Hallo Provisorium!

Ich will mal ein Beispiel geben: Für gewöhnlich glauben Christen ja an ein Leben nach dem Tod. Dieses findet nach biblischer Überlieferung entweder im Himmel oder in der Hölle statt, was auch immer das jetzt genau heißen soll. Es gibt also zwei verschiedene Qualitäten des sogenannten ewigen Lebens. Ob ich jetzt in den Himmel oder die Hölle komme, hängt nach christlicher Überzeugung von meiner Beziehung zu Jesus ab. Habe ich ihm mein Leben überantwortet und meine Sünden bekannt und bin mein Leben lang darin treu geblieben, darf ich auf den Himmel hoffen. Ist mir Jesus völlig gleichgültig und jede Form von Sünde herzlich willkommen, komme ich in die Hölle.


Nun kann ich dem Sünder gegenüber natürlich tolerant sein, ihm freie Entscheidung zugestehen und ihn in die Hölle fahren lassen. Solange mich mit diesem Menschen nicht viel verbindet mag das auch problemlos möglich sein. Was aber, wenn ich diesen Menschen von Herzen liebe und er mir ganz und gar nicht egal ist?
Ich denke, es ist etwas anderes, jemanden nicht von einer Sünde ab zu halten, die ganz klar eine Sünde ist, als sich hin zu stellen und zu behaupten, man wüßte durch das Studium der Schrift ganz genau und unfehlbar, was Gottes Wille ist.
Die heilige Schrift läßt unzählige Interpretationstechniken zu. Man kann durch sie und mit ihr alles begründen. Wenn man nicht Jesu Gebot "liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" dabei beachtet, und das Wort zum Rechthaben benutzt, ist man eindeutig auf dem falschen Weg. Das hat die Kirchengeschichte ja deutlich gezeigt. Glaube muß wachsen. Und auch, wenn es natürlich allgemein gültige Lehrinhalte gibt, so kann man nicht sagen, jemand glaubt "falsch", der gewisse Inhalte anders sieht oder praktiziert. Ich denke, es ist eher das gemeinsame Ziel (Jesus Christus), auf das wir uns besinnen sollten, nicht so sehr, daß alle gleich praktizieren.
Man kann seine Lehre natürlich weitergeben, aber ob ein anderer sie auch genau so annimmt, das kann man nicht erzwingen. Das muß wachsen.

Die Bibel ist äußerst komplex - Gottes Wort, aber durch Menschen aufgeschrieben und interpretiert. Von daher bin ich da vorsichtig, zu behaupten, sie sei absolut, bzw. unsere Auslegungen seien es.

In Christo+

Godsservant