Ausgewählte Gewürze, Harze und Öle der Bibel
von Ingrid Penner
Aloe
Herkunft:
Obwohl die Aloe wie ein Kaktus aussieht, gehört sie zur Familie der Liliengewächse (Asphodelaceae). Die Pflanze wird bis zu zwei Meter hoch und hat lange, fleischige Blätter, die in Spiralform rund um einen Stamm angeordnet sind. Die Blütezeit ist von Mai bis Juni. Danach bildet sich auf einem bis zu 90 cm langen Stiel eine Traube von Blüten. Aloe stammt ursprünglich aus Südafrika und Westindien und wird heute auch in den subtropischen Gebieten Südamerikas angebaut. Sie gedeiht selbst bei geringen Niederschlägen und hält lange Trockenzeiten und intensive Sonnenbestrahlung aus. Es gibt ca. 500 verschiedene Aloe-Arten.
Wirkung und Verwendung:
Aloe wird verwendet bei Magen- und Darmproblemen, Durchfall und gegen Hämorrhoiden. Die Pflanze ist auch Bestandteil in Abführmitteln. Die Heilpflanze hilft bei Magenschleimhautentzündungen, Magengeschwüren und Geschwüren des Zwölffingerdarms. Auch bei Nervenkrankheiten kann Aloe unterstützend wirken. Weiters wird Aloe bei Herz- und Kreislauferkrankungen, bei Immunschwäche und Allergien gegeben. Sie stärkt die Widerstandskräfte der weißen Blutkörperchen und wird darum unterstützend bei Tumoren und Geschwülsten eingesetzt. Äußerlich wird Aloe bei Neurodermitis, Psoriasis und Akne verwendet. Sie schützt die Haut vor dem Austrocknen und ist in vielen Präparaten enthalten. Auch bei Verbrennungen beschleunigt die Anwendung von Aloe den Heilungsprozess.
Interessantes:
Der Name Aloe kommt vom arabischen „alloeh“ und dem hebräischen „halal“ für glänzend und bitter, womit Bezug genommen wird auf die glänzende Blattoberfläche und den bitteren Geschmack des Saftes. Schon von den Ägyptern wurde Aloe als Heilpflanze genutzt. Dioscurides (= griechischer Arzt des 1. Jhs., als Militärarzt im römischen Dienst, erster bedeutender Pharmakologe) empfiehlt die Pflanze unter anderem bei Verstopfung, Blutfluss, als Wundheilmittel und bei Hämorrhoiden. Auch in den Kräuterbüchern des Mittelalters werden die Pflanze und ihre Wirkung beschrieben. Insgesamt gehen die Quellen bis ins 4. Jt. v. Chr. zurück. Als die Wissenschaft im letzten Jahrhundert begann, die Wirkungsweisen dieser Pflanze eingehender zu untersuchen, bestätigten sich einerseits die überlieferten Erfahrungen, andererseits wurden neue Anwendungsgebiete entdeckt. Die wichtigste Substanz der Pflanze, das Gel, befindet sich im Blattinneren. Wenn die Pflanze zwei bis drei Jahre alt ist, kann mit der Ernte der Blätter begonnen werden. Hierbei wird nicht die ganze Pflanze geschnitten, sondern es werden alle zwei Monate vier bis sechs Blätter vom Ansatz her abgetrennt. Mindestens zwölf Blätter bleiben am Stock zurück. Auf diese Weise kann eine Pflanze acht bis zehn Jahre genutzt werden. Man kann sie sehr gut auch selbst daheim im Topf ziehen, muss dabei jedoch auf sandige, gut entwässerte Erde achten.
Biblisches:
Im Alten Testament wird Aloe zusammen mit anderen duftenden Gewürzen und Harzen erwähnt: • „Von Myrrhe, Aloe und Kassia duften all deine Gewänder, aus Elfenbeinhallen erfreut dich Saitenspiel.“ (Ps 45,9) • „Ich habe mein Lager besprengt mit Myrrhe, Aloe und Zimt.“ (Spr 7,17)
„Narde, Krokus, Gewürzrohr und Zimt, alle Weihrauchbäume, Myrrhe und Aloe, allerbester Balsam.“ (Hld 4,14) Im Neuen Testament kommt Aloe im Zusammenhang mit dem Begräbnis Jesu vor, muss also zur Zeit Jesu Salbenmischungen beigemengt worden sein: • „Es kam auch Nikodemus, der früher einmal Jesus bei Nacht aufgesucht hatte. Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund.“ (Joh 19,38)
Fortsetzung folgt
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