Lieber Zeuge,
mir ist natürlich sehr bewusst, welche seltsamen Entwicklungen entstehen, die besonders im Zusammenhang mit vagen kulturreligiösen Aussagen verbunden werden. Oft ist es eine regelrechte Versklavung der menschlichen Natur die einhergehen. Das fängt nicht nur bei sog. Speisegeboten an, die zwar in sich durchaus medizinischen und ernährungsbiologischen Sinn machen, wie die moderne Ernährungswissenschaft belegen konnte. Hier bin ich sogar geneigt zu sagen, dass wenn es um den gesunden Erhalt des Lebens geht man unbedingt darauf achten sollte. Warum sollte man die Erfahrungen früherer Generationen missachten? Dies allerdings als allgemeingültig für die Welt zu postulieren ist meines Erachtens eine Anmaßung! Diese Gebote galten Israel in besonderer Weise und letztlich wissen wir ja – ganz nüchtern betrachtet-, dass Israel diese von seinen umliegenden Nachbarn – die vor ihnen dort schon lebten - übernahm, weil es überlebensnotwendig in dieser Region war. Was allerdings darüber hinaus für ein „Budenzauber“ veranstaltet wird, ist schon mehr als fragwürdig.
Das man Menschen zwingt, sich die haare zu schneiden um dann letztlich doch Perücken zu tragen (Ultraorthodoxe Frauen) ist ein Baruch aus dem alten Ägypten und macht meines Erachtens genau so wenig Sinn, wie das tragen von Schleiern oder Kopftüchern aus religiöser Motivation – bis hin zur Verstümmelung von Menschen aus religiösen Gründen.
Wenn ein Mensch für sich das als richtig erachtet, dann sollte er das tun, aber nur dann! Gott wird man dadurch sicher keinen Millimeter näher kommen.
Doch wenn ich mir den Buchstabenglauben der Religionen – egal ob Judentum, Islam oder Christentum anschaue, so ist dies für mich immer wieder ein ganz erstaunliches Feld. Nämlich mit welcher Akribie hier jeweils für sich entschieden wird, welche Buchstaben nun wie und wo zu gelten haben – man nennt es auch Auslegung oder besser noch Theologie. Da nimmt z.B. für sich das Christentum in Anspruch das wahre Israel zu sein, doch tut genau das Gegenteil von dem, was Israel geboten ist. Ja und Israel erklärt anderseits die Tora von Gott gegeben aber entscheidet sich dann doch eher gegen diese, weil sie faktisch und praktisch nicht praktizierbar ist, was natürlich auch das Christentum so handhabt. Der Islam ist da schon konsequenter und schreibt diese wenigstens nach seinen Bedürfnissen um, hält sich aber auch daran längst nicht. Geht man so mit „Gottes Wort“ um? Oder haben wir es hier mit der Halbherzigkeit von Wortwörtlichnehmern zutun oder gar mit Religionsstrategen, die diese Worte ihren Bedürfnissen anpassen? Oder ist es einfach so, dass wir immer dann Gott vorschieben dürfen, wenn uns etwas nicht passt, um ihn zum Fürsprecher für Aufheben oder Inkrafttreten zu benennen? Oder wollten sich die Autoren der Schriften gar nicht so wortwörtlich verstanden wissen und schrieben nur das auf, was in ihrer Zeit, ihrer Situation, ihren Verstehen erkannt oder angenommen wurde? Und haben spätere Redakteure dies zum Anlass genommen um für ihre Zeit darauf ein Lehrgebäude von Verbindlichkeiten zu begründen, was man schlechthin als Religion bezeichnet, welche aus Traditionen erwachsen ist?
Ich bin davon überzeugt, dass kein Buch der Welt uns von der ganz innigen und persönlichen Beziehung zu Gott befreien kann und dazu brauche zumindest ich kein Buch, sondern offene Ohren, offen Augen und vor allem ein offenes Herz! Ich glaube, nein ich weiß, Gott ist mächtig genug, mir persönlich zu sagen, was dran ist und was nicht für mein Dasein. Und faktisch ist es so bei mir, dass sich vieles mit Aussagen der Bibel deckt, vieles aber eben auch nicht und genau hier horche ich sehr auf und ergründe warum dies nicht so ist und diesen Themen stelle ich mich dann auch. Bisher stellte sich immer heraus, dass dahinter nicht Gott, sondern oftmals ganz übles menschliches Kulturgut steckt. Das fängt beim Satansmythos an und hört noch lange nicht beim christlichen Jesusmythos auf.
Letztlich muß aber ein jeder Mensch selbst für sich entscheiden, ob der einem allgemeingültigen papiernen Theologiegott nachjagt oder einem persönlichen Schöpfergott.
Absalom
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