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Hybrid-Darstellung

  1. #1

    Standard

    Der Hirte

    Einst offenbarte der Himmel dem Baal Schem Tow, dass ein einfacher Hirte namens Mosche dem Herrn, gepriesen sei Er, besser diene als der Baal Schem Tow. Diesen Hirten wollte der Baal Schem Tow unbedingt kennen lernen. Also ließ er seine Pferde einspannen und fuhr mit einigen seiner Schüler zu diesem armen Schafhirten.

    Die Gruppe hielt in einem Feld am Fuß eines Berges an und sah auf den Abhang einen Hirten, der in sein Horn blies, um die Herde zu versammeln. Nachdem die Schafe sich um ihn geschart hatten, führte er sie zu einem Bach, um sie zu tränken. Während sie tranken, blickte er hinauf zum Himmel und rief: „Herr der Welt, du bist so groß! Du hast Himmel und Erde und alles andere erschaffen! Ich bin ein einfacher Mann, unwissend und ungebildet, und ich weiß nicht, wie ich dir dienen oder dich preisen kann. Ich war ein Waisenkind und wuchs unter Heiden auf; darum habe ich nie die Torah studiert. Aber ich kann in mein Horn stoßen wie in einen Schofar und rufen: Der Herr ist G´tt!" Nachdem er mit aller Kraft sein Horn geblasen hatte, brach er kraftlos zusammen und lag regungslos da, bis seine Kraft zurückkehrte.

    Dann stand er auf und sagte: „Herr der Welt, ich bin nur ein einfacher Hirte. Ich kenne die Torah nicht und weiß nicht, wie man betet. Was kann ich für dich tun? Ich kann nur Schäferlieder singen!" Daraufhin begann er laut und leidenschaftlich zu singen, bis er wieder erschöpft zu Boden stürzte.

    Als er sich erholt hatte, erhob er sich erneut und rief: „Herr der Welt! Was taugt es, dass ich mein Horn geblasen und für dich gesungen habe? Du bist so groß! Was kann ich noch tun, um dir zu dienen?" Er hielt einen Moment inne und sagte dann: „Es gibt noch etwas, was ich kann, und das werde ich zu deinem Ruhm und deiner Ehre tun!" Er machte einen Kopfstand und strampelte heftig mit den Beinen in der Luft. Dann machte er eine Reihe von Purzelbäumen, bis er wieder kraftlos zusammenbrach. Der Baal Schem Tow und seine Schüler schauten ihm aus der Ferne verwundert zu.

    Der Schäfer lag stumm da, bis seine Energie zurückkehrte. Erneut begann er zu sprechen: „Herr der Welt, ich habe getan, was ich kann; aber ich weiß, dass es nicht genug ist! Was kann ich noch tun, um dir zu dienen?" Er dachte kurz nach, und fuhr dann fort: „Gestern gab der Edelmann, dem die Herde gehört, ein Fest für seine Diener, und gab jedem von uns eine Silbermünze. Ich werde sie dir schenken, o G´tt, weil du alles geschaffen hast und alle Geschöpfe ernährst, auch mich, Mosche, den kleinen Hirten!" Dann warf er die Münze in die Luft.

    In diesem Augenblick sah der Baal Schem Tow, wie eine Hand vom Himmel kam und die Münze ergriff. Er sagte zu seinen Schülern: „Dieser Hirte hat mich gelehrt, wie man das größte Gebot erfüllt: Du sollst den Herrn, deinen G´tt, mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Macht lieben."

  2. #2

    Standard

    G-ttliche Vorsehung


    Obwohl der Baal Schem Tow lange nach den Gräueltaten der spanischen Inquisition lebte, gab es zu seiner Zeit noch Marranos, die mit dem Tode bestraft wurden, wenn sie die Mizwot befolgten. Ein Jude und Marrano, der seine Treue zur Tora viele Jahre lang verbergen konnte, wurde schließlich entdeckt und vor Gericht gestellt. Weder sein Regierungsamt noch seine Verbindungen, noch die Gunst des Königs konnten ihn aus den tödlichen Klauen der Kirche befreien. Das Urteil lautete: öffentliche Verbrennung.

    Viele Menschen, darunter der König, strömten zum Hinrichtungsplatz. Die Menge versammelte sich um die Plattform, auf der das grausame Urteil vollstreckt werden sollte. Plötzlich erstickte ein lautes Donnern die Stimme, die das Urteil verlas, und die Erde begann zu beben. Ein Chaos brach aus, und die Menschen rannten um ihr Leben. Auch der Verurteilte floh, und im allgemeinen Durcheinander gelang es ihm, seine Verfolger abzuschütteln und die spanische Grenze zu erreichen. Von da an wohnte er in einem anderen Land und praktizierte die Tora und die Mizwot öffentlich und furchtlos. Aber er musste oft an das große Wunder denken, das sein Leben gerettet hatte.

    „Was ist g–ttliche Vorsehung?“, fragte er viele Gelehrte. „War es schon bei der Schöpfung geplant, dass die Erde in diesem Moment beben sollte, damit ich fliehen konnte? Oder war das Beben ein Naturereignis, und bestand das Wunder darin, dass ich gerade in diesem Augenblick hingerichtet werden sollte?“

    Da er mit den Antworten unzufrieden war, wollte er die Meinung des Baal Schem Tow erfahren und reiste nach Mesibusch. Er kam am Haus des Zadik an, als dieser zu den Morgengebeten aufbrach.

    „Komm, wir gehen gemeinsam in die Synagoge“, sagte der Baal Schem Tow. Unterwegs trafen sie einen Bauern, der einen Heuwagen zum Markt fuhr. Kurze Zeit später begegneten sie einem Mann, der über Zahnschmerzen klagte. Als der Mann an ihnen vorbeiging, lief er zu dem Heuwagen, streckte begierig die Hand ins Heu und zog einen Halm heraus. Diesen steckte er rasch in den Mund und piekte damit den kranken Zahn. Fast sofort ging es ihm besser.

    Der Baal Schem Tow wandte sich an seinen Begleiter: „Siehst du, das ist g–ttliche Vorsehung! Es gibt ein bestimmtes Kraut, das gegen Zahnweh hilft. Als der Mann die Hand in den Heuhaufen streckte, griff er ,zufällig’ nach diesem Kraut. Es war kein Zufall, dass der Bauer heute auf den Markt fuhr. Aber der Allm-chtige hat das Kraut auch nicht heute ins Heu gesteckt. Nein, er hat schon bei der Schöpfung vorausgesehen, was geschehen würde, und darum plante er alles so, wie es gekommen ist. Auch in deinem Fall hat er das Erdbeben schon bei der Schöpfung geplant, damit es genau an diesem Ort und zu dieser Stunde dein Leben retten würde.

  3. #3

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    Der fromme Rabbi Jisrael Baal Schem Tow, der Gründer des Chassidismus, den man auch Bescht nennt, saß in seinem Zimmer. Ein leises Klopfen an der Tür unterbrach seine Gedanken, und sein Sekretär meldete einen Besucher. Es handelte sich um einen Juden im mittleren Alter, der wohlhabend aussah. „Ich habe vom Ruhm des frommen Rabbi gehört und wollte sein heiliges Gesicht sehen und seinen Segen empfangen, obwohl ich, G-tt sei Dank, sonst nichts brauche“, sagte der Mann.

    Der Bescht musterte sein Gesicht. Dann sagte er: „Es steht geschrieben, G-tt lenke die Schritte des Menschen. Das bedeutet, dass kein Jude irgendwohin geht, ohne von der g-ttlichen Vorsehung geführt zu werden. Obwohl du es nicht weißt, bis du nicht aus freiem Willen hier.“ Der Mann war verdutzt, wartete aber, bis der Baal Schem Tow fortfuhr und eine Geschichte erzählte:

    „Zwei Jungen waren die besten Freunde. Seit sie Kinder waren, besuchten sie gemeinsam die Jeschiwa. Die Jahre flogen vorbei, und bald waren beide verheiratete Geschäftsleute. Jeder lebte in einer anderen Stadt. Anfangs ging es beiden gut, und sie wurden wohlhabend. Dann machte einer von ihnen schlechte Geschäfte und verlor sein Vermögen. Er erinnerte sich an seinen glücklicheren Freund und beschloss, ihn um Hilfe zu bitten. Sein Freund begrüßte ihn herzlich. Sie plauderten über alte Zeiten; dann fragte der Gastgeber seinen Gast nach dem Grund seines Besuches. Der schüttete ihm sein Herz aus und sagte, er sei gekommen, weil er ihn um Hilfe bitten wolle. Sein Freund versicherte ihm, er brauche sich keine Sorgen zu machen. Er rief seinen Buchhalter und wies ihn an, eine Bilanz zu erstellen. Zum Erstaunen beider Männer ließ er dann sein halbes Vermögen auf den Freund übertragen. „Wir haben immer alles geteilt, was wir hatten“, erklärte er. „Genau das werde ich jetzt wieder tun.“

    Der Arme kehrte reich nach Hause zurück. Er gründete ein Geschäft und hatte sein Vermögen bald verdoppelt. Aber was geschah mit seinem Freund? Den verließ das Glück, und bald war er sehr arm. Jetzt musste er den Mann, um Hilfe bitten, dem er geholfen hatte. Er ging zu ihm aber man ließ ihn warten, und schließlich teilte ein Diener ihm mit, sein Herr erinnere sich nicht an ihn und habe ohnehin keine Zeit.

    Der Arme traute seinen Ohren nicht. „Im Vertrauen gesagt“, fügte der Diener hinzu, „seit mein Herr seinen Reichtum wieder erlangt hat, ist er hart geworden. Er kann niemanden mehr leiden.“ Dem Armen blieb nichts anderes übrig, als wieder nach Hause zu gehen. Er konnte die Demütigung und Enttäuschung nicht überwinden und starb bald. Und am selben Tag hatte der Reiche in der anderen Stadt einen Unfall und starb ebenfalls. Beide Seelen stiegen zum Himmel empor und erschienen vor dem Gericht. Für die Seele des Armen, der so großzügig zu seinem Freund gewesen war, wurden die Tore zum Paradies geöffnet. Aber die andere Seele wurde verurteilt zu büßen, bis sie wieder rein war.

    Die erste Seele sagte traurig: „Wie kann ich das Paradies genießen, wenn mein Freund nicht bei mir ist und wegen mir bestraft wird? Sie erhielt die Erlaubnis, das Urteil zu ändern, und sofort entschied sie, dass sie beide ihr Leben noch einmal leben sollten, damit die andere Seele ihre Fehler wieder gutmachen konnte. Die selbstlose Seele akzeptierte erneut ein Leben in Armut, um der anderen zu helfen.

    Einige Zeit später wurden zwei Jungen in verschiedenen Städten geboren, der eine reich, der andere arm. Als der Arme erwachsen war, ging er von Tür zu Tür und bettelte. Eines Tages kam er in die Stadt, in welcher der Reiche lebte, und klopfte an seine Tür. Der Reiche öffnete, und als er den Bettler sah, rief er: „Du bist wohl fremd hier, sonst wüsstest du, dass ich Bettlern nie etwas gebe, nicht einmal einheimischen!“ Der Bettler hatte seit drei Tagen nichts mehr gegessen. Er brach zusammen und starb.


    Was hältst du von diesem reichen Mann?“, schloss der Baal Schem Tow und sah den Besucher durchdringend an. Dieser erbleichte und fürchtete sich. Seine Augen füllten sich mit Tränen, aber er brachte kein Wort heraus, denn er erinnerte sich an den Bettler, der vor einigen Tagen an seine Tür geklopft hatte. Das blasse, abgezehrte Gesicht des Bettlers, das ihn damals nicht beeindruckt hatte, quälte ihn jetzt, und er weinte bitterlich. „Gibt es noch Hoffnung für mich?“, fragte er flehentlich. „Kann ich meine Seele retten?“

    Der Bescht erwiderte: „Ja, du kannst etwas tun. Suche die Angehörigen des armen Mannes und bitte sie um Verzeihung. Gib ihnen alles, was sie bis zum Ende ihres Lebens brauchen, und verteile den Rest deines Vermögens an die Armen. Dann bete aus ganzem Herzen zu G-tt; denn er ist allen nahe, die ihn aufrichtig rufen.“

  4. #4

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    Nichts zu reparieren?

    Rabbi Israel Baal Schem Tow unterrichtete seine Schüler, als sie von einem Klopfen an den Fensterladen gestört wurden. Ein armer Bauer, der einen Wagen voller Werkzeuge zog, schaute durchs Fenster. “Habt ihr etwas zu reparieren?” rief er. “Wacklige Tische, zerbrochene Stühle? Einen lockeren Ziegel am Herd?”

    “Nein, nein!” riefen die Schüler ungeduldig, denn sie wollten den Unterricht möglichst schnell fortsetzen. “Alles ist einwandfrei. Es gibt nichts zu reparieren.”

    “Wirklich nichts?” rief der Bauer. “Das ist unmöglich. Schaut genau nach — ihr findet bestimmt etwas, was repariert werden muss!”

    Daraufhin sagte Rabbi Israel zu seinen Schülern: “Wie oft habe ich euch gesagt, dass es in G–ttes Welt keinen Zufall gibt? Jedes Ereignis und jede Erfahrung hat einen Sinn, und alles, was wir sehen und hören, ist eine Lektion für unseren Dienst am Allm-chtigen. Denkt an die Worte, die wir soeben von dem einfachen Bauern gehört haben. Sind sie nicht von tiefgreifender Bedeutung für jeden von uns? Ist alles hier vollkommen? Manchmal mag es so aussehen; aber wenn wir unser Herz aufrichtig erforschen und unser Leben prüfen, ist es dann nicht gewiss, dass wir etwas finden, was der Reparatur bedarf?


 

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