OPEN DOORS GEBETSMAIL – 26. September 2008

Indien: Gewaltwelle breitet sich auf andere Bundesstaaten aus

Über 30 ermordete Christen, hunderte zerstörte Häuser, Geschäfte und Kirchen, rund 50.000 Christen sollen zeitweise in Wälder geflüchtet sein, etwa 13.000 fanden Zuflucht in einem der vielen Aufnahmelager: Dies ist die traurige Bilanz der gewalttätigen Unruhen seit dem 23. August 2008 im Bundesstaat Orissa. Obschon die Regierung des Bundesstaates von einer Verbesserung der Lage spricht, werden weiterhin Häuser angezündet und Christen bedroht.

Am 21. September wurden in der Region von Gochhapada zehn Häuser niedergebrannt. Am Tag zuvor wurde im Bezirk Khandamal, wo die Gewalt am schlimmsten war, ein 33-jähriger Christ ermordet. Die Mehrzahl der angegriffenen Christen berichtet, dass sie von der Polizei keinerlei Schutz erhalten hat. Ravindranath Padran, 45, wohnte in Gadragaon, einem Dorf in Kandhamal. Er erinnert sich: „Zwei Polizisten besuchten mich am 24. August. Sie fragten, ob ich vom Mord am Hinduführer Saraswati gehört hätte. Sie rieten mir vorsichtig zu sein.“ Wenig später griff eine Gruppe von rund 50 nationalistischen Hindus das Dorf an und brannte 31 Häuser von Christen nieder. „Mein gelähmter Bruder konnte nicht fliehen. Er ist bei lebendigem Leib verbrannt. Ungefähr fünf Kilometer von Gadragaon ist ein Polizeiposten. Während des Angriffs war kein einziger Polizist im Dorf!“ berichtet Ravindranath. Ravindranath sowie über hundert weitere Christen, unter ihnen Frauen, Kinder und Babys sind aus dem Dorf geflohen. Die Gruppe legte über 300 km zurück, um Bhubaneswar, die Haupstadt Orissas, zu erreichen. „Wir waren vier lange Tage unterwegs, um nach Bhubaneswar zu gelangen. Ohne Lebensmittel. Wir überlebten, indem wir Wasser aus den Flüssen tranken. In einigen Wäldern trafen wir auch auf wilde Tiere.“

Seit einem Monat rächen sich nationalistische Hindus an Christen wegen der Ermordung eines Hinduführers, obwohl sich eine maoistische Gruppierung öffentlich zur Tat bekannte. Weder die Zentralregierung Indiens noch die Landesregierung des Bundesstaates Orissa vermochten die Unruhen zu beenden. Die Sicherheitsmaßnahmen der Behörden genügen nicht, um die Lage zu verbessern. Weiterhin herrscht Gewalt; Extremisten greifen sogar die Polizei an. Die Gewaltwelle gegen Christen hat sich inzwischen auch auf andere Bundesstaaten Indiens ausgebreitet.