@Zeuge
Die Philosophie von Meister Eckhart ist reinster Neuplatonismus. Das Christentum hat sich in seiner Entwicklung und seinem Verständnis aber eher aus dem Platonismus, mit ein bisschen Aristotelismus im Kontext "jüdischen Denkens" heraus entwickelt. Schon Nietzsche (und der wusste in diesem Fall ganz genau wovon er sprach) nannte das Christentum Platonismus fürs Volk.
Genaueres könnte uns da sicher absalom sagen, der mir ein Spezialist auf diesem Gebiet zu sein scheint.
Wie auch immer, die neuplatonische Interpretation des christlichen Glaubens ist der Inquistition zum Opfer gefallen und das Grundlegende an dieser Interpretation, nämlich der Einheitsglaube und die negative Theologie, ebenfalls.
Mit dieser Interpretation lässt sich nämlich nur sehr schlecht Religion machen, weil man sich eben über einen Gott, über den man keine gültige Aussage machen kann, schlecht streiten kann.
Der Hinduismus lehrt im Übrigen auch einen Einheitsglauben: Brahman ist Atman heißt es schon 750-500 v. Chr. in den Upanishaden. Und der Buddhismus lehrt ihn ebenfalls. Lediglich in der individuellen Ausprägung kommt es dann zu unterschieden, die Essenz ist identisch, weshalb vermöge der negativen Theologie und dem Glauben an Gott als den Einen, eine größtmögliche Harmonie und Gleichwertigkeit zwischen den einzelnen Religionen möglich wäre und man wahrhaft Bruder und Schwester zueinander sagen könnte.
Dafür setze ich mich ein. Zumal es auch in den so genannten abrahamitischen Religionen, unter den als Mystikern bezeichneten Richtungen (christlische Mystik, Kabbala, Sufismus) zu erstaunlichen Übereinstimmungen im „Gotterleben“ kommt.
Für mich ist Gott kein Anhänger einer bestimmten Religion, sondern gleichwertig in jeder Religion zu finden, wenn das Herz und die Seele des Gläubigen nach ihm trachtet. Daher wende ich mich gegen jede Art von Absolutismus und Exklusivität im Glauben, die behauptet, den einzig richtigen Weg zu Gott zu kennen.
Ich persönlich aber bin ein Kind des Christentums, habe meinen Glauben anhand meines Verständnisses der Bibel geschult und gelebt. Ich gehe jetzt seit 25Jahren mit Gott und mein anfangs durch und durch positives Gottesbild, wurde mir mit der Zeit in ein negatives „verwandelt“, was seinen Ausdruck erst nach der „Verwandlung“ in der Philosophie Meister Eckharts fand.
Diese Philosophie, in Deinen Worten, als „Gott dieser Weltzeit“ zu heißen, macht Dich zum Richter über das rechte Verständnis Gottes, das Du aus Deinem Verständnis der Bibel heraus interpretierst und heizt zumindest geistig wieder den Scheiterhaufen an, auf dem, nach Deinen eigenen Worten, dieser Gott aus der Welt entfernt werden wird.
Dieser Gott aber ist nicht von dieser Welt, wie Du ja eigentlich schon selbst eingesehen hattest und entsprechend auch nicht aus dieser Welt zu entfernen.
Sein Geist lebt in der Substanz, im Innersten der Seele eines jeden Menschen und diese Substanz ist ebenfalls nicht aus der Welt zu entfernen, weil sie nicht Teil dieser Welt ist. Sie ist das Reich Gottes. Das Reich kommt nicht, es ist da!
LG
Provisorium
Lesezeichen