Hey Sir Lior,
Ja, da hast du recht. Ich bin aber trotzdem froh das ich noch nie vor so einer Entscheidung gestanden habe. Ich wollte nicht mit "denen" tauschen (Soldaten, Polizisten). Was anderes ist für mich wenn jemand in einem Todestrakt arbeitet und die Todesstrafe ausführt. Das ist keine Notsituation, derjenige hat viel Zeit zum Nachdenken und macht diesen Job freiwillig. Ich meine das töten. Und das ist sowas, was ich einfach nicht nachvollziehen kann. Wie man so einen Job machen kann und dabei nachts ohne Alpträume schlafen kann....
Naja.. wir haben heute morgen ja schon drüber geredet. Ich hatte da eine ganz spezielle Gruppe als Beispiel in meinem Kopf. Ich dachte zum Beispiel an Texas. Dort gibt es die Todesstrafe noch und wird fleißig ausgeführt. Aber grade die Texaner sind zum größten Teil streng gläubige, evangelikale Christen. Was der Bible Belt ist brauch ich dir sicher nicht zu erklären...^^Aber um deine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten… warum sollte ein gläubiger Mensch deshalb mit seinem Glauben Probleme bekommen? Hast du schon mal überlegt, dass du da vielleicht bereits eine eigene Wertung indirekt miteinbringst, weil du eben denkst, es müsste da ein Problem geben?^^
Jedenfalls frage ich mich, ob ein gläubiger, christlicher Texaner so einen Job ausüben kann, ohne dabei mit seinem Glauben in einen Konflikt zu geraten. Denn es heisst doch in der Bibel "du sollst nicht töten". Wenn nun einer an die Bibel glaubt und ernst nimmt was da steht, wie kann so jemand einen anderen bewusst töten (Giftspritze z.B.), ohne gegen das göttliche Gesetz, das man nicht töten darf, zu verstoßen. Und ohne dabei einen Gewissenskonflikt zu bekommen. Dieses "du sollst nicht töten" gibt es ja glaube ich in so ziemlich jeder Religion. Also scheint es ein universelles Gebot zu sein. Wie handelt wohl ein texanischer Christ? Sind die weltlichen Gesetze vom Bundesstaat Texas wichtiger oder Gottes Gesetz, das man nicht töten darf.
Verstehst du was ich fragen will? Das sollte keine Wertung sein, sondern ist ne ernst gemeinte Überlegung. Weil ich da nen Widerspruch sehe. Aber vll hab ich auch einfach nur zu wenig Ahnung davon.
Ja... ist auch so ein Thema. Zur Abtreibung....da hast du ja nen Thread eröffnet. Vielleicht beleben wir den mal wieder dort. Wäre interessant. Und zu Sterbehilfe könnte man auch einen auf machen. Ich will das jetzt hier nicht so vermischen.Nun z.B. Abtreibung oder Sterbehilfe. Auch da geht es um das Leben eines Menschen, was sich der Gesetzgeber bzw. wir als Gesellschaft uns erlauben zu regeln und anderen u.U.. unseren Willen „aufzudrängen“. Letztlich stellt sich da dann die Frage, ob wir dies aus guten Gründen tun und tun dürfen.
Aber streng genommen... ist nicht Abtreibung und auch die Todesstrafe eine erweiterte Form von Sterbehilfe? Ich meine in allen Fällen führt das Handeln anderer dazu, das ein Leben erlischt...? Oder denke ich jetzt zu weit...?
Hm....^^ Ich denke ja, Paragraphen die man nicht mehr braucht, sollte man entfernen. Weil sie dann vll nicht mehr zeitgemäß sind. Warum sollte man sie also da stehn lassen...? Voll unnötig. Es sei denn man will es als eine Art Denkmalschutz dort lassen, damit jeder sich dran erinnern kann welche Entwicklung das Gesetz durchlebt hat. Oder soNaja, es zu streichen würde vermutlich Zeit und Geld kosten, weil man ja nicht einfach den Rotstift ansetzen kann sondern das erst durch die entsprechenden Entscheidungsinstanzen leiten müsste. Da es aber wie gesagt außer Kraft gesetzt ist, ist das Streichen des Paragraphen auch nicht nötig, also spart man sich den Aufwand vermutlich einfach.
Wir haben heute Vormittag ausführlich darüber gesprochen und ich kann jetzt besser nachvollziehen warum Menschen sich so verhalten. Aus Respekt dem gegenüber will ich das einfach mal so stehn lassen und nicht weiter auseinander diskutieren. Ich denke jemand wie ich, der nie im Leben in einem Krieg war, kann da einfach nicht mitreden.Das ging zwar nicht an mich, aber ich würde dennoch gerne was dazu sagen. Ich will solch ein Verhalten nicht entschuldigen, dieses bestimmte und von dir erwähnte dreimal nicht. Auch ich finde es abscheulich und grausam, ich würde sagen unmenschlich wenn es nicht offensichtlich eben sehr menschlich wäre. Und ich möchte auch ganz klar festhalten, dass ich der Meinung bin, das so etwas in aller Entschiedenheit unterbunden werden und ggf. auch bestraft werden muss.
Dennoch will ich auch auf einen anderen Aspekt hinweisen, den man denke ich nicht aus den Augen verlieren darf, wenn es darum geht diese Dinge zu beurteilen. Krieg ist oft für alle Beteiligten eine Ausnahmesituation in welcher erhebliche Belastungen an der Tagesordnung sind. Das stecken die viele nicht ohne emotionale Narben zurück. Und in manchen Fällen treibt es Menschen dazu sich grausam und unbeteiligt, ja verächtlich und höhnisch zu zeigen, um damit Furchtlosigkeit, Stärke und eine Unberührtheit zur Schau zu stellen, die sie tatsächlich nicht haben aber in ihrer Angst gerne hätten. Das ist auch im friedlichen Alltag des Zivillebens oft so, wenn jemand der unsicher ist eine besondere Dominanz und „Coolness“ zur Schau trägt. Da brauchen wir nur auf unsere Jugend zu schauen. Und bei aller Entschiedenheit mit der wir gegen jene vorgehen müssen, die zu Tätern geworden sind, sollten wir uns doch auch bewusst sein, dass es zwar unter diesen auch grausame Sadisten geben mag, viele aber eigentlich ganz normale Menschen sind, die durch unser gemeinschaftliches Versagen als Gesellschaft mit in diese Situation gebracht worden sind, in der sie sich dann schuldig gemacht haben. Sowohl wenn es darum geht zu strafen als aber auch und besonders wenn es darum geht durch eine angemessene Betreuung und Vorbereitung solches Verhalten möglichst im Keim bereits zu ersticken. Das wollte ich nur gesagt haben....
Liebe Grüße dir Kleines
Lior
LG von deinem kleinen Frechdachs
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