[align=justify:ffe33ddcdc]Die Opfertheologie ist in ihren Nuancen so unterschiedlich wie die Facetten der einzelnen Kirchen. Während in der kath. Kirche grundsätzlich noch gelehrt wird, dass niemand durch das Opfer Jesu gerettet wird (dies ist Ketzerei [oder Häresie]), hat sich die Opfertheologie in erster Linie in den protestantisch orientierten Kirchen und Freikirchen durchgesetzt.Zitat von Samu
Luk 22: 15-20 Und er sprach zu ihnen: Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passah mit euch zu essen, ehe ich leide. 16 Denn ich sage euch, daß ich hinfort nicht mehr davon essen werde, bis es erfüllt sein wird im Reiche Gottes. 17 Und er nahm einen Kelch, dankte und sprach: Nehmet diesen und teilet ihn unter euch. 18 Denn ich sage euch, daß ich nicht von dem Gewächs des Weinstocks trinken werde, bis das Reich Gottes komme. 19 Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird; dieses tut zu meinem Gedächtnis! 20 Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahle und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen wird.
Demzufolge hat „Gott“ einen neuen Bund mit den „Christen“ geschlossen, der darin bestand, dass Jesus sein Leben dahingab, von den „Christen“ aber nur ein gewisses „Jesus annehmen“, die Taufe und das Abendmahl verlangte. In verschiedenen Kreisen wird auf die Taufe keine oder eine geringe Bedeutung gelegt, mitunter wird auch eine Kinderbesprenkelung als Taufe akzeptiert. Das Abendmahlsbrot wird durchwegs mit Hefe (Sauerteig) als eine liturgische Handlung eingenommen. Beim Wein wurde in den meisten mir bekannten Kirchen in den letzten 40 Jahren von Wein auf Traubensaft umgestellt – um ehemaligen Alkoholabhängigen keinen Anlass zum Wiedereinstieg zu geben.
Joh 6: 53-56 Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es sei denn, daß ihr das Fleisch des Sohnes des Menschen esset und sein Blut trinket, so habt ihr kein Leben in euch selbst. 54 Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage; 55 denn mein Fleisch ist wahrhaftig Speise, und mein Blut ist wahrhaftig Trank. 56 Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm.
Es geht bei dem Opfer Jesu in erster Linie um die beiden letzten von Dir erwähnten Opferarten – das Sühnopfer und das Schuldopfer. In meiner Kindheit war die Rede davon, dass Jesus für unsere „Sündenschuld“ gestorben ist. Jesus selbst hat im Auftrag des VATERS sein Leben gelassen:
Joh 10: 18 Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selber. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wiederzunehmen. Solch Gebot habe ich empfangen von meinem Vater.
Heb 9: 11-15 Christus aber, gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter, in Verbindung mit der größeren und vollkommneren Hütte, die nicht mit Händen gemacht (das heißt nicht von dieser Schöpfung ist), 12 auch nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blute, ist ein für allemal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte. 13 Denn wenn das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer jungen Kuh, auf die Unreinen gesprengt, zur Reinigkeit des Fleisches heiligt, 14 wieviel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um den lebendigen Gott zu dienen! 15 Und darum ist er Mittler eines neuen Bundes, damit, da der Tod stattgefunden hat zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bunde, die Berufenen die Verheißung des ewigen Erbes empfingen
Anm: Bei Luther wurden sogar Ochsen geopfert Heb 9: 13 Denn so der Ochsen und der Böcke Blut und die Asche von der Kuh, gesprengt, heiligt die Unreinen zu der leiblichen Reinigkeit, – dies, obwohl ein Verschnittenes zum Opfer untauglich war.
Um besser verstehen zu können, warum man sich im Christentum reformierter Richtung mit dem Opfer Jesu identifizieren muss, um gerettet zu werden, empfehle ich Dir, einmal den ganzen Hebräerbrief durchzulesen. Er dürfte Dir bessere Antworten zu Deinen Fragen geben, als ich das hier – huschhusch – machen kann. Identifizieren – nun mir fällt gerade kein anderes Wort ein. Früher wurde noch die Busse gelehrt – aber das ist schon länger her. Heute wird bei Evangelisationen ein sogenannter Altarruf gemacht, bei dem Gäste nach einer missionarischen Predigt aufgefordert werden, durch Nach-Vorne-Kommen oder durch Hand-Erheben ihr Leben Jesus zu geben oder Jesus anzunehmen – nach dem Motto: So wie du bist, bist du okay, wenn du aber Jesus annimmst, dann bist du noch „okayer“.
Ich habe einen Gottesdienst in Erinnerung, in dem von einem Pfingstpastor folgendes gelehrt wurde:
Im alten Bund wurden die Sünden nicht im eigentlichen Sinne vergeben, sondern nur durch das Blut der Opfertiere bedeckt. Sie war noch da, aber für Gott nicht mehr sichtbar. Nach dem Opfertod Jesu war das anders, da war die Sünde weggewaschen oder anders formuliert: „im Meer versenkt, wo es am tiefsten ist“.
Heb 9: 22 Und es wird fast alles mit Blut gereinigt nach dem Gesetz; und ohne Blut vergießen geschieht keine Vergebung.
Die Gerechtigkeit Gottes fordert ein vollkommenes Opfer. Böcke und Lämmer konnten dies nur sinnbildlich, symbolhaft vorschatten. Jesus als Gottes Sohn war der einzige Mensch, der ohne Sünde war und nur er war daher zu diesem Opfer tauglich. Beim Auszug aus Mizrajim musste ein Lamm geschlachtet werden, dass ohne Fehl war. Und dies ist auch der Grund, warum Jesus exakt auf das Passa-Fest geopfert wurde.
Leider muss ich heute Tendenzen in christlichen Kreisen feststellen, dass man von der Busse abkommt. Eine Liebe Gottes ist „in“, die alles mit sich machen lässt. Ein Teil der Gemeinden werden völlig säkularisiert, andere predigen neu die Kraftwirkungen des Heiligen Geistes, sind also der charismatischen oder pfingstlichen Richtung zuzuordnen. Nach dem Motto: „Christus ist für uns gestorben – wir haben die Gnade“ macht man sich keine Gedanken mehr über die „verborgenen Sünden“ und sündigt munter drauflos. Massstab für Sünde ist nicht mehr die Torah sondern das eigene Empfinden, die Erziehung, die Predigt. So sündigst du z. B., wenn du nicht Weihnachten feierst.
In einem anderen Thread hattest Du den Zustand in christlichen Kirchen mit dem Ausdruck „schockierend“ umschrieben. Vor 40 Jahren predigte jemand: „Die Gnade ist zwar umsonst – aber sie ist nicht so billig wie Dreck“. Heute wird auch Teil 2 nicht mehr gepredigt. Und so wird das Opfer des Sohnes Gottes mit Füssen getreten – „wir haben ja die Gnade“.
Ich bin mir darüber im Klaren, dass dieses Opfer den Juden ein Ärgernis ist – und den Griechen (Christen) eine Torheit.
1Kor 1: 23 wir aber predigen den gekreuzigten Christus (Messias), den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit;
Wenn Du (noch) Probleme mit der christlichen "Opfertheologie" hast, dann ist das ganz „normal“ – es muss aber nicht so bleiben. Die Wahrheit liegt wohl jenseits von jüdischem und griechischem Denken, jenseits von Judentum und Christentum – oder vielleicht sogar mitten dazwischen.
Hoffe, Dir ein ganz klein wenig geholfen zu haben.
Dein Shomer[/align:ffe33ddcdc]
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