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Thema: Abstand

  1. #31

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    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Wenn die Bibel dein Leben abbildet, was ist dann mit den Menschen anderer Religionen, wo wird deren Leben abgebildet?
    Auch in der Bibel. Meiner Überzeugung nach gibt es nur einen einzigen Gott und das ist der, der sich selbst in der Bibel offenbart. Ich halte alle anderen Gottesbilder für Missverständnisse dieses einen Gottes. Bevor jetzt aber wieder faule Eier und Tomaten fliegen, möchte ich hinzufügen: Auch das gängige christliche Gottesbild halte ich für ein Missverständnis dieses einen Gottes (wie du vielleicht schon gemerkt hast) und selbst mein eigenes Gottesbild ist noch immer voller Missverständnisse dieses einen Gottes. Das merke ich daran, dass ich keine Seite in der Bibel lesen kann, ohne dabei zu denken "Häh, Gott, wie bist´n du?" oder "Häh, wie bin´n ich?". Aber gerade darin, diese Missverständnisse zwischen mir und Gott zu klären, indem ich sein Wort festhaltend hinterfrage, bis ich´s von seinem Wesen (= vom Wesen der Liebe) her kapiert hab, besteht mein Lebenssinn.

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Und welches Leben ist dann das bessere / richtigere oder sind sie trotz ihrer Unterschiede gleich viel wert?
    Menschenleben sind alle gleich viel wert. Es gibt kein besseres oder schlechteres, richtigeres oder falscheres Missverständnis von Gott. Missverständnis ist Missverständnis und Wahrheit ist Wahrheit. Solange wir die Bibel noch nicht vollumfassend vom Wesen Gottes (der Liebe) her kapiert haben, befinden wir uns im Bereich der Missverständnisse, und ich denke, dass trifft auf uns alle gleichermaßen zu. Mit einer Ausnahme: Jesus Christus.

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Du meinst, Gott hat schlechte Menschen erschaffen? Warum sollte er das getan haben, warum??
    Auf gar keinen Fall hat Gott schlechte Menschen erschaffen. 1. Mose 1,31: "Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war SEHR GUT". Das Schlechte im Menschen ist entstanden. Das möchte ich dir gern veranschaulichen: Nimm ein Blatt Papier, schreib deinen Namen drauf, halte es ins Licht - und dann dreh es um. Was liest du? Hast du nun etwa eine "Epep" geschaffen? Nein. Du hast eine "Pepe" geschaffen. Und Pepe ist in Gottes Augen "sehr gut". Das Potenzial unserer "verkehrten Identität" ist zwar automatisch in uns enthalten, aber solange das Gute in Existenz bleibt und das Verkehrte in Potenzial, ist doch alles in bester Ordnung. Verkehrt der Mensch jedoch seine Identität und bringt das Gute in Potenzial und das Verkehrte in Existenz, dann ist er "sehr schlecht"; einfach weil die Verkehrung von "sehr gut" nun mal "sehr schlecht" ist. Und genau das ist uns passiert: Unser "sehr Gutes" beinhaltete die Gottesebenbildlichkeit, also auch Herrschaftsautorität, namentlich die Herrschaftsautorität über die Erde und alle Tiere der Erde (1. Mose 1,28). Nun ist die Schlange ja ein Tier! Und genau hier ist die Verkehrung unserer Identität passiert: der Mensch hat - anstatt über das Tier zu herrschen - das Tier über sich herrschen lassen. Er ist der Autorität eines Tieres gefolgt und hat somit seine herrschaftliche Autorität an ein Tier verloren, während das Tier die Gottesebenbildlichkeit des Menschen gewonnen hat! Die Bibel nennt die Schlange daher nicht nur "Satan" oder "den Bösen", sondern tatsächlich auch "Engel des Lichts" und "GOTT dieser Welt". Seither ist ja nun leider überhaupt nichts mehr in Ordnung: Unser verkehrtes Potenzial ist in Existenz gekommen und unsere sehr gute Existenz in Potenzial. Praktisch hat das zur Folge, dass wir heute hart dafür arbeiten müssen, unser Potenzial möglichst zu entfalten, damit etwas Gutes aus uns wird, während wir eigentlich bereits etwas "sehr Gutes" waren und auch geblieben wären, hätten wir es bei dem belassen, was Gott angeordnet hat (denn seine Ordnung war "sehr gut"). Wir haben - rein wirtschaftlich betrachtet - also den Weg der maximalen Ineffizienz gewählt, um etwas Gutes (noch nicht mal das Beste) zu erreichen. Es war dumm von uns. Das müssen wir einfach zugeben. Ich bin unendlich dankbar, dass es einen Menschen gab, der konsequent bis in den Tod das sehr Gute in Existenz und das sehr Schlechte in Potenzial gehalten und damit der Schlange wieder die Autorität und Gottesebenbildlichkeit entzogen und ebendieses für die Menschheit zurück errungen hat. Mein Dank gilt Jesus Christus!

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Was willst du? Dass Menschen ihren bedeutsamsten Wert, nämlich ihre Persönlichkeit verlieren?
    Genau das Gegenteil will ich: Dass der bedeutsame Wert, die ureigenste Persönlichkeit des Menschen, freigelegt wird von den Mustern und Prägungen seiner Vergangenheit. Mit Vergangenheit meine ich im Kleinen die elterlichen/vorväterlichen Muster und Prägungen, im Großen aber tatsächlich auch die vorväterlichen Muster und Prägungen der Menschheit insgesamt (diese oben genannten). Es geht ja nicht darum, bloß keine individuellen Lebenswegmarkierungen mehr an sich zu tragen, sondern darum, sie in Freiheit an sich zu tragen und nicht in Zwang. Lebenswegmarkierungen in Freiheit an sich zu tragen, führt dazu, dass man sagen kann: Ich habe das und das erlebt, es hat mich geprägt, aber mein Handeln und Entscheiden ist davon unabhängig. Ich kann die Erfahrung als reines Wissensgut in mein Handeln und Entscheiden mit einbeziehen, werde aber von dieser (Negativ-)Erfahrung nicht emotional durch mein Leben geritten. Lebenswegmarkierungen in Zwang an sich zu tragen, führt dazu, dass man z.B. sagt: Ich habe das und das erlelbt, es hat mich geprägt und deshalb bin ich da und da eingeschränkt. Ich selbst habe zum Beispiel die autoritäre Unterwerfung meiner Persönlichkeit erlebt. Das führte zunächst dazu, dass ich gegen Autoritäten rebelliert habe (inklusive gegen Gott! Mit 18/19 hab ich z.B. das Vaterunser umgeschrieben: MEIN Wille geschehe, MEIN Reich komme, mein tägliches Brot verdiene ich mir selber ;)). Später - mit etwas mehr "Reife" (hahaa, es darf gelacht werden!!) - habe ich es dann "umgewandelt" und die Autoritäten, gegen die ich vorher rebelliert habe, zu spannungsreichen Liaisons verführt (vom Lehrer bis zum Vorgesetzten und alle Nuancen dazwischen). Ich dachte jedesmal, ich wäre jetzt frei. Und klar: Als ich rebelliert hab, war ich frei von der Unterwerfung meiner Persönlichkeit, dafür aber umso unfreier von Streitereien. Als ich verführt hab, war ich frei von der Rebellion gegen Autoritäten, dafür aber umso unfreier in meiner Partnerwahl und Beziehungsführung. Wirklich frei war ich also nicht. Wie auch immer es sich (verändernderweise) Ausdruck verschaffte, es war doch eins wie das andere: erzwungen aus meiner Unerlöstheit, Teil meiner "verkehrten Identität". All diesem wohnte durchaus auch das in mir angelegte "sehr Gute" inne. Aber es musste erlöst werden. Unter anderem an diesem Punkt ist die Erlösung in Christus in meinem Leben sehr praktisch geworden (danach hattest du ja an einer anderen Stelle gefragt): Heute kann ich mich Autoritäten unterordnen, wenn es richtig ist, und gegen Autoritäten aufstehen, wenn es richtig ist. Ich kann Gottes Wort als absolut sehen, ohne mich davon unterworfen zu fühlen. Gleichzeitig habe ich ein sehr tiefes Mitgefühl für Menschen, die gegen die Absolutheit des Wortes Gottes rebellieren, weil sie sich davon unterworfen fühlen und kann nur zustimmen, dass es so auch tatsächlich nicht funktioniert. Einem Menschen, der an diesem Punkt steht, würde ich wirklich allen Ernstes raten: Verwirf das Wort Gottes als Verbindlichkeit, damit du in Freiheit in die Verbindlichkeit zurückkehren kannst. Alles andere funktioniert sowieso nicht, ja, macht die Sache nur noch schlimmer. Einen solchen Ratschlag auszusprechen, würde mich innerlich zerreißen, weil ich Gottes Wort liebe und für richtig, wohltuend und gesund halte. Aber jemand, der es als Zwang empfindet, muss es zunächst verwerfen dürfen, um überhaupt zu einem gesunden Startpunkt (der Freiwilligkeit!) kommen zu können.

    Ich hoffe, du kannst mich jetzt ein bisschen besser greifen und hältst meine Gesinnung nicht mehr für die "Härte" oder "Feindschaft gegen mich selbst", die du vermutet hattest. Ich glaub, das wäre ein Missverständnis.

  2. #32

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    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Was bedeutet die Erlösung in Christus für dich? Was macht sie aus? Von was fühlst du dich erlöst? Wie wirkt sich diese Erlösung praktisch aus?

    Wenn diese Fragen nach meinem vorherigen Beitrag ([QUOTE=FrauShane;135046]) immer noch offen und weiterhin interessant sind, würde ich mir für sie als nächstes einmal *ausschließlich* Zeit nehmen.

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Die vor Ort - Entscheidungen bezog ich auf die Feinabstimmungen der Urlaubsgestaltung, also ob eher Natur, Abenteuer, Kultur oder von allem ein bisschen - du nanntest dies Konkretisierung in Naturprogramm, Sportprogramm oder Mainstream-Programm. Braucht die Entscheidung, Gott in seinem Leben (an)zu erkennen wirklich viele Festlegungen?
    Nein. Die Entscheidung, Gott in seinem Leben anzuerkennen, ist für mich nicht die Konkretisierungsebene "Natur/Sport/Mainstream", sondern eher die allererste: Thailand oder Amerika. Konkretisierung ist für mich: Jesus/Wort Gottes/Gottes Sohn/Erlöser der Welt im Vergleich zu Jesus/guter Mensch/Vorbild/sonst nix oder noch was anderes. Noch weitere Konkretisierung wäre: ewiges Leben/Erlösung in Christus oder ewig wiederkehrendes Leben/Selbsterlösung. Und dazu braucht es dann schon ein paar Vorab-Festlegungen.

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Was ist für dich die Ewigkeit?
    Ewigkeit ist für mich der höchste Zeitwert. Leben ist für mich der höchste Qualitätswert. Wenn mir ewiges Leben versprochen ist, erwarte ich höchste Qualität von unvorstellbarer Dauer. Ewigkeit beinhaltet meiner Logik nach übrigens den heutigen Tag, insofern kann ich nicht nachvollziehen, wie Christen denken können, sie müssten auf diesen Qualitätswert warten, bis sie gestorben sind (Leben nach dem Tod). Dieses Leben beginnt hier und jetzt - und setzt sich nach dem Tod fort. Natürlich geschieht diese Veränderung hin zu diesem Qualitätswert nicht (oder nur in den wenigsten Fällen) schlagartig, aber sie geschieht und müsste dann auch sichtbar/fühlbar werden.

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Wir Menschen sind lernende Wesen, wir sind so gemacht. Wir lernen ein Leben lang. Ich brauch keine solch allumfassende Erlösung, von was denn? Ich verstehe mich als Lernende im lernenden System in dem Rechnen zu Ergebnissen führt.


    Klar. Ich auch. Aber zu dem lernenden System der Lernenden gehört nun mal auch die Tatsache - und die wird meines Erachtens oft verkannt -, dass es für ein und dieselbe Rechenaufgabe nur ein (!) richtiges (!) Ergebnis geben kann. Vielleicht verschiedene Rechenwege, aber eben nur ein richtiges Ergebnis. Und dieses, habe ich gelernt, kann man vorwärts und rückwärts rechnen, um zu prüfen, ob der Rechenweg stimmt. Wenn also jemand die Rechnung mit dem guten Gott rechnet, aber rückwärts gedacht nicht auf das Böse kommt, dann ist das für ein Zeichen dafür, dass der gewählte Rechenweg falsch war. Ich muss dazu sagen, dass ich es nicht für allzu problematisch befinde, ein paar falsche Rechenwege auszuprobieren, bevor man einen findet, der funktioniert. Problematischer erscheint mir, wenn jemand die Rückwärtsrechnung für die Vorwärtsrechnung hält, weil er erkannt hat, dass sein Weg tatsächlich aufgeht und sich dann nicht mehr von der Idee lösen kann, das Böse sei die finale Wahrheit der Welt. Gibt es leider auch.

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Ok, dann kommst du also durchaus heraus aus deinem "geschlossenen Kreis" und setzt dich mit Unerwartetem auseinander. Dankeschön, dass du dich auf das Gespräch hier einlässt :).
    Danke, dass ich dafür nicht erst meinen Glauben verwerfen muss ;)


    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Wie kann fruchtbringende Reibung beschrieben werden? Für mich darf dies gerne kontrovers geschehen, von mir aus ruhig auch hart in der Sache, aber weich im Umgang mit den Menschen. Das ist mir wichtig. Seelen sind zart und zerbrechlich, sie brauchen einen weichen und einfühlsamen Umgang.
    Sehe ich eigentlich auch so. Auch, dass fruchtbringende Reibung kontrovers geschehen kann. So erlebe ich dieses Gespräch hier aktuell auch. Das war in dem anderen Thread (Warum Gnadenkinder ein christliches Forum ist) nicht so. Da hatte ich den Eindruck, dass die Reibung eine Totgeburt nach der nächsten hervorbringt und habe *aus dieser Erfahrung heraus* die gemeinsame Grundlage zur Bedingung gemacht. Das revidiere ich jetzt aber dahingehend, dass ich die Möglichkeit einräume, dass auch ohne gemeinsame Grundlage Frucht entstehen kann, wenn wohl auch kein gemeinsamer Höhepunkt ;)

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Danke für den Einwand und dein Stop. Hinterfragen finde ich wichtig, muss möglich sein, ja, eigentlich selbstverständlich möglich sein. Die Resultate können trotz Scharfsinn und Unermüdlichkeit, Wahrheitsliebe und Freiheit von oberflächlicher Augenscheinlichkeit unterschiedlich ausfallen. Es gibt nicht nur *einen* richtigen Weg. Dies wäre auch wirklich kaum vereinbar mit der Vielfalt der Persönlichkeiten, die sich durch diese Vielfalt gegenseitig bereichern und durch ihr Zusammenwirken bedeutsame Potentiale (Synergie-Effekte) entwickeln.


    Dass die Resultate unterschiedlich ausfallen können, sehe ich anders. Man kann durch die Dezimalstellen hinter dem Komma vielleicht anders auf- oder abrunden, das führt dann vielleicht zu kleinen Unterschieden, ja, aber dass es für das Rätsel der Welt verschiedene Lösungen gibt, glaube ich nicht.
    Ich gehe nicht davon aus, dass die Wahrheit im Auge des Betrachters liegt, sondern im Auge des Schöpfers. Wie wenn ein Maler ein Bild malt und der Betrachter schaut es an. Er fühlt sich vielleicht angesprochen von irgendwas und erlebt so seine eigene Beziehung mit dem Bild, aber die Wahrheit des Sinns dieses Bildes kann nur der Maler selbst offenbaren. Die Frage ist dann am Ende wirklich, ob man ein persönliches Erleben oder Wahrheit sucht. Ich suche Wahrheit. Darum versuche ich, die Welt im Sinne ihres Schöpfers zu begreifen, zu verstehen, wie ER alle Dinge GEMEINT hat. Und ich entdecke dabei immer wieder, dass sein Gemeintes sich um den Menschen, um mich drehte. Es ist, wie ein Bild anzuschauen, sich darauf einzulassen, den Sinn des Malers zu erforschen und dann zu entdecken, dass er es für DICH gemalt hat. Jeder Klecks darauf offenbart irgendwas von seiner Leidenschaft und Sehnsucht nach dir. Es ist die reinste Liaison ;)

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Ja, so ist es. Danke fürs mitrebellieren :).
    Hast du die Leute, die dich mit ihrer Denkweise verletzt haben, schon mal in ihren Gefangenschaften erkannt? Ich meine: Welche Not hat sie dazu veranlasst, das zu tun, was dich verletzt hat? Vielleicht hatten sie die gleiche Gefangenschaft, in die sie dich führen "wollten". In meinem Fall war das so. Ich habe bitterlich geweint, als ich irgendwann gesehen habe, wie gefangen sie erst waren (bzw. "er" in meinem Fall).

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Ja, würde mich interessieren. Ich möchte kein Strafgericht Gottes.


    Meiner Vorstellung nach wird das "Strafgericht" darin bestehen, dass der ganze Lebensweg für immer aus einer höheren Perspektive betrachtet wird: Alle Chancen und Möglichkeiten, alle gefällten Entscheidungen und ausgeführten Handlungen - und die Diskrepanz zwischen dem, was man gelebt hat und dem, was in Potenzial gewesen wäre. Und diese Diskrepanz aushalten zu müssen, dieses "wäre" und "hätte", kann ich mir unter Umständen äußerst peinvoll vorstellen, und zwar gerade weil man selbst dafür verantwortlich war sein Leben zu gestalten. Wenn es eine Wahrheit gibt, woran ich ja glaube, dann wird man im Rückblick darunter leiden, sie nicht erkannt zu haben, wenn sie erkennbar war und man sogar im Rückblick genau erkennen kann, wo, an welchen Punkten, in welchen Umständen sie einem direkt vor der Nase lag und wie, mit welchen Begründungen und auf welche Weise man sie verworfen hat. Der Grund, warum ich so über das Strafgericht denke, ist der, dass Jesus sagte: "Wenn jemand meine Worte hört und NICHT befolgt, so richte ich ihn NICHT, den ich bin NICHT gekommen, dass ich die Welt RICHTE, SONDERN dass ich die Welt RETTE. Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, HAT DEN SCHON, der ihn richtet: DAS WORT, DAS ICH GEREDET HABE, das wird ihn richten am letzten Tag" (Joh12,47-48). ... WENN Jesus die Wahrheit der Welt ist, nur mal angenommen, dann würde man sich doch im Rückblick ärgern und denken: Wiiiiieso hab ich das eigentlich nicht erkannt? Meine Eltern hams die ganze Zeit gepredigt. An dem und dem Punkt kam der und der und hat das und das zu mir gesagt und ich hab da sogar noch drüber nachgedacht - warum hab ichs nur nicht weiter verfolgt? Ich hab sogar die Bibel gelesen, wieso um alles in der Welt hab ich nicht geglaubt, was da drin stand? Es lag doch alles so klar vor mir! So verstehe ich diese Aussage von Jesus. Gott tut nichts zur Zerstörung des Menschen und zum Leid der Höllenqual. Er tut was zur Erlösung und zur Rettung. Als Höllenqual werden wir es dann nur EMPFINDEN, wenn wir etwas verworfen haben, was wir dann gern gehabt hätten, weil wir es dann als höchste Lebensqualität empfinden werden. Ich persönlich fühle mich an dieses Verständnis wie folgt heran: Ich hatte eine echt gute Partyzeit früher. Mit allem, was dazu gehört. Eine Party, die nicht über der Kloschüssel endete, war keine echte Party. Silvester und Karneval habe ich erwartet wie die Christen ihren Himmel. Hätte mir damals jemand gesagt: "Nie wieder Karneval!" - ich hätte ihn verflucht und verlacht und einen Eimer Sangria auf ihn getrunken. Zwischen damals und jetzt liegt ein Weg. Heute wäre das, was ich damals als Spaßwochenende empfand, eher ein Horrorwochenende für mich. Ehrlich empfunden. Nicht, weil mir irgendein christliches Korsett den Karneval verbietet, sondern weil ich mich echt und ehrlich innerlich dahingehend verändert habe, dass ich nicht mehr genieße, was ich früher genossen habe, weil ich einen höheren Genuss kennengelernt habe, der mir das Vorherige nicht mehr als attraktiv erscheinen lässt. Sowas kennt wahrscheinlich jeder aus seinem Leben. Allerdings: So wie ich damals Karneval als herrlichen Zeitvertreib empfunden habe und heute als Lärmbelästigung (oder so) ;), glaube ich auch, dass wir das, was wir heute als Leben bezeichnen, dann - wenn wir ins ewige Leben eingegangen sind - als Tod empfinden werden, weil wir einer anderen Qualität von Leben gegenüberstehen werden. Und ich glaube, dass wir hier auf Erden diese Qualität festlegen: dass wir Gott in Ewigkeit so nah stehen werden, wie wir ihm auf Erden gekommen sind, dass er für uns in Ewigkeit so bekannt sein wird, wie wir uns auf Erden mit ihm bekannt gemacht haben. Darum besteht mein Lebensziel darin, mich ihm zu nähern, immer mehr, ihn zu erkennen, immer tiefer.

    Ich glaube, dass die "Erlösung" (du fragtest ja, wovon eigentlich) zwar auch eine "irdische Direktwirkung" hat, die auch praktisch erlebbar und für andere spürbar ist, aber für die Zeit nach dem Erdenleben vor allem bedeutet, dass wir uns an diesem Rückblick auf unser Leben erfreuen werden anstatt und selbst für falsche Ergebnisse zu verdammen. Zwar werden wir sehen, wieviele Anläufe wir genommen haben, ohne den Absprung hinzukriegen, wie oft wir die Wahrheit hätten erkennen können, bevor wir sie dann erkannt haben, wie blind wir für die Zeichen und Hinweise waren, aber wir werden herzlich darüber lachen können, weil wir letztlich doch die eine relevante Entscheidung (die, die dann noch relevant sein wird, die Entscheidung für die Wahrheit), irgendwann irgendwie getroffen haben. Wenn man am Ende das richtige Ergebnis hat, dann macht es nichts mehr aus, wieviele falsche Wege man vorher ausprobiert hat - das sind dann alles spannende Geschichten, die man sich für den Rest der Ewigkeit zu erzählen hat.

    Soweit noch alles bibelkonform, glaube ich. Jetzt gehe ich ein Stück darüber hinaus: Ich ziehe in Betracht, dass der Grund, warum Jesus sagte, dass nicht mal er selbst den Zeitpunkt seiner Wiederkunft kennt, der ist, dass Gott diesen Zeitpunkt von UNS abhängig macht, dass Gott auf uns wartet, auf unsere Entwicklung, unsere Erkenntnisbereitschaft ... - und somit *kein* Mensch verloren geht, außer einer. Von der "Allversöhnungslehre" (die man mir hier vielleicht vorwerfen könnte), unterscheide ich mich allerdings, und zwar dahingehend, dass ich nicht denke, dass es einen Weg an Jesus Christus vorbei gibt, sondern dass ihn früher oder später jeder erkennen wird.

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Ich denke, dass jeder erwachsene Mensch die Verantwortung für sein Leben trägt. Was wer aus seinem Leben macht liegt in dessen Verantwortung und Ermessen, was er für sinnreich und gut erachtet. Selbstverantwortung will gelernt sein wie Selbstvertrauen auch. Ich erachte es für viel wichtiger, Menschen von kleinauf darin zu stärken als sie auf ein Strafgericht Gottes vorzubereiten.


    Ich hätte zwar jetzt noch ein Ding mit Selbstvertrauen und Gottvertrauen, aber in der Kernaussage gehe ich mit mit dem, was du sagst: Angst darf nicht zum Lebensantrieb werden.

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Menschen, die mit demokratischen Handlungskompetenzen ausgestattet ihr Leben gestalten brauchen kein Gericht, sie werden sich um ein gtes Leben bemühen. Ein gutes Leben ist aber keineswegs fehlerfrei, aber Fehler werden als Entwicklungschance betrachtet. Es wird aus ihnen gelernt. Wiederholung somit vermieden.
    Theoretisch bin ich bei dir. Praktisch ... Wie wird denn ein Mensch "demokratisch handlungskompetent"? Der Weg dahin ... sind das nicht alles kleine "Gerichte"? Scheitern, fallen, Fragen stellen, erkennen, aufstehen, weitergehen. Ich könnte dieses Scheitern gut als kleines "Gericht" bezeichnen. Das Ganze jetzt auf die letzte Frage nach Gott bezogen, ist es doch nichts anderes: Die Menschheit kommt zu Fall, sucht, erkennt, aufersteht und lebt weiter. Die Frage ist halt, was der Inhalt des Erkannten ist. Ob es das Richtige war oder nicht. Und das wird sich dann im Weitergehen zeigen, denke ich.

    Mir ist die ganze Zeit schon was im Kopf und ich weiß nicht warum. Es steht eigentlich gerade gar nicht zur Diskussion, zumindest nicht offensichtlich, aber irgendwie schwebt das jetzt schon die ganze Zeit beim Schreiben über mir. Ich baue es deshalb einfach noch ganz unvermittelt an, vielleicht beantwortet es ja eine Frage, die nur noch nicht gestellt wurde, aber schon existiert. Und zwar: das Wort Sünde ist auf Hebräisch das gleiche Wort wie Zielverfehlung. Das war für mich persönlich eine wichtige Information, um mit dem Wort Sünde etwas vorurteilsfreier umgehen zu können.

    Lieben Gruß
    Frau Shane

  3. #33

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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Aber ganz grundsätzlich ist gerade der Glauben gar nicht so selten sehr "krisenanfällig" und dementsprechend schwierig. Ich habe eigentlich noch nie einen Gläubigen kennengelernt, der nicht mehr oder minder starke Brüche in seinem Glaubensleben erlebt hätte. Das kann dann z.B. mit dem Gemeindeleben zusammenhängen, oder aber auch mit der Lehre, an die man glaubt.
    Besonders schwierig empfinde ich jene Religionsgruppen, die Absolutheitsansprüche formulieren. Wenn jede Gruppe meint, sie wüsste es am besten, sie habe zur absoluten Wahrheit gefunden, dann sind Konflikte vorprogrammiert. Das Hineinsteigern in religiöse Konstruktionen endete schon oft ziemlich ungut.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Da gibt es die dollsten Dinger! So habe ich z.B. schon Gläubige kennengelernt, die quasi nicht mehr entspannt einkaufen konnten, weil sie befürchteten, dass sie mit ihrem Einkauf sowas wie dunkle Mächte unterstützen könnten. Ehrlich wahr, da ist dann z.B. Cola tabu, oder die bösen Harry Potter Romane, Demeter Produkte wähnt man als okkult belastet, oder man verbietet sich dann die Rolling Stones zu hören, weil die "Symphatie with the devil" singen.
    Oh weh!

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    So ein Glaubensleben kann also wirklich sehr schwierig sein und manchmal fühlen sich Gläubige auch als minderwertig, als zu sündig, als unwürdig oder sowas. Da kommt es dann zu regelrechten Bußkrämpfen in immer wiederkehrenden Situationen. Auch die Frage nach dem richtigen Partner kann dann ausgesprochen schwierig werden, weil man wünscht sich in aller Regel dann ja schon einen Partner der auch gläubig ist und das nach Möglichkeit so, wie man selbst glaubt. Also alles in allem kann das sicher sehr schwierig sein!
    Ja, wirklich alles andere als einfach. Toleranz und Vorurteilsbewusstsein sind da echt gefragt.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    He he, der war gut! Ne, ich habe keine Sorge arbeitslos zu werden, ich habe Sorge, dass sich immer weniger Menschen auf das Altsein freuen und das für eine nicht lebenswerte Lebensphase halten.
    Ist es wirklich so, dass sich *immer weniger* Menschen auf das Altsein freuen? Snd das nicht generationstypische Aussagen aufgrund von Verallgemeinerungen. Früher war oft irgendwas besser oder noch gut, aber das sagten die Menschen von noch früher auch schon ;-). Ich kenne lebensfrohe Rentner, manche auch trotz irgendwelcher gesundheitlicher Einschränkungen.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Ja, aber da muss ich mich mal brutal anhören, denn es ist für mich auch brutal, wenn man von mir fordern würde, dass ich einem an sich gesunden Leben ein Ende setzen soll. Wenn Selbsttötung nicht mehr möglich ist, dann muss es ja ein anderer machen und das sollen dann ja wir Pflegekräfte gemeinsam mit den Ärzten sein. Da macht sich aber keiner Gedanken darüber, was das wohl in uns auslösen kann, wie wir damit umgehen können. Am Ende hat man sich irgendwann das Recht erstritten sterben zu dürfen, aber wer führt das dann durch und begleitet das? Das sollen wir dann machen und ich finde halt, dass das dann umbringen ist!
    Hm, ja, das ist heikel. Das können dann nur Ärzte und Pflegekräfte machen, die das auch vertreten und als Unterstützung sehen können, die es hinkriegen, den Willen und die Selbstbestimmung des Patientienten in den Vordergrund zu rücken.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Ja, aber meist denken die Menschen ja, dass das Altsein nur mir Defiziten verbunden wäre und mit Abhängigkeiten. Dabei ist gerade das Alter eine Zeit ganz besonderer Freiheit, denn da darf man einfach nur sein und muss nicht mehr diese Verantwortung tragen, wie in jungen Jahren. Weißt du, eigentlich haben es die Alten bei uns wirklich schön! Sie haben alle ihr eigenes Zimmer mit angeschlossenem Bad, sie bekommen geputzt, gewaschen und gekocht, sie können machen was sie wollen, haben jederzeit Gesellschaft wenn sie mögen, können sich aber auch zurückziehen, wenn ihnen danach ist. Wer mag darf auch mitkochen oder -putzen, darf sozusagen arbeiten, wenn er mag. Sie könnten also wirklich den Alltag genießen, aber viele sind nur am Jammern und Meckern und einfach nicht zufrieden zu stellen. Das finde ich sehr schade, denn das müsste meiner Meinung nach nicht sein. Aber scheinbar haben viele Menschen in ihrem Leben leider irgendwie nichts Bleibendes, nichts Sicherheit vermittelndes, keinen Frieden gefunden. Das ist schon traurig!
    Ach Provisorium dafür möchte ich dich jetzt drücken, das hast mir so nahe gehend, so schön und so berührend aufgeschrieben. Das finde ich auch so schade, wirklich sehr schade, dass manche Menschen lieber jammern und meckern als all das, was noch gut geht - all das, was sie bekommen, was ihnen ermöglicht wird, zu wertschätzen. Wertschätzung ist fast schon zum Modewort verkommen, aber es ist in der Lebenspraxis soooo wichtig! Es ist der beste Ersatz für jammern und meckern und hilft echt zum Perspektivenwechsel. Gegenseitige Wertschätzung bringt Freude und Spaß im Umgang miteinander. Sie tut allen sooo gut. Ich wünsche dir, dass du es schaffst die jammernden und meckernden Menschen darin zu unterstützen, dass sie diese Negativhaltungen eintauschen in Wertschätzung und Motivation, alle noch vorhandenen Potentiale zu nutzen, um gemeinsam noch eine gute Zeit zu haben. Auf die Haltungen kommt es an. Sie bewirken so viel.

    Nutzt ihr auf Arbeit auch das Wissen und den guten Rat der alten Menschen? Das sind ja auch sone wertschätzenden Gesten, die Menschen unendlich gut tun können. wir wollen alle auch gebraucht werden, nützlich sein durch unsere Existenz und unseren Einsatz was bewirken. Das liegt in unserer Natur. Wir werden neugierig und mit Forschergeist ausgestattet geboren.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Wir leben hier ja in einer Leistungsgesellschaft und werden unser Leben lang auf Leistung getrimmt. Wenn man dann irgendwann nicht mehr so leistungsfähig ist, dann meint man, das Leben wäre vorbei....
    Ich finde angemessene Leistungsorientierheit nicht schlimm. Arbeitsaufträge gut zu bewerkstelligen stellt Menschen zufrieden. Gekoppelt mit Stärkenorientiertheit tut Leistung eher gut als schlecht. Schaffenswille und Schaffenskraft sind für mich positiv besetzt. Ich stehe für frühe Mit - und Selbstbestimmung in einer fehlerfreundlichen und lösungsfokussierten Umgebung. Menschen sollen sich mit ihren Potentialen und Kompetenzen einbringen können. Ich finde es wichtig Leistungen zu wertschätzen. Wir sind nunmal schaffende und schaffige Menschen ;), ausgestattet mit Neugier und Forschergeist, da bleibt es nicht aus, dass wir mit Leistung konfrontiert werden, schließlich erzeugen wir sie ja auch selber :-).

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Ich persönlich finde diesen Leistungswahn, dieses, sich und seinen Wert über Leistungen definieren, ganz furchtbar, geradezu unmenschlich!
    Siehst du, wir sind gefordert :). Ich gebe nicht auf. Ich werde mich bis zum letzten Atemzug für eine menschenwürdige, resilienzfördernde und ressourcenorientierte Leistungsorientierheit einsetzen.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Der Wert eines Menschen wird meiner Meinung nach viel zu sehr über seine Leistungen definiert und wenn die nicht stimmen, dann bekommt man Probleme.
    Nicht nur, nein, nicht verallgemeinern. Ich mag das negative nicht zu sehr fokussieren, es wird sonst so überbetont. Lieber das, was gut läuft fokussieren und weiterentwickeln. Umso mehr Menschen sich für Alternativen einsetzen, umso eher kann es Veränderungen geben. Nicht jammern, lieber das Gute wertschätzen und da dran bleiben. Jede kleine Möglichkeit zur Verbesserung nutzen und glücklich über positive Entwicklungen sein. Oder was meinst?

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Lieber Pepe,

    meine vordere vier ist nunmehr gerade noch ein halbes Jahr von mir entfernt! Da ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, um massiv in Panik zu geraten und eine ausgiebige Midlife Crisis einzuleiten! Ich weiß nur nicht genau, wie ich meine Krise ausgestalten soll. Scheiden kann ich mich nicht lassen, weil ich ja nicht verheiratet bin. "Junge Dinger" kommen für mich auch nicht in Frage. Gut, ich könnte auswandern, vielleicht zu net.krel nach Thailand, oder zu meiner Schwester nach Amerika, aber wie dann weiter machen? Sollte ich vielleicht Alkoholiker werden, Öko Terrorist, den Mount Everest besteigen? Hast du nicht noch ein paar Tipps für mich? Ich komme schon in Panik, weil ich nicht weiß wie man eine anständige Midlife Crisis hinbekommt! HILFE! :-)

    LG,
    Provisorium
    War da an zweiter Stelle schon ne 9? Ohooo. Also Süchte gehen gar nicht, die kriegst du nach der Krise zu schlecht wieder los. Du könntest ein Buch schreiben, über das Menschen- und Weltbild eines Provisoriums. Du könntest irgendwas entwickeln und andere damit erfreuen. Du könntest eine "Weltverbesserungswerkstatt" in Form einer Zukunftswerkstatt aufbauen... also alle Energie in sinnvolles stecken :). Panik ist destruktiv, mach was Gescheites, das ist konstruktiv :-)).
    Du merkst, ich kann keine Krisen erfinden, nee :))
    Geändert von anonym013 (06.07.2014 um 23:39 Uhr)

  4. #34
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    Huhu FrauShane,

    ich hoffe du bist mir nicht böse, wenn ich mal ganz kurz auf zwei Kleinigkeiten eingehe die du an Pepe geschrieben hast und empfindest diese Einmischung nicht als Tomaten und faule Eier werfen....:-)

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Aber zu dem lernenden System der Lernenden gehört nun mal auch die Tatsache - und die wird meines Erachtens oft verkannt -, dass es für ein und dieselbe Rechenaufgabe nur ein (!) richtiges (!) Ergebnis geben kann. Vielleicht verschiedene Rechenwege, aber eben nur ein richtiges Ergebnis.
    Dem ist leider nicht so. Eine Rechenaufgabe kann durchaus zwei unterschiedliche richtige Ergebnisse haben.

    Zum Beispiel kann das x in der Aufgabe x²=49, sowohl 7, als auch -7 sein. Beide Ergebnisse sind richtig und doch völlig unterschiedlich.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Dass die Resultate unterschiedlich ausfallen können, sehe ich anders. Man kann durch die Dezimalstellen hinter dem Komma vielleicht anders auf- oder abrunden, das führt dann vielleicht zu kleinen Unterschieden, ja, aber dass es für das Rätsel der Welt verschiedene Lösungen gibt, glaube ich nicht.
    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Ich gehe nicht davon aus, dass die Wahrheit im Auge des Betrachters liegt, sondern im Auge des Schöpfers..
    Aber wenn das stimmt und die Wahrheit liegt nicht im Auge des Betrachters, sondern im Auge des Schöpfers, dann kann doch der Betrachter, also der Mensch, unmöglich sagen, welches Resultat, welche Lösung denn nun die Richtige ist und dementsprechend kann der Mensch auch nicht sagen, welcher Weg gegangen werden muss.

    Wenn das alles allein der Schöpfer bestimmt, dann muss man in Betracht ziehen, dass es ganz ganz viele unterschiedliche richtige Wege und Ergebnise geben kann. Eben wie Pepe bereits sagte, weil es ja auch so viele unterschiedliche Persönlichkeiten gibt, die unterschiedlich aufwachsen, in unterschiedlichen Kulturkreisen sozialisiert werden und eben ganz unterschiedliche Erfahrungen machen. All diesen Menschen könnte der Schöpfer dann doch einen ganz eigenen Weg eröffnen, wenn es allein in seinem Auge liegen würde.

    Wenn der Mensch hingegen sagt, dass nur dieser eine Weg der richtige Weg ist, dann sagt er das immer aus seiner Perspektive heraus. Also die Wahrheit liegt dann in seinem Auge, im Auge des Betrachters und nicht länger im Auge des Schöpfers, der das ja ganz anders sehen könnte.

    Oder?

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  5. #35
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    Standard

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Besonders schwierig empfinde ich jene Religionsgruppen, die Absolutheitsansprüche formulieren. Wenn jede Gruppe meint, sie wüsste es am besten, sie habe zur absoluten Wahrheit gefunden, dann sind Konflikte vorprogrammiert. Das Hineinsteigern in religiöse Konstruktionen endete schon oft ziemlich ungut.
    Das sehe ich auch so! Absolutheitsansprüche kann eigentlich nur der erheben, der sich auf eine Stufe mit Gott stellt und wähnt, er könnte aus der Perspektive Gottes auf den Menschen und dessen Leben blicken. Ich bin der Meinung, dass das reine menschliche Hybris ist!

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Oh weh!
    Ja, ich habe als Teenie auch eine Zeitlang nur christliche Musik gehört und mir alle andere Musik verboten! :-)

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Ist es wirklich so, dass sich *immer weniger* Menschen auf das Altsein freuen? Snd das nicht generationstypische Aussagen aufgrund von Verallgemeinerungen. Früher war oft irgendwas besser oder noch gut, aber das sagten die Menschen von noch früher auch schon ;-). Ich kenne lebensfrohe Rentner, manche auch trotz irgendwelcher gesundheitlicher Einschränkungen.
    Ich glaube die Ängste bzgl. des Alterns wachsen schon, weil durch den demographischen Wandel die Absicherung im Alter immer fragwürdiger wird und weil in den Medien ja immer häufiger über Altersarmut, oder eben auch Krankheiten wie Demenz berichtet wird. Ich denke das macht den Menschen schon Angst. Vielleicht auch nur unbewusst, aber irgendwo muss das ja herkommen, dass immer häufiger aktive Sterebhilfe ein Thema wird.

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Hm, ja, das ist heikel. Das können dann nur Ärzte und Pflegekräfte machen, die das auch vertreten und als Unterstützung sehen können, die es hinkriegen, den Willen und die Selbstbestimmung des Patientienten in den Vordergrund zu rücken.
    Und genau das ist meine Befürchtung, dass es da zu einer Art "Dammbruch" kommen könnte und man ganz pauschal von Pflegkräften erwartet, dass sie auch bereit sind das Leben des Patienten bewusst abzukürzen. Schon heute bin ich immer wieder mal mit dieser Bitte konfrontiert und man wird damit völlig allein gelassen.

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Ach Provisorium dafür möchte ich dich jetzt drücken, das hast mir so nahe gehend, so schön und so berührend aufgeschrieben. Das finde ich auch so schade, wirklich sehr schade, dass manche Menschen lieber jammern und meckern als all das, was noch gut geht - all das, was sie bekommen, was ihnen ermöglicht wird, zu wertschätzen. Wertschätzung ist fast schon zum Modewort verkommen, aber es ist in der Lebenspraxis soooo wichtig! Es ist der beste Ersatz für jammern und meckern und hilft echt zum Perspektivenwechsel. Gegenseitige Wertschätzung bringt Freude und Spaß im Umgang miteinander. Sie tut allen sooo gut. Ich wünsche dir, dass du es schaffst die jammernden und meckernden Menschen darin zu unterstützen, dass sie diese Negativhaltungen eintauschen in Wertschätzung und Motivation, alle noch vorhandene Potentiale zu nutzen, um gemeinsam noch eine gute Zeit zu haben. Auf die Haltungen kommt es an. Sie bewirken so viel..
    Ja ganz genau, aber man erfährt dabei keine Unterstützung. Wenn z.B. ein Dreißigjähriger mit Symptomen einer Depression zum Arzt geht, dann bekommt er neben Medikamenten eine Psychotherapie und wenn das ein achtzigjähriger Mensch macht, dann heißt es, das ist halt so im Alter. Verstehst du? Das ist wirklich ganz übel. Die Alten werden echt allein gelassen und man kann kaum was dagegen machen.

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Nutzt ihr auf Arbeit auch das Wissen und den guten Rat der alten Menschen? Das sind ja auch sone wertschätzenden Gesten, die Menschen unendlich gut tun können. wir wollen alle auch gebraucht werden, nützlich sein durch unsere Existenz und unseren Einsatz was bewirken. Das liegt in unserer Natur. Wir werden neugierig und mit Forschergeist ausgestattet geboren...
    Selbstverständlich! Ich kann das beste Brot auf Erden backen (mit der Hand!) und habe von einer alten Ärztin gelernt, wie ich ohne Thermometer feststellen kann, ob jemand Fieber hat usw. Also ich profitiere durchaus auch immer wieder mal von der Lebenserfahrung anderer! Manchmal auch, wie man es besser nicht macht! :-)

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Ich finde angemessene Leistungsorientierheit nicht schlimm. Arbeitsaufträge gut zu bewerkstelligen stellt Menschen zufrieden. Gekoppelt mit Stärkenorientiertheit tut Leistung eher gut als schlecht. Schaffenswille und Schaffenskraft sind für mich positiv besetzt. Ich stehe für frühe Mit - und Selbstbestimmung in einer fehlerfreundlichen und lösungsfokussierten Umgebung. Menschen sollen sich mit ihren Potentialen und Kompetenzen einbringen können. Ich finde es wichtig Leistungen zu wertschätzen. Wir sind nunmal schaffende und schaffige Menschen ;), ausgestattet mit Neugier und Forschergeist, da bleibt es nicht aus, dass wir mit Leistung konfrontiert werden, schließlich erzeugen wir sie ja auch selber :-)....
    Ja, wenn das mit der Leistungserbringung alles so ideal laufen würde, dann gäbe es daran auch nichts auszusetzen, aber die Anforderungen werden ja immer höher geschraubt und miteinander verglichen. Wer da dann nicht mehr mitkommt bekommt große Probleme. Wir versuchen den Menschen zu normen, zu vereinheitlichen und vergessen dabei viel zu oft die Individualität des Menschen und seine perönlichen Potentiale.

    Das ist sicher nicht immer und überall so, aber es geschieht tatsächlich immer häufiger und der Mensch muss immer mehr zu einer Art Maschine werden, die auf einwandfreie Funktion ausgelegt ist. Mit Fehlerfreundlichkeit ist z.B. in der Pflege nicht viel. Da kann ein Fehler den Tod eines Menschen bedeuten und da hat dann niemand Verständnis für - da muss man funktionieren! Immer und ausnahmslos!

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Siehst du, wir sind gefordert :). Ich gebe nicht auf. Ich werde mich bis zum letzten Atemzug für eine menschenwürdige, resilienzfördernde und ressourcenorientierte Leistungsorientierheit einsetzen.
    Das tue ich ja auch, aber zurzeit sehe ich keine positiven Anzeichen, dass sich das auch lohnt und dass das was bringt. Ist leider wirklich so. Zumindest in meinem Beruf!

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Nicht nur, nein, nicht verallgemeinern. Ich mag das negative nicht zu sehr fokussieren, es wird sonst so überbetont. Lieber das, was gut läuft fokussieren und weiterentwickeln. Umso mehr Menschen sich für Alternativen einsetzen, umso eher kann es Veränderungen geben. Nicht jammern, lieber das Gute wertschätzen und da dran bleiben. Jede kleine Möglichkeit zur Verbesserung nutzen und glücklich über positive Entwicklungen sein. Oder was meinst?
    Ja, aber wenn in deinem Umfeld niemand das Positive fokussiert, weil z.B. immer nur gemeckert wird und beständig neue Probleme entstehen, dann kann man ja kaum etwas zum Positiven verändern. Es liegt ja nicht allein an einem selbst, sondern eben auch am Umfeld und wenn das nicht positiv eingestellt ist, dann lässt sich das nicht einfach so ändern. Verstehst du? Ich kann ja nicht zaubern...:-)

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    War da an zweiter Stelle schon ne 9?
    Jawohl, bin schon alt!

    Zitat Zitat von Pepe Beitrag anzeigen
    Ohooo. Also Süchte gehen gar nicht, die kriegst du nach der Krise zu schlecht wieder los. Du könntest ein Buch schreiben, über das Menschen- und Weltbild eines Provisoriums. Du könntest irgendwas entwickeln und andere damit erfreuen. Du könntest eine "Weltverbesserungswerkstatt" in Form einer Zukunftswerkstatt aufbauen... also alle Energie in sinnvolles stecken :). Panik ist destruktiv, mach was Gescheites, das ist konstruktiv :-)).
    Du merkst, ich kann keine Krisen erfinden, nee :))
    Ja schade. Ich dachte ich könnte die Gelegenheit nutzen und im Zuge der Midlife Crisis mal richtig ausflippen und unvernunftig werden. Na gut, dann lass ich das! Dann bekomme ich halt keine Krise. :-)

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  6. #36

    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Zitat von FrauShane

    Aber zu dem lernenden System der Lernenden gehört nun mal auch die Tatsache - und die wird meines Erachtens oft verkannt -, dass es für ein und dieselbe Rechenaufgabe nur ein (!) richtiges (!) Ergebnis geben kann. Vielleicht verschiedene Rechenwege, aber eben nur ein richtiges Ergebnis.



    Dem ist leider nicht so. Eine Rechenaufgabe kann durchaus zwei unterschiedliche richtige Ergebnisse haben.

    Zum Beispiel kann das x in der Aufgabe x²=49, sowohl 7, als auch -7 sein. Beide Ergebnisse sind richtig und doch völlig unterschiedlich.


    Zudem gibt es gaaanz vieeele unterschiedliche Rechenaufgaben mit entsprechend vielen richtigen Ergebnissen. Und diese Aufgaben und Ergebnisse sind durch ihre Überprüfbarkeit dann auch noch handfest. Glaube lebt vom glauben. Das an was Menschen glauben ist kaum überprüfbar, es steht offen. Gott ist nicht belegbar, aber auch nicht zu widerlegen, seine Existenz steht offen. Nun kann ich trotzdem an ihn glauben, weil ich das so möchte und für richtig befinde. Ich traute mich aber niemals, diesen meinen Glauben als die Wahrheit schlechthin zu bezeichnen, also als allgemeingültige Wahrheit zu beschreiben. Mein persönlicher Glaube gehört zu meiner Realität, aber er entspricht deshalb nicht einer objektiven Realität.

    Zitat von FrauShane
    Dass die Resultate unterschiedlich ausfallen können, sehe ich anders. Man kann durch die Dezimalstellen hinter dem Komma vielleicht anders auf- oder abrunden, das führt dann vielleicht zu kleinen Unterschieden, ja, aber dass es für das Rätsel der Welt verschiedene Lösungen gibt, glaube ich nicht.
    Zitat von FrauShane
    Ich gehe nicht davon aus, dass die Wahrheit im Auge des Betrachters liegt, sondern im Auge des Schöpfers..


    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Aber wenn das stimmt und die Wahrheit liegt nicht im Auge des Betrachters, sondern im Auge des Schöpfers, dann kann doch der Betrachter, also der Mensch, unmöglich sagen, welches Resultat, welche Lösung denn nun die Richtige ist und dementsprechend kann der Mensch auch nicht sagen, welcher Weg gegangen werden muss.
    Das ist wieder ganz schön schwierig, ganz schön, weil der Schöpfer sich diesbezüglich heutzutage zurückhält. Dass es unterschiedliche Religionen gibt, in welchen Menschen an einen Gott glauben, macht das Ganze nicht einfacher. EIN Gott, unterschiedliche Schriften, ähnliche und unterschiedliche Auffassungen und Rituale und alle haben sie als Ziel das einzig *richtige* Ergebnis vor Augen, den jüngsten Tag und das "Leben" danach...
    Monotheistische Religionen teilen ja meist folgende Glaubensgrundlage, die den Glauben an Gott und den Jüngsten Tag, an die Existenz von Engeln und die Erkenntnis, dass Gott der Menschheit Propheten und Schriften geschickt hat, beinhaltet. Auch der Glaube, dass es nach dem Tod ein anderes Leben gibt, ein Paradies und eine Hölle, gehört dazu.

    Islamische Gläubige sehen es häufig so: "Alles in allem kann festgehalten werden, dass der Koran die letzte Offenbarung Gottes ist, deren Hauptthemen sich um den monotheistischen Glauben und dessen Umsetzung im Leben drehen".

    Und nun?

    Schade, dasss sich der Schöpfer nicht ganz offensichtlich und aktuell zur Wahrheit äußert, wie er sie versteht. Dies würde viel Streit und gegenseitige Diskriminierung ersparen.
    Mit kommt das immer etwas vermessen vor, wenn wir Menschen anhand von Schriften, welche Gott zugeschrieben wurden, deren Inhalte aber an genug Stellen unklar sind, also nicht so recht schlüssig und deshalb analysiert und hinterfragt werden, von einer unumstößlichen Wahrheit sprechen und ausgehen. Wir bezeichnen als absolut wahr, was wir für wahr halten möchten. Andere tun das auch und nun?

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Wenn das alles allein der Schöpfer bestimmt, dann muss man in Betracht ziehen, dass es ganz ganz viele unterschiedliche richtige Wege und Ergebnise geben kann. Eben wie Pepe bereits sagte, weil es ja auch so viele unterschiedliche Persönlichkeiten gibt, die unterschiedlich aufwachsen, in unterschiedlichen Kulturkreisen sozialisiert werden und eben ganz unterschiedliche Erfahrungen machen. All diesen Menschen könnte der Schöpfer dann doch einen ganz eigenen Weg eröffnen, wenn es allein in seinem Auge liegen würde.
    Das könnte Toleranz fördern. Die Absolutheitsgedanken (Wahrheit) erscheinen mir sehr verantwortlich für unnötige, aber nicht selten grausame Konflikte.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Wenn der Mensch hingegen sagt, dass nur dieser eine Weg der richtige Weg ist, dann sagt er das immer aus seiner Perspektive heraus. Also die Wahrheit liegt dann in seinem Auge, im Auge des Betrachters und nicht länger im Auge des Schöpfers, der das ja ganz anders sehen könnte.
    Oder?
    Sehe ich genauso.
    Geändert von anonym013 (07.07.2014 um 01:14 Uhr)

  7. #37

    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    He he, du bist gut! Ne, ich will hier niemanden missionieren, wohin denn auch? Ins provisorische Wolkenkuckucksheim?
    (Gelächter im Hause Shane ;))

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Aber Mission halte ich grundsätzlich für völlig unnötig!
    Ich nicht. Ich halte Mission für nötig. Aber zu kostbar, um sie an Leute zu verschleudern, die nicht missioniert werden wollen. Selbst Jesus heilte nicht einfach Kranke, sondern fragte sie erst mal höflich: "Willst du gesund werden?" (Joh 5,6). Könnte ja auch sein, dass jemand krank bleiben will. Und so könnte es ja auch sein, dass jemand ohne Erlösung leben will. Scheint mir zwar absurd, aber wenn Jesus davon ausgeht, dass es sowas geben kann, gehe ich sicherheitshalber auch erst mal davon aus.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Also ich habe das Gefühl, dass du hier einen nicht ganz idealen Start hattest. Vermutlich denkst du, dass ich hier was gegen Menschen habe, die die Bibel als unantastbares Wort Gottes verstehen, aber ich versichere dir, dass ich damit gar keine Probleme habe. Und ich will da auch niemanden von weg bringen, dem die Bibel in dieser Weise bedeutsam ist! Fühle dich also bitte frei, ganz so zu Formulieren, wie auch immer du magst! Ich komme dir nicht ständig blöd dazwischen und mäkele an deinen Überzeugungen herum! Ich will hier wirklich immer nur verstehen weshalb jemand so denkt wie er denkt. Und ich mag dann meine Denke auch kurz erklären und darüber kann man sich dann ja austauschen, wenn man mag.
    Klingt gut. Deal done.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Provisorische Schubladen halten nicht lange...;-)
    (Fortsetzung des Gelächters im Hause Shane ;))


    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Also derzeit bist du bei mir unter "Fundamentalist" abgelegt. :-) Aber ich weiß ja nicht was das so ganz genau ist, deshalb habe ich die Schublade auch noch nicht abgeschlossen.
    Gut, du bist seit diesem Wortwechsel jetzt bis auf Weiteres erst mal als neuplatonischer Philosoph abgelegt. ;)

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Selbst wenn sich einem irgendwelche Fragen erst einmal nicht stellen, sind die Fragen dann halt irgendwann doch gestellt und am Ende beschäftigt man sich damit und hat vielleicht sogar eine gute Antwort parat. Man wusste es nur gar nicht...:-)
    Hast recht, ging mir gerade so mit deinem "ausgeflossenen Weltgeist".

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Man setzt sich deshalb mit diesen Fragen auseinander, weil sie etwas in einem berühren, man denkt dann halt auch einmal darüber nach und fragt sich, wie man dazu steht. Ganz simpel. Ich z.B. glaube nicht an Prophetie, aber wenn jemand im Kontext einer biblischen Erzählung etwas über eine Prophetie wissen möchte, dann kann ich ja vielleicht was dazu beitragen, weil ich mich ein bisschen mit der Bibel auskenne und vielleicht eine Stelle kenne, die diese Prophetie erklären kann? Ich muss dann ja nicht eine Grundsatzdiskussion darüber führen, ob es Prophetie überhaupt geben kann, oder nicht! Verstehst Du?
    Gut. Du sollst deine Chance bekommen. Kannst du mir sagen, woran Saul erkannt hat, dass es sich bei der Situation in Gilgal um den prophetisch angekündigten Moment handelte, in dem er auf Samuel warten sollte? Angesichts der Tatsachen, dass es zuvor schon mal eine Versammlung in Gilgal gab, zu der Samuel kam - die Situation also gut hätte verwechselt werden können - und der, dass mindestens zwei Jahre vergangen waren zwischen der Prophetie/den eingetroffenen Zeichen und dem besagten Tag, erscheint mir die Situation völlig unkenntlich und ich bete beim Lesen dieses Textes immer: "Gott, du kannst eigentlich froh sein, dass Saul überhaupt den Moment erkannt hat. Ich an Sauls Stelle hätte überhaupt nicht gecheckt, wo in deinem Plan ich eigentlich gerade bin".

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Und bezüglich des Lebenssinns: Tatsächlich suche und habe ich keinen Sinn in meinem Leben! Das liegt daran, dass mein Leben ohne Warum ist!
    Ich fasse es nicht! Warum ist die wichtigste Frage, die je geboren wurde. Langweilst du dich nicht ohne diese Frage?

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Es ist Selbstzweck.
    Wie sieht wohl dein Leben praktisch aus?, frage ich mich gerade.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Ich lebe, weil ich lebe und ich lebe sehr gerne! Leben ist das edelste Geschenk! Es hat sozusagen seinen Sinn in sich selbst und das reicht mir völlig! Hier bin ich hingestellt, hier soll ich also sein, also bin ich! :-)
    Ich lebe, weil Jesus lebt, und ich lebe auch sehr gerne. :)

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Sorry, aber das sind ganz falsche Fragen!
    Das Problem kenne ich. Es hat mit der gemeinsamen Grundlage zu tun ... ;)

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Die überseiende Nichtheit ist nicht vorstellbar, nicht mit irgendeiner weltlichen Vorstellung vereinbar. Deshalb tut sie auch nichts! Aber man kann auch nicht sagen, dass sie nichts tut. Sie ist transzendent, über den weltlichen Dingen, in ihr fallen alle Gegensätze zusammen, da kann man unmöglich sagen, was sie ist und was sie nicht ist. Man kann nur unzureichende Hilfsbegriffe nutzen, weil man ja irgendwie darüber sprechen mag, aber letztlich sind die alle nicht befriedigend! Eine stille Wüste, ein einfältiges Eines wird sie manchmal auch genannt. Aber das ist für unser Denken eben am redlichsten als Nichts zu bezeichnen, weil wir es uns halt nicht vorstellen können.

    Spannend daran ist, dass dieses Nichts für uns alles ist, wir bewegen uns quasi in diesem Nichts und sind durch das Nichts bewegt. Es ist das Substantielle an uns und das kann man erfahren, erleben, spüren. Echten Frieden findet man nur dort und ich sehne mich sehr nach Frieden. :-)
    Ich könnte das alles gut nachvollziehen ... das Zusammenfallen der Gegensätze, das Substanzielle, das Erfahrbare/Erlebbare/Spürbare, den echten Frieden ... es wäre für mich wirklich nachvollziehbar ... wenn es nicht um Nichts ginge.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Das ist sehr interessant und entspricht tatsächlich dem, was ich glaube und was ich aber als Hypostase bezeichne. In diesem Fall die erste Hypostase außerhalb der Einheit, also quasi das, was direkt nach der überseienden Nichtheit kommt. Das ist in Kurzform nicht ganz einfach zu erklären, aber ich kann dazu ja mal einen Thread eröffnen. Aber der Gott, von dem du da sprichst, den kenne ich auch! In meiner Welt wird er "Nous" genannt, das ist philosophisch betrachtet der Weltgeist. Dieser Weltgeist "fließt" aus dem Einen, also der überseienden Nichtheit aus und ist die Welt des reinen Denkens. An dem Nous schließt sich dann die Weltseele an und diese Weltseele belebt den Kosmos. Wir haben hier also eine Trias aus dem Einen, dem Nous und der Weltseele und das Christentum hat später was daraus gemacht? Richtig! Vater, Sohn, Heiliger Geist! Die Trinität! Das Eine, der Nous und die Weltseele sind neuplatonische Vorstellungen und ich kann dazu wirklich gerne mal einen Thread eröffnen und das näher erläutern. Ist spannend und gar nicht so verrückt, wie es zunächst klingen mag. Das Christentum ist ohne diese Vorstellung nämlich selbst nicht vorstellbar! :-) Aber schön, wir denken da ja wirklich sehr sehr ähnlich, aber "mein Gott" liegt noch eine Stufe höher, als "dein Gott". ;-) Das ist aber auch nicht provokativ gemeint, sondern nur rein philosopisch!
    Ich habe erst mal geschluckt, wie du dir sicher vorstellen kannst. Ich weiß nicht, was eine Hypostase ist. Ich kenne auch Nous nicht. Ich habe aber "gespürt", dass es wahr ist, dass ich über "das, was direkt nach der überseienden Nichtheit kommt" gesprochen habe. Ich habe gestern Abend noch darüber gebetet, weil ich keine Erklärung dafür hatte, und heute Morgen hatte ich plötzlich eine: Das, worüber ich gesprochen habe - der Gott, der Substanz schafft durch seinen Gedanken - das ist Elohim, der Schöpfergott (Elohim = Schöpfer). Es ist richtig, dass Elohim nicht die Einheit ist, sondern nur ein Aspekt der Einheit. So wie FrauShane ein Aspekt meiner Vollständigkeit ist, nämlich ich in meiner Rolle als Forenuserin. Aber FrauShane ist deswegen keine andere Person. Die Einheit selbst stellt sich in der Bibel als JHWH (Jahwe) vor, der "Ich bin". Ich habe an diesem Punkt unseres Gesprächs tatsächlich über Elohim - den schöpferischen Aspekt meines Gottes Jahwe - gesprochen. Das was du als Weltseele bezeichnest, die den Kosmos belebt, halte ich für die Schöpfung.

    Die Bedeutung Platons für die Entwicklung des Christentums kannte ich nicht; ich erkenne aber jetzt, dass Platon dann wohl überflüssig gewesen wäre - die Erkenntnis steckte ja schon in den Mosebüchern. Mir scheint, wenn du in Bezug auf die Bibel nicht von einer Quellenscheidung ausgegangen wärst, was du vermutlich bist, dann hättest du auf Platons Gedanken ganz ohne Platon kommen können.

    Ich bin überrascht, wie nah wir uns sind, Provisorium. Mein Gott und dein Gott ist ein und derselbe, nur dass er dir noch nicht namentlich bekannt war. An diesem Punkt verstehe ich auch endlich die Bezeichnung "überseiende Nichtheit"! Sie drückt die Abwesenheit der Offenbarung Jahwes aus (welche aber gegeben ist in Jesus Christus, dessen Name ist: Das Wort Gottes // Offenbarung 19,13). Wenn ich den Faktor Jesus Christus/Wort Gottes aus meiner Rechnung weglassen würde, könnte die "überseiende Nichtheit" tatsächlich auch mein Ergebnis sein.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Der Seelengrund ist bestimmungslos, also tatsächlich weder gut noch böse, wobei Platon dargestellt hat, dass er aus unserer menschlichen Sicht heraus unbedingt allein als gut bezeichnet werden muss. Ich hab jetzt leider nicht soviel Zeit, weil ich gleich auf die Arbeit muss, aber ich kann dieses sogenannte Emanationsmodell gerne mal zu einem Threadthema machen. Dann kann ich das ausführlicher erklären, wenn es für dich interessant sein sollte.
    Um ehrlich zu sein: Ich habe Platon gerade verworfen. Sollen wir nicht lieber in der Bibel bleiben? Da ist doch echt alles drin, was wir brauchen!? Du bist so ein scharfsinniger Denker! Ich würde gern mit dir in biblisch denken.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Aber den Menschen halte ich persönlich nicht für böse. Das Böse ist sowieso nur ein Mangel an Gutem und keine eigenständige Dimension.
    Meine Sicht dazu hab ich oben an Pepe schon dargelegt. Kannst du damit was anfangen?

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Wieso muss es denn gleich die Hölle sein? Es könnte doch rein theoretisch auch jetzt schon so sein, dass du nochmal als "Ich" ausgeflossen bist. Jetzt, als FrauShane...Ist das jetzt auch schon Hölle?
    Du wirst jetzt wohl die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, aber: Ja, das ist jetzt auch schon Hölle. JETZT zwar nicht als Hölle empfunden, aber gemessen an dem Qualitätswert des Lebens in Christus ist es real Hölle! Und je mehr ich von dem Qualitätswert des Lebens in Christus jetzt schon schmecke, desto toter kommt mir vor, was ich vormals Leben genannt habe. Wenn es die Reinkarnationsvariante gibt, neben der Auferstehungsvariante, würde ich sie ums Verrecken nicht haben wollen. Sie ist minderwertig in meinen Augen. Auch zum Thema Hölle hab ich an Pepe vorhin schon was geschrieben. Vielleicht bringen dir die darin genannten Beispiele meine Perspektive etwas näher. Falls nicht, kann ich es auch irgendwann nochmal erklären, aber im Moment wird es mir etwas zu viel. Ich werde in der nächsten Woche ggf. nur mitlesen, aber nicht so umfangreich schreiben. Mein Lebensrhythmus ist etwas durcheinandergekommen durch unsere Gespräche in den letzten Tagen. :-)

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Weil ich mit 13 zum Glauben gekommen bin und die erste Zeit nur mit Baptisten rum hing und dann noch bei vielen anderen eher evangelikalen Gemeinschaften und dann irgendwann zur christlichen Philosophie Meister Eckharts fand!
    Dein Elternhaus ist also christlich, vermute ich ...!?

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    War wirklich schön sich mit zu unterhalten, aber jetzt muss ich mal schuften gehen und bin auch gar nicht mehr verschreckt! :-)
    Dito :) Was arbeitest du eigentlich? Die Unterhaltung übers Altern klang nach Altenpflege, stimmt das?

    Schlaf gut. Oder musst du arbeiten?
    Frau Shane

    PS: Wenn ich die Bibel richtig verstehe, wird Gott die provisorische Welt nicht platt machen, sondern seinen neuen Tempel mitten hinein bauen. Ich bin sehr gespannt, wie sich das gestalten wird und freue mich jetzt schon total drauf.

  8. #38

    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Huhu FrauShane, ich hoffe du bist mir nicht böse, wenn ich mal ganz kurz auf zwei Kleinigkeiten eingehe die du an Pepe geschrieben hast und empfindest diese Einmischung nicht als Tomaten und faule Eier werfen....:-) Dem ist leider nicht so. Eine Rechenaufgabe kann durchaus zwei unterschiedliche richtige Ergebnisse haben. Zum Beispiel kann das x in der Aufgabe x²=49, sowohl 7, als auch -7 sein. Beide Ergebnisse sind richtig und doch völlig unterschiedlich.
    Das was du mit 7 oder -7 als Ergebnisvarianten beschreibst, entspricht wohl inhaltlich etwa dem, was ich damit ausdrücken wollte, als ich von dem Problem mit der Vorwärts-/Rückwärtsrechnung sprach. Das geht halt auch beides auf und trotzdem ist es unterschiedlich. An dem Punkt muss man sich entscheiden, was man für vorwärts, was für rückwärts hält. Da scheiden sich dann auch die Geister.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Aber wenn das stimmt und die Wahrheit liegt nicht im Auge des Betrachters, sondern im Auge des Schöpfers, dann kann doch der Betrachter, also der Mensch, unmöglich sagen, welches Resultat, welche Lösung denn nun die Richtige ist und dementsprechend kann der Mensch auch nicht sagen, welcher Weg gegangen werden muss.
    Korrekt, darum bin ich ja so abhängig von der Offenbarung Gottes durch sein Wort ;)

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Wenn das alles allein der Schöpfer bestimmt, dann muss man in Betracht ziehen, dass es ganz ganz viele unterschiedliche richtige Wege und Ergebnise geben kann. Eben wie Pepe bereits sagte, weil es ja auch so viele unterschiedliche Persönlichkeiten gibt, die unterschiedlich aufwachsen, in unterschiedlichen Kulturkreisen sozialisiert werden und eben ganz unterschiedliche Erfahrungen machen. All diesen Menschen könnte der Schöpfer dann doch einen ganz eigenen Weg eröffnen, wenn es allein in seinem Auge liegen würde.
    Vielfältige Wege ja, vielfältige Ergebnisse nein. Meiner Ansicht nach. Da gibt es dann in letzter Konsequenz nur entweder plus oder minus, entweder vorwärts oder rückwärts. Wie gesagt: In letzter Konsequenz. Natürlich gibt es dazwischen auch viel Unschlüssiges.

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Wenn der Mensch hingegen sagt, dass nur dieser eine Weg der richtige Weg ist, dann sagt er das immer aus seiner Perspektive heraus.
    Nope. Ich sage es, weil Gottes Wort es sagt: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich." (Joh14,6). Das ist nicht MEINE Perspektive/die Perspektive des Betrachters, sondern die Perspektive dessen, der da spicht. Ich glaube ihm nur, was er sagt.

    Gute Nacht,
    wirklich jetzt. :)
    Frau Shane

  9. #39

    Standard

    Liebe FrauShane,

    vielen Dank für deine konkreten Ausführungen, ich kann nun einiges schon viel besser verstehen.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen

    Wenn diese Fragen nach meinem vorherigen Beitrag immer noch offen und weiterhin interessant sind, würde ich mir für sie als nächstes einmal *ausschließlich* Zeit nehmen.


    Ich denke, ich habe verstanden, du siehst Erlösung als freiwillige Veränderung durch Befreiung.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen

    Nein. Die Entscheidung, Gott in seinem Leben anzuerkennen, ist für mich nicht die Konkretisierungsebene "Natur/Sport/Mainstream", sondern eher die allererste: Thailand oder Amerika. Konkretisierung ist für mich: Jesus/Wort Gottes/Gottes Sohn/Erlöser der Welt im Vergleich zu Jesus/guter Mensch/Vorbild/sonst nix oder noch was anderes. Noch weitere Konkretisierung wäre: ewiges Leben/Erlösung in Christus oder ewig wiederkehrendes Leben/Selbsterlösung.
    Ja, so dachte ich mir das auch. Hatte ich mich möglicherweise missverständlich ausgedrückt.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen

    Und dazu braucht es dann schon ein paar Vorab-Festlegungen.
    Das kommt auf die Art wie man konkretisieren möchte an, denke ich.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen

    Ewigkeit ist für mich der höchste Zeitwert. Leben ist für mich der höchste Qualitätswert. Wenn mir ewiges Leben versprochen ist, erwarte ich höchste Qualität von unvorstellbarer Dauer. Ewigkeit beinhaltet meiner Logik nach übrigens den heutigen Tag, insofern kann ich nicht nachvollziehen, wie Christen denken können, sie müssten auf diesen Qualitätswert warten, bis sie gestorben sind (Leben nach dem Tod). Dieses Leben beginnt hier und jetzt - und setzt sich nach dem Tod fort. Natürlich geschieht diese Veränderung hin zu diesem Qualitätswert nicht (oder nur in den wenigsten Fällen) schlagartig, aber sie geschieht und müsste dann auch sichtbar/fühlbar werden.
    Das verstehe ich nicht. Das ist mir zu unbescheiden. "Höchste Qualität von unvorstellbarer Dauer"

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Danke, dass ich dafür nicht erst meinen Glauben verwerfen muss ;)
    ;-) :-)

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen

    Sehe ich eigentlich auch so. Auch, dass fruchtbringende Reibung kontrovers geschehen kann. So erlebe ich dieses Gespräch hier aktuell auch. Das war in dem anderen Thread (Warum Gnadenkinder ein christliches Forum ist) nicht so. Da hatte ich den Eindruck, dass die Reibung eine Totgeburt nach der nächsten hervorbringt und habe *aus dieser Erfahrung heraus* die gemeinsame Grundlage zur Bedingung gemacht. Das revidiere ich jetzt aber dahingehend, dass ich die Möglichkeit einräume, dass auch ohne gemeinsame Grundlage Frucht entstehen kann, wenn wohl auch kein gemeinsamer Höhepunkt ;)
    Siehst du das tatsächlich so, dass eine gemeinsame Grundlage (Glaubensannahmen) Voraussetzung für einen gemeinsamen Höhepunkt ist? Warum? Ich profitiiere vom Perspektivenwechsel, selbst wenn er nur dazu führt mein Gegenüber besser zu verstehen und meine eigenen Sichtweisen und Haltungen zu bestätigen, er lohnt sich, finde ich.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen

    Hast du die Leute, die dich mit ihrer Denkweise verletzt haben, schon mal in ihren Gefangenschaften erkannt? Ich meine: Welche Not hat sie dazu veranlasst, das zu tun, was dich verletzt hat? Vielleicht hatten sie die gleiche Gefangenschaft, in die sie dich führen "wollten". In meinem Fall war das so. Ich habe bitterlich geweint, als ich irgendwann gesehen habe, wie gefangen sie erst waren (bzw. "er" in meinem Fall).
    Sie waren dem Wahn verfallen die einzig richtige christliche Gemeinde zu sein. Sie nutzten die Bibel aus, um Menschen gefügig zu halten. Sie redeten von Liebe, aber hatten keinen Schimmer davon wie man sie lebt. Usw. ...

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen

    Meiner Vorstellung nach wird das "Strafgericht" darin bestehen, dass der ganze Lebensweg für immer aus einer höheren Perspektive betrachtet wird: Alle Chancen und Möglichkeiten, alle gefällten Entscheidungen und ausgeführten Handlungen - und die Diskrepanz zwischen dem, was man gelebt hat und dem, was in Potenzial gewesen wäre. Und diese Diskrepanz aushalten zu müssen, dieses "wäre" und "hätte", kann ich mir unter Umständen äußerst peinvoll vorstellen, und zwar gerade weil man selbst dafür verantwortlich war sein Leben zu gestalten. Wenn es eine Wahrheit gibt, woran ich ja glaube, dann wird man im Rückblick darunter leiden, sie nicht erkannt zu haben, wenn sie erkennbar war und man sogar im Rückblick genau erkennen kann, wo, an welchen Punkten, in welchen Umständen sie einem direkt vor der Nase lag und wie, mit welchen Begründungen und auf welche Weise man sie verworfen hat.
    Und was bringt das dann noch? Hat man dann die Chance daraus zu lernen, etwas zu verändern?

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    Als Höllenqual werden wir es dann nur EMPFINDEN, wenn wir etwas verworfen haben, was wir dann gern gehabt hätten, weil wir es dann als höchste Lebensqualität empfinden werden.
    Mit welchem Sinn?

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    Ich persönlich fühle mich an dieses Verständnis wie folgt heran: Ich hatte eine echt gute Partyzeit früher. Mit allem, was dazu gehört. Eine Party, die nicht über der Kloschüssel endete, war keine echte Party. Silvester und Karneval habe ich erwartet wie die Christen ihren Himmel. Hätte mir damals jemand gesagt: "Nie wieder Karneval!" - ich hätte ihn verflucht und verlacht und einen Eimer Sangria auf ihn getrunken. Zwischen damals und jetzt liegt ein Weg. Heute wäre das, was ich damals als Spaßwochenende empfand, eher ein Horrorwochenende für mich. Ehrlich empfunden. Nicht, weil mir irgendein christliches Korsett den Karneval verbietet, sondern weil ich mich echt und ehrlich innerlich dahingehend verändert habe, dass ich nicht mehr genieße, was ich früher genossen habe, weil ich einen höheren Genuss kennengelernt habe, der mir das Vorherige nicht mehr als attraktiv erscheinen lässt. Sowas kennt wahrscheinlich jeder aus seinem Leben. Allerdings: So wie ich damals Karneval als herrlichen Zeitvertreib empfunden habe und heute als Lärmbelästigung (oder so) ;), glaube ich auch, dass wir das, was wir heute als Leben bezeichnen, dann - wenn wir ins ewige Leben eingegangen sind - als Tod empfinden werden, weil wir einer anderen Qualität von Leben gegenüberstehen werden. Und ich glaube, dass wir hier auf Erden diese Qualität festlegen: dass wir Gott in Ewigkeit so nah stehen werden, wie wir ihm auf Erden gekommen sind, dass er für uns in Ewigkeit so bekannt sein wird, wie wir uns auf Erden mit ihm bekannt gemacht haben. Darum besteht mein Lebensziel darin, mich ihm zu nähern, immer mehr, ihn zu erkennen, immer tiefer.


    Solche Veränderungen gibt es mit Glauben und ohne. Kann ich gut verstehen. Ich kann und mag mein Leben allerdings nicht so sehr auf die ferne Zukunft ausrichten. Und ich möchte mein Leben rückblickend unbedingt niemals als Tod empfinden müssen. Ich kann unterschiedliche Qualitätswerte so unterschiedlich wie sie sind akzeptieren und möchte sie als Erfahrungswerte in mir tragen. Ich strebe nicht nach höchster Qualität und was ist überhaupt höchste Qualität? Wie ist sie zu definieren? Um Qualität zu messen braucht es Kriterien. Diese werden durch Gemeinden, Kirchen, usw. ... festgelegt, manche Menschen lesen sie für sich aus der Bibel heraus und ich finde, dass diesbezüglich Freiheit und Freiraum bestehen sollte.


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    Ich glaube, dass die "Erlösung" (du fragtest ja, wovon eigentlich) zwar auch eine "irdische Direktwirkung" hat, die auch praktisch erlebbar und für andere spürbar ist, aber für die Zeit nach dem Erdenleben vor allem bedeutet, dass wir uns an diesem Rückblick auf unser Leben erfreuen werden anstatt und selbst für falsche Ergebnisse zu verdammen. Zwar werden wir sehen, wieviele Anläufe wir genommen haben, ohne den Absprung hinzukriegen, wie oft wir die Wahrheit hätten erkennen können, bevor wir sie dann erkannt haben, wie blind wir für die Zeichen und Hinweise waren, aber wir werden herzlich darüber lachen können, weil wir letztlich doch die eine relevante Entscheidung (die, die dann noch relevant sein wird, die Entscheidung für die Wahrheit), irgendwann irgendwie getroffen haben.
    Das hört sich schon angenehmer an als oben, aber der Sinn erschließt sich mir nicht. Was passiert mit dem Rückblick? Für was wird er gut sein?

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    Wenn man am Ende das richtige Ergebnis hat, dann macht es nichts mehr aus, wieviele falsche Wege man vorher ausprobiert hat - das sind dann alles spannende Geschichten, die man sich für den Rest der Ewigkeit zu erzählen hat.
    Dein "das richtige Ergebnis" stimmt mich nachdenklich.

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    Soweit noch alles bibelkonform, glaube ich. Jetzt gehe ich ein Stück darüber hinaus: Ich ziehe in Betracht, dass der Grund, warum Jesus sagte, dass nicht mal er selbst den Zeitpunkt seiner Wiederkunft kennt, der ist, dass Gott diesen Zeitpunkt von UNS abhängig macht, dass Gott auf uns wartet, auf unsere Entwicklung, unsere Erkenntnisbereitschaft ... - und somit *kein* Mensch verloren geht, außer einer.
    Keiner außer einer?

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    Von der "Allversöhnungslehre" (die man mir hier vielleicht vorwerfen könnte), unterscheide ich mich allerdings, und zwar dahingehend, dass ich nicht denke, dass es einen Weg an Jesus Christus vorbei gibt, sondern dass ihn früher oder später jeder erkennen wird.
    auch die Nicht-Christen?

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    Theoretisch bin ich bei dir. Praktisch ... Wie wird denn ein Mensch "demokratisch handlungskompetent"? Der Weg dahin ... sind das nicht alles kleine "Gerichte"? Scheitern, fallen, Fragen stellen, erkennen, aufstehen, weitergehen.
    Viele Lernprozesse. Demokratisch handlungskompetent wird man in der Tat nur durch Übung, indem man beteiligt wird, sich beteiligt, also Selbst- wie auch Mitbestimmung praktisch gelebt werden. Wenn ich merke, dass etwas nicht hinhaut, dann lerne ich, dass ich nach einer anderen Lösung suchen muss. Aus Fehlern lernen würde ich nicht als "kleine Gerichte" bezeichnen, nee, ich hab dazu eine zu fehlerfreundliche Haltung.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Mir ist die ganze Zeit schon was im Kopf und ich weiß nicht warum. Es steht eigentlich gerade gar nicht zur Diskussion, zumindest nicht offensichtlich, aber irgendwie schwebt das jetzt schon die ganze Zeit beim Schreiben über mir. Ich baue es deshalb einfach noch ganz unvermittelt an, vielleicht beantwortet es ja eine Frage, die nur noch nicht gestellt wurde, aber schon existiert. Und zwar: das Wort Sünde ist auf Hebräisch das gleiche Wort wie Zielverfehlung. Das war für mich persönlich eine wichtige Information, um mit dem Wort Sünde etwas vorurteilsfreier umgehen zu können.

    Lieben Gruß
    Frau Shane
    Ja, da siehst du mal was Sprache ausmacht. Ich finde Fehler schon angenehmer als Sünde und Zielverfehlung gefällt mir auch um einiges besser.

    Was mir prinzipiell nicht so geheuer ist, betrifft das Schön- oder Zurechtreden brutaler oder menschenunwürdiger Ereignisse der Bibel. Z.B. Brutales in den Kontext der Liebe oder Gerechtigkeit zu ziehen, ist doch an den Haaren herbeigezogen, finde ich. Ich fokussiere dann lieber all das Gute , wovon ich lernen kann, was mir im praktischen Alltag Stütze sein kann.

    Lieben Gruß zurück,
    Pepe
    Geändert von anonym013 (07.07.2014 um 03:18 Uhr)

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    (Gelächter im Hause Shane ;)).
    Lustig, gell! Wolkenkuckucksheim passt wirklich sehr gut! Ich war selbst ganz überrascht, wie passend das ist! :-)

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    (Ich nicht. Ich halte Mission für nötig. Aber zu kostbar, um sie an Leute zu verschleudern, die nicht missioniert werden wollen.
    Meinst du es gibt Menschen die das wirklich wollen? "He, kommt mal alle her, ich will missioniert werden..." Kann ich mir fast nicht vorstellen. Wie missionierst du denn? Allein dadurch, dass du von deinem Glauben erzählst, oder schon irgendwie organisierter?

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    Selbst Jesus heilte nicht einfach Kranke, sondern fragte sie erst mal höflich: "Willst du gesund werden?" (Joh 5,6). Könnte ja auch sein, dass jemand krank bleiben will. Und so könnte es ja auch sein, dass jemand ohne Erlösung leben will. Scheint mir zwar absurd, aber wenn Jesus davon ausgeht, dass es sowas geben kann, gehe ich sicherheitshalber auch erst mal davon aus.
    Ich denke er hat das gefragt, weil man nur dann gesund werden kann, wenn man es auch wirklich will. Wollte jemand nicht gesund werden, dann kann man da gar nix machen, fürchte ich.

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    Gut, du bist seit diesem Wortwechsel jetzt bis auf Weiteres erst mal als neuplatonischer Philosoph abgelegt. ;)
    Au ja! Wobei ich ja eigentlich "modifiziert neuplatonisch" glaube, also so, wie Eckhart es gelehrt hat. Das ist zwar in weiten Teilen neuplatonisch, aber eben immer im christlichen Kontext, also eine christliche Philosophie.

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Gut. Du sollst deine Chance bekommen. Kannst du mir sagen, woran Saul erkannt hat, dass es sich bei der Situation in Gilgal um den prophetisch angekündigten Moment handelte, in dem er auf Samuel warten sollte? Angesichts der Tatsachen, dass es zuvor schon mal eine Versammlung in Gilgal gab, zu der Samuel kam - die Situation also gut hätte verwechselt werden können - und der, dass mindestens zwei Jahre vergangen waren zwischen der Prophetie/den eingetroffenen Zeichen und dem besagten Tag, erscheint mir die Situation völlig unkenntlich und ich bete beim Lesen dieses Textes immer: "Gott, du kannst eigentlich froh sein, dass Saul überhaupt den Moment erkannt hat. Ich an Sauls Stelle hätte überhaupt nicht gecheckt, wo in deinem Plan ich eigentlich gerade bin"..
    Also ich habe mich tatsächlich mit dieser Frage noch nicht eingehender beschäftigt, aber war es nicht so, dass Saul gar nicht so richtig wusste was er tat? Ich meine er hat doch ein Brandopfer gegegeben, woraufhin Samuel dann sauer auf ihn war und Saul meinte, er hätte das nur auf Verdacht getan, weil er nicht genau wusste wann Samuel kommen würde.

    In 1.Samuel 13, 11-13 heißt es:

    Und Samuel sprach: Was hast du getan! Saul antwortete: Weil ich sah, dass das Volk von mir auseinanderlief, und du kamst nicht zur bestimmten Zeit, während die Philister sich schon bei Michmas versammelt hatten, da dachte ich: Jetzt werden die Philister zu mir nach Gilgal herabkommen, und ich habe das Angesicht des HERRN noch nicht gesucht. Da wagte ich es und opferte das Brandopfer. Und Samuel sprach zu Saul: Du hast töricht gehandelt! Du hast das Gebot des HERRN, deines Gottes, nicht gehalten, das er dir geboten hat. Denn gerade jetzt hätte der HERR dein Königtum über Israel für immer bestätigt;

    Kann das was damit zu tun haben, oder bin ich gerade völlig falsch?

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Ich fasse es nicht! Warum ist die wichtigste Frage, die je geboren wurde. Langweilst du dich nicht ohne diese Frage?"
    Aber wieso soll man sich denn langweilen, wenn man das Leben als Selbstzweck betrachtet? Das verstehe ich nicht. Ich lebe ja wirklich gerne, nur halt ohne Warum. Das muss doch nicht zwangsläufig langweilig sein.

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    Wie sieht wohl dein Leben praktisch aus?, frage ich mich gerade.
    Möchtest du da irgendwas Konkretes wissen? Also wenn man ohne Warum lebt, dann lebt man mit der Einstellung, dass alles was einem geschieht, so geschehen muss/darf/soll. Ich bete zum Beispiel immer wieder, dass mir Gott nichts anderes geben soll, als was er will und ganz egal was mir dann in meinem Leben auch immer geschehen mag, betrachte ich sozusagen als Gottes Wille für mein persönliches Leben. Ich brauche also nicht mehr zu fragen, "warum geschieht das jetzt!" Es geschieht, weil es geschieht und das reicht mir persönlich.

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    Ich lebe, weil Jesus lebt, und ich lebe auch sehr gerne. :)
    Das freut mich! Das Leben ist schön!

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    Ich könnte das alles gut nachvollziehen ... das Zusammenfallen der Gegensätze, das Substanzielle, das Erfahrbare/Erlebbare/Spürbare, den echten Frieden ... es wäre für mich wirklich nachvollziehbar ... wenn es nicht um Nichts ginge.
    Aber das Nichts ist doch lediglich nur ein Nichts für unser Denken.

    Wenn wir Menschen uns zum Beispiel das Nichts vorstellen wollen, dann denken wir dabei für gewöhnlich an sowas wie einen leeren Raum. Also der Mensch denkt immer in den Kategorien Zeit und Raum. Er kann nichts denken, was keine Zeit und keinen Raum haben soll. Zeit und Raum sind unsere Erkenntnisstrukturen. Aber sie taugen nicht, wenn wir Gott damit identifizieren möchten. Meister Eckhart hat einmal gesagt:

    Nichts hindert die Seele so sehr an der Erkenntnis Gottes wie Zeit und Raum. Zeit und Raum sind Stücke, Gott aber ist Eines. Soll daher die Seele Gott erkennen, so muss sie ihn erkennen oberhalb von Zeit und Raum; denn Gott ist weder dies noch das, wie diese (irdischen) mannigfaltigen Dinge (es sind): denn Gott ist Eines.

    Soll die Seele Gott sehen, so darf sie auf kein Ding in der Zeit sehen; denn solange die Seele der Zeit oder des Raums oder irgendeiner Vorstellung dergleichen bewusst wird, kann sie Gott niemals erkennen. Wenn das Auge die Farbe erkennen soll, so muss es vorher aller Farbe entblößt sein. Soll die Seele Gott erkennen, so darf sie mit dem Nichts nichts gemein haben. Wer Gott erkennt, der erkennt, dass alle Kreaturen (ein) Nichts sind. Wenn man eine Kreatur gegen die andere hält, so scheint sie schön und ist etwas; stellt man sie aber Gott gegenüber, so ist sie nichts.

    Das ist das Paradox. Gegenüber Gott sind wir ein Nichts, aber für unser Denken ist Gott ein Nichts. Wir sind zu beschränkt, um Gott denken zu können, um verstehen zu können was oder wer Gott ist. Deshalb folge ich persönlich der negativen Theologie und möchte gerne alle Attribute von Gott fernhalten. Und deshalb nenne ich ihn am redlichsten ein Nichts, also ein Nichts für unser Denken und für unsere Erkenntnis.

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    Ich habe erst mal geschluckt, wie du dir sicher vorstellen kannst. Ich weiß nicht, was eine Hypostase ist. Ich kenne auch Nous nicht. Ich habe aber "gespürt", dass es wahr ist, dass ich über "das, was direkt nach der überseienden Nichtheit kommt" gesprochen habe. Ich habe gestern Abend noch darüber gebetet, weil ich keine Erklärung dafür hatte, und heute Morgen hatte ich plötzlich eine: Das, worüber ich gesprochen habe - der Gott, der Substanz schafft durch seinen Gedanken - das ist Elohim, der Schöpfergott (Elohim = Schöpfer). Es ist richtig, dass Elohim nicht die Einheit ist, sondern nur ein Aspekt der Einheit. So wie FrauShane ein Aspekt meiner Vollständigkeit ist, nämlich ich in meiner Rolle als Forenuserin. Aber FrauShane ist deswegen keine andere Person. Die Einheit selbst stellt sich in der Bibel als JHWH (Jahwe) vor, der "Ich bin". Ich habe an diesem Punkt unseres Gesprächs tatsächlich über Elohim - den schöpferischen Aspekt meines Gottes Jahwe - gesprochen. Das was du als Weltseele bezeichnest, die den Kosmos belebt, halte ich für die Schöpfung.
    So ist's fein christlich! Also so haben das die Theologen der Scholastik auch gemacht und so kann man das auch machen. Das was die Griechen mit z.B. Nous bezeichneten, wird dann z.B. zum Sohn, weil er ja das Wort ist und Wort ist auf griechisch der Logos und der Logos ist der Ideenkosmos, also der Nous. Siehste, so einfach ist das! :-)

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    Die Bedeutung Platons für die Entwicklung des Christentums kannte ich nicht; ich erkenne aber jetzt, dass Platon dann wohl überflüssig gewesen wäre - die Erkenntnis steckte ja schon in den Mosebüchern. Mir scheint, wenn du in Bezug auf die Bibel nicht von einer Quellenscheidung ausgegangen wärst, was du vermutlich bist, dann hättest du auf Platons Gedanken ganz ohne Platon kommen können.
    Uiii, du schlimme Sünderin! ;-) Platon überflüssig? Also da bekomme ich ja gleich einen Herzkasper!

    Aber wenn du meinst.... Jetzt weiß ich zumindest wie es sich für euch anfühlt, wenn ich Paulus kritisiere, bzw. ihn für überflüssig erkläre! :-)

    Trotzdem kann ich mir eins nicht verkneifen: Platon hat noch soooo viel mehr gesagt und gedacht, da kommt der gute Mose aber nicht mehr mit...

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    Ich bin überrascht, wie nah wir uns sind, Provisorium. Mein Gott und dein Gott ist ein und derselbe, nur dass er dir noch nicht namentlich bekannt war. An diesem Punkt verstehe ich auch endlich die Bezeichnung "überseiende Nichtheit"! Sie drückt die Abwesenheit der Offenbarung Jahwes aus (welche aber gegeben ist in Jesus Christus, dessen Name ist: Das Wort Gottes // Offenbarung 19,13). Wenn ich den Faktor Jesus Christus/Wort Gottes aus meiner Rechnung weglassen würde, könnte die "überseiende Nichtheit" tatsächlich auch mein Ergebnis sein..
    Ja schön, gell! Aber die "überseiende Nichtheit" drückt in meiner persönlichen Vorstellung nicht die Abwesenheit der Offenbarung Jahwes aus, sondern ist halt nur ein Hilfsbegriff, um irgendwie über Gott sprechen zu können. Aber du darfst das natürlich auch gerne so verstehen, wie du es verstehen magst.

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    Um ehrlich zu sein: Ich habe Platon gerade verworfen. Sollen wir nicht lieber in der Bibel bleiben? Da ist doch echt alles drin, was wir brauchen!? Du bist so ein scharfsinniger Denker! Ich würde gern mit dir in biblisch denken.
    Ja gut, kein Problem. Deshalb habe ich ja gefragt, ob da überhaupt ein Interesse besteht. Allerdings muss ich noch kurz darauf aufmerksam machen, dass man z.B. den Johannesprolog nur dann richtig verstehen kann, wenn man Platon verstanden hat. Das ist nämlich reinster Platonismus und Johannes denkt da überdeutlich platonisch! Das hat der Kerl recht häufig getan...

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    Meine Sicht dazu hab ich oben an Pepe schon dargelegt. Kannst du damit was anfangen?
    Da muss ich nochmal genauer nachschauen und dann sag' ich bescheid.

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    Du wirst jetzt wohl die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, aber: Ja, das ist jetzt auch schon Hölle. JETZT zwar nicht als Hölle empfunden, aber gemessen an dem Qualitätswert des Lebens in Christus ist es real Hölle! Und je mehr ich von dem Qualitätswert des Lebens in Christus jetzt schon schmecke, desto toter kommt mir vor, was ich vormals Leben genannt habe. Wenn es die Reinkarnationsvariante gibt, neben der Auferstehungsvariante, würde ich sie ums Verrecken nicht haben wollen. Sie ist minderwertig in meinen Augen. Auch zum Thema Hölle hab ich an Pepe vorhin schon was geschrieben. Vielleicht bringen dir die darin genannten Beispiele meine Perspektive etwas näher. Falls nicht, kann ich es auch irgendwann nochmal erklären, aber im Moment wird es mir etwas zu viel. Ich werde in der nächsten Woche ggf. nur mitlesen, aber nicht so umfangreich schreiben. Mein Lebensrhythmus ist etwas durcheinandergekommen durch unsere Gespräche in den letzten Tagen.
    Ne du, da schlage ich gar nicht die Hände über dem Kopf zusammen, denn das kann ich richtig gut verstehen. Wenn ich von Hölle spreche, dann spreche ich auch immer von der Hölle, die wir Menschen uns hier auf Erden bereiten. Mehr Hölle kenne ich persönlich dann aber auch nicht.

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    Dein Elternhaus ist also christlich, vermute ich ...!?.
    Nö gar nicht. Meine Eltern sind zwar katholisch und evangelisch, haben aber mit Glauben nicht soviel am Hut. Also meine Mutter schon ein bisschen, aber das ist rein gar nicht in die Erziehung eingeflossen, da habe ich gar nichts von Gott oder der Bibel erfahren. Das habe ich alles für mich selbst entdeckt.

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    Dito :) Was arbeitest du eigentlich? Die Unterhaltung übers Altern klang nach Altenpflege, stimmt das?
    Ja richtig! Ich bin Altenpfleger. Schon 20 Jahre. Davor habe ich eine Lehre zum Zimmermann gemacht und auch zwei Jahre als Geselle gearbeitet. Zimmermann bin ich geworden, weil ja Jesus Zimmermann war und deshalb wollte ich das damals auch werden. Aber dann, als Zivi, bin ich in der Pflege hängen geblieben. Und jetzt Pflege ich. Meist in Zimmern und nur wenige Männer. Das Alter ist weiblich...;-)

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    Schlaf gut. Oder musst du arbeiten?.
    Ich muss bisschen arbeiten. Aber schlaf du doch gut und ein bisschen für mich mit...:-)

    Zitat Zitat von FrauShane Beitrag anzeigen
    PS: Wenn ich die Bibel richtig verstehe, wird Gott die provisorische Welt nicht platt machen, sondern seinen neuen Tempel mitten hinein bauen. Ich bin sehr gespannt, wie sich das gestalten wird und freue mich jetzt schon total drauf.
    Wie kommst du denn jetzt darauf? Wieso sollte er die provisorische Welt platt machen? Ich steh' gerade auf dem Schlauch. Und was für einen Tempel meinst du denn? Der Tempel ist doch nach christlicher Vorstellung die Seele des Menschen. Bekomme ich da etwa eine neue? Hast du da exklusive Informationen, die ich noch nicht habe? Dann erzähl mal bitte...

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)


 

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