Ich muss gestehen, dass ich euch beide verstehen kann. Auch ich denke es gibt Dinge, für die zu sterben es sich lohnt. Überzeugungen und Werte, für die man auch mit seinem Leben einsteht. Auf der anderen Seite muss man sich schon fragen, ob das lautstarke Vertreten einer Meinung hier unbedingt dazu gehört, und ob es nicht mehr der Sache dient seine Überzeugung im Verborgenen zu leben. Ich denke das z.B. an das Dritte Reich und frage mich, welches Handeln z.B. den verfolgten Juden mehr genutzt hat. Die lautstarke Kritik, die mancher schließlich mit dem Leben bezahlt hat, oder der heimliche Widerstand, der im Verborgenen Juden zur Flucht verhalf und damit Leben rettete. Ich denke es muss Menschen in beidem geben, Menschen die ein Zeichen setzen und Menschen die Handeln. Und jeder muss sein Gewissen prüfen, welche Aufgabe ihm eher ins Herz geschrieben ist.
Die Geschichte der japanischen Frau Sony oder Fuji (hieß sie nicht wie ein japanische Konzern?) finde ich offen gesagt eher betrüblich. Sie hat sich ja soweit ich weiß umgebracht – sich und ihre Kinder. Ich respektiere deine Einschätzung Christof, wenn du den Mann als fehlgeleitet und die Frau als wahrhaft stark im Glauben ansiehst, ich muss aber gestehen, dass ich es gerade anders herum empfinde. Den Mann kann ich noch verstehen. Es mag eine zwar aberwitzige Methode sein, aber den grundsätzlichen Gedanken für eine Sache zu sterben, hier letztendlich auch um das Leben der eigenen Familie zu schützen, diese kann ich nachvollziehen. Ich würde ebenfalls wenn nötig zur Waffe greifen und mit meinem Leben meine Liebsten verteidigen. Hier dient mein Leben einem anderen Leben. Aber sich nur deshalb umzubringen und noch dazu die eigenen Kinder, damit der eigene Partner sein Leben opfern darf, ich finde hier dient der Tod letztlich nur dem Tod. Und selbst wenn meine Partnerin den Entschluss fassen würde, dass sie aus dem Leben scheiden möchte, um mir den Kampf zu ermöglichen, diese Entscheidung auch für die Kinder zu treffen, finde ich offen gesagt absolut verwerflich. Es gibt auch eine Verantwortung dem Leben gegenüber, die uns zum Leben nötigt.
Ich will damit nicht behaupten, dass die Frau nicht fest in ihrem Glauben und in ihrer Überzeugung war. Sein Leben zu opfern und das Leben der eigenen Kinder spricht für einen starken Willen. Aber in der Beurteilung der „Richtigkeit“ der Überzeugung, für die sie ihr Leben gab und auch zur Mörderin!! wurde, in deren Bewertung gehen wir scheinbar ein wenig auseinander. Auch wenn ich deine Einschätzung wie gesagt hier respektiere.
Einen lieben Gruß
Lior
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
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