Sarandanon, wenn es nur darum ginge, ob es Priestern erlaubt werden soll, verheiratet zu sein oder ob Frauen geweiht werden sollen, dann würde ich dir Recht geben. Solche einfachen Ja-Nein-Fragen verdienen in der Tat keine Demos.
Es geht aber um viel mehr, und durch das Herumreiten auf ein paar Äußerlichkeiten wird das manchmal übersehen:
Es gibt eine unglaubliche Härte im Umgang mit Katholiken, die vermeintlich "gesündigt" haben: Öffentliche Bloßstellung von Wiederverheirateten durch Ausschluss von den Sakramenten. Berufliche Nachteile für Geschiedene, in "wilder Ehe" lebende, Homosexuelle und andere bis hin zur Kündigung.
Außerdem gibt es die Überheblichkeit anderen Konfessionen gegenüber. Denen wird in offiziellen Lehrdokumenten Mangelhaftigkeit bescheinigt oder gar die Eigenschaft, Kirche zu sein, abgesprochen. Als hätte die römische Kirche darüber zu befinden.
Und es gibt diese unerträgliche Doppelmoral. Priestern, die ein Kind mit einer Frau haben (Verstoß gegen den Zölibatszwang) geschieht nichts! Die bleiben im Amt, werden allenfalls versetzt, wenn die Geschichte öffentlich wird. Zum Thema Missbrauchsskandal: Dass es auch unter Priestern Leute gibt, die sowas tun, finde ich nicht überraschend. Der Skandal ist die systematische Vertuschung durch höhere Stellen. Als würden menschliche Gesetze für Priester nicht gelten.
Das hängt meiner Meinung nach alles zusammen und hat die gleiche Ursache (Überheblichkeit, Arroganz, Machtanspruch, Cliquenwirtschaft), und deshalb sollte man nicht Teilaspekte der Protestbewegung als "kleines Hickhack" bezeichnen.
Gruß,
Sunigol.
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