Hallo Isaak,
Ich selbst weiss umgekehrt nicht allzu viel über das Judentum. Die Person Judas ist aber deswegen so interessant, weil sie quasi ein Scharnier, eine Schnittstelle zwischen Christentum und Judentum darstellt. Judas war ein Anhänger von Jesus und gleichzeitig durch und durch Jude. Er wurde vom Christentum früher als Sündenbock missbraucht, und damit das gesamte Judentum diskriminiert. Umgekehrt ist aber sein Verrat unlogisch, er erfüllte dadurch die Schift, er zeigte tätige Reue. Er war vom Gefühl und Verstand sowohl Christ und Jude. Und er ist daran zerbrochen. Und mit seinem Suizid berührt er ein Tabuthema, an dem sich bis heute die Kirche die Zähne ausbeisst.
Wenn ein überzeugter Christ sagt: Judas war ein Christ, so wie ich es auch bin.
Wenn ein überzeugter Jude sagt: Judas war ein Jude, so wie ich es auch bin.
Dann haben beide Recht! Dann stäuben sich aber sowohl beim Christ als auch beim Juden die Nackenhaare, zum Einen wegen dem religiösen Vergleich, zum anderen weil man nicht gern mit einem Selbstmörder verglichen wird. Aber dennoch: am Beispiel Judas sieht man, das Christen und Juden nicht nur im AT die gleichen Wurzeln haben, sondern sie sind sich auch ähnlich, am klarsten sichtbar in der Person von Judas.
Sozusagen: Judas hat auch diese Chance genutzt, dass Juden und Christen sich, wie z.B. in diesem Thread, verstehen lernen. Und dass sich Juden und Christen auch erst einmal jeweils selbst verstehen lernen.
Gruss, Picus
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