Würde ich das jetzt ganz ernst nehmen, so müsste ich – z.B. als Suchender - erst einmal jeglicher sog. Heiligen Schrift dieser Erde eine göttliche Autorität zugestehen.Um zu persönlichen Erkenntnissen und Interpretation der Schrift zu kommen, muß man zunächst sie, als von Gott gegeben, anerkennen, und dann über sie Tag und Nacht nachdenken. Wie Gott es zu Josua sagte, und wie es im ersten Psalm und zweitem Kapitel der Sprüche steht. Das nennt man, vom Wort Gottes leben.
Prüfen / Forschen hat immer etwas mit einer Infragestellung und Erfassen wollen zu tun. Wenn ich jedoch an etwas ernsthaft und hundertprozentig glaube, dann stelle ich es auch nicht in Frage, sondern lasse sogar rationelle Gesichtspunkte außer acht. Das ist Unwissenschaftlichkeit höchsten Grades! In der Wissenschaft ist es so, man setzt sich ein Forschungsziel und forscht dann möglichst zielorientiert darauf hin, bis sich Forschungsergebnisse einstellen und Analysen erlauben. In aller Regel schließt sich darin natürlich ein, dass ein Forscher von der Zweckmäßigkeit und dem Erfolg seiner Forschung überzeugt ist, faktisch auch ein gewisser Glaube in Aufgabe und Zweck besteht.Erst glauben, dann verstehen wollen. Nicht umgekehrt. Nicht erst sie "wissenschaftlich" bewerten, verstehen wollen, und dann entscheiden, was davon von Gott und was von den Menschen kommt. Wer in dieser Reihenfolge handelt, ist einfach ein Ungläubiger. So tut man nicht mal in der Wissenschaft.
"Man muß nicht das Wissen beseitigen, um dem Glauben Platz zu machen. Vielmehr muß man bereits etwas glauben, um überhaupt von Wissen und Wissenschaft reden zu können." (W. Stegmüller S4, 33)
Die Wissenschaft ist immer und bei allen, Magd der Theologie. Geforrscht wird nur in der Richtung, in der man glaubt, gewisses Etwas entdecken zu können.
Falsch! Hier geht es dann explizit eben nicht mehr um Glauben, sondern um Wissen und Gewissheit.Um zum Glauben zu kommen, bedarf es also einer besonderen Begegnung mit Gott.
Je eindrucksvoller die Begegnung war, desto unerschütterlicher ist der Glaube.
Unsinn, dass ist eben nicht die Botschaft des Christentums. Denn Gott begegnete auch durch oder in anderen Menschen - laut Bibel – den Menschen. Die Botschaft des Christentums ist, Gott wurde Mensch. Also jetzt erzählst du aber Sachen…In Jesus begegnet Gott jedem - das ist die Botschaft des Christentums.
Willst du jetzt mit mir Schach spielen? Okay, nehmen wir nur die Beschneidung – wie nennt sie Paulus? Paulus hat ganz sicher – so zumindest meine heutige Überzeugung sich durch aus im Rahmen so mancher jüdischen Sekten bewegt, die auf ihre ganz besondere Eigenart Neuoffenbarungen und Schriftauslegungen zelebrierten, aber Fakt ist auch, dass vieles aus seinem Lehrgut eben sicher nicht dem damals gängigen Judentum entsprach, was nicht heißen muß, dass dieses gängige Judentum der Weisheit letzter Schluß ist.Kannst du mir vielleicht sagen, wo Paulus gegen diese Botschaft gelehrt hat? (um einen Grund zu haben, seine Schriften in Frage zu stellen)
Hat er aber gegen diese Botschaft nicht gelehrt, haben wir keinen Grund, seine Schriften in Frage zu stellen, auch wenn wir sie teils nicht verstehen, b.z.w. uns vorkommt, er habe gegen ... die Thora? gelehrt.
Du musst es dir selbst beantworten können, in wie weit deine Erkenntnisse und dein Glaube auf ein Schriftgut reduziert ist. Ich maße mir in solchen Sachen keine Urteile zu. Denn gelebter Glaube ist für mich etwas anderes als das Schreiben in einem Forum. Das hier ist Theorie.Mir wurde hier mehrmals vorgeworfen, Gott auf die Schrift einzuengen. Und das von Menschen, die einen Teil dieser Schrift, ja, nicht mal das, sondern eine bestimmte Auslegung eines Teils, der Thora, als Maßstab des Göttlichen halten. Weswegen sie auch die Schriften des Paulus, als von Gott inspiriert, ablehnen. Ist das nicht absurd?
Ich habe meinen Frieden mit Paulus gefunden, weil ich zu wissen glaube, aus wessen geistigen Strömungen seine Gedanken kommen. Wer will schon ernsthaft behaupten, dass nicht auch etwas göttliches darin verborgen sei? Ich nicht. Aber es hat keine Bedeutung für mich, weil ich nicht Paulus bin und auch nicht der Pauluspartei angehöre. Zudem sind seine Glaubensansätze eben wahrlich nicht in allem konform mit meinen Erfahrungen mit Gott. Und das ist gut so, denn wie sagte schon Paulus, wir schauen nur in einen Spiegel…Fakt ist, seine Botschaft sprach viele Menschen an und Fakt ist ebenso seine Botschaft sprach viele Menschen auch nicht an. Manche fanden damals Jakobus besser, andere Petrus und andere womöglich sogar Jesus, wer weiß.
Da gebe ich dir nun unbesehen recht und zwar aus rein wissenschaftlicher Sicht. Natürlich ist das Einengung. Doch genau das tat Paulus letztlich auch, indem er nur sein Christusbild gelten lasse wollte und seine Lehre als von seinem Christus gegeben, als einzig richtige ansah. Erst an seinem Lebensende kommt er zu der weisen Erkenntnis, Prüfe alles und das Beste behalte, ein wahrlich weiser Satz.Man läßt keinen Spielraum für die Interpretation der Thora zu (denn Paulus hat sie interpretiert, allerding nicht im orthodoxschen Sinne). Ist das nicht Gesetzlichkeit? auch wenn sie im Mantel der Wissenschaft steckt.
Man hat eine bestimmte (die einzig wahre!) Interpretation der Schrift. Und alles, auch in der Schrift, was nicht in diese Interpretation hineinpasst, ist nicht von Gott inspiriert, sondern einfach zeitbedingte menschliche Meinungen. Wer engt denn Gott ein?
Der kausale Zusammenhang ist in sich logisch für den Menschen, der die ganze Bibel als inspiriert ansieht. Das tun die wenigsten Gläubigen, noch weniger tun es die Wissenschaftler und noch weniger tun es die Bibel – Ungläubigen, denen ist es nämlich egal. Aber dir dürfte auch klar sein, dass wenn man für sich die ganze Bibel als inspiriert anerkennt auch ein anderer Punkt zum Tragen kommt, dass nämlich der inspirierte „Gott“ ein Bäumchen wechsle dich Spiel betreibt. Und in dessen Folge kommt es dann dazu, dass Tieropfer geboten werden, doch dann wieder nicht, die Tora ewig gültig ist und dann eben auch wieder nicht, etc, etc. Wie bitte, soll man mit solchen Widersprüchen um gehen?Wenn man aber die ganze Bibel, als von Gott inspiriert, annerkennt, muß man mehr nachdenken, um alles unter ein Dach und Fach zu bringen.
Und gerade in dem, man es tut, zeigt sich, daß man sich an die Schrift hält.
Ich sehe dein Bemühen alles unter einen Hut zu bekommen, dass tue ich übrigens auch, doch mein Ansatz ist eben auch ein ganz anderer, ich frage nämlich, wie sind diese Widersprüche entstanden und wie lassen sich diese dann zusammen bringen und hier gibt es tatsächlich ein treffendes Wort dafür, es heißt Dynamik. Religionen sind nun einmal dynamische Systeme in dem sich gewisse Konstanten verändern und das ist im Judentum nicht anders als sonst wo. Und weil das so ist, können sich aus sog. Mutterreligionen ganz neue Religionen herausbilden, die sich dann mit anderen Mutterreligionen sogar in eine Symbiose begeben. Das ging dem "Judentum" übrigens nicht anders wie dem Christentum und anderen Religionen. Ab einem bestimmten Punkt der Religionsentwicklung versucht man eine gewisse Konstante zu halten z.B. durch Glaubensbekenntnisse oder Katechismen, durch Schriftfestlegungen oder Kultformen. Doch irgendwann werden auch diese sich auflösen und das alte Spiel beginnt erneut. So ist es nun einmal mit den menschlichen Religionen. Und im Bezug auf Paulus und andere Leute seiner Zeit z.B. Philo, hat man eine gewisse Konstante durchbrochen, was unweigerlich zu einer Neuen Religion führen musste – dem Christentum, dass sich dann mit anderen Religionen gegen die Mutterreligion entwickelte. In der Religionsentwicklung eigentlich ein normaler Prozess. Die einen sehen nun diese dynamische Entwicklung als Fortschritt an – das tust du z.B. und für andere ist es Verrat an der Mutterreligion und dessen Konstanten. Genau die gleichen Verhältnisse spiegeln sich im Tanach wieder, wo Altes gegen Neues kämpft und ebenso im N.T.. Ich sage, beide Seiten haben ihre Berechtigung dann, wenn der eine durch den anderen nicht zu Schaden kommt, was leider nur all zu oft geschah, nämlich jeweisl geprägt durch die Machtverhältnisse.
Für mich stellt sich jedoch nicht die Frage ob jetzt das System „Judentum“ das nicht vor 1000 v. Chr. ernsthaft greifbar ist das Richtige ist, oder das System Christentum, dass erst ab 100 n. Chr. ernsthaft greifbar ist, sondern die Frage was war davor? Gott wirkt und offenbart sich ja nicht erst seit 3000 Jahren? Und je mehr man sich mit der Materie der Religionsgeschichte der letzten 5000 Jahre beschäftigt (und genau ab da kann man eine unheilvolle Entwicklung festmachen die bis heute anhält), um so deutlicher wird mir zumindest, dass sich Religionen immer im Kreise drehen und alles nur ein Aufguss alter Geschichten ist, inklusive der Theologien und Glaubensansichten. Eben wie Kohelet, für mich der einzig über den Tellerrand schauende Weise in der Bibel, beschreibt: Alles war schon einmal da – es gibt nichts Neues unter der Sonne…(und jetzt ganz frei) deshalb tut ihr gut daran Gott zu lieben und auf elementare ethische Gesetzmäßigkeiten zu achten, wie z.B. nicht zu klauen, zu morden, etc (was du nicht willst das man dir tut…). Ich minimiere wie Kohelet und stelle fest, es ist das Einzige, was letztlich erfüllenden Sinn macht. Und in einem muß ich ganz besonders Kohelet Recht geben (es gibt nichts Neues unter der Sonne), es gab schon so viele Gottessöhne, Menschenerretter, Gesalbte / Messiasse, Geopferte, sich Opfernde, Menschengötter und Gottmenschen in den letzten 5000 Jahren, das einem schon tausendfach die Sünden vergeben sein müssten, allein schon durch diese „Helden“ und deren begleitende Opfertheologie, die sich seit 5000 Jahren ständig wiederholt.
In diesem Sinne, um den religionswissenschaftlichen Blickwinkel wieder zu verlassen, ist es letztlich deine private Angelegenheit, sich diesem oder jenem Kult oder Religion verpflichtet zu fühlen. Du kannst nicht erwarten bei „Anhängern“ einer Mutterreligion Beifall zu finden. Und dies bekam auch Paulus nicht, der von Israeliten Torabrecher beschimpft wurde aber ebenso von Hellenisten als stohender Sophist und Fälscher - der die Worte der großen Philosophen verdreht und für seine Ziele benutzt. Das muß man eben aushalten können, wenn man von seinem Glauben überzeugt ist und diesen dann öffentlich vertritt. Da geht es mir übrigens auch nicht anders.
Absalom
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