Du weißt ja, dass ich ein Anhänger der Negativen Theologie in der Interpretation Meister Eckharts bin und Eckhart hat zu diesem Thema einmal gesagt, dass man sich selbst erkennen (wahrnehmen) soll und wo man sich erkannt (gefunden) hat, soll man von sich ablassen.
Jesus meinte im Thomasevangelium (Logie 42): Seid vorübergehende. Und diesem Jesuswort bin ich sehr verbunden. Es ist so einfach und doch von einer wunderbaren Tiefe, Reichtum und Schönheit.
Es bedeutet, dass man nicht in, sondern nur bei den Dingen sein soll und allezeit nur in Gott, denn er ist in jedem Augenblick immer gleich nah und gegenwärtig, völlig unabhängig davon, wie ich selbst die Situation empfinde, beurteile und erlebe.
Deshalb hängt mein Herz nicht an meinem Ich, das ich als provisorisch empfinde, sondern meinem Wesen ist etwas Vorübergehendes inne, das Freude am vergänglichen hat.
Ich fröne nicht einem radikalen Individualismus, wie Du mir gerne immer wieder mal unterstellst, aber ich weiß, dass die Kreatur Mensch immer einzigartig und individuell ist und deshalb kein Mensch mit einem anderen in seinem Kreatursein identisch ist.
Aber ich glaube gleichzeitig auch daran, dass in jeder Kreatur ein göttlicher Funke sitzt, der völlig unterschiedslos und mit sich selbst identisch der EINE ist und also die Einheit (die Du im übrigen glaubst durch einen Theokommunismus erst noch herstellen zu müssen) substantiell schon immer vollzogen ist.
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