Essener = ägyptische Therapeuten? buddhistische Missionare? jüdische Gerechtigkeitsfanatiker? Mönche ohne Frauen? Mönchsgemeinschaften mit Frauen?
samu, samu - hier gehen die "Erkenntnisse" aber weit auseinander. Zudem wirst du andere "Wissenschaftler" hoch schätzen als ich.
Lieber Frank, ich habe die Schriften, soweit sie veröffentlicht sind, teilweise sogar in Originalkopie gelesen, also ich kann mir schon ein Bild machen und kann leider zu keiner esoterischen Schlussfolgerung kommen. Ich schreibe zu Zeit selbst an einer Abhandlung für eine Veröffentlichung zu der Frage nach dem Verhältnis von Essenern und Samaritern.
Zu dem Punkt Mönchsgemeinschaft mit oder ohne Frauen, kann man bei den Essenern alles selbst nachlesen! Z.B.: 1QSa 1/9 – 11) oder J.F. J.K. II 160-161, Ph. Hypothetika XI 14 -17

Das die Essener vielfältige Einflüsse in sich aufzeigen ist kein Geheimnis doch die seriöse Quellenforschung konnte doch schon den wesentlichen Bestandteil analysieren und zuweisen. Zum Buddhismus oder gar Hinduismus fand ich bisher allerdings nicht eine einzige wissenschaftlich belegte Zuordnung. (Bitte um Quellverweis) Dass allerdings alle Religionen dieser Erde in ihrem Grundwesen eine ganz ähnliche Erkenntnislogik in sich tragen, setze ich dabei voraus.

Religionsstifter = ich meine natürlich Jesus Christus, der aus der Vision des Paulus heraus wirkte - aber auch schon in seinem Leben nicht nur aus "jüdischen" (oder "samarischen" oder "syrischem") Denken heraus zu verstehen ist. Das Problem ist - u.a. - dass diese Vorstellung vom "wahren jüdischen" Leben Jesu eine Projektion späterer Zeiten ist. Wir wissen nicht wirklich, was damals "eigentlich jüdisch" war. Die Masoreten haben gründliche Arbeit geleistet und vieles griechische Denken aus dem Tenach entfernt.
Ich möchte dir hier mal mit Wolgang Feneberg (katholischer Theologe) antworten: „Es mag für uns Christen, wenn wir uns ernsthaft und offen mit Jesus und seiner Glaubenswelt und Religion beschäftigen mancher Zweifel an unserem Denken und Handeln kommen. Denn man bedenke, daß Jesus in einer geistigen Welt zu Hause war, die eigentlich auch unsere sein müßte, uns aber fremd und andersartig erscheint. Er war bekleidet mit einem Zitzit, ein kleiner Gebetsmantel unter dem Tagesrock, den jeder fromme Jude auch heute noch trägt. Zum Beten legte er über sein Haupt den Tallit – den großen Gebetsmantel. Er wandte sich dreimal täglich in Richtung Jerusalem, um das Schma Israel zu beten, wie jeder gläubige Jude es auch heute noch tut. Beim Gebet in der Synagoge legte er die Teffilin an, wie es heute ebenfalls getan wird. Er küßte bzw. berührte die Mesusa, wenn er ein Haus betrat, die an einem jeden jüdischem Haus auch heute noch zu finden ist. Am Freitagabend ging er in die Synagoge und wahrscheinlich auch am Samstag, um Schabbat zu feiern. Am Puriemfest feierte er, wie alle Juden, ein Freudenfest zur Erinnerung an die Befreiung und Errettung durch Ester und Modechai aus der Hand Hamans, der das Volk Israel ausrotten wollte. Am Laubhüttenfest zog er wie alle Juden in eine Sukkah und feierte mit reichlich Wein und den besten Speisen. Am Jom Kippur fastete er, wie alle Juden; und am Pessach gedachte er der Errettung seines Volkes durch die Hand Gottes aus der Knechtschaft in Ägypten und an den Bundesschluß Gottes mit seinem Volk Israel. Er feierte Rosh Haschana ebenso und dies alles taten seine Jünger auch. Er ging, wie wir alle wissen in den Tempel in Jerusalem und seine Jünger versammelten sich dort nach seiner Himmelfahrt täglich und opferten sogar dort, wie uns die Apg. zu berichten weiß. Er betete im Singsang, wie es bei den Israeliten üblich war und ist, und verlas ebenso die Thora in einen monotonen Sprechgesang. Er aß Koscher und sprach den Kiddusch über Speise und Trank, wie es heute auch noch mit den gleichen Worten fromme Juden tun. Er sah die Lichter – der Öllampen, die zu Chanukka in allen Fenstern leuchten, um an das Ölwunder zur Makkabäerzeit und der Bewahrung des Tempels zu gedenken. Er kannte kein Ostern und Pfingsten, so wie wir es feiern und es ja erst im 3. – 4. Jahrhundert n. Chr. in dieser Form entstand. Er kannte kein Weihnachten oder andere kirchliche Feste. Seine Jünger kannten dies auch nicht, und als fromme Juden, wie sie die Apg, z.B. 2/46–47 oder 21/18-26 beschreibt, lebten sie in der jüdischen Welt. Auch Paulus blieb zeitlebens ein frommer Jude, wie er selbst mehrfach bezeugt, gleichwohl er um der Botschaft Willen den Heiden ein Heide wurde, aber immer eine Jude blieb (siehe Apg. 24/14-18 etc.). Sie alle waren fest verankert im biblisch -jüdischem Kultus und in ihrer Religion. Jesus blieb zeitlebens seinem mosaischen Glauben treu ergeben, gleich wohl er angeblich der Gründer einer neuen Religion wurde, ein Paradoxum, das bis heute nicht aufgeklärt wurde, weil es eigentlich unmöglich ist.
Er stellte sich die Frage, was ist nach 1700 Jahren Christentum noch von dem übrig geblieben, was zur Identität Jesu und seiner Jünger gehörte? Ist diese Entfremdung die Ursache für die vielen schlimmen Entgleisungen und schwerwiegenden Fehltritte des Christentums? Weil es sich von seiner Wurzel entfernt hat? Wie würde sich Jesus in einer unserer heutigen Kirchen fühlen? Wäre er dort zu Hause?“

Ich denke schon, dass wir aus dem vielfältigen Schriftgut der Zeiten um Jesu wissen, wie sich das damalige Judentum darstellte. Und das sind bei weitem nicht nur jüdische Quellen! Deine Aussage zu den Masoreten kann ich nicht nachvollziehen? Könntest du mir dazu mal einige Quellen nennen?

- aber es gibt so viele herrliche Rabbis (auch Rabbi Löw mit seinen Texten), warum muss es denn die zentrale Figur eines anderen Glaubens sein?
Warum Jesus? Dafür gibt es wahrlich gute Gründe!
1. Unsere Geschichte der letzten 1700 Jahre mit dem Christentum. Das verpflichtet zum Nachdenken und vor allem haben wir endlich die Möglichkeit nach den Ursachen einer solchen Entwicklung zu forschen.
2. Das ist ganz persönlich und hier will ich mit Martin Buber antworten: „Jesus habe ich seid meiner frühsten Jugend auf als meinen großen Bruder empfunden. Dass die Christenheit ihn als Gott und Erlöser angesehen hat und ansieht, ist mir immer als eine Tatsache von höchstem Ernst erschienen, die ich um seinet- und um meinetwillen zu begreifen suchen muss.“ (Bruder Jesus)
3. Karl Barth: „Die Meinung kann auch nicht die sein, dass wir an Jesus Christus glauben, der nun zufällig ein Israelit war, der aber ebenso gut auch einem Volk hätte entstammen können. Hier muß man ganz streng denken. Jesus Christus war notwendiger Weise ein Jude, im jüdischen Fleisch. An dieser Tatsache ist nicht vorbei zu sehen, sondern diese Tatsache gehört zu der konkreten Wirklichkeit Gottes und seiner Offenbarung. Kann man diese Wirklichkeit und Tatsache, dieses Offenbarwerden Gottes ausschlagen?“ (Die kirchliche Dogmatik IV 1)
4. Pinchas Lapide: „ Wenn wir die Grundfrage stellen, was Juden und Christen voneinander trennt, so ist die unumgehbare Antwort: ein Jude. Zwischen uns steht seid fast zwei Jahrtausenden ein frommer, gottesfürchtiger Jude, der das Himmelreich bringen wollte, in Eintracht und Frieden – sicherlich nicht in Haß, Spaltung oder gar Blutvergießen.“ (Die Auferstehung S. 9)
5. Ebenso schließe ich mich der Aussage von Lapide an: „ Mein Judentum ist „katholisch“ genug – im ursprünglichen Sinne von allumfassend -, um Platz zu haben sowohl für Spinoza als auch für Philo von Alexandrien, sowohl für Jesus als auch für Josephus Flavius. Ich sehe überhaupt keinen Grund dafür, auf eine Leuchte des Judentums, wie sie der Rabbi von Nazareth es war, zu verzichten, nur weil mir einige der christlichen Glaubensbilder nicht behagen.“ (Er predigte in ihren Synagogen S. 7)
6. Karl Barth: „Der Jude kann aus seinem Judentum heraus im N.T. neue Aspekte entdecken, die dem Christen oft genug entgehen“ (Christsein S. 163)
7. Nun noch etwas ganz persönliches, eventuell ist der Satz aus Apg. 2 / 36: Mit Gewissheit erkenne also das ganze Haus Israel: Gott hat ihn zum Herrn und Messias gemacht, diesen Jesus; mir bedeutender als es dir erscheinen mag.

Sieben Gründe, die mir wichtig sind.

Herzliche Grüße Samu