Seite 3 von 7 ErsteErste 12345 ... LetzteLetzte
Ergebnis 21 bis 30 von 70
  1. #21

    Standard

    Lieber Luxdei, ich möchte einmal aus religionshistorischer Sicht antworten, denn du beziehst dich ja auf die Exegese zu der sog. Versuchungsgeschichte.

    In der Zeit Jesu gab es auch auf Israel verschiedenste hellenistische Einflüsse, die religionshistorisch wirksam wurden. Ganz besonders deutlich wird das am Schriftgut der Essener, die den Dualismus (Gut gegen Böse) erneut aufgreifen und mit apokalyptischen Szenarien ausschmücken. Ein nicht unwesentlicher Teil aus der sog. Johannesapokalypse ist davon deutlich und unübersehbar beeinflusst. Noch deutlicher trifft dies auf die frühchristlichen apokryphen Apokalypsen zu.

    Persische Einflüsse, die insbesondere durch den Hellenismus auf die damalige westliche Welt einwirkten und sich mit Totenreichvorstellungen der Ägypter, Griechen und Römer verbanden, fanden in der Antiken Welt einen fruchtbaren Boden, da sie ungelösten Menschheitsfragen (nach Gut und Böse) offensichtlich denkbar einfache Antworten gab. Die Platonische Aussage, Gott ist das Urgute und Urreine Prinzip, aus diesem könne nichts Negatives kommen, schaffte ein Spannungsfeld, dass entgegen der Menschheitserfahrung stand, denn das Böse / Ungerechte war bekannt und erfahrbar im alltäglichen Leben. Die Griechen, Ägypter und Hellenen hatten in sog. Göttermythen bereits Antworten zu geben versucht, indem vom Sturz des Olymp oder Brudermord, etc, fabelhaft gesprochen wurde, um den Ursprung von Bösem zu erklären. Doch wie das Urgute und Urreine Prinzip diesen Zustand dulden konnte und vor allem wie der Mensch im Spannungsfeld dieses göttlichen Dramas zum Spielball der Mächte wurde, fand keine Beantwortung.
    Genau hier setzt der hellenistische Ansatz an, indem es einen Antigott, ein Visa Vis zu Gott setzt, dass durch göttliche Helden – Halbgötter bekämpft werden muß. Ob Mithras, Dionysios, Herakles, Attis, Hermas, hellenistischer Jesus, etc, etc, all diese Gottessöhne finden hier ihre Entstehung und ihren religiösen Kult. Sie sind die Kämpfer gegen das Urböse, die böse Urschlange (Ugarit), die die Menschheit in den Abgrund gestürzt hat (im Gegensatz dazu die ägyptische Version der Schlange als Heilsbringerin).
    (Wir müssen schon sehr tief – in die religionsgeschichtliche Frühgeschichte eintauchen, um diese Entwicklung zu verstehen.)

    Auch in Israel stellten sich diese Fragen nach dem Woher und Wohin, nach Gut und Böse, wofür die Klagelieder, Kohelet und manche Psalmen stehen. Und freilich hat insbesondere der babylonische Einfluss auch hier seine Spuren hinterlassen (Dualismus). Allerdings ging man eben nicht soweit, neben Gott einen Antigott zu personifizieren, sondern sah alles von Gott ausgehend. Allerdings wird ebenso von ungehorsamen Göttern berichtet, wie ich schon ausführte (deutlich babylonische Einflüsse) die jedoch in der Theologie Israels keine Weiterentwicklung fanden und nur zum äußersten Randbereich gehören. Gott als absoluter Imperator Rex kann neben sich keinen Antigott dulden, keine Schattenmacht, keinen Nebengott (Jesaja). Damit war jeglichem Ansinnen der Personifizierung eines Nebengottes der Riegel vorgeschoben. Die Antwort Israels auf seine Umwelt war klar, es gibt keinen Gott außer Gott dem Einem, uneingeschränkt, wie im Guten so im scheinbar (für Menschen) Bösen und der Mensch hat die Wahl zwischen Gott dem Guten und Gott dem Bösen. Der Mensch steht im Spannungsfeld Gottes und nicht der Götter oder Antigötter, der Mensch steht vor der Wahl, mit Gott oder ohne Gott.

    Genau darauf bezieht sich Jesus auch in seinem Lehrgut, der die Selbstverantwortung des Menschen betont und eben einer billigen Antigotttheorie eine deutliche Absage erteilt (Lobseligpreisungen). Der Mensch steht vor der Wahl Frieden zu schaffen, sich den Geboten Gottes hinzugeben, sich selbst zu überwinden, gegen sich selbst den Kampf des irdisch – egoistischen zu führen, etc. Daneben schwingt aber auch für Jesus gelegentlich der Kampf gegen mythische Dämonen (Totengeister) mit. Dieser Komplex (Dämonen) haben jedoch keines Wegs etwas mit einem Satan zutun, dass hat erst die christliche Theologie miteinander verbunden – in Anlehnung an andere Kulte der Antike und ihren Theologien.

    Die Selbstüberwindung Jesu ist ein Paradebeispiel dafür, wie der Mensch gegen seinen eigenen inneren „Schweinehund“ kämpfen muß, um sich dem Anliegen Gottes stellen zu können. Ein Kampf, den fast alle „Großen“ hinter sich bringen mussten, entbehrungsreich, ein Weg voller innerer Hindernisse und Kämpfe, um sich ihrer „Menschlichkeit“ zu entäußern, um sich der Sichtweise Gottes anzunähern.

    Um was es Jesus und auch dem Judentum in seinem Lehrgut geht, ist die Eigenverantwortung des Menschen gegenüber Gott. Ein Gott, der nicht weniger verlangt, als dass dein Du zum Ich wird. Hier hat eine Theologie von einem Antigott, dem die Menschen unterworfen sind keinen Platz, sondern nur die Theologie: Seid Heilig, denn Ich bin Heilig.

    Wenn wir von Versuchung und Täuschung sprechen, was sogar griechische Textbefunde belegen, dann geht es letztlich darum, dass es keine einfachen Wege zu Gott gibt, wir uns eben nicht von einem billigen Weg täuschen lassen dürfen, den wir in unseren Phantasien nur all zu gerne ausmahlen. Wir uns eben nicht dazu versuchen lassen dürfen, die leichten und bequemen Entscheidungen zu treffen. Wir immer 100 % ig Gott folgen sollen (die Frage nach dem größten Gebot), es keinen Spielraum für Macht, Reichtum, puren Egoismus, Kapitalismus, etc in einem Dasein mit Gott geben kann. Alles was sich den unterordnet ist eben nicht Selbstüberwindung, sondern sich der Versuchung irdischen Daseins hinzugeben, sich der Täuschung zu überlassen, alles wird schon gut. Nichts wird gut, dass sagt Jesus, dem Menschen ist es unmöglich in das Königtum der Himmel zu kommen, doch Gott ist alles möglich, doch bis dahin sollst du Mensch sein, Mensch – nach Gottes Ebenbildlichkeit im Guten.

    Es ist ein äußerst billiger Weg, seine Selbstverantwortung und Selbstverfehlung auf ein himmlisches Wesen zu projizieren und dann durch die Annahme von Himmlischen Helden Erlösung von diesen Verfehlungen zu erhoffen. Dieses hellenistische Prinzip, ich führte die bekanntesten oben schon an, können laut Jesu Aussage eben nicht diesen Effekt bei Gott erzeugen. Denn es ist und bleibt des Menschen erste Aufgabe sich selbst zu überwinden und die Welt in der wir leben im Sinne Gottes zu gestalten. Indem man diese Lebensaufgabe ablehnt und einem Satan andichtet gibt man seine persönliche Verantwortung für unser Dasein ab und genau das spiegelt sich im Dasein unserer Welt wieder, eine Welt, die durch Leid, Krieg, Armut, Kapitalismus und Ungerechtigkeit geprägt ist. Und logischer Weise sind die Menschen / Völker die Gewinner, die genau diese Theologie am erfolgreichsten postulieren. Denn was kann „ich“ denn dafür, schließlich gehört diese Welt ja dem Satan …


    Absalom

  2. #22
    Registriert seit
    06.12.2006
    Beiträge
    2.934

    Standard

    Danke Absalom für deine Ausführungen, lassen sie doch immer wieder über den Tellerrand gucken.


    -----------


    Und eigentlich hatte (hätte) Gott ja den Menschen die Erde gegeben, respektive anbefohlen, um über sie zu herrschen (wenn er seinen Auftrag auch ernst nehmen würde).


    Alef

  3. #23
    luxdei Gast

    Standard

    Vielen Dank für Deine Mühe, Absalom. Ich habe wieder etwas dazu gelernt.

    Gruß
    LD

  4. #24

    Standard

    Zitat Zitat von Ragamuffin Beitrag anzeigen
    Verstehe mich nicht falsch, ich schätze deine Ausarbeitungen sehr. Dennoch wäre es für mich nicht nützlich, weil ich keine vernünftige Möglichkeiten habe, deine Aussagen kritisch zu prüfen. Mir stehen nicht die Mittel und das Wissen zu Verfügung, das du dir in vielen Jahren erworben hast. Ich würde dem gerne auf gleichem Niveau begegnen - ist aber nicht bei mir drin. Würde wahrscheinlich nur zu Missverständnisse und sowas führen.
    ah danke ich wusste nicht wie ich das formulieren sollte, aber genau das ging mir durch den Sinn wenn ich deine ->absalom
    abhandlungen lese.
    es sind unmengen von dingen wo ich jahre bräuchte diese zu prüfen,
    ich kann nicht auf der selben ebene antworten sodass ein dialog stattfände, eine natürliche lebendige kommunikation oder übereinkunft.

    -tiffi


    PS @absalom - könntest du denn in zwei drei kurzen sätzen sagen wer für dich nun satan ist, so wie du es einem kind oder einem freund erklären würdest?

  5. #25
    luxdei Gast

    Standard

    @ Tiffi und Raga

    Wissen kann man erwerben - bis ins hohe Alter. Und es ist nie zu spät damit anzufangen ;-)
    Aber mal ernsthaft. Ich kann Euch verstehen. Auch ich war von der Informationsflut in Absaloms Texten stets erschlagen. Und teilweise geht es mir heute noch so. Was mir sehr geholfen hat, waren ein paar grundsätzliche Bücher über Religions- und Bibelgeschichte. Ich könnte zwar nicht mit Absalom gleichwertig diskutieren, aber mit der Weile kann ich ihm recht gut folgen.

    Gruß
    LD

  6. #26

    Standard

    Hm, ich muß mir darüber Gedanken machen, wie ich sonst antworten könnte.

    Tiffi, in einem Satz, wer Satan laut Bibel ist: Ein Wesen das durch Gott geschaffen wurde, einer der "Söhne" Gottes, eine Wesensart die in uns allen ist, eine Handlungsweise / Exekutive Gottes. Mehr sagt die hebräische Bibel (das A.T.) darüber nicht aus.

    Ganz sicher ist für mich persönlich, es ist kein Gott, denn Gott ist Einzig und dieses Wesen würde sich nie zum Gott erheben können, denn Gott duldet keine Antigötter - siehe Buch Jesaja, etc. Gott duldet jedoch - zeitlich begrenzt - Götter, die sich Menschen erschaffen haben.

    Übrigens Gott hat auch keinen Widersacher - siehe Buch Jesaja, denn niemand könnte sich mit dessen Größe messen.

    Absalom

  7. #27
    outiouti Gast

    Standard

    Gut das die Bibel nicht nur aus dem AT besteht , denn das NT liefert uns eine genauere Beschreibung des Satans.

    Es ist keine Wesensart - der Satan - aber satanisch zu sein ist eine.

    Die Bibel sagt aus das wir alles zu unserem Gott machen können , selbst unseren Bauch .

    Aber die Stellung des biblischen Schöpfers Jehova als einzigen Gott nicht anzuerkennen bedeutet eine Gebotsverletzung .

    Die Handlungs, bzw. Argumentationsweise nur das alte Testament sei gültig entspringt klar aus dem Judentum und hat keinerlei wissenschaftlichen Bestand - ob jemand nur an das AT glaubt und das NT als hellenistisch verteufelt - ist jedem Menschen selbst überlassen.

    Die Schriften des NT bilden wie die Schriften des AT keinen eigenen logischen Konsenz, sondern die Schriften des NT dienen dazu die Schriften des AT zu verstehen, genauso wie die Schriften des AT dazu dienen die Schriften des NT zu verstehen.

    Deshallb ist die Bibel der christlichen Religion und der Lehre von Jesus Christus , der unser aller Herr sein wird - aber nicht Gott ist , ein Buch .

    Deshalb ist dieses Buch das meistübersetzte , meistverkaufte, meistverbreitete und meistgedruckte Buch der Menschheitsgeschichte.

    Die einzelnen Bibelbücher wurden von den frühen Kirchenvätern ausgewählt , die in Gemeinsamkeit mit dem Heiligen Geist der auf die Apostel und andere in der Bibel erwähnte Menschen ausgeschüttet wurde stehen.

    Die Bibel beschreibt uns den Satan - sehr genau - er ist eine Persönlichkeit , die sich die Widersacherschaft Gott gegenüber ausgesucht hat.

    Die ihm nachfolgenden Engel / Geistgeschöpfe sind Dämonen .

    Die ihm nachfolgenden Menschen sind die Menschen die die Gebote Gottes nicht achten.

    Alle diese Menschen , die sich für eine Stellung auf der Seite des Satans entschieden haben, werden sich auch dafür verantworten müssen.

    Gott hat allen Menschen die Gebote in Sinn und Herz gepflanzt und von daher sind sie für jeden erfühlbar, der sich aufgrund der Erkenntnis von Gut und Böse für das Gute entscheidet , das bedeutet nicht unbedingt christlichen Glaubens sein zu müssen , sondern das auch der gute Urwaldindianer wie der böse Urwaldindianer existiert - so ist es in jeder Volksgruppe von Menschen.

    Die Gruppen von Menschen die für sich einen
    Absolutheitsanspruch stellen sind im Grunde schon irregeleitet und befinden sich in den Fängen von Irrlehren, die mit der Lehre Jesus Christus nichts gemein haben.

    Diese werden einst vor Jesus stehen und sagen Herr Herr was haben wir nicht alles in Deinem Namen für Dich getan
    Jesus wird ihnen antworten , wer seid ihr - ich kenne Euch nicht .

    Alles andere ist Spekulationstheorie aus Teilen oder Anteilen der Bibel oder anderen Schriften , die nicht zur Bibel zählen.

    Ich finde es mitunter lustig - wenn dem Johannes - Hellinismus unterstellt wird - obwohl es eindeutig nur eine Frage der persönlichen Interpretation ist .

    Dann frage ich mich weshalb andauernd die christliche Religion besonders wenn sie bibeltreu und gerecht ist kritisiert wird .

    Ich komme zum Schluß das auch hier der Satan am Werk ist und mit aller Macht versucht Menschen von der gebotetreuen Lehre des Jesus Christus und des Evangeliums , einer Lehre, die klar vom Schöpfergott stammt - abzubringen und zu entfernen .

    Strengt man aber seinen klaren Verstand an - so erkennt man mitunter die kleinen spekulativen Cocktailkirschen, die den Leser beeinflussen sollen .

    Ich kann nur jedem anraten genau zu prüfen .....selten so gelacht .....


    mfg

  8. #28

    Standard

    Zitat Zitat von absalom Beitrag anzeigen
    Hm, ich muß mir darüber Gedanken machen, wie ich sonst antworten könnte.

    Tiffi, in einem Satz, wer Satan laut Bibel ist: Ein Wesen das durch Gott geschaffen wurde, einer der "Söhne" Gottes, eine Wesensart die in uns allen ist, eine Handlungsweise / Exekutive Gottes. Mehr sagt die hebräische Bibel (das A.T.) darüber nicht aus.

    Ganz sicher ist für mich persönlich, es ist kein Gott, denn Gott ist Einzig und dieses Wesen würde sich nie zum Gott erheben können, denn Gott duldet keine Antigötter - siehe Buch Jesaja, etc. Gott duldet jedoch - zeitlich begrenzt - Götter, die sich Menschen erschaffen haben.

    Übrigens Gott hat auch keinen Widersacher - siehe Buch Jesaja, denn niemand könnte sich mit dessen Größe messen.

    Absalom
    danke für die Verkürzung,
    jetzt überblicke ich die Grundthesen zumindest :-)

    @luxdei
    mir liegt es eher, Informationen im Gehalt und im Überblick zu verstehen, statt allen möglichen Tiefen, Weiten, Details und Pfaden zu folgen.

    lg tiffi

  9. #29

    Standard

    outiouti, hast du bestimmte verse aus dem NT die belegen dass das NT einen Satan als das katholische konstrukt kennt?

  10. #30
    h_huber Gast

    Standard

    Shalom Gnadenkinder, wie so erkent ihr nicht wer der Böse ist? Werdet ihr nie krank? Gibt aber doch die gute Botschaft,,,,Jesu ist Sieger für immer.


 

Ähnliche Themen

  1. Exorzismus - wie mächtig ist Satan
    Von Lelia im Forum Glaubensfragen / Jesus / Gebete
    Antworten: 30
    Letzter Beitrag: 20.11.2013, 14:14
  2. Satan um Hilfe bitten ?
    Von Rationalitaet im Forum Glaubensfragen / Jesus / Gebete
    Antworten: 27
    Letzter Beitrag: 10.02.2011, 13:48
  3. Brauchen wir Satan genauso wie Gott?
    Von Lelia im Forum Glaubensfragen / Jesus / Gebete
    Antworten: 16
    Letzter Beitrag: 14.01.2009, 21:04
  4. Bestraft Satan Gottes Gegner?!
    Von Sawel im Forum Glaubensfragen / Jesus / Gebete
    Antworten: 53
    Letzter Beitrag: 12.11.2008, 13:38
  5. Jesus and Satan
    Von Victor im Forum Archiv
    Antworten: 11
    Letzter Beitrag: 31.07.2006, 17:02

 Besucher kamen mit folgenden Begriffen auf diese Seite:

wer ist satan

satan schleicht umher

sind engel dienbare geister
satan schleicht umher wie ein brüllender löwe
gtt und satan

Stichworte

Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •