Liebe Manlovi,

dieses Volk ist nicht weniger schlimm als andere Völker und nicht besser als alle anderen Völker. Menschen deklassieren dieses Volk oder erheben dieses Volk. Das nur einmal vorweg. Also kein Olaola.

Niemand bleibt in seiner Entwicklung stehen. Alles entwickelt sich weiter, so auch die Beziehung des Menschen zu Gott. Manchmal entwickelt es sich zurück, manchmal erweitert sich der Horizont auch.
Eine Schrift ist wie eine Momentaufnahme, auch wenn diese zukunftsorientiert sein kann.
Das Judentum hat sich entschlossen sich weiter zu entwickeln und nicht bei einer Schrift stehen zu bleiben, sondern dessen Inhalt immer und immer wieder aufs Neue zu hinterfragen und zu werten. Daraus entstanden ganz neue Ansätze, welche man z.B. im Talmud festgehalten hat. Darüber hinaus entwickelten sich neue Einsichten etc, etc.

Die Tora kann unmöglich heute noch in ihrer ganzen Summe ernst genommen werden, geschweige denn erfüllt werden, denn der Mensch hat sich seid diesen Zeiten weiter entwickelt und vor allem dazu gelernt. Es ist z.B. nicht mehr nötig mit brutalsten Mitteln Menschen abzustrafen, wir haben gelernt dass frühzeitiges pädagogisches Handeln Menschen formen kann und wenn das nicht hilft, muß man trotzdem die Kinder der Feinde nicht an einem Fels zerschlagen.

Noch etwas zu dem historischen Hintergrund und zum Glauben, welchen du ansprachst. Ohne Geschichte gibt es keine Identität. Ohne Geschichte ist lernen für uns Menschen unmöglich, denn Geschichte bildet die Basis für ein gezieltes reflektieren und wir definieren uns über unsere Geschichte. Der Gott Israels ist ein Geschichtswirksamer Gott, welcher in und durch die Geschichte der Menschheit wirkt. Letztes Ziel des Glaubens ist nicht der Glaube an sich, sondern das Handeln aus dem Glauben und das tut man in seinem lebensnahen – also geschichtswirksamen Umfeld. Tiefer Glaube setzt demzufolge eine intensive Auseinandersetzung mit dem zu Glaubenden voraus, es sei denn man glaubt an alles Mögliche und Seiende.

Absalom