Ja, natürlich. Es ging mir vor allem um das Alter von Johannes. Sollte er ein guter Lehrer gewesen sein (wovon ich ausgehe), dann hat er seine Schüler auch schreiben lassen. Bei all den Auffassungen ist aber doch die Frage, über was wir eigentlich reden. Sicher hat Philo über den logos geredet, aber nicht im Sinne von Johannes. Ich gehe davon aus, daß Johannes nach seiner Haft in Ephesus war. Die Gemeinde zu Ehesus hatte zwar den Brief von Paulus und auch den Brief, den wir aus der Offenbarung kennen, aber sie praktizierten nicht, was in diesen Briefen stand. Sie lebten in ihrer Seele, diskutierten über die Wahrheiten, vielleicht auch über die gängigen Philosopien und lebten so im wahrsten Sinne des Wortes am Leben vorbei. Hier nun setzen Johannes und vielleicht auch seine Mitarbeiter an. Sie wollen die Gemeinden zurück zum Leben bringen. Und das Leben ist das Wort. "Im Anfang war das Wort". Ich denke, Johannes hat hier 1.Mose 1 im Blick und nicht Philo. Es mag aber sein, daß er die Leute dort abholt, wo sie vielleicht waren. Jedenfalls redet nun Johannes vom Logos und nicht Philo. "Und das Wort war bei Gott".
Alef nun hat auf Mose aufmerksam gemacht. "Einen Propheten wie mich wird euch Gott erstehen lassen, auf ihn sollt ihr hören". Wir wollen doch alle auf diesen Propheten hören, da sind wir uns doch sicher einig. Was unterscheidet nun Jesus von dem Propheten Mose? Mose hatte zwar das Wort Gottes, Jesus dagegen ist das Wort Gottes. Bei Mose war das Wort Gottes und der Mensch zwei verschiedene Sachen. Bei Jesus wird das Wort Gottes Mensch. Hier ist ein Mensch, der das Wort Gottes ist. Hier sind die Gedanken eines Menschen die Gedanken des Wortes Gottes. Hier sind die Gefühle eines Menschen die Gefühle des Wortes Gottes. Hier wird das Wort Gottes in einem Menschen verkörpert. Manche sehen bei Jesus nur das Fleisch. Sie sehen nur den Menschen Jesus, aber Johannes sah das Wort Gottes, das in Jesus menschliche Züge annimmt. Dieses Wort, das Johannes sah, ist voller Gnade und Wahrheit. Deshalb unterscheidet er auch hier zwischen Mose und Jesus. Das Gesetz als das Wort Gottes ist etwas durch Mose gegebenes, die Gnade und Wahrheit als das Wort Gottes ist dagegen etwas "Gewordenes", etwas das Fleisch geworden ist (nicht "gegeben" im Sinne von Mose).
Joh 1,17 Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.
Durch Jesus Christus ist etwas geworden, das es bis dahin so noch nicht gab. Hier redet ein Mensch und eigentlich ist es Gott, der redet, nicht im Sinne von Inspiration wie bei Mose, hier ist Gott selbst, der im Menschen verkörpert das Wort Gottes ist und als solches in der Tat das ist, was er redet:
Joh 8,25 "Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du? Jesus sprach zu ihnen: Durchaus das, was ich auch zu euch rede."
Was ich also sagen möchte: Es geht im Johannesevangelium um das Wort Gottes, das Mensch wird. Dieses Wort ist Gott selbst. Und dahin wollte Johannes die Gemeinde bringen; zurück zum Geist und Leben des Wortes Gottes.
Shalom
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