte Eintrittskarten über das Internet gebucht und die Bestätigung ausgedruckt. Die Einlasser lasen den Strichkode und wir durften hinein.

    Es war ordentlich was los. Wir waren wirklich nicht die Einzigen. Es wimmelte wie im Bienenstock. Unendlich viele Menschen rannten hin und her. Es waren viele kleine Stände aufgebaut. Es gab Basecaps, Flaggen, Schmuck und vieles mehr. Geradeaus konnte man das ganze Stadion überblicken. Nun konnten wir die Band sehen, deren laute Bässe wir schon von weitem gehört hatten. Ihre Musik konnte man sich gut anhö-ren, was auch viele taten. Die Ränge des Stadions waren gut besetzt. Aber wir hatten ja Sitzplätze. Die A-merikaner orientierten sich kurz und steuerten dann nach links. Überall war viel zu beobachten, und uns trieb nichts. Langsam und ohne Interesse schlenderten wir an einigen Burger-Restaurants vorbei. Aus jeder Klap-pe roch es anders, aber: Wenn die Maus satt ist, schmeckt das Mehl bitter. Als wir unseren Block mit unse-ren Platznummern gefunden hatten, schauten wir Erwachsenen uns an. Einstimmig abgelehnt. Keiner von uns hatte Lust sich dort brav in die Reihe zu setzten. So genossen wir es hier an der frischen Luft, auf dem Balkon entlang zu spazieren. Am Ende des Weges hatten wir einen genialen Überblick über alles und, wir beobachteten das Treiben.

    Chases Begeisterung hielt sich in Grenzen. Er hat ein wahres Talent, seine Ge-sichtausdrücke völlig entgleisen zu lassen. Mit seiner leidenden Miene erreichte er oft, was er wollte. Er ent-deckte, dass die viele Kinder auf den Rasenanlagen spielten. Sie hatten alle leuchtende orangefarbene Fris-beescheiben, die es irgendwo als Werbegeschenk gab. Seine Augen funkelten, als wir uns in diese Richtung bewegten. Unter den Sitzbänken türmte sich ein ganzer Stapel dieser Frisbeescheiben unbewacht. Carrie schlich sich von hinten heran und nahm sich einen davon für ihren Sohn.
    Zwischen den vielen Decken war auch noch ein freies Plätzchen für uns.

    Barry erfüllte sofort seine Vateraufgaben und opferte sich als Spielgefährte, bis er von einem der anderen Kinder abgewählt wurde. Wir beiden Frauen ließen uns genüsslich ins Gras fallen. Ich weiß nicht, wer von uns zuerst die Schuhe auszog. Wir lagen auf dem Rücken und streckten alle Viere von uns. Am blauen Himmel begann der erste Stern zu leuchten. Der gleiche, der auch über Deutschland strahlt; der gleiche, unter dem meine Beiden zu Hause zu dieser Zeit schliefen.

    Diese Veranstaltung hatte ein Radiosender anlässlich des 200. Jahrestags der Unabhängigkeitserklärung der USA organisiert. So war es auch für mich ein kleiner Unabhängigkeitstag. Ich hatte es wirklich geschafft, ganz alleine dort zu sein. Das war schon toll.

    Die Jungs der Gruppe „Third Day“ sorgten für Gänsehaut am ganzen Körper. Die Massen klatschten und sprangen und wankten nach der Melodie. Allerdings war hier keiner angetrunken, es gab keinen Alkohol. Die Schirmherrschaft hatte die Kirche.

    Es wurde langsam dunkler, und ein dicker Knaller kündigte den Beginn des Feuerwerks an. Die ersten Ra-keten starteten. Es ist zu schön: Du hörst dieses leise Zischen, während ein kleiner, winziger leuchtender Punkt, langsam am Himmel hinauf steigt; wie die Aufnahme einer Sternschnuppe, die zurückgespult wird. Die Spannung steigt. Welche Farbe wird es sein, welche Form und welche Größe. Die Rakete leuchtet auf und jedes Mal hast du dieses „Ahhh“ auf der Zunge. Wenn du es nicht heraus lässt, tut es dein Nachbar. Ich genieße diesen Moment.

    Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich an meine Erlebnisse beim Raketenstart denke. In der Silvester-nacht ließ ich schon oft voller Stolz die Zündschnur brennen. Die eigene, teure Rakete schoss aus der lee-ren Sektflasche heraus. Auch mit dem Zischen klappte es noch ganz gut. Dann allerdings war der Spaß schon fast vorbei, denn mit den Lichtern klappte es oft nicht. Es reichte gerade Mal für ein „Ohhh“.

    Das Basketballstadion war hell erleuchtet, der Himmel stand in Flammen. Eine Rakete folgte der nächsten; Jede war heller als die davor; Jede war größer als die zuvor. Das kann man nicht beschreiben, ich konnte es nur genießen. Es war so, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte.
    Morgens tapste ich als erster durch die Stube. Ich setzte in der Küche zwei Tassen Kaffee auf. Ich schnapp-te meinen Laptop und verschwand nach draußen. Es dauerte nicht lange, da fanden sich dort alle ein, um ihren Kaffee zu schlürfen.

    Es war Sonntag. Es wurden die Glocken geläutet. Wir machten uns fertig, damit wir gemeinsam zur Kirche gehen konnten. Ich freute mich schon darauf, und so verschwand ich in meinem Zimmer. Carrie hatte doch etwas länger mit ihren Haaren zu tun. Da rannte die Zeit schneller als geplant. Wir stiegen ins Auto, und sie raste wie im Film. Die Reifen quietschten in der Kurve. Ich als Beifahrer hielt mich ängstlich fest und schaute skeptisch zu Carrie herüber. Sie lachte schelmisch und kaute wild auf ihrem Kaugummi.

    An der Kirche verschwand Andrew gleich in einen anderen Eingang. Die Kindergruppe in der Chase erwartet wurde, war eine Treppe höher. Die Mutter öffnete die Tür und schob ihn freundlich herein. Wir beide gingen den langen Gang entlang. Ein Ehepaar mit einem kleinen Mädchen auf dem Arm stand auf dem Flur, Carrie begrüßte sie und nahm ihnen das Kind ab. Als die Zimmertür sich schloss, begann dieses kleine Wesen ordentlich Krach zu machen. Alle Versuche sie zu trösten, waren vergebens, es nützte nichts. Die dicke Träne kullerte an ihrer Wange herunter. Als eine weitere Stimme ins Zimmer kam, wurde wieder ein Lächeln in ihr Gesicht gezaubert. Carrie begann an der Schrankwand bunte Plakate zu befestigen. Farben lernen stand auf dem Programm. Mit großen Buchstaben waren die Namen der Farben aufgeschrieben und auf jedem war eine passende Gurke drauf.

    Im Anschluss gingen wir zum Gottesdienst in den großen Saal der Kirche. Es war erstaunlich. Inzwischen kannte ich schon eine ganze Reihe von Leuten. Auch Jake begrüßte mich freundlich. Wir nahmen wieder an der gleichen Stelle Platz, wie vor einem halben Jahr. Chase und Andrew warteten auf uns. Das Programm begann mit dem Chor. Nach den Texten auf dem Bildschirm sangen wir kräftig mit.

    Hinter einer großen Scheibe konnte man eine große Taufwanne sehen. Dort wurden an diesem Tag mehre-re neue Mitglieder in diese Baptistengemeinde aufgenommen. Es waren einige Kinder, aber auch ein paar Erwachsene. Ich fragte Carrie, ob es so auch bei Jana war. Sie bestätigte es mir leise. Zufrieden stand ich neben Carrie. So dicht, dass ich sie ab und zu berührte.
    Als alle nach unten schauten, um zu beten, fühlte ich mich alleine. Ich schaute zu meiner Freundin und ver-spürte den Wunsch meine Hand auf ihre zu legen. Ich tat es nicht, denn es war ihre Zeit. Es war, als wenn ich ihre Gedanken lesen konnte; ihre Sorgen um ihre Familie und ihre Wünsche. Wenige Minuten später schenkte sie mir wieder ein Lächeln.

    Der nächste Pastor stand sprachlos hinter dem Rednerpult. Langsam suchte er nach Worten, doch es ge-lang ihm kaum zu sprechen. Er holte sein Taschentuch aus der Hosentasche, um seine Tränen zu trocknen. Freude und Leid liegen nah beieinander auch in dieser Kirche. Sie lebt durch die Menschen; mit den Men-schen und für die Menschen. Um einen von ihnen ging es, es war der junge Pfarrer Jim. Hilfreich tauchte ein weiter Mann am Mikrofon auf. Er begann den Abschied zu erklären. Seit fast dreizehn Jahren war in dieser Kirche der Pastor Jim mit ganzer Freude des Herzens tätig. Nun folgte er dem Willen Gottes, um an einem anderen Ort zu helfen.

    Die Stimmung im Raum war beeindruckend. Ich hatte diesen netten jungen Mann erlebt, ich hörte seine Predigt, ich verstand ihn gut. Auch ich hatte ihm die Hand geschüttelt. Wie erst mussten sich all diese Bap-tisten und auch Carrie fühlen? Sicher verband sie mit ihm unendlich viele Erinnerungen, sicher hatte er viele ihrer schönen und schlechten Erlebnisse des Lebens mit ihnen geteilt. Diese Traurigkeit verteilte sich in die-sem großen Raum und jeder der Menschen saugte einen Teil davon auf, bis sie verschwand. Gemeinsam beteten sie für ihn und wünschten ihm viel Glück für seinen neuen Weg.
    Auch ich klatschte laut, als Jim mit Schwung auf die Bühne sprang. Als er das Mikrofon in der Hand hielt, war es ruhig: Ich hätte eine Stecknadel auf den Boden fallen gehört. Er bedankte sich für das Privileg, in dieser Kirche als Pfarrer arbeiten zu dürfen und für die freundliche und selbstlose Art der Leute. Auch er kämpfte mit den Tränen und er bat: „ Bitte hören Sie nicht auf für uns zu beten.“

  7. #7

    Standard

    oh es geht weiter danke freu mich aufs lesen mach das nachher in ruhe


 

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