@Zeuge
Dein Engagement für die Gemeinschaft in Gott und gegen den Individualismus in Ehren, aber ich fürchte ich verstehe immer noch nicht so recht, wo die Eckhartsche Philosophie einem Individulismus frönen sollte.
Wenn das Substantielle(http://www.aurora-magazin.at/wissens...t_kant_frm.htm) mit sich selbst identisch ist und also das Eine ist, was völlig unterschiedslos und einig nicht nur das Gleiche, sondern das Selbe ist, nämlich Gott der Eine, dann gibt es da keinen Individualismus, sondern alleine Gott, den man sich aber nicht als Individuum vorstellen darf (den man sich nämlich gar nicht vorstellen kann), sondern der jenseits aller menschlichen Vorstellung sein mag was er will, wir können ihn nicht erkennen, wir können uns ihn nicht vorstellen. Deshalb ja auch negative Theologie, die jede positive Bestimmung von Gott verneint, also auch den angeblichen Individualismus seines Wesens.
Wir Menschen erkennen aber in dieser Welt eine ins Vielfältigste zerteilte, von uns als Realität bezeichnete, so genannte Wirklichkeit. In dieser Wirklichkeit geben wir uns selbst dann die Bezeichnung Individuum, definieren und erleben uns als Person mit einem „Ich-Erleben“, das getrennt von anderen „Ichs“ sein Leben erlebt und in der Auseinandersetzung mit den so oder so erkannten Dingen (Ich, Du, Er, Sie, Es...) seinen Alltag gestaltet.
Nach Eckhart sind das aber nicht die wirklichen Dinge, sondern nur die im Erkennen konstruierten. Die wirklichen Dinge (Kant würde sagen „die Dinge an sich“) kennen wir gar nicht und können sie nicht kennen, da uns jedes Ding nur in der Erscheinung vorstellbar ist. Eckhart spricht nun im Gegensatz zu Kant aber nicht von Dingen an sich, sondern vom einigen Einen, dass für ihn Gott ist. Und da dieser Gott unerkannt ist, war und sein wird, kann man ihn natürlich nicht mit dem Begriff des Individualismus beschreiben.
Es ist im Gegensatz sogar viel mehr so, dass „Eckharts Gott“ in nicht zu übertreffender Weise das Gegensätzliche (also das Individuelle, allein für sich Stehende) im Einen vereinigt und also jede Form des Dualismus, der Gegensätzlichkeit, des Individualismus, des nur für sich allein stehens überwindet und in der göttlichen Substanz vollendet, die allein Realität, Wirklichkeit und Wahrheit ist.
Deshalb besteht in der Substanz auch keinerlei Unterschied zwischen Dir und mir, oder Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher. Wir sind eins in Gott, weshalb ich mir auch schaden würde, würde ich Dir schaden. Eine tiefere Verbindung ist zumindest mir nicht denkbar, den substantiell bin ich ja mit Dir identisch, völlig unterschiedslos ein und das Selbe. Da wird die Nächsten- und Fernstenliebe nicht zum Gebot, sondern zur Notwendigkeit aus Vernunft-, aus Einsichtsgründen. Und einem Individulismus, der nur sich und seine Bedürfnisse betrachtet und dem alles andere egal ist, ist mit dieser Philosophie, diesem Glauben, vollends der Boden unter den Füßen weggezogen und unmöglich geworden.
LG
Provisorium
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