Zitat Zitat von Jerom Beitrag anzeigen
Sein ohne Tun! Und mit dieser Erkenntnis wird Mann Meister? Watet nich alles jibt!
Achtung, Achtung! Hier spricht die "Eckhart-Polizei"! Sie sind im Begriff Meister Eckhart völlig falsch zu verstehen! Das ist hier verboten! Bitte lehnen sie sich zurück und lesen die folgenden Worte....

Ach, ich hab' sowas schon befürchtet! Der liebe net.krel zitiert in etwas zu flapsiger Form meinen guten Meister Eckahrt und schon muss ich alles wieder gerade rücken, was in der Folge schief geht...:-))

Also ich zitier' dann mal den von net.krel "vergewaltigten" (;-)) Sinnspruch Meister Eckharts in Gänze und im Original. Dann wird sofort klarer, dass Eckhart eben nicht "Sein ohne Tun" meint, wenn er über die Werke spricht.

Das Zitat stammt übrigens aus Eckharts "Reden der Unterweisung" (sein frühstes Werk) und der Lehrtext ist überschrieben mit den Worten "Vom Segen der Gelassenheit die man innerlich und äußerlich üben soll".

Wer die "Reden der Unterweisung" mal komplett lesen möchte, kann das gerne hier tun (ist 'ne PDF-Datei!): https://www.meister-eckhart-erfurt.d...er_Eckhart.pdf

Merke wohl, daß noch nie ein Mensch im Leben sich so gelassen hat, daß ihm nicht noch etwas zu lassen übrig blieb. Der Leute sind wenig, die das recht wahrnehmen und darin bestehen. Es ist ein gerechter Tausch und Handel: soweit du ausgehst aus den Dingen und des Deinen, soweit (nicht weniger und nicht mehr) geht Gott ein in dich mit all dem Seinen. Damit heb an und das laß dich kosten alles, was du nur leisten kannst. So findest du wahren Frieden - und anders nicht. Die Menschen sollten nicht soviel nachdenken, was sie tun sollen, sie sollten lieber bedenken, was sie sind. Wären nur sie selber gut und ihre Weise, so möchten ihre Werke herrlich leuchten. Bist du gerecht, so sind auch deine Werke gerecht. Denke nicht Heiligkeit zu gründen auf ein Tun: man soll Heiligkeit gründen auf ein Sein. Denn nicht die Werke heiligen uns, sondern wir sollen die Werke heiligen. Denn wie heilig immer die Werke auch seien, so heiligen sie uns durchaus nicht, weil sie etwa von uns getan sind, vielmehr gilt: insoweit wir wahres Sein und Wesen haben, insoweit heiligen wir auch all unser Tun, es sei Essen, Schlafen, Wachen oder was es sei. Die nicht groß von Wesen sind - was die auch wirken mögen, daraus wird nichts. Hieran lerne, daß man allen Fleiß daran wenden soll, gut zu sein: nicht so sehr, was man tue oder welcher Art die Werke seien, sondern wie der Grund der Werke sei.

Eckharts Thema ist Gelassenheit und das Leben aus dem Grund des Lebens, aus dem der Gelassene heraus lebt und wirkt. Der Grund seines Lebens ist das Sein (also Gott, denn nur Gott "hat" wirklich Sein. Wir sind lediglich seine Geschöpfe und damit seiend aus dem Sein Gottes) und aus dem heraus wirkt er all seine Werke. Eckhart stellt immer die Frage woraus und mit welcher Absicht man seine Werke schöpft und wirkt. Er fordert dazu auf sich rückzubinden (eben das ist übrigens Religion! Das war ja eine Frage in einem anderen Thread) und sich bewusst zu machen, woraus der Mensch seine Werke überhaupt wirken kann. Er wirkt sie nämlich in Wirklichkeit nicht aus sich selbst, sondern aus Gott. Denn wäre Gott nicht, wären keine Werke! Die Rückbindung auf den Ursprung (und damit auf das Gute, denn nur Gott ist wirklich gut), also auf den (Ur)Grund all unserer Werke ist hier das Thema. Deshalb soll man bedenken was man ist (welches Sein man "hat" und inwiefern man gut sein kann) und weniger darüber nachdenken was man tun soll. Denn wenn sich der Mensch wirklich gelassen hat, sich also seines Seins bewusst wurde und aus diesem heraus seine Werke in Güte wirkt, heiligt er alles was er tut....

LG
Provisorium