Der Faden der Spinne

Ihr Lieben,
neulich hatten wir eine Spinne im Zimmer. Ich habe sie in einem Glas auf den Balkon getragen, wo sie jetzt "spinnt".
Mein Mann erzählte mir dann diese berühmte Geschichte, die aus dem ZEN kommt. Ich möchte euch alle teilhaben lassen, denn ich finde sie einfach sehr, sehr schön. Denkt mal daran, wenn ihr demnächst einem Spinnchen begegnet...
Natuki

Der Faden der Spinne
Eines Tages ging Buddha an einem Teich vorbei. Auf dessen Boden befand sich die Hölle. In ihr tummelten sich unzählige Sünder.
Unter ihnen war auch einen Mann, der viele Sünden in seinem Leben begangen hatte wie Morde, Raub, Brandstiftungen und Plünderungen.

Buddha aber sah auch eine gute Sache, die der Mann getan hatte: Er hatte eine kleine Spinne, die einmal seinen Weg kreuzte, aus Mitleid und Mitgefühl am Leben gelassen.

In seiner Güte nahm Buddha nun eine Spinne vom Blatt eines Lotos, der auf dem Teich blühte. Von der Spinne ließ er einen Faden zum Grund des Teiches hinab. Als der sündige Mann den rettenden Faden sah, ergriff er ihn und kletterte an ihm hinauf. Da der Faden aber sehr lang war, musste er auf halber Strecke Atem schöpfen. Dabei sah der Mann, dass auch andere Sünder am Faden unter ihm hochkletterten. Aus Furcht und Zorn, der Faden könnte reißen, rief er zu den anderen: „Ich habe euch nicht gestattet, an meinem Faden hochzuklettern, also lasst ihn sofort los!“

Oh, dieser arme Mann! Kaum waren diese Worte ausgesprochen, riss der Faden über ihm ab und der Mann stürzte mit all den anderen Sündern wieder zurück in die Hölle und erleidet dort noch immer Qualen.

(chinesische Legende)

Quelle: Zen - Guide, Deutschland