Hi Sir Lior,

ich bin zwar kein Anhänger der Reinkarnation aber ich hoffe ich darf trotzdem mitschreiben^^

angeregt durch Thalestris Antworten auf das unlängst von mir skizzierte moralische Schienen-Dilemma kam mir in den Sinn, dass ergänzend zu den vielen Diskussionen um den rechten Glauben wir vielleicht auch einmal mehr über das rechte Handeln diskutieren können. Denn letztlich geht es doch auch gerade um das rechte Handeln, nicht ausschließlich nur um den rechten Glauben.
Rechter Glauben und rechtes Handeln sind ja eh zweierlei. Ich kenne viele die meinen, sie hätten den rechten Glauben aber ihr Verhalten und ihr Handeln sieht alles andere als "recht" aus. Wobei das vll auch Ansichtssache ist...also wann ein Verhalten als rechtens gilt und wann nicht.

Ich z.B. fände es interessant, das Thema Abtreibung aufzuwerfen. Natürlich ist die konservativ-christliche Position zu diesem Thema bekannt, aber wir haben hier ja durchaus neue Gesichter, die im Selbstverständnis nicht unbedingt den konservativ-christlichen Vorstellungen verhaftet sind. Und hier würde mich z.B. gerade auch die Ansichten jener interessieren, für die Reinkarnation Element ihrer Überzeugung ist. Ist hier Abtreibung erlaubt, verboten, erlaubt aber unmoralisch etc.? Ist Abtreibung damit „kein großes Ding“, weil die Seele ja direkt in einen anderen Körper reinkarniert? Oder ist Abtreibung ein Verbrechen an der reinkarnierten Seele? Und wenn ja warum? Wenn die Seele wie andernorts angedeutet sich z.B. für das Leben als Opfer einer unglücklichen Kindheit oder für das Leben mit einer Beeinträchtigung entscheidet, hat es sich dann auch für die Existenz eines Fötus entschieden, der abgetrieben wird? Zu welchem Zeitpunkt reinkarniert die Seele in den Körper, gibt es hier Unterschiede zur christlichen Perspektive? Gibt es vernünftige Argumente, mit denen man auch auf jene einzuwirken sucht, die nicht den eigenen Glauben und die sich aus diesem ergebenden moralischen Ansichten teilen? Ist z.B das Leben eines Fötus ebenso viel wert und schützenswert, wie das eines Säuglings?
Wenn ein Interesse daran besteht durch Fragen und gegenseitigen Austausch zu einem gemeinsamen Gedankenaustausch anzuregen, würde es mich freuen.
Viele Grüße
Lior
Hm... ich weiß nicht was mit der Seele eines Ungeborenen Fötus passiert, wenn er abgetrieben wird. Ich hab mir offen gesagt die Frage gestellt (und sorry wenn das jetzt auf euch gefühlskalt wirkt, es ist nur eine Überlegung...) ob ein Fötus überhaupt schon eine Seele hat?....
Ich weiß nicht, was ist denn eine Seele eigentlich? Ist nicht unser "Ich", also unser Geist der denkt und fühlt die Seele? Kann ein Fötus schon denken und fühlen? Hat ein Fötus schon so ein "Ich" erleben wie es Säuglinge und Kinder haben? Andererseits, wenn die Seele nicht an einen Körper gebunden ist, dann hat ein Fötus definitiv schon eine Seele. Und dann fände ich es iwie komisch einen Unterschied zwischen der Seele eines Fötus und der eines Säuglings zu machen. Seele ist Seele, oder?

Ich als weibliches Wesen wüsste nicht ob ich zu einer Abtreibung in der Lage wäre. Ich meine, keine Frau entscheidet sich ja einfach nur so für eine Abtreibung. In der Regel freuen Frauen sich wenn ein Baby im Anmarsch ist. Wenn also eine Abtreibung eine Option ist dann hat das immer nen Hintergrund. Vll finanzielle Not und die Angst das Kind nicht versorgen zu können, vielleicht eine Krankheit oder so.
Wenn ich ungewollt schwanger werden würde (zum Beispiel durch eine Vergewaltigung) dann würde mich das psychisch an den Rand treiben. Ich würde so ein Kind (auch wenn es nichts dafür kann) niemals haben wollen. Auf der anderen Seite könnte ich aber auch kein Leben töten, damit käme ich genauso wenig klar. Ich denke, ich würde es austragen und dann zur Adoption freigeben. So hat es wenigstens die Chance auf ein normales Leben, denn das Kind kann nichts für meine Situation. Ich denke damit käme ich noch eher klar als mit dem Gedanken, das ich getötet habe. In dem Moment wo das Herzchen schlägt, ist es für mich ein Lebewesen und eine Abtreibung Mord. Ich würde es aber nicht behalten, denn zu dem Kind könnte ich in dem Fall niemals eine Bindung aufbauen.

Den Gedanken "ist egal, wird ja eh wiedergeboren/kommt ja eh in den Himmel" finde ich gefährlich. Denn das klingt wie ein Freifahrtschein. Dann könnte man auch jeden Mord mit diesem Argument abschmettern.

Ich kann aber nur vermuten wie ich mich da verhalten würde... vielleicht ist bei vielen Frauen eine Abtreibung auch eine Kurzschlussreaktion, weil sie alleine da stehen und nicht wissen wie sie klar kommen sollen. Ich hoffe ich werde niemals in so eine Situation geraten..

LG Thalestris