Hallo Starangel
Also ich halte die Interpretation das Paulus hier die Tafel am Kreuz gemeint haben könnte eher für fragwürdig. Denn Jesus hatte vermutlich niemals den Anspruch auf den (weltlichen) Königstitel erhoben. Zumindest spricht sowohl das überlieferte Jesuwort „mein Reich ist nicht von dieser Welt“ als auch andere Aussagen eher für ein apokalyptisches Verständnis, und es wäre in meinen Augen auch ein Missverstehen, wenn man Jesu Antwort „Du sagst es“, auf die Frage ob er König der Juden sei, als Bejahung lesen würde. Denn wäre dem so, dann hätte Pilatus bei einem so deutlichen Geständnis einer Tat, die zwingend mit dem Tod bestraft werden musste, wohl kaum gezögert dieses Urteil auch zu verhängen. Pilatus Reaktion gibt und also Anlass zu der Annahme, dass das „Du sagst es“ im Sinne eines „Du sagst es, (nicht ich)“, also in dem Zurückweisen einer Unterstellung zu lesen ist.
Letztlich ist damit aber die Inschrift ein Zeugnis der römischen Rechtfertigung für die Kreuzigung, und verweist auf einen vorgeschobenen weltlichen bzw. politischen Anspruch, welcher als Aufwiegelei gegen Rom mit dem Tod bestraft wurde, und stellt damit kein theologisches Bekenntnis dar. Ich halte es daher für unwahrscheinlich, dass Paulus sich auf eine falsche Anschuldigung bezogen hat, die er heute vermutlich vielmehr als "Verschwörung" der "Großkirche" und als "Geschichtsfälschung" bezeichnet hätte.^^ (*ganz betont nicht in NetKrels Richtung schaut*^^)
Auf dem Umstand, dass jene die seinen Tod vorantrieben teilweise als Mörder und Verräter bezeichnet werden, nun die Vorstellung aufzubauen, die Schreiber der Evangelien hätten dieses Schicksal als von Gott nie gewollt angesehen, halte ich offen gesagt für sehr fragwürdig. Im Gegenteil wird ja in mannigfaltigen Stellen nicht nur offenkundig, dass Jesu um sein Schicksal wusste und sich dem zufolge hätte entziehen können, (vgl. das Abendmahl und Jesu Aussagen zum bevorstehenden Verrat durch Judas), sondern auch, dass er dieses Schicksal zur Erfüllung der im AT vorhergesagten Ereignisse als notwendig akzeptierte. (vgl dazu Jesaja 53, Johannes 13, 18f, Markus 14,21) Das hier Jesus selbst zugesprochene Wort kann meines Erachtens kaum anders gelesen werden, als dass er diesem zufolge davon überzeugt war, dass sein Tod notwendig sei, um die Prophezeiung des AT zu erfüllen – eine Prophezeiung aber, die auch den Gedanken an das Sühneopfer und den Stellvertretertod zur Erlösung der Menschheit beinhaltet, und nicht von den späteren Christen „erfunden“ sondern bereits Element jüdischer Glaubenslehre darstellt.
Daher denke ich kommt man ganz allgemein gesprochen an der von den Schreibern der Evangelien für Jesus, die Apostel und die frühen Christen bezeugten Vorstellung des Kreuztodes als Sühneopfer meines Erachtens kaum vorbei. ...
Es sei bitte berücksichtigt, dass meine Besuche zeitweise durch lange Pausen unterbrochen werden. Sollte ich also eine an mich gerichtete Frage überlesen, bzw. nicht unmittelbar beantworten, dann ist dies bitte nicht als Ausdruck des Desinteresses zu werten - ggf. hilft auch mal eine Erinnerung.
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